Bei der diesjährigen Podiumsdiskussion des Bundesverbandes Casting (BVC) im Rahmen des Filmfestes München stellten sich drei etablierte Casting Directors den Fragen von drei prominenten Schauspielern. In einer lockeren Atmosphäre gewährten die Casting-Profis tiefe Einblicke in ihren Alltag und die Entscheidungsprozesse in der Besetzungsphase. In diesem Zusammenhang wurde auch besprochen, wie Schauspieler ihre eigenen Chancen verbessern können.
Im Namen der Schauspieler wurden Fragen gestellt von:
Michael Kranz (BFFS)
Christina Hecke (BFFS)
Heio von Stetten (BFFS)
Die Casting Directors waren vertreten durch:
Iris Baumüller (BVC)
Daniela Tolkien (BVC)
Susanne Ritter (BVC)
Und sogleich regt sich Widerstand. Die Produzentenallianz, der mit rund 220 Mitgliedern der Großteil der deutschen Film- und Fernsehproduktionsfirmen angehört, verlangte eine Sonderregelung: »Filmwirtschaft braucht für Praktikanten Ausnahmen vom Mindestlohn«, hatte der Interessenverband eine Stellungnahme vom 20. Mai übertitelt. Weiterlesen
Und auch der Filmakademie würden Flugblätter gut tun – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 88. Folge
»Es gibt keine Grenzen, aber man kann welche ziehen.«
Wittgenstein
+ + +
Es gibt ein Papier, das nicht Manifest genannt werden will, sondern Flugblatt. Vielleicht hat man sich da inspirieren lassen von den Papierfliegern, die bei den diesjährigen Oberhausener Kurzfilmtagen über die Leinwand huschten. Mit Flugblättern beginnen Reformationen und Revolutionen und so wollen wir diesem Papier Glück wünschen auf seinem Flug durch die Szene.
+ + +
Man kann es hier nachlesen und sollte es auch. Denn auch wer sich an manchen Unschärfen in Ausdruck, Ansicht und Stoßrichtung stört, oder den Begriff »Aktivismus« doof findet, der wird doch zugeben müssen, dass die Zielrichtung stimmt.
Die wichtigen Probleme werden benannt: die Lüge des Pragmatismus. Das zum Stammeln heruntergekommene Reden über Film. Beklagt wird da ganz selbstkritisch der Verfall der Kritik, ihre Zurichtung auf Dienstleistungen, ihre erzwungene Anpassung an Marktgegebenheiten. Der Markt hat aber nicht recht, sondern ist der Feind, das wird hier deutlich.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2014-05-11 20:01:382014-05-16 08:55:53Cinema Moralia – Folge 88: Nur ein Aktivist bekämpft den Mist…
Während sich die inhaltliche Diskussion in Deutschland nach wie vor um die Frage dreht, wie man auch in unserer Fernsehlandschaft horizontal erzählte Serien mit nicht uneingeschränkt sympathischen Hauptfiguren erzählen könnte, geht die Entwicklung der Serien in den USA bereits einen Schritt weiter, wie Matt Zoller Seitz in einem äußerst lesenswerten Artikel auf Vulture zeigt.
Die Renaissance der Fernsehserie wurde letztlich durch das Aufbrechen der in sich geschlossenen Episodenstruktur hin zu staffelübergreifender, horizontaler Erzählweise ausgelöst, die es ermöglicht, wesentlich komplexere Geschichten und tiefere Figurenentwicklungen zu erzählen. Erst dadurch konnte das künstlerisch bis dato eher belächelte Erzählformat Fernsehserie eine erzählerische Kraft entfalten, die an die der besten Romane heranreicht.
Allerdings hat sich schnell gezeigt, dass die horizontale Erzählweise im Umkehrschluss auch bedeutet, dass man eine Serie nicht mehr beliebig lang, open-end, fortsetzen kann. Denn wenn es eine horizontale Entwicklung der Figuren gibt, dann muss die auch irgendwann zu einem Ende kommen, wenn es nicht hanebüchen werden soll. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Thilo Röscheisenhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgThilo Röscheisen2014-05-05 16:47:182014-05-05 17:30:38Von der Seifenoper zur Kunstform
Kürzlich las ich auf einer Zugfahrt die Titelstory von mobil (dem Magazin der Deutschen Bahn, Märzausgabe) „DER SCHON WIEDER“. Darin hieß es: „Wotan Wilke Möhring ist einer der meistbeschäftigten Schauspieler – und alle schauen hin. Wer so fleißig arbeitet, braucht eine kleine Auszeit. Die Drehpause nutzte mobil für ein entspanntes Gespräch über Kinder und Karriere, den deutschen Film und darüber, wie es sich anfühlt, von Beginn an einen Lauf zu haben.“
Möhring, 46 Jahre alt, hat 3 kleine Kinder und ist in der Tat in Film und Fernsehen zur Zeit sehr präsent, 2013 sah man ihn u.a. als norddeutschen Tatortkommissar (FEUERTEUFEL), als Hauptfigur in den Kinofilmen DAS LEBEN IST NICHTS FÜR FEIGLINGE und MANN TUT WAS MANN KANN, in der TV-Familiensaga DAS ADLON und allein sechs mal in den 2013er ZDF Fernsehfilmen der Woche: in OBENDRÜBER, DA SCHNEIT ES und in EINE FRAGE DES VERTRAUENS sowie in vier STRALSUND-Krimis.
Möhring gehört zu einer Minderheit, weil er viel dreht, und weil er drei Kinder hat. Denn 6 von 10 Schauspieler/innen in Deutschland sind kinderlos, von denen mit Kindern haben lediglich 14 % mindestens drei, und nur 2 % vier oder mehr Kinder (Bührmann und andere, 2010).
Dabei gibt es gerade unter den renommierten Schauspielern einige mit großen Familien: Devid Striesow (4 Kinder), Til Schweiger (4 Kinder), Axel Prahl (4 Kinder), Jan-Josef Liefers (4 Kinder) und Jürgen Vogel (5 Kinder) beispielsweise, und aus der älteren Generation kämen noch Uwe Ochsenknecht (4 Kinder) und Helge Schneider (6 Kinder) dazu.
Bei den Topschauspielerinnen sieht es anders aus, die meisten haben deutlich weniger oder gar keinen Nachwuchs. – da sind Maria Simon und Corinna Harfouch mit je 4 Kindern schon große Ausnahmen.
Woran liegt das? Dass wenn Väter drehen, ihre Partnerinnen für die Kinder da sind, aber umgekehrt nicht? Dass Väter nicht zwangsläufig mit (all) ihren Kindern zusammen leben, Mütter aber meistens schon, und so beide in ihrer Berufsausübung unterschiedlich beeinflusst sind? Dass Schauspielerinnen fürchten müssen, durch Babypause und Doppelbelastung zu lange von Bildschirm und Leinwand zu verschwinden, und so ihre beruflichen Chancen und die Dauer ihrer Karriere noch stärker zu verkürzen? (Die Altersschere: ab 40 nehmen Frauenrollen deutlich ab, Männerrollen erst 10 bis 15 Jahre später).
Im deutschen Fernsehen ist häufig von Familie die Rede: wenn es ums Programm geht, oder ums Publikum, und in der Werbung sowieso. Aber wie ist das innen, wie familienfreundlich ist das Fernsehen als Arbeitsplatz? Weiterlesen
Unsere Reihe „Filmländer weltweit“ geht in die zweite Runde.
Letztes Jahr starteten wir die Reihe mit dem „Filmland China“. Als Interviewpartner stand uns Volker Helfrich, der als deutscher Schauspieler in China Fuß gefasst hat, zur Verfügung.
In diesem Jahr nehmen wir das „Filmland Russland“ unter die Lupe. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Tina Thielehttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgTina Thiele2014-04-17 14:34:072016-05-18 13:10:26cn-kolumne: FILMLAND RUSSLAND: ZWISCHEN DEN WELTEN
Klaus Lemkes Kein Großes Ding, einer von vielen Filmen made in Berlin, die jetzt bei »achtung berlin« laufen
Erinnerungen an Menschen am Sonntag und die Neunziger Jahre; der X-Filmpreis und der öffentliche Selbstmord des ZDF – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 85. Folge
Längst hat der Berlin-Hype ein Ende, auch unter Filmemachern. Noch vor fünf Jahren gab es gute objektive Argumente für die Letzten der deutschen Filmszene, nach Berlin zu ziehen: Eine vibrierende, moderne, unspießige Hauptstadtkultur, dazu billige Mieten, billiges Leben, viele freie Wohnungen, und eine großzügige, vergleichsweise stark an Kunst und Independent-Kultur interessierte Filmförderung. Mit alldem ist es vorbei: Die Kultur hat schon lange den Charme der Wendezeit und der 90er verloren, der noch bis in die frühen Nullerjahre anhielt. Heute muss man in den Kneipen von Berlin-Mitte – falls man da zwischen den ganzen Backpackern überhaupt einen Platz bekommen hat – und auch in Kreuzberg früher reingehen als in München, weil sonst die Nachbarn anrufen. Die Küche macht dann auch gleich zu. Die Mieten werden immer teurer, die Lokale immer doofer. Und die Filmförderung, die vor Jahren noch stolz darauf war, »kleine schmutzige Berlin-Filme« zu fördern, hat für dergleichen kein Interesse mehr. Gefördert werden die Großkopferten von »X-Filme« und den zwei, drei anderen größeren Verleihern, die Firma Teamworxx und die Amerikaner. Aber selbst diejenigen Independent-Filmemacher, die nach meiner Ansicht schon vor Jahren nur noch als Feigenblatt die ganz anderen Pläne des Medienboard ein wenig verdecken sollten, bekommen heute ihre Projekte nicht mehr finanziert, von anderen erstaunlichen Entscheidungen einmal ganz zu schweigen. Kein Wunder, wenn man allein schon daran denkt, dass der RBB der einzige sogenannte »Haussender« des Medienboards ist – lassen wir es mal bei dieser sachlichen Feststellung, ohne weiteren Kommentar. Weiterlesen
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2014-04-13 15:46:402014-04-13 15:46:40Cinema Moralia – Folge 85: Im finsteren Tal…
„Wer sein Kind liebt, der züchtigt es“, glaubt nicht nur die Bibel: „Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.“ Heutige Pädagogen mögen da schwerste Bedenken äußen, doch wer als deutscher Filmkritiker etwas auf sich hält, der ist mit dem deutschen Film besonders streng und sagt Sätze wie „Ich ertrage höchstens drei deutsche Filme am Stück”, wenn er auf der Berlinale mit Kollegen am Nebentisch fachsimpelt. Man kann aber ebenso gut die Kritiken, Blogs und Kommentare zu einem beliebigen deutschen Film nachschlagen – irgendwo findet sich garantiert der Vergleich „für einen deutschen Film …“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Peter Hartighttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgPeter Hartig2014-04-06 13:43:572014-04-06 14:16:42Glanz und Elend des Deutschen Films VI: Einstellung
cn-klappe: BVC Panel – 3 Schauspieler fragen, 3 Casting Directors antworten
Tina Thiele© Holger Borggrefe
Bei der diesjährigen Podiumsdiskussion des Bundesverbandes Casting (BVC) im Rahmen des Filmfestes München stellten sich drei etablierte Casting Directors den Fragen von drei prominenten Schauspielern. In einer lockeren Atmosphäre gewährten die Casting-Profis tiefe Einblicke in ihren Alltag und die Entscheidungsprozesse in der Besetzungsphase. In diesem Zusammenhang wurde auch besprochen, wie Schauspieler ihre eigenen Chancen verbessern können.
Im Namen der Schauspieler wurden Fragen gestellt von:
Michael Kranz (BFFS)
Christina Hecke (BFFS)
Heio von Stetten (BFFS)
Die Casting Directors waren vertreten durch:
Iris Baumüller (BVC)
Daniela Tolkien (BVC)
Susanne Ritter (BVC)
Es moderierte Stephen Sikder (Vorstand BVC)
Link zum Video-Beitrag:
www.casting-network.de
Praktisch unbezahlbar
Peter HartigEigentlich soll ein Praktikum ja dazu dienen, die eigenen Erfahrungen auszuprobieren und die Praxis kennenzulernen. Nach Meinung der Produzentenallianz sind Praktika auch Ersatz für fehlende Ausbildungsgänge. Die dürfen deshalb auch schon mal länger dauern und ruhig weniger kosten – schließlich würden die Praktikanten ja auch nicht richtig arbeiten. | Foto © cinearte, Thomas Thieme
Wie viel ist Arbeit wert? Kaum eine Diskussion ist in den vergangenen Jahren so leidenschaftlich geführt worden wie die um eine angemessene Bezahlung. Der Mindestlohn war Thema in mehreren Wahlkämpfen und spaltet noch heute die Meinung der Großen Koalition. Gleichwohl hat die Bundesregierung nun einen Gesetzentwurf vorgelegt: Ab dem 1. Januar 2015 soll ein Mindestlohn von brutto 8,50 Euro je Zeitstunde gelten.
Und sogleich regt sich Widerstand. Die Produzentenallianz, der mit rund 220 Mitgliedern der Großteil der deutschen Film- und Fernsehproduktionsfirmen angehört, verlangte eine Sonderregelung: »Filmwirtschaft braucht für Praktikanten Ausnahmen vom Mindestlohn«, hatte der Interessenverband eine Stellungnahme vom 20. Mai übertitelt. Weiterlesen
Cinema Moralia – Folge 88: Nur ein Aktivist bekämpft den Mist…
out takes, Rüdiger SuchslandKohlhaas Oder Die Verhältnismäßigkeit Der Mittel
Und auch der Filmakademie würden Flugblätter gut tun – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 88. Folge
»Es gibt keine Grenzen, aber man kann welche ziehen.«
Wittgenstein
+ + +
Es gibt ein Papier, das nicht Manifest genannt werden will, sondern Flugblatt. Vielleicht hat man sich da inspirieren lassen von den Papierfliegern, die bei den diesjährigen Oberhausener Kurzfilmtagen über die Leinwand huschten. Mit Flugblättern beginnen Reformationen und Revolutionen und so wollen wir diesem Papier Glück wünschen auf seinem Flug durch die Szene.
+ + +
Man kann es hier nachlesen und sollte es auch. Denn auch wer sich an manchen Unschärfen in Ausdruck, Ansicht und Stoßrichtung stört, oder den Begriff »Aktivismus« doof findet, der wird doch zugeben müssen, dass die Zielrichtung stimmt.
Die wichtigen Probleme werden benannt: die Lüge des Pragmatismus. Das zum Stammeln heruntergekommene Reden über Film. Beklagt wird da ganz selbstkritisch der Verfall der Kritik, ihre Zurichtung auf Dienstleistungen, ihre erzwungene Anpassung an Marktgegebenheiten. Der Markt hat aber nicht recht, sondern ist der Feind, das wird hier deutlich.
Weiterlesen
Von der Seifenoper zur Kunstform
Thilo RöscheisenWährend sich die inhaltliche Diskussion in Deutschland nach wie vor um die Frage dreht, wie man auch in unserer Fernsehlandschaft horizontal erzählte Serien mit nicht uneingeschränkt sympathischen Hauptfiguren erzählen könnte, geht die Entwicklung der Serien in den USA bereits einen Schritt weiter, wie Matt Zoller Seitz in einem äußerst lesenswerten Artikel auf Vulture zeigt.
Die Renaissance der Fernsehserie wurde letztlich durch das Aufbrechen der in sich geschlossenen Episodenstruktur hin zu staffelübergreifender, horizontaler Erzählweise ausgelöst, die es ermöglicht, wesentlich komplexere Geschichten und tiefere Figurenentwicklungen zu erzählen. Erst dadurch konnte das künstlerisch bis dato eher belächelte Erzählformat Fernsehserie eine erzählerische Kraft entfalten, die an die der besten Romane heranreicht.
Allerdings hat sich schnell gezeigt, dass die horizontale Erzählweise im Umkehrschluss auch bedeutet, dass man eine Serie nicht mehr beliebig lang, open-end, fortsetzen kann. Denn wenn es eine horizontale Entwicklung der Figuren gibt, dann muss die auch irgendwann zu einem Ende kommen, wenn es nicht hanebüchen werden soll. Weiterlesen
Kino, Kinder, Karriere?
Belinde Ruth StieveBelinde Ruth Stieve
Kürzlich las ich auf einer Zugfahrt die Titelstory von mobil (dem Magazin der Deutschen Bahn, Märzausgabe) „DER SCHON WIEDER“. Darin hieß es: „Wotan Wilke Möhring ist einer der meistbeschäftigten Schauspieler – und alle schauen hin. Wer so fleißig arbeitet, braucht eine kleine Auszeit. Die Drehpause nutzte mobil für ein entspanntes Gespräch über Kinder und Karriere, den deutschen Film und darüber, wie es sich anfühlt, von Beginn an einen Lauf zu haben.“
Möhring, 46 Jahre alt, hat 3 kleine Kinder und ist in der Tat in Film und Fernsehen zur Zeit sehr präsent, 2013 sah man ihn u.a. als norddeutschen Tatortkommissar (FEUERTEUFEL), als Hauptfigur in den Kinofilmen DAS LEBEN IST NICHTS FÜR FEIGLINGE und MANN TUT WAS MANN KANN, in der TV-Familiensaga DAS ADLON und allein sechs mal in den 2013er ZDF Fernsehfilmen der Woche: in OBENDRÜBER, DA SCHNEIT ES und in EINE FRAGE DES VERTRAUENS sowie in vier STRALSUND-Krimis.
Möhring gehört zu einer Minderheit, weil er viel dreht, und weil er drei Kinder hat. Denn 6 von 10 Schauspieler/innen in Deutschland sind kinderlos, von denen mit Kindern haben lediglich 14 % mindestens drei, und nur 2 % vier oder mehr Kinder (Bührmann und andere, 2010).
Dabei gibt es gerade unter den renommierten Schauspielern einige mit großen Familien: Devid Striesow (4 Kinder), Til Schweiger (4 Kinder), Axel Prahl (4 Kinder), Jan-Josef Liefers (4 Kinder) und Jürgen Vogel (5 Kinder) beispielsweise, und aus der älteren Generation kämen noch Uwe Ochsenknecht (4 Kinder) und Helge Schneider (6 Kinder) dazu.
Bei den Topschauspielerinnen sieht es anders aus, die meisten haben deutlich weniger oder gar keinen Nachwuchs. – da sind Maria Simon und Corinna Harfouch mit je 4 Kindern schon große Ausnahmen.
Woran liegt das? Dass wenn Väter drehen, ihre Partnerinnen für die Kinder da sind, aber umgekehrt nicht? Dass Väter nicht zwangsläufig mit (all) ihren Kindern zusammen leben, Mütter aber meistens schon, und so beide in ihrer Berufsausübung unterschiedlich beeinflusst sind? Dass Schauspielerinnen fürchten müssen, durch Babypause und Doppelbelastung zu lange von Bildschirm und Leinwand zu verschwinden, und so ihre beruflichen Chancen und die Dauer ihrer Karriere noch stärker zu verkürzen? (Die Altersschere: ab 40 nehmen Frauenrollen deutlich ab, Männerrollen erst 10 bis 15 Jahre später).
Im deutschen Fernsehen ist häufig von Familie die Rede: wenn es ums Programm geht, oder ums Publikum, und in der Werbung sowieso. Aber wie ist das innen, wie familienfreundlich ist das Fernsehen als Arbeitsplatz? Weiterlesen
cn-kolumne: FILMLAND RUSSLAND: ZWISCHEN DEN WELTEN
Tina ThieleKatharina Spiering & Markus Kunze
Unsere Reihe „Filmländer weltweit“ geht in die zweite Runde.
Letztes Jahr starteten wir die Reihe mit dem „Filmland China“. Als Interviewpartner stand uns Volker Helfrich, der als deutscher Schauspieler in China Fuß gefasst hat, zur Verfügung.
In diesem Jahr nehmen wir das „Filmland Russland“ unter die Lupe. Weiterlesen
Cinema Moralia – Folge 85: Im finsteren Tal…
out takes, Rüdiger SuchslandKlaus Lemkes Kein Großes Ding, einer von vielen Filmen made in Berlin, die jetzt bei »achtung berlin« laufen
Erinnerungen an Menschen am Sonntag und die Neunziger Jahre; der X-Filmpreis und der öffentliche Selbstmord des ZDF – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 85. Folge
Längst hat der Berlin-Hype ein Ende, auch unter Filmemachern. Noch vor fünf Jahren gab es gute objektive Argumente für die Letzten der deutschen Filmszene, nach Berlin zu ziehen: Eine vibrierende, moderne, unspießige Hauptstadtkultur, dazu billige Mieten, billiges Leben, viele freie Wohnungen, und eine großzügige, vergleichsweise stark an Kunst und Independent-Kultur interessierte Filmförderung. Mit alldem ist es vorbei: Die Kultur hat schon lange den Charme der Wendezeit und der 90er verloren, der noch bis in die frühen Nullerjahre anhielt. Heute muss man in den Kneipen von Berlin-Mitte – falls man da zwischen den ganzen Backpackern überhaupt einen Platz bekommen hat – und auch in Kreuzberg früher reingehen als in München, weil sonst die Nachbarn anrufen. Die Küche macht dann auch gleich zu. Die Mieten werden immer teurer, die Lokale immer doofer. Und die Filmförderung, die vor Jahren noch stolz darauf war, »kleine schmutzige Berlin-Filme« zu fördern, hat für dergleichen kein Interesse mehr. Gefördert werden die Großkopferten von »X-Filme« und den zwei, drei anderen größeren Verleihern, die Firma Teamworxx und die Amerikaner. Aber selbst diejenigen Independent-Filmemacher, die nach meiner Ansicht schon vor Jahren nur noch als Feigenblatt die ganz anderen Pläne des Medienboard ein wenig verdecken sollten, bekommen heute ihre Projekte nicht mehr finanziert, von anderen erstaunlichen Entscheidungen einmal ganz zu schweigen. Kein Wunder, wenn man allein schon daran denkt, dass der RBB der einzige sogenannte »Haussender« des Medienboards ist – lassen wir es mal bei dieser sachlichen Feststellung, ohne weiteren Kommentar.
Weiterlesen
Glanz und Elend des Deutschen Films VI: Einstellung
out takes, Peter HartigAlles eine Frage der Einstellung: Mit Produktionen aus dem eigenen Land sind Publikum wie Kritiker besonders streng. Oder schauen erst gar nicht mehr hin. Das Historiendrama „Pool“ etwa hatte nicht mal 130.000 Besucher im Kino. | Foto © Piffl Medien
„Wer sein Kind liebt, der züchtigt es“, glaubt nicht nur die Bibel: „Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.“ Heutige Pädagogen mögen da schwerste Bedenken äußen, doch wer als deutscher Filmkritiker etwas auf sich hält, der ist mit dem deutschen Film besonders streng und sagt Sätze wie „Ich ertrage höchstens drei deutsche Filme am Stück”, wenn er auf der Berlinale mit Kollegen am Nebentisch fachsimpelt. Man kann aber ebenso gut die Kritiken, Blogs und Kommentare zu einem beliebigen deutschen Film nachschlagen – irgendwo findet sich garantiert der Vergleich „für einen deutschen Film …“
… wirklich gelungen,
… ungewöhnlich lustig und realistisch,
… erfrischend anders und unkonventionell,
… besonders.
Was man umkehrschließen kann, um zu wissen, was der Deutsche Film anscheinend sonst so sei.
Weiterlesen