Filmverbände – Repräsentanz – Genderpolitik

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BFFS-Mitgliederversammlung 2014: Der Saalname als gutes Omen? Foto: SchspIN

Das Kabinett der Bundesregierung hat am 11. Dezember die Einführung einer 30 % Genderquote für die Aufsichtsräte der 108 stärksten DAX-Unternehmen ab 2016 beschlossen.
Wie sieht es eigentlich in Bezug auf Mann/Frau-Repräsentanz in den Filmverbänden und ihren Vorständen aus, und wirkt sich eine größere Repräsentanz von Frauen in Vorständen auf die Genderpolitik des Verbands aus? Dazu zwei Beispiele, der Regieverband BVR und der Schauspielverband BFFS.

DIE FILMVERBÄNDE UND IHRE VORSTÄNDE

Die Filmverbände und auch ihre Vorstände sind unterschiedlich groß. Verbände mit weniger als 100 Mitgliedern sind beispielsweise Casting (37 Mitglieder), Locationscouts (43), Stunt (97) und Animationsfilm (24). Die beiden Zweige vom VSK haben 75 (Szenenbild) bzw. 45 (Kostümbild) Mitglieder. Am mitgliederstärksten sind der Verband Deutscher Tonmeister (1970 Mitglieder) und der Bundesverband Schauspiel (2512 Mitglieder).

Prozentual gendermäßig relativ ausgeglichene Mitgliederzahlen weisen die Verbände Produktion, Drehbuch, Requiste/Set Decorator, Locationscouts, Filmschnitt, Schauspiel, Animation und Dokfilm auf. ,Typische Frauengewerke’ sind Kostüm und Maske, ,typische Männergewerke’ sind Kamera / Fernsehkamera, Beleuchtung, Ton und Stunt (,typisch’ bedeutet mehr als 80 %).
Die einzelnen Vorstände bestehen aus 3 bis 12 Leuten.

Frauen und Männer in den Vorständen von 18 Filmverbänden

Diese Zahlen sind nur bedingt aussagekräftig, weil sie nicht in Relation zu den Frauen- bzw. Männeranteilen unter den Mitgliedern stehen. Die proportionale Repräsentanz lässt sich allerdings über den FVM-Quozienten ersehen. Hat dieser den Wert 1, ist der Frauenanteil im Vorstand genauso groß wie im Verband, egal ob es jeweils 60 % Frauen sind oder nur 10 %. Ist der Frauenanteil im Vorstand höher als unter den Mitgliedern ist auch der FVM-Quozient > 1, ist er niedriger dann ist der FVM-Quozient < 1. [caption id="attachment_5420" align="alignleft" width="573" caption="Relative Repräsentanz von Frauen in Vorständen"][/caption]

Die drei Verbände mit FVM-Quozienten von 0 sind ,typische’ Männergewerke. Beleuchtung, Ton und Fernsehkamera. In den 3 ,typischen’ Frauengewerksverbänden BVC, Maske und Kostüm sind die Männer in den Vorständen jeweils überrepräsentiert (deshalb FVM-Werte unter 0, denn die zeigen ja die relative Frauenrepräsentanz).

Die höchsten FVM-Quozienten haben die Bundesverbände Filmton (4,2) und Regie (1,9). Ganz unten – nach Abzug der 3 Verbände ohne Frauen im Vorstand – kommt leider schon der BFFS mit FVM = 0,3! Nur 14 % Frauenanteil (1 von 7 Sitzen) im Vorstand bei fast 52 % Schauspielerinnen unter den Mitgliedern, was rechnerisch 3,6 Sitzen entsprechen würde.

Ein stärker weiblich besetzter Vorstand bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich Gedanken zur – eventuell benachteiligten – Situation von Frauen gemacht werden. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die umfassende Beschäftsumfrage, die der Verband der Filmschaffenden Anfang 2014 veröffentlichte und in der das Geschlecht nicht abgefragt wurde, und das obwohl der Verband mehrere Frauen in Verbandsspitze und Geschäftsstelle hat.
Aber wenn fast oder gar keine Frauen in einem Vorstand vertreten sind, dann stehen die Chancen definitiv schlecht für eine Thematisierung der Situation weiblicher Filmschaffender im jeweiligen Gewerk, schlecht für eine Analyse, schlecht für Aktionen. Dies wird im folgenden anhand von zwei Beispielen betrachtet – den Regisseur/innen (BVR: VFM = 1,9) und den Schauspieler/innen (BFFS: VFM = 0,3).

(DER BUNDESVERBAND) REGIE UND GENDER/-POLITIK

Der Bundesverband Regie (BVR) vertritt Film- und Fernsehregisseur/innen (zZt. 132 Frauen, 439 Männer), auch als Drehbuchautor/innen und Produzent/innen, sowie Regieassistent/innen und Script/Continuities – allerdings keine Theaterregisseur/innen

Von der Mitgliederversammlung im Februar 2014 wurde außerdem mit überwältigender Mehrheit die Erstellung eines Regie-Diversitätsberichts beschlossen, der die Regievergabepraxis in den fiktionalen Primetime-Programmen – d.h. zwischen 18 und Uhr – von ARD und ZDF 2010 bis 2013 sowie die in diesen Jahren im Kino ausgewerteten Spiel- und Dokumentarfilme analysieren sollte.
9 Monate später, im November 2014, wurde dieser umfangreiche und sehr informative Bericht anlässlich der TAGE DER REGIE in München den BVR-Mitgliedern und der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Viele Redaktionen und Produktionsfirmen sind sich aufgrund eines fehlenden Diversitäts-Monitorings bisher nicht über die niedrige Beschäftigungsrate von Regisseurinnen in den eigenen Serien, Reihen und Fernsehfilmen bewusst.“ heißt es in dem Bericht, der außerdem anregt, dass Sender und Filmförderanstalten künftig das Monitoring selber in die Hand nehmen.

Zwei Zahlen, stellvertretend für viele:
• Lediglich 11 % der Gesamtsendeminuten aller fiktionalen Primetime-Programme von 2010-13 wurden von Regisseurinnen inszeniert.
• Mehr als die Hälfte der untersuchten Serien hatten in den vier Jahren keine Regisseurin, in keiner Folge.

Wie kommt es zu einer Regievergabe, ist das der berühmte Zufall? Bewerben sich schlicht kaum Regisseurinnen? Wird auf Altbewährte, Bekannte zurückgegriffen, so dass Neue gar nicht erst in den Regie-Kreislauf kommen (Vorabendserie, große Serie, TV-Reihe, Fernsehfilm, Kino)? Ist etwas dran an den Gerüchten, dass manche Redaktionen grundsätzlich keine Regisseurinnen engagieren, und dass manche Serien-Hauptdarsteller nicht bereit sind, mit Regisseurinnen zusammenzuarbeiten? Fragen über Fragen..

Der Diversitätsbericht soll in Zukunft jährlich erscheinen, und nächstes Mal zusätzlich den ethnisch-kulturellen Hintergrund und die Altersstruktur der Regisseur/innen auswerten.

Vielleicht kann außerdem der Frage von Regisseurin Connie Walther nachgegangen werden (siehe taz vom 27.11.14, „Es wäre ein Leichtes“): „Wie viele Regisseure verbergen sich eigentlich hinter den knapp 90 Prozent? Ich vermute: Es gibt ein, zwei Handvoll Regisseure, die arbeiten bis zum Umfallen und die anderen schauen komplett in die Röhre“.

Doch zurück zu diesem ersten Diversitätsbericht. Was kann er bewirken, was sind mögliche Konsequenzen?
Einzelne Regisseur/innen haben sich bereits öffentlich geäußert, und auch der BVR-Geschäftsführer Dr. Jügen Kasten („Kaum Regisseurinnen bei ARD und ZDF – Das männliche Treueprinzip“, taz 10.11.14):

„Der BVR weiß noch nicht, welche politischen Forderungen er aus der Studie ableitet. Eine Quote lehnen die meisten Mitglieder aber ab. In einem künstlerischen Metier könne sie keine Lösung sein, meint BvR-Geschäftsführer Jürgen Kasten. „Wir müssen vermeiden, dass ein Riss in den Verband kommt. Wir vertreten Männer und Frauen gleichermaßen und dürfen nicht mit der politischen Forderung ’Quote‘ die Beschäftigungssituation der Männer gefährden.“

Das mit der Quote ist so eine Sache, denn sie wurde weder auf der Mitgliederversammlung 2014, die den Diversitätsbericht beschloss, diskutiert noch hat es seitdem eine Umfrage dazu gegeben. Und wie geht ,mehr Jobs für Frauen ohne den Männern welche wegzunehmen’? Aber vielleicht ist mit „gefährden“ ja nur gemeint, dass es zu keiner Umkehrung der Verhältnisse kommen soll, also nicht zu 89 % Regisseurinnen- und 11 % Regisseure-Sendeminuten, sondern zu mehr Chancengleichheit und weniger Einseitigkeit?
Eine Möglichkeit wäre – rein theoretisch! -, einfach mehr Filme und Serien zu produzieren, die dann anstelle der ewigen Wiederholungen und internationaler Importe / Wiederholungen gesendet würden, dann stünden logischerweise mehr Regieposten zur Verfügung. Das würde natürlich teuer. Wenn aber nicht mehr produziert wird, bedeuten mehr Regiesessel für Frauen zwangsläufig: weniger für Männer. Ist klar.

Das Stichwort Quote ist bereits gefallen, deshalb ein kurzer Exkurs zu der 2014 von Regisseurinnen gegründete Initiative Pro Quote Regie, die ihre knappere Analyse der deutschen Regiesituation in einen internationalen Kontext stellt und klare Forderungen aufstellt:

• eine Studie zu Werdegang und beruflicher Situation von Regisseurinnen, sowie zur Vergabepraxis von Sendern und Fördergremien
• eine paritätische Besetzung der Entscheidungsgremien aller Filmförderungen
• eine Quote für die Vergabe von Regie-aufträgen im Fernseh- und Filmbereich:
o 30% Frauenquote in 3 Jahren,
o 42% in 5 Jahren und
o 50% in 10 Jahren.

Die erste Forderung ist besonders wichtig, denn im Augenblick kann über Gründe für den Status Quo nur spekuliert werden. 42 % Frauenanteil unter den Absolvierenden an Filmhochschulen im Regiefach, aber nur 23 % aktive Regisseurinnen in der crew united Datenbank und nur 11 % Frauenanteil an den gesendeten Primetime-Fernsehminuten – wie kommt das? Kann es an der Qualität liegen („Regisseure sind einfach besser“), wenn fast genauso viele Frauen wie Männer an Filmhochschulen angenommen werden und diese erfolgreich abschließen? Auch die Vermutung „Die kriegen dann Kinder und wollen nicht mehr so viel oder gar nicht mehr arbeiten“ steht nur so im Raum, ohne Nachweis.

Den Aufruf von Pro Quote Regie haben bislang über 250 Regisseurinnen unterschrieben, und (leider erst) rund 10 Regisseure mit ihrer Unterschrift unterstützt, darunter Edgar Reitz, Anno Saul und Volker Schlöndorff. Vielleicht bezieht sich die Aussage von BVR-Geschäftsführer Kasten auf diesen Mangel an Regisseursunterschriften?
Auch eine breite Unterstützung durch Filmschaffende anderer Gewerke, geschweige denn durch Vorstände anderer Verbände, blieb bislang aus. Lediglich vom BFFS Vorstand gibt es eine Unterschrift (Julia Beerhold, einzige Frau im 7-Leute-Vorstand). Warum?

Quote ist ja leider für viele ein Reizwort – das zeigen aktuell die Diskussionen um die Einführung der Genderquote für Aufsichtsräte der Top DAX Unternehmen. Aber wie bereits angemerkt, es geht um Teilhabe, um relative Repräsentanz, um Vielfalt und um besseres Fernsehen – und das sind weder Kampfbegriffe noch weibliche Provokation.

(DER BUNDESVERBAND) SCHAUSPIEL UND GENDER/-POLITIK

Beim BFFS ist im Vergleich zum BVR alles so ziemlich anders, was nur geht. Der Verband hat wesentlich mehr Mitglieder (über 2.500), unter denen Frauen und Männer grob 50:50 verteilt sind. Im Vorstand (beim BVR 4 Frauen, 5 Männer) sitzen 6 Männer und 1 Frau. Logischerweise gibt es aktuell da auch keinen wachsenden Frauenanteil, im Gegenteil, vor 2 oder 3 Jahren wurden die Sitze von 6 auf 7 erhöht, und der Neue war wieder ein Mann. Eine Gemeinsamkeit gibt es aber: auch der BFFS hat eine männliche Geschäftsführung, wobei es ,bei uns’ (ja, ich bin Mitglied) gleich zwei geschäftsführende Justiziare gibt. Dazu hat der BFFS auch noch einen Beirat, in den der Vorstand kürzlich Helmut Markwort (Jg. 1936) berief, Jobst Plog (Jg. 1941) war vorher schon drin.

Angesichts dieser geballten Männlichkeit (die einzige Vorstandfrau nimmt aktuell eine mehrmonatige Auszeit) erstaunt nicht wirklich, dass es keine bemerkbare Genderpolitik des Verbands gibt – und das heißt in diesen Fall: seitens des Vorstands, denn der BFFS ist tendenziell oligarchisch strukturiert.

Aber können die Mitglieder nicht trotzdem etwas tun? Der Antrag zum BVR-Diversitätsbericht kam ja auch aus der Mitte der Mitglieder und wurde von fast allen angenommen (und dann zügig umgesetzt). Also könnte die BFFS-MV etwas ähnliches beantragen, oder noch viel mehr, einfach weil wir es können, denn wir sind ja viel mehr!

„Ja natürlich!“ diese Antwort liefert ein Blick in die Satzung. Mitglieder können Anträge stellen (und werden sogar dazu angehalten, dazu später mehr), denn es heißt in § 20 „Durchführung der Mitgliederversammlung“ Punkt 10: „Anträge zur Mitgliederversammlung werden nur behandelt, wenn der jeweilige Antragsteller in der Mitgliederversammlung anwesend ist und seinen Antrag begründet.“
Besonders gefällt mir § 12 „Pflichten der Mitglieder“: „Die Pflichten aller Mitglieder sind, die Zwecke und Ziele des Vereins nach besten Kräften zu fördern, (…).“
Nichts mit Beschlüsse und Berichte vom Vorstand bloß abnicken, Mitgestalten ist gefordert.
Und schließlich ein dritter lobenswerter Paragraph, „§ 28 Beiträge, Gebühren und Umlagen“: „Mitgliedsbeiträge und Umlagen werden von der Mitgliederversammlung im Rahmen einer Beitragsordnung festgesetzt.“ Auch gut und wichtig!

Das Ganze hat bloß einen Schönheitsfehler: die Zitate stammen nicht aus der BFFS- Satzung, sie stehen in der Satzung des BdS e.V., des Bundesverbands der Stuntleute, also quasi unserer Stiefgeschwister, denn sie sind die einzigen anderen professionellen Filmschaffenden, die neben uns Schauspieler/innen – bzw. oftmals für uns – vor der Kamera stehen.

Und die Stuntleute gehen noch einen Schritt weiter: Wenn der Termin für die MV erstmals an die MItglieder verschickt wird – die klassische „save the date“-Vorankündigung – steht die Aufforderung, Vorschläge und Anträge einzubringen mit dabei, und wenn dann die förmliche Einladung kommt steht auf dem Antwortformluar nicht nur „ich nehme teil / nicht teil“ sondern außerdem zwei freie Felder für Vorschläge und Anträge.

Laut BFFS-Satzung können Mitglieder keine Anträge für die Mitgliederversammlung stellen (und die MV setzt auch nicht die Mitgliedsbeiträge fest, das macht der Vorstand, der auch alleine den Beirat bestellt). Das ist aber nicht nur auf dem Papier so, ich habe das mit dem Antrag vor 2 Jahren probiert, als ich frisch im Verband war und die Satzung nicht gelesen hatte – Anträge gehen an den Vorstand und der entscheidet, was aus ihnen wird.

Diese Satzung und die jahrelange Praxis haben meines Erachtens im Schauspielverband dazu geführt, dass die Politik des BFFS, die Ausrichtung, die Schwerpunktthemen einzig durch den Vorstand bestimmt und größtenteils durch ihn gestaltet werden. Den Mitgliedern (sie werden in der BFFS-Satzung nicht extra erwähnt, es gibt nur § 2 Mitgliedschaft und § 6 Mitgliederversammlung) bleibt – zugespitzt formuliert – das Abnicken und das Masse-Darstellen.
Das kann funktionieren, und auf diese Art und Weise hat der BFFS ja auch schon viel erreicht. Aber ich finde es nicht demokratisch, wenn eine Handvoll die Linie der Verbandspolitik bestimmen. Denn das heißt auch, dass sie entscheiden, für welche Themen gerade kein Platz ist. Natürlich gibt es sehr viele Bereiche in denen es für uns Schauspieler/innen aktuell ,brennt’. Aber die benachteiligte und alarmierende berufliche Situation für Schauspielerinnen – wohlgemerkt, für die Hälfte der Mitglieder und für Hälfte aller in unserer Berufsgruppe – ist schon zu lange auf die lange Bank geschoben worden. 2010 – schon ne Weile her – wurde im Auftrag des BFFS von Bührmann et al. eine Studie durchgeführt (siehe dazu: Kino, Kinder Karriere?), aus der deutlich hervorging, dass die wirtschaftliche Situation für Schauspielerinnen noch schlechter ist als die für Schauspieler. Hatte dieser Aspekt der Studie – es ging primär um andere Fragen – irgendeine Konsequenz, führte das zu einer speziellen Presseerklärung, zu einer Kampagne, irgendwas? Ja sicher, es soll demnächst mal wieder eine Studie geben. Aha.

Dass es seit diesem Sommer die Unequal Pay-Kampagne beim BFFS gibt, nun, das war einer meiner geplanten Anträge damals für die Mitgliederversammlung, wo sie ja nie landeten und folglich auch nicht diskutiert wurden. Und ich glaube eine Kampagne hätte objektiv nach außen und innerhalb des Verbands einen anderen Stellenwert, wenn sie von der Mitgliederversammlung initiiert und beschlossen wird. Nicht von oben – per Vorstandsbeschluss – sondern von der Basis, klassische Demokratie. Wobei ich mich natürlich sehr freue, dass Vorstandsfrau Julia Beerhold dem Vorschlag nach kurzer Zeit sehr aufgeschlossen gegenüberstand und die Kampagne vermutlich auch im Kreise ihrer Kollegen durchgesetzt hat. Aber sie ist nun mal die alleinige Frau im Vorstand, und es wirkt so, als ob alles, was unter „Frauenthema“ gefasst werden könnte ihr obliegt – wobei die Retro Reality im Fernsehen – d.h. deutlich mehr Männer- als Frauenrollen, ein Verschwinden von Frauenrollen ab 40, antiquierte Geschlechterstereotype – kein Frauenthema ist, sondern ein gesellschaftliches, ökonomisches, politisches.

Zur Mitgliederversammlung 2014 waren weniger als 100 Mitglieder gekommen. Als nach 4, 5 Stunden der Vorstand (wieder-)gewählt wurde, waren gerade noch 88 Stimmen über Anwesende und Stimmrechtsübertragung vertreten. Das sind 3,5 % aller Mitglieder. Fairerweise muss gesagt sein, dass der Vorstand auch unglücklich oder eher unzufrieden mit der schwachen Anwesenheit war. Aber mal ganz unter Dass es seit diesem Sommer die Unequal Pay-Kampagne beim BFFS gibt, nun, das war einer meiner geplanten Anträge damals für die Mitgliederversammlung, wo sie ja nie landeten und folglich auch nicht diskutiert wurden. Und ich glaube eine Kampagne hätte objektiv nach außen und innerhalb des Verbands einen anderen Stellenwert, wenn sie von der Mitgliederversammlung initiiert und beschlossen wird. Nicht von oben – per Vorstandsbeschluss – sondern von der Basis, klassische Demokratie. Wobei ich mich natürlich sehr freue, dass Vorstandsfrau Julia Beerhold dem Vorschlag nach kurzer Zeit sehr aufgeschlossen gegenüberstand und die Kampagne vermutlich auch im Kreise ihrer Kollegen durchgesetzt hat. Aber sie ist nun mal die alleinige Frau im Vorstand, und es wirkt so, als ob alles, was unter „Frauenthema“ gefasst werden könnte ihr obliegt – wobei die Retro Reality im Fernsehen – d.h. deutlich mehr Männer- als Frauenrollen, ein Verschwinden von Frauenrollen ab 40, antiquierte Geschlechterstereotype – kein Frauenthema ist, sondern ein gesellschaftliches, ökonomisches, politisches.

Zur Mitgliederversammlung 2014 waren weniger als 100 Mitglieder gekommen. Als nach 4, 5 Stunden der Vorstand (wieder-)gewählt wurde, waren gerade noch 88 Stimmen über Anwesende und Stimmrechtsübertragung vertreten. Das sind 3,5 % aller Mitglieder. Fairerweise muss gesagt sein, dass der Vorstand auch unglücklich oder eher unzufrieden mit der schwachen Anwesenheit war. Aber mal ganz unter uns: wem ist zu verübeln, nicht dagewesen zu sein? Die Aufgabe der Mitgliederversammlung (neben Wahl und Entlastung des Vorstands) ist die „Entgegennahme des Berichts des Vorstands über die Vereinstätigkeit“ (§ 6 BFFS-Satzung). Und das ist – um es wiederum überspitzt zu formulieren – in der epischen Länge, die sich der Vorstand dafür nimmt ziemlich anstrengend. Alle die mehr oder weniger regelmäßig die BFFS-Newsletter lesen und ab und zu die regionalen Stammtische besuchen sind bereits über das meiste informiert. Das ist kein Plädoyer für eine Abschaffung des Berichts, aber wie wäre es mit 1 statt 4 Stunden Dauer für diesen Punkt? Dann wäre Zeit für richtige Diskussionen, für mehr Mitgliederbeteiligung und -engagement.
Dass die Vorstandswahl eigentlich keine Wahl war (es sei denn, Friss-oder-stirb ist eine Wahl), hat mir übrigens auch nicht gefallen.

Der neue BFFS-Vorstand. Foto: Martin Becker

Es geht um Vorstände und Genderrepräsentanz. Und dazu gehört auch die Sache der Außendarstellung. Als letztes Beispiel die DSP-Verleihung 2014 (der Preis mit dem ungeschickten Namen). Im Laufe des Abends waren viele Vorstandsmänner einmal auf der Bühne, sie hielten Ansprachen, sangen oder bekamen einen Preis verliehen. Die einzige Vorstandsfrau des BFFS, Julia Beerhold, trat bei dieser für viele wichtigsten Außendarstellung des Verbandes in der Branche nicht in Erscheinung, sie saß irgendwo im Publikum. Generell sind ihre – sehr wichtigen! – Arbeitsbereiche nach Innen gerichtet. Wenn die BFFS-News und -Pressespiegel es richtig wiedergeben, dann sitzen bei den Tarifverhandlungen, bei den Gesprächen mit Politiker/innen, bei den wichtigen Interviews – immer nur die Männer.

EPILOG

• Elisabeth Selbert: Du sag mal Kalle, ich finde in den Herrenchiemsee-Protokollen gar nichts zu dem Thema Gleichberechtigung. Wo habt Ihr das denn besprochen?
• Carlo Schmid: Gar nicht. Da waren ja nur Herren anwesend. Da musst Du schon auf Frauenchiemsee warten.

Sternstunde ihres Lebens. 2014. Regie Erica von Moeller, Buch Ulla Ziemann.

Dieser Text ist die gekürzte Zusammenfassung von 3 Blogtexten:

27.11.14: Wer vertritt hier wen? Teil 1: Die Filmverbände
18.12.14: Filmverbände und Gender Teil 2: Der BVR
22.12.14: Filmverbände und Gender Teil 3: Der BFFS

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