https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Kosta Rapadopouloshttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgKosta Rapadopoulos2014-01-13 07:00:162017-02-23 12:30:42Kosta & out takes wünschen ein tolles Jahr 2014!
Warum Edgar Reitz die Filmförderung abschaffen will, die Pervertierung der Kulturpolitik und unsere Liebe zur Kontrollgesellschaft – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 78. Folge
Fack ju Göhte wurde bisher von knapp 5.5 Millionen Zuschauern gesehen. Gefördert wurde der Film von den verschiedenen Instituten der deutschen Filmförderung mit mindestens 2,6 Millionen Euro – also etwas mehr als 50 Cent pro zahlendem Zuschauer. Diese Fördergelder setzen sich folgendermaßen zusammen: 900.000 Euro vom DFFF (Deutscher Filmförderfonds), 800.000 Euro vom FFF (Film Fernseh Fonds Bayern), 650.000 Euro vom Medienboard Berlin-Brandenburg, 300.000 Euro von der FFA (Filmförderanstalt), sowie weiteren 200.000 Euro Verleihförderung von der FFA und weiteren 150.000 Euro FFF-Geldern, ebenfalls als Verleihf örderung.
+ + +
Man braucht nicht viel Einfühlungsvermögen, um darauf zu tippen, dass sich die deutsche Filmförderung die Tatsache, dass Bora Dagtekins Film bisher fast 5.5 Millionen Besucher bekam, als einen Erfolg ihres Wirkens zurechnen dürfte. Schließlich gilt Fack ju Göhte als »erfolgreichster Film« des Jahres 2013, und bei dieser enormen Summe hat die Filmförderung dieses Ergebnis in gewisser Weise überhaupt erst möglich gemacht.
Genau genommen allerdings handelt es sich bei diesem Ergebnis eher um die endgültige Pervertierung dieser Förderung – denn schließlich wurde das, was wir bislang noch »die deutsche Filmförderung« nennen, obwohl sie diesen Namen von Tag zu Tag weniger verdient, vor rund 50 Jahren einmal gegründet, um dem Kommerzkino ein kulturelles Gegengewicht an die Seite zu stellen.
Vom 1. bis 31. Dezember waren alle crew united Member aufgerufen, die Fairness Ihrer Produktionen 2013 zu bewerten. Hier das Ergebnis, wobei nur Produktionen berücksichtigt werden, bei denen mindestens 15 Beteiligte abgestimmt haben:
Der Gewinnerproduktion und allen daran beteiligten Mitarbeitern wird die Auszeichnung während der Berlinale am 8. Februar 2014 in einem Festakt überreicht. In der Laudatio durch den Schauspieler Dietrich Mattausch wird die Idee dieses Awards noch einmal dargestellt, und die individuellen Gegebenheiten der ausgezeichneten Produktion werden hervorgehoben.
Die Bewertungskriterien waren:
Arbeitszeiten und Arbeitsschutz
Die Arbeits-, Pausen, -Ruhe und Reisezeiten werden team- und familienfreundlich gestaltet. Das Arbeitszeitgesetz, die Regelungen der Tarifverträge zur Arbeitszeit und die Arbeitsschutzgesetze und -Vorschriften werden eingehalten.
Vertrag, Gagen und Entgelte
Der Vertrag wird rechtzeitig und persönlich verhandelt und die wichtigsten Eckdaten werden umgehend schriftlich (Dealmemo) festgehalten und ausgehändigt. Der endgültige Arbeitsvertrag liegt möglichst noch vor Arbeitsbeginn vor. Es werden mindestens Tarifgagen gezahlt, die tarifvertraglichen Regelungen werden als Mindeststandards eingehalten. Leistungen von Freischaffenden, Dienstleistern und Filmschaffenden, für deren Beruf es noch keinen Gagentarifvertrag gibt, werden nach branchenüblichen Standards entlohnt. Kreativität wird angemessen vergütet. Urheber- und Leistungsschutzrechte bleiben gewahrt. Gagen und Entgelte werden pünktlich ausgezahlt.
Kommunikation und Arbeitsklima
Das Arbeitsklima ist geprägt von der gemeinsamen Anstrengung, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Die Kommunikation zwischen Gewerken und Hierarchien ist ergebnisorientiert, gewaltfrei, offen, motivierend, respektvoll, funktional und strukturiert. Jeder Projektbeteiligte trägt seinen „wichtigen“ Teil zum Ganzen bei und wird dafür wertgeschätzt. Eine angemessene Versorgung mit Essen, Trinken, evtl. Wärmekleidung, Schutzkleidung usw. wird unaufgefordert gewährleistet.
Professionalität
Das Filmprojekt wird unter Berücksichtigung der finanziellen, organisatorischen und gesetzlichen Möglichkeiten und Grenzen fachmännisch geplant, vorbereitet, gestaltet und durchgeführt. Dazu kommt professionelles Personal zum Einsatz, reguläre Positionen werden nicht durch Praktikanten besetzt.
Konflikte
Konflikte werden zeitnah, direkt und zielorientiert im Sinne des Projekts gelöst. Entscheidungen, die das gesamte Team betreffen (z.B. unerwarteter Überstundenfall) werden nicht nur mit Teilen des Teams besprochen.
Gleichbehandlung
Projektpersonal, Dienstleister und weitere Ressourcen werden nach Qualifikation und ökonomischer Notwendigkeit ausgewählt und eingesetzt. Eine Diskriminierung aufgrund Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion findet nicht statt.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Elmira Rafizadehhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgElmira Rafizadeh2014-01-10 11:54:582016-05-18 12:30:30Ergebnis der Hoffnungsschimmerumfrage: Wie fair waren die Produktionen 2013?
Toll! „Spiegel TV“?macht Kino im Web – „legal und gratis”. Nur die Urheber wundern sich.
Tolle Sache das, denkt man: Das Angebot von „Spiegel TV“ wird mit Dokumentarfilmen ausgebaut, wie kürzlich in einer Pressemitteilung zu lesen war. Ab sofort kann man dort auch Produktionen des NDR-Fernsehens auf zwei Kanälen schauen: Weltreisen und 45 Min sind seit drei Wochen auf Sendung. „Spiegel TV“ betrachtet das Zusatzangebot als Ergänzung zum bestehenden Programm, das bereits jetzt schon neben eigenen Produktionen auch Dokumentationen der britischen BBC und des internationalen Medienhauses VICE beinhaltet. Mehr als 2.000 Reportagen, Magazin-Beiträge und Dokumentationen sind im Laufe der Jahre zusammengekommen, die im Spiegel-eigenen Web-TV kostenlos zur Verfügung stehen.
Bei einer Erhebung unter den Nutzern von „Spiegel TV“ stellte sich heraus, dass längere Dokumentationen populärer sind als kürzere. Darauf reagieren die Macher der Plattform nun mit den genannten neuen Kanälen. Alle der dort gezeigten Filme haben eine Länge zwischen 25 und 45 Minuten und kommen vom NDR sowie von der ARD.
„Investigativ, emotional und immer klar”, so lautet der Anspruch der NDR-Redaktion, die für die 45 Minuten langen Dokumentationen verantwortlich ist. In den Filmen erfahren die Zuschauer Hintergründe zu alltäglichen Themen. Zum Start des Kanals auf „Spiegel TV“ waren sechs Folgen des Formats online zu sehen. Den Auftakt machten Dokumentationen zu Themen wie Mülltrennung, Aspirin und Hula-Tänzerinnen und Netzfischer auf Hawaii. Wie für das gesamte Angebot von „Spiegel TV“ gilt im Fall der beiden neuen Kanäle: Dank der Apps sind alle Filme auch auf Smartphones und Tablets zu sehen.
Die Frage ist, wie die Verwertung dieser Filme rechtlich einzuordnen ist. Der Berliner Dokumentarfilmer Reinhard Schneider nahm die Pressemitteilung auf „Spiegel TV“ zum Anlass, eine Anfrage an den Sender zu stellen. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Christoph Brandlhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgChristoph Brandl2013-12-19 06:48:522013-12-18 19:49:46Im Dienste des Dokfilms? Eine fragwürdige Offensive
Erfolgreichster deutscher Film 2013: Fack ju Göhte. Foto: Constantin Film
Kommerz und Kunst – nur nichts dazwischen. Das deutsche Kino ist in der Krise. Die Filmproduzenten sind gegenüber den Verwertern im Nachteil, die Filmförderung liegt im Argen.
Der Kinofilm ist zweierlei: ein wirtschaftliches und ein kulturelles, manchmal sogar künstlerisches Gut. Beide Seiten sind dabei nicht voneinander zu trennen – ob der hohen Produktionskosten und der im Erfolgsfall möglichen weitreichenden gesellschaftlichen Wirkung.
Zum Ende des Jahres sorgt der phänomenale Erfolg von „Fack Ju Göhte“ dafür, dass der Marktanteil des deutschen Films in diesem Jahr sich wieder über 20 Prozent einpendeln wird, nachdem er 2012 unter diese Marke gerutscht war. Auf der anderen Seite der Medaille glänzt die „Berliner Schule“ – sie wurde gerade im Museum of Modern Art in New York mit einer kleinen Werkschau geehrt. Es scheint alles gut zu laufen beim deutschen Film, die Kasse stimmt und höhere Weihen wurden in dem Tempel der Kunst der Moderne empfangen. Und doch lenken gerade diese Erfolge umso mehr den Blick auf die Krise des deutschen Films.
Es fehlt an regelmäßigen guten Produktionen
Es fehlen in Deutschland seit langem Spielfilme, die sich zwischen den Polen von wirtschaftlicher und kultureller Ausrichtung positionieren. Es fehlt an regelmäßigen guten und erfolgreichen Filmproduktionen, die an einem Begriff von Film festhalten, der populär und anspruchsvoll zugleich ist. Die dafür dringend benötigten filmischen Geschichtenerzähler arbeiten in der Regel für das Fernsehen. Dort sind sie finanziell noch einigermaßen ausreichend ausgestattet, müssen aber lernen, mit den eher dürftigen inhaltlichen Ansprüchen klar zu kommen. Da die derzeit in den USA, Großbritannien oder Skandinavien blühende Serienform in Deutschland inhaltlich wie ökonomisch komplett unterentwickelt ist, bleibt den kreativen Urhebern und Produzenten in der Regel nur der Brotjob beim TV. Die Arbeit am Kinofilm ist für die meisten in der Branche zu einem gelegentlich stattfindenden nostalgischen Ausflug geworden, den man sich ab und zu leisten kann.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Martin Hagemannhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgMartin Hagemann2013-12-17 12:03:012017-08-17 12:59:19Das deutsche Kino ist in der Krise
La grande bellezza: Großer Abräumer beim Europäischen Filmpreis
Warum Sabotage und Verrat die Tugenden unseres Zeitalters sind; wie die Bundesrepublik Schindluder mit Kino-Meisterwerken treibt; und was passiert eigentlich, wenn jemand ein Attentat auf die Bundeskanzlerin verübt? – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 77. Folge
Genies setzen sich immer durch, hieß es letzte Woche in der Süddeutschen. Wobei gerade das Feuilleton der SZ ja oft wie der Gegenbeweis zu dieser These wirkt. Aber um so mehr muss man einen wirklich nachgerade genialen Text loben, der ebenfalls vorige Woche in der SZ zu lesen war. Unser Lieblingskritiker Fritz Göttler schrieb dort ganz offen darüber, dass er noch niemals in New York war. Vor allem outete er sich, dass er gar nicht dahin will, weil er die Stadt längst kennt – aus dem Kino natürlich. Und dort sieht sie besser aus als in natura. Darum hat man keine Lust hinzufahren. »Die Wirklichkeit der Stadt liegt darin, dass sie Projektionsfläche bleibt«, schreibt Göttler, »den einzigartigen Eindruck des Fremden und des Heimischen möchte ich nicht der Zerstörung durch die Wirklichkeit aussetzen.«
+ + +
Wer SPD-Mitglied ist und noch nicht abgestimmt hat, den kann man nur auffordern, es schleunigst zu tun – bis morgen Abend muss die Stimme bei der SPD sein. Stimmen sollte man m.E. unbedingt mit Nein. Dies nicht allein aus staatspolitischen Gründen, nicht nur, weil diese größte Koalition aller Zeiten, die jetzt droht, als Ausdruck gewordene Alternativlosigkeit bereits als solche der politischen Kultur schadet. Die staatspolitische Verantwortung fordert von der SPD gerade, eine Konstellation abzulehnen, bei der die Republik von einer Elefantenkoalition aus über 80 Prozent der Bundestagsabgeordneten regiert wird – denn gerade in Krisenzeiten braucht das Land eine starke Opposition. Und warum sollte man das Monopol auf eine linke Opposition um Gregor Gysi überlassen?
+ + +
Gerade in Fragen von Bildungs- und Kulturpolitik droht von der GroKo Ungemach. Denn der Koalitionsvertrag bedeutet Politik auf Kosten der Zukunft und der zukünftigen Generationen, und ist das Dokument einer No-future-Haltung: Hier konnte sich die SPD mit keiner einzigen ihrer zentralen bildungspolitischen Forderungen durchsetzen. Zwar sind laut Vertrag angeblich Bildung, Wissenschaft und Forschung »Kernanliegen« der Koalition. Aber es gibt kein Ganztagsschulprogramm, die Bafög-Erhöhung fällt ersatzlos weg, ebenso die verlässliche Verbesserung der Finanzierung der Hochschulen, die die SPD gefordert hatte, darin im Gleichklang mit dem Wissenschaftsrat, der eine Steigerungsrate in Höhe des Inflationsausgleichs plus 1 Prozent für dringend erforderlich. Alles bleibt unkonkret. Das Gerede von der »Bildungsrepublik« bleibt hohle Rhetorik. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2013-12-15 19:22:282013-12-15 19:22:28Cinema Moralia – Folge 77: Die Vernichtung des Filmerbes droht
Mit dem Artikel „Rückstellungsvereinbarungen in der Filmbranche“ stellte Unser Gastautor, Dr. Martin Gerecke, die rechtliche Situation von Rückstellungsverträgen dar und stellte fest, dass „die Rückstellung von Gagen in der Filmbranche ein gängiges Vergütungsmodell darstellen, bei dem Mitwirkende wie Darsteller oder Regisseure auf Teile ihrer garantierten Vergütung für einen gewissen Zeitraum verzichten, um so die Produktion in finanzieller Hinsicht zu entlasten. Der Erhalt der vollständigen Gage ist hierbei aufschiebend bedingt; die zwischen Filmschaffenden und Produzenten geschlossene Rückstellungsvereinbarung führt dazu, dass der Urheber oder der ausübende Künstler erst dann den Anspruch auf Teile seiner Festvergütung geltend machen kann, wenn gewisse Ereignisse oder Bedingungen eintreten, z. B. eine bestimmte Profitabilität der Produktion erreicht ist (in der Regel indiziert durch die Höhe der durch die Auswertung erzielten, realen Produzentennettoerlöse).“
Als Steuerberater stellt sich mir da die Frage, wie dieser Sachverhalt sozialversicherungs- und steuerrechtlich beurteilt wird. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Schaarhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Schaar2013-12-04 14:23:052013-12-04 11:43:44Rückstellungsvereinbarungen: An die Sozialversicherung gedacht?
Die Produktionsbedingungen kann man nach Schulnoten anonym bewerten.
Ab sofort sind alle Filmschaffenden des Branchennetzwerks crew united aufgerufen, die Arbeits- und Produktionsbedingungen ihrer Produktionen 2013 bis zum 31.01.2013 zu bewerten. Jede Stimme zählt, denn ab diesem Jahr werden nicht nur die Nominierten und der Sieger veröffentlicht, sondern alle bewertete Produktionen. Die Gewinnerproduktion erhält den „Hoffnungsschimmer„, der bereits zum 4. Mal vergeben wird. Der Hoffnungsschimmer ist eine Veranstaltung der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände in Kooperation mit crew united und German Film Commissions.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Elmira Rafizadehhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgElmira Rafizadeh2013-12-02 11:14:042016-05-18 12:30:18Hoffnungsschimmer – Wie fair waren die Produktionen 2013?
Kosta & out takes wünschen ein tolles Jahr 2014!
Kosta RapadopoulosKosta Rapadopoulos - Credit: Puppet Empire
Auch bekannt als der Wallraff Griechenlands warnt Kosta zum Auftakt des Jahres mit dem „Zwergengedicht“: Vercastet Euch nicht!
PLAYLIST
1. KOSTAS NEUJAHRSGRÜßE
2. DAS ZWERGENGEDICHT
Weitere Infos zu den Protagonisten des Films:
Samy Challah
Jasin Challah
Präsentiert in unserem neuen casting-network-Kanal auf youtube!
Hier geht es zum Kosta Rapadopoulos-Kanal auf youtube!
Cinema Moralia – Folge 78: Figg Disch Vörderunck!
out takes, Rüdiger SuchslandFack Ju Göhte
Warum Edgar Reitz die Filmförderung abschaffen will, die Pervertierung der Kulturpolitik und unsere Liebe zur Kontrollgesellschaft – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 78. Folge
Fack ju Göhte wurde bisher von knapp 5.5 Millionen Zuschauern gesehen. Gefördert wurde der Film von den verschiedenen Instituten der deutschen Filmförderung mit mindestens 2,6 Millionen Euro – also etwas mehr als 50 Cent pro zahlendem Zuschauer. Diese Fördergelder setzen sich folgendermaßen zusammen: 900.000 Euro vom DFFF (Deutscher Filmförderfonds), 800.000 Euro vom FFF (Film Fernseh Fonds Bayern), 650.000 Euro vom Medienboard Berlin-Brandenburg, 300.000 Euro von der FFA (Filmförderanstalt), sowie weiteren 200.000 Euro Verleihförderung von der FFA und weiteren 150.000 Euro FFF-Geldern, ebenfalls als Verleihf örderung.
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Man braucht nicht viel Einfühlungsvermögen, um darauf zu tippen, dass sich die deutsche Filmförderung die Tatsache, dass Bora Dagtekins Film bisher fast 5.5 Millionen Besucher bekam, als einen Erfolg ihres Wirkens zurechnen dürfte. Schließlich gilt Fack ju Göhte als »erfolgreichster Film« des Jahres 2013, und bei dieser enormen Summe hat die Filmförderung dieses Ergebnis in gewisser Weise überhaupt erst möglich gemacht.
Genau genommen allerdings handelt es sich bei diesem Ergebnis eher um die endgültige Pervertierung dieser Förderung – denn schließlich wurde das, was wir bislang noch »die deutsche Filmförderung« nennen, obwohl sie diesen Namen von Tag zu Tag weniger verdient, vor rund 50 Jahren einmal gegründet, um dem Kommerzkino ein kulturelles Gegengewicht an die Seite zu stellen.
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Ergebnis der Hoffnungsschimmerumfrage: Wie fair waren die Produktionen 2013?
Elmira Rafizadeh, out takesVom 1. bis 31. Dezember waren alle crew united Member aufgerufen, die Fairness Ihrer Produktionen 2013 zu bewerten. Hier das Ergebnis, wobei nur Produktionen berücksichtigt werden, bei denen mindestens 15 Beteiligte abgestimmt haben:
Alle Mitarbeiter der 4 nominierten Produktionen werden von Die Filmschaffenden – Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände e.V. nochmals befragt, um die diesjährige Gewinnerproduktion zu ermitteln.
Der Gewinnerproduktion und allen daran beteiligten Mitarbeitern wird die Auszeichnung während der Berlinale am 8. Februar 2014 in einem Festakt überreicht. In der Laudatio durch den Schauspieler Dietrich Mattausch wird die Idee dieses Awards noch einmal dargestellt, und die individuellen Gegebenheiten der ausgezeichneten Produktion werden hervorgehoben.
Die Bewertungskriterien waren:
Arbeitszeiten und Arbeitsschutz
Die Arbeits-, Pausen, -Ruhe und Reisezeiten werden team- und familienfreundlich gestaltet. Das Arbeitszeitgesetz, die Regelungen der Tarifverträge zur Arbeitszeit und die Arbeitsschutzgesetze und -Vorschriften werden eingehalten.
Vertrag, Gagen und Entgelte
Der Vertrag wird rechtzeitig und persönlich verhandelt und die wichtigsten Eckdaten werden umgehend schriftlich (Dealmemo) festgehalten und ausgehändigt. Der endgültige Arbeitsvertrag liegt möglichst noch vor Arbeitsbeginn vor. Es werden mindestens Tarifgagen gezahlt, die tarifvertraglichen Regelungen werden als Mindeststandards eingehalten. Leistungen von Freischaffenden, Dienstleistern und Filmschaffenden, für deren Beruf es noch keinen Gagentarifvertrag gibt, werden nach branchenüblichen Standards entlohnt. Kreativität wird angemessen vergütet. Urheber- und Leistungsschutzrechte bleiben gewahrt. Gagen und Entgelte werden pünktlich ausgezahlt.
Kommunikation und Arbeitsklima
Das Arbeitsklima ist geprägt von der gemeinsamen Anstrengung, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. Die Kommunikation zwischen Gewerken und Hierarchien ist ergebnisorientiert, gewaltfrei, offen, motivierend, respektvoll, funktional und strukturiert. Jeder Projektbeteiligte trägt seinen „wichtigen“ Teil zum Ganzen bei und wird dafür wertgeschätzt. Eine angemessene Versorgung mit Essen, Trinken, evtl. Wärmekleidung, Schutzkleidung usw. wird unaufgefordert gewährleistet.
Professionalität
Das Filmprojekt wird unter Berücksichtigung der finanziellen, organisatorischen und gesetzlichen Möglichkeiten und Grenzen fachmännisch geplant, vorbereitet, gestaltet und durchgeführt. Dazu kommt professionelles Personal zum Einsatz, reguläre Positionen werden nicht durch Praktikanten besetzt.
Konflikte
Konflikte werden zeitnah, direkt und zielorientiert im Sinne des Projekts gelöst. Entscheidungen, die das gesamte Team betreffen (z.B. unerwarteter Überstundenfall) werden nicht nur mit Teilen des Teams besprochen.
Gleichbehandlung
Projektpersonal, Dienstleister und weitere Ressourcen werden nach Qualifikation und ökonomischer Notwendigkeit ausgewählt und eingesetzt. Eine Diskriminierung aufgrund Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion findet nicht statt.
Im Dienste des Dokfilms? Eine fragwürdige Offensive
Christoph BrandlToll! „Spiegel TV“?macht Kino im Web – „legal und gratis”. Nur die Urheber wundern sich.
Tolle Sache das, denkt man: Das Angebot von „Spiegel TV“ wird mit Dokumentarfilmen ausgebaut, wie kürzlich in einer Pressemitteilung zu lesen war. Ab sofort kann man dort auch Produktionen des NDR-Fernsehens auf zwei Kanälen schauen: Weltreisen und 45 Min sind seit drei Wochen auf Sendung. „Spiegel TV“ betrachtet das Zusatzangebot als Ergänzung zum bestehenden Programm, das bereits jetzt schon neben eigenen Produktionen auch Dokumentationen der britischen BBC und des internationalen Medienhauses VICE beinhaltet. Mehr als 2.000 Reportagen, Magazin-Beiträge und Dokumentationen sind im Laufe der Jahre zusammengekommen, die im Spiegel-eigenen Web-TV kostenlos zur Verfügung stehen.
Bei einer Erhebung unter den Nutzern von „Spiegel TV“ stellte sich heraus, dass längere Dokumentationen populärer sind als kürzere. Darauf reagieren die Macher der Plattform nun mit den genannten neuen Kanälen. Alle der dort gezeigten Filme haben eine Länge zwischen 25 und 45 Minuten und kommen vom NDR sowie von der ARD.
„Investigativ, emotional und immer klar”, so lautet der Anspruch der NDR-Redaktion, die für die 45 Minuten langen Dokumentationen verantwortlich ist. In den Filmen erfahren die Zuschauer Hintergründe zu alltäglichen Themen. Zum Start des Kanals auf „Spiegel TV“ waren sechs Folgen des Formats online zu sehen. Den Auftakt machten Dokumentationen zu Themen wie Mülltrennung, Aspirin und Hula-Tänzerinnen und Netzfischer auf Hawaii. Wie für das gesamte Angebot von „Spiegel TV“ gilt im Fall der beiden neuen Kanäle: Dank der Apps sind alle Filme auch auf Smartphones und Tablets zu sehen.
Die Frage ist, wie die Verwertung dieser Filme rechtlich einzuordnen ist. Der Berliner Dokumentarfilmer Reinhard Schneider nahm die Pressemitteilung auf „Spiegel TV“ zum Anlass, eine Anfrage an den Sender zu stellen. Weiterlesen
Das deutsche Kino ist in der Krise
Martin Hagemann, out takesErfolgreichster deutscher Film 2013: Fack ju Göhte. Foto: Constantin Film
Kommerz und Kunst – nur nichts dazwischen. Das deutsche Kino ist in der Krise. Die Filmproduzenten sind gegenüber den Verwertern im Nachteil, die Filmförderung liegt im Argen.
Der Kinofilm ist zweierlei: ein wirtschaftliches und ein kulturelles, manchmal sogar künstlerisches Gut. Beide Seiten sind dabei nicht voneinander zu trennen – ob der hohen Produktionskosten und der im Erfolgsfall möglichen weitreichenden gesellschaftlichen Wirkung.
Zum Ende des Jahres sorgt der phänomenale Erfolg von „Fack Ju Göhte“ dafür, dass der Marktanteil des deutschen Films in diesem Jahr sich wieder über 20 Prozent einpendeln wird, nachdem er 2012 unter diese Marke gerutscht war. Auf der anderen Seite der Medaille glänzt die „Berliner Schule“ – sie wurde gerade im Museum of Modern Art in New York mit einer kleinen Werkschau geehrt. Es scheint alles gut zu laufen beim deutschen Film, die Kasse stimmt und höhere Weihen wurden in dem Tempel der Kunst der Moderne empfangen. Und doch lenken gerade diese Erfolge umso mehr den Blick auf die Krise des deutschen Films.
Es fehlt an regelmäßigen guten Produktionen
Es fehlen in Deutschland seit langem Spielfilme, die sich zwischen den Polen von wirtschaftlicher und kultureller Ausrichtung positionieren. Es fehlt an regelmäßigen guten und erfolgreichen Filmproduktionen, die an einem Begriff von Film festhalten, der populär und anspruchsvoll zugleich ist. Die dafür dringend benötigten filmischen Geschichtenerzähler arbeiten in der Regel für das Fernsehen. Dort sind sie finanziell noch einigermaßen ausreichend ausgestattet, müssen aber lernen, mit den eher dürftigen inhaltlichen Ansprüchen klar zu kommen. Da die derzeit in den USA, Großbritannien oder Skandinavien blühende Serienform in Deutschland inhaltlich wie ökonomisch komplett unterentwickelt ist, bleibt den kreativen Urhebern und Produzenten in der Regel nur der Brotjob beim TV. Die Arbeit am Kinofilm ist für die meisten in der Branche zu einem gelegentlich stattfindenden nostalgischen Ausflug geworden, den man sich ab und zu leisten kann.
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Cinema Moralia – Folge 77: Die Vernichtung des Filmerbes droht
Rüdiger SuchslandLa grande bellezza: Großer Abräumer beim Europäischen Filmpreis
Warum Sabotage und Verrat die Tugenden unseres Zeitalters sind; wie die Bundesrepublik Schindluder mit Kino-Meisterwerken treibt; und was passiert eigentlich, wenn jemand ein Attentat auf die Bundeskanzlerin verübt? – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 77. Folge
Genies setzen sich immer durch, hieß es letzte Woche in der Süddeutschen. Wobei gerade das Feuilleton der SZ ja oft wie der Gegenbeweis zu dieser These wirkt. Aber um so mehr muss man einen wirklich nachgerade genialen Text loben, der ebenfalls vorige Woche in der SZ zu lesen war. Unser Lieblingskritiker Fritz Göttler schrieb dort ganz offen darüber, dass er noch niemals in New York war. Vor allem outete er sich, dass er gar nicht dahin will, weil er die Stadt längst kennt – aus dem Kino natürlich. Und dort sieht sie besser aus als in natura. Darum hat man keine Lust hinzufahren. »Die Wirklichkeit der Stadt liegt darin, dass sie Projektionsfläche bleibt«, schreibt Göttler, »den einzigartigen Eindruck des Fremden und des Heimischen möchte ich nicht der Zerstörung durch die Wirklichkeit aussetzen.«
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Wer SPD-Mitglied ist und noch nicht abgestimmt hat, den kann man nur auffordern, es schleunigst zu tun – bis morgen Abend muss die Stimme bei der SPD sein. Stimmen sollte man m.E. unbedingt mit Nein. Dies nicht allein aus staatspolitischen Gründen, nicht nur, weil diese größte Koalition aller Zeiten, die jetzt droht, als Ausdruck gewordene Alternativlosigkeit bereits als solche der politischen Kultur schadet. Die staatspolitische Verantwortung fordert von der SPD gerade, eine Konstellation abzulehnen, bei der die Republik von einer Elefantenkoalition aus über 80 Prozent der Bundestagsabgeordneten regiert wird – denn gerade in Krisenzeiten braucht das Land eine starke Opposition. Und warum sollte man das Monopol auf eine linke Opposition um Gregor Gysi überlassen?
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Gerade in Fragen von Bildungs- und Kulturpolitik droht von der GroKo Ungemach. Denn der Koalitionsvertrag bedeutet Politik auf Kosten der Zukunft und der zukünftigen Generationen, und ist das Dokument einer No-future-Haltung: Hier konnte sich die SPD mit keiner einzigen ihrer zentralen bildungspolitischen Forderungen durchsetzen. Zwar sind laut Vertrag angeblich Bildung, Wissenschaft und Forschung »Kernanliegen« der Koalition. Aber es gibt kein Ganztagsschulprogramm, die Bafög-Erhöhung fällt ersatzlos weg, ebenso die verlässliche Verbesserung der Finanzierung der Hochschulen, die die SPD gefordert hatte, darin im Gleichklang mit dem Wissenschaftsrat, der eine Steigerungsrate in Höhe des Inflationsausgleichs plus 1 Prozent für dringend erforderlich. Alles bleibt unkonkret. Das Gerede von der »Bildungsrepublik« bleibt hohle Rhetorik. Weiterlesen
Rückstellungsvereinbarungen: An die Sozialversicherung gedacht?
Rüdiger SchaarMit dem Artikel „Rückstellungsvereinbarungen in der Filmbranche“ stellte Unser Gastautor, Dr. Martin Gerecke, die rechtliche Situation von Rückstellungsverträgen dar und stellte fest, dass „die Rückstellung von Gagen in der Filmbranche ein gängiges Vergütungsmodell darstellen, bei dem Mitwirkende wie Darsteller oder Regisseure auf Teile ihrer garantierten Vergütung für einen gewissen Zeitraum verzichten, um so die Produktion in finanzieller Hinsicht zu entlasten. Der Erhalt der vollständigen Gage ist hierbei aufschiebend bedingt; die zwischen Filmschaffenden und Produzenten geschlossene Rückstellungsvereinbarung führt dazu, dass der Urheber oder der ausübende Künstler erst dann den Anspruch auf Teile seiner Festvergütung geltend machen kann, wenn gewisse Ereignisse oder Bedingungen eintreten, z. B. eine bestimmte Profitabilität der Produktion erreicht ist (in der Regel indiziert durch die Höhe der durch die Auswertung erzielten, realen Produzentennettoerlöse).“
Als Steuerberater stellt sich mir da die Frage, wie dieser Sachverhalt sozialversicherungs- und steuerrechtlich beurteilt wird. Weiterlesen
Hoffnungsschimmer – Wie fair waren die Produktionen 2013?
Elmira Rafizadeh, out takesDie Produktionsbedingungen kann man nach Schulnoten anonym bewerten.
Ab sofort sind alle Filmschaffenden des Branchennetzwerks crew united aufgerufen, die Arbeits- und Produktionsbedingungen ihrer Produktionen 2013 bis zum 31.01.2013 zu bewerten. Jede Stimme zählt, denn ab diesem Jahr werden nicht nur die Nominierten und der Sieger veröffentlicht, sondern alle bewertete Produktionen. Die Gewinnerproduktion erhält den „Hoffnungsschimmer„, der bereits zum 4. Mal vergeben wird. Der Hoffnungsschimmer ist eine Veranstaltung der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände in Kooperation mit crew united und German Film Commissions.
Nach Goethe! für das Jahr 2010 und Barbara für das Jahr 2011 hat die Produktion Polizeiruf 110 – Fischerkrieg den Hoffnungsschimmer 2012 erhalten. Weiterlesen