Französische Woche beim Europäischen Filmpreis

Wim Wenders (oben) und Juliette Binoche (unten) bei der europäischen Filmpreisgala. Der Regisseur wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ansonsten fehlte der Deutsche Film auf der Bühne. | Foto © EFA/Sebastian Gabsch
Beim „Europäischen Filmpreis“ war vom Deutschen Film wenig zu sehen. Aus Frankreich umso mehr. Dort werde die Siebte Kunst halt ganz anders unterstützt, meint der Chef der Europäischen Filmakademie. Zwei Neuerungen gibt es außerdem.
Die Deutsche Presse-Agentur (DPA) macht sich via „Frankfurter Rundschau“ schon mal Gedanken zu den „Golden Globes“ und „Oscars“ im nächsten Jahr. Also wer da in Hollywood so mitmischen könnte aus Filmdeutschland. Das ist lustig, weil erst vorigen Samstag in Luzern die „Europäischen Filmpreise“[auf Englisch] verliehen wurden. Das ist sowas wie der „Oscar“ der Alten Welt, bloß interessierte sich dafür keiner. Außer der DPA, deren knappe Preisaufzählung wenigstens „Zeit“ und „Frankfurter Rundschau“ übernahmen.
Übrigens wurde der deutsche Regisseur Wim Wenders für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Ansonsten war Filmdeutschland nur in Koproduktionen zu finden – wie „Des Teufels Bad“, für den die österreichische Kostümbildnerin Tanja Hausner ausgezeichnet wurde.
Die Europäische Filmakademie (EFA) hat mit diesem Jahr die Regeln für diese Hauptkategorie geändert. Bislang war sie dem Spielfilm vorbehalten, für Dokumentar und Animation gab es eigene Kategorie. Die sind nun zusammengelegt, paritätisch werden 15 Filme nominiert.
Die nächste große Änderung folgt: Der Preis wird in Zukunft erst Mitte Januar vergeben, das nächste Mal also 2026, teilte die EFA [auf Englisch] mit. Dadurch würden „die europäischen Nominierten und Preisträger*innen viel sichtbarer sein in der internationalen Preisverleihungssaison, einschließlich der ,Oscars’.“
Viel sichtbarer war die diesjährige Preisverleihung in Frankreich, wo sich Constance Jamet im „Figaro“ [auf Französisch] ausgiebig freut. Großer Sieger des Abends ist der französische Regisseur Jacques Audiard mit seinem Narco-Musical „Emilia Pérez“: beste Regie, bestes Drehbuch, beste Darstellerin, beste Montage und überhaupt der beste europäische Film des Jahres.
Audiard entschuldigte sich ein bisschen, dass er wiederholt auf der Bühne stand, lobte die Filmförderung und sein Team: „Das Kino ist ein Mannschaftssport. Ich verdanke alles meinen Schauspielerinnen, meinen Musikern und meinem Choreografen, der einen Ad-hoc-Preis verdient hätte.“ Den Preis fürs Drehbuch widmete er seinem langjährigen Mitautor Thomas Bidegain und dem Schauspieler Niels Arelstrup, der am 1. Dezember gestorben ist.
„,Diese 37. Ausgabe des Europäischen Filmpreises hat ein französisches Flair und feiert die Vielfalt Ihres Kinos. Es spiegelt die kulturelle Ausnahme Frankreichs und die einzigartige Art und Weise wider, in der die Institutionen Ihres Landes die Siebte Kunst unterstützen’, bemerkt Matthijs Wouter Knol gegenüber dem ,Figaro’. Der Direktor der Europäischen Filmakademie betont auch die entscheidende Rolle der Koproduktionen, an denen Frankreich beteiligt war […]. Eine weitere Tricolore-Connection ist die Ehrenpräsidentschaft der Europäischen Filmakademie, die nun von Juliette Binoche übernommen wurde.“