Roland Dressel war einer der bedeutendsten Filmkameramänner der Defa. Rund 30 Filme hatte er bis zum Ende der DDR gedreht, im wiedervereinigten Land gewann er den „Deutschen Filmpreis“. Am 5. Dezember ist er mit 90 Jahren gestorben.
Geduldig, engagiert und leise – so würdigt der Berufsverband Kinematografie (BVK) „einen der bedeutendsten Filmkameramänner der Defa“: Am 5. Dezember ist Roland Dressel mit 90 Jahren gestorben. „Ein hellwacher Beobachter seiner Umgebung und ein künstlerisch Wagemutiger, der nach der ,Wende‘ – wie so viele Filmschaffende aus der Defa – im westdeutsch geprägten Medienbetrieb des neu-vereinten Landes völlig zu Unrecht keine angemessene öffentliche Wahrnehmung mehr erfuhr. Wir alle müssen uns zurechnen lassen, daß ein bedeutender Teil des deutschen Filmschaffens weitgehend vergessen ist.“ Filmgeschichte machte er trotzdem. Und so ganz kam auch das vereinte Deutschland nicht an Dressel vorbei. Für „Abschied von Agnes“ (Regie: Michael Gwisdek) erhielt er 1994 den „Deutschen Filmpreis“.
Wie dysfunktional Medien heute mit Intellektualität umgehen: Protokoll einer sehr deutschen Debatte, Akt I – Gedanken in der Pandemie, Folge 141.
„Was heißt das übersetzt? Sind das dumme Menschen, die sich nicht impfen lassen?“ Markus Lanz
„Manche kriegen wir gar nicht mehr. Bei manchen wirkt vielleicht die Bratwurst. Bei manchen wirkt das rationale Kalkül, manche kriegt man noch über Solidarität.“ Alena Buyx, Medizinethikerin
Dienstag, der 2. November 2021 war der Tag, an dem in Deutschland erstmals einigermaßen vernünftig über das Boostern geredet wurde. Davor hat fast niemand davon gesprochen, schon gar nicht der damals noch amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn.Da trat in der außergewöhnlichen und unbedingt nachholenswerten Sendung „Markus Lanz“ die Vorsitzende des deutschen Ethikrats, die Medizinethikerin Alena Buyx, vors Publikum, und sagte „das niedrigschwellige Impfen ist eine wichtige Sache, aber man muss auch nach-boostern.“
Von diesem Tag an war auf einmal klar: zwei Impfungen reichen nicht – das schlichte 2G ist nicht genug.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-12-13 22:23:502021-12-13 23:24:16Gedanken in der Pandemie 141: Die Impffrage ist zu einem Kulturkampf geworden
Karl Lauterbach talkt sich auf einen Ministersessel. Und die Physikerin tritt ab – Gedanken in der Pandemie, Folge 140.
„Ich möchte Deutschland dienen.“ Angela Merkel, 2005 bei ihrem Amtsantritt
„Weg mit den Spaltern der Arbeiterfront/ den Verrätern am Proletariat!/ Uns hilft nur die Rote Einheitsfront/ von Arbeiter, Bauer und Soldat/ Heraus aus dem alten Wahne/ Die Einheitsfront marschiert/ Unter der roten Fahne/ von Marx und von Lenin geführt.“ Text: Erich Weinert; Komposition: Hanns Eisler; Gesang: Ernst Busch
Deutschland ist gerettet! Der Messias ist da!! Das Volk hat seinen Retter!!! Den Pandemieversteher, der spätestens heute auch ein Pandemiegewinner ist: Karl Lauterbach. Er ist der beste Beweis dafür, wie man allein durch Talk-Show-Auftritte Macht gewinnen, und sich die Gunst des Volkes und damit der Parteien erringen und sich unentbehrlich machen kann.
Das Beste an dieser Ernennung ist, dass das Bild des heiligen Lauterbach jetzt ziemlich schnell Risse bekommen wird. Denn alle Menschen machen Fehler. Und auch Karl Lauterbach ist, selbst wenn das manche nicht mehr wahrhaben möchten, ein Mensch. Er wird Fehler machen. Und das ist zumindest für ihn eine neue und gute Erfahrung.
Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios kommentierte heute treffend: „Lauterbach verdankt seine Berufung einer medialen Dauerpräsenz und seiner öffentlichen Position als Corona-Mahner. Jetzt aber muss Lauterbach beweisen, dass er nicht nur von der Pandemie warnen, sondern sie auch managen kann.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-12-07 16:37:282021-12-07 16:37:28Gedanken in der Pandemie 140: Der Pandemiegewinner …
Auf Instagram gratulierte der Pianist Igor Levit der kommenden Kulturstaatsministerin Claudia Roth. „Weil Du für Menschen, Kunst und Kultur brennst. Und für sie da bist. Immer.“ Er sei froh und glücklich, dass sie „diese so wichtige Rolle in dieser Zeit“ übernimmt. Die Kommentare zeigen: Nicht nur er setzt Hoffnungen in die Neue. | Screenshot
Für viele war es eine Überraschung: Beim Ministerien-Bingo der kommenden Regierung fiel die Kultur an die Grünen. Claudia Roth soll die nächste BKM werden.
Es ist eine Ampel! Vorigen Mittwoch haben sich SPD, Grüne und FDP auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Eine Überraschung gab’s bei der Nachfolge der BKM, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, kurz Kulturstaatsministerin: Claudia Roth von den Grünen wird das Amt übernehmen. Auf Instagram gratulierte der Pianist Igor Levit: „Weil Du für Menschen, Kunst und Kultur brennst. Und für sie da bist. Immer.“ Er sei froh und glücklich, dass sie „diese so wichtige Rolle in dieser Zeit“ übernimmt. Die Kommentare zeigen: Nicht nur er setzt Hoffnungen in die Neue.
Die Medien als Pandemie-Treiber. Das Versagen der Politik. Und die Verantwortungslosigkeit der Bürger – Gedanken in der Pandemie, Folge 139.
„Doesn’t have a point of view/Knows not where he’s going to/Isn’t he a bit like you and me?“
The Beatles, „Nowhere Man“
„If you are the dealer, I’m out of the game If you are the healer, it means im broken and lame If thine is the glory, then mine must be the shame You want it darker We kill the flame“
Leonard Cohen, „You Want It Darker“
„Vertrauen ist der Anfang von allem.“
Deutsche-Bank-Werbespot, 1990er-Jahre
„Ich bin hingerissen!“ schrieb mir ein begeisterter Oliver Zenglein gleich ganz unmittelbar am gestrigen Sonntag seinen Eindruck von Peter Jacksons Doku-Miniserie über die Beatles: „Und ich war immer eher der John-Lennon- Typ. Aber jetzt bin ich ein Fan von Paul. „Peter Jackson kommentiert nichts. Er lässt es laufen. Wir sehen vier junge Männer (die sind ja erst zwischen 25 und 28, sehen aber älter aus) die eigentlich schon alles erreicht haben, aber die mit Epstein ihren Vater verloren haben. Sie sind so unglaubliche Musiker und trotz allem auch Kindsköpfe. Es ist magisch zu sehen, wie ,Get Back‘, ,Don‘t Let Me Down‘ und ,Let It Be‘ entstehen. Und Yoko? Und Paul? Hier muss Musikgeschichte umgeschrieben werden. Die beiden waren nicht der Grund der Trennung.“
Auch sonst erfährt man offenbar Neues: „Wusstest du, dass sie Billy Preston ins Studio geholt hatten und er eigentlich auf allen Songs der LP ,Let It Be‘ dabei ist? Er war quasi ein schwarzer fünfter Beatle.“
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-11-30 02:23:402021-11-30 02:37:58Gedanken in der Pandemie 139: Nanny Staat und Onkel Medien
Warum wir uns verkuhen müssen und man es nicht allen rechtmachen kann: Professorenpolitik, Fortschrittsfeindschaft und Schweden – Gedanken in der Pandemie, Folge 138.
„Schon jetzt sterben in unserem Land 700 Menschen pro Woche – Tendenz steigend. Jeder Tag des Abwartens kostet Menschenleben. […] Verantwortung [bedeutet] eine aufrichtige, besonnene und vor allem kohärente Kommunikation, die den Bürgerinnen und Bürgern vertraut, ihnen aber auch unangenehme Wahrheiten zumutet sowie klare und konsistente Verhaltensrichtlinien vorgibt. Dass eine solche Kommunikation sowie einheitliche verbindliche Regelungen weiterhin fehlen, untergräbt das Vertrauensverhältnis zwischen Regierung und Bevölkerung, beschädigt somit auch das Vertrauen in die Maßnahmen – unter anderem in das Impfen – und trägt dadurch erheblich zur Verlängerung der Pandemie bei.“ Appell von 35 Wissenschaftlern.
„Wenn nur soziale Gebilde beständen, denen die Gewaltsamkeit als Mittel unbekannt wäre, dann würde der Begriff ,Staat’ fortgefallen sein, dann wäre eingetreten, was man in diesem besonderen Sinne des Wortes als ,Anarchie’ bezeichnen würde. Gewaltsamkeit ist natürlich nicht etwa das normale oder einzige Mittel des Staates: – davon ist keine Rede –, wohl aber: das ihm spezifische. Gerade heute ist die Beziehung des Staates zur Gewaltsamkeit besonders intim. In der Vergangenheit haben die verschiedensten Verbände – von der Sippe angefangen – physische Gewaltsamkeit als ganz normales Mittel gekannt. Heute dagegen werden wir sagen müssen: Staat ist diejenige menschliche Gemeinschaft, welche innerhalb eines bestimmten Gebietes das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit für sich (mit Erfolg) beansprucht.“ Max Weber, „Politik als Beruf“; 1919.
„Vaccination“ – gleich vier Filme über Kühe waren in der letzten Woche auf dem „Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg“ bei seiner 70-Jahre-Jubiläumsausgabe zu sehen. In einem stand eine Kuh nicht nur im Mittelpunkt, sondern sie war Heldin und Hauptfigur des Films: Ausgerechnet von der britischen Sozialrealistin Andreas Arnold stammt er und heißt wie sein Gegenstand: „Cow“.
Ein wunderbarer, schöner Film, auch für Nicht-Vegetarier wie mich. Er brachte mich auf etwas anderes. Woher kommt eigentlich der Ausdruck „vaccination“ und „vaccinare“? Hat das am Ende etwas mit Kuh zu tun? Tatsächlich!
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-11-23 01:42:012021-11-23 01:42:01Gedanken in der Pandemie 138: Tu felix Austria, impfe!
Justin Peach (39) hatte 2009 mit „Kleine Wölfe“ eine bewegende Doku über Straßenkinder in Nepal gedreht. Und damit beim Up-and-coming Filmfestival in Hannover gewonnen. Jetzt schließt sich der Kreis. Ende November sitztPeach selbst in der Jury, die Deutschlands talentierteste Nachwuchsfilmer sucht. Ein Gespräch über kleine Hüte, großes Kino, Knutschen im Kinosessel und ein digitales Festival in Corona-Zeiten.
Interview: Andreas Daebeler und Ilona Lütje
Justin, Du warst 2009 mit der Doku „Kleine Wölfe“, in der das Schicksal nepalesischer Straßenkinder nachgezeichnet wird, beim Up-and-coming am Start. Was hat Dich damals bewogen, Dich fürs Festival zu bewerben?
„Kleine Wölfe“ war mein Abschlussfilm an der Hochschule Mainz und wir hatten eigentlich keine großen Ambitionen, außer dass wir eine Note gebraucht haben. Ich habe den fertigen Film damals dann überall eingereicht und gehofft, dass er gezeigt wird. Erstmal ist man klein mit Hut, bewirbt sich und guckt, ob der Film ankommt und Festivals den überhaupt zeigen.
Gezeigt wurde er in Hannover. Und Du hast dann sogar den Deutschen Nachwuchsfilmpreis abgeräumt. Der erhoffte Booster für Dich als Filmemacher? Klar. Das war Gänsehaut. Krass. Ich weiß noch, dass ich damals mit einem Kumpel zurück nach Mainz gefahren bin und auf einmal lief im Radio die Nachricht, dass ich gewonnen habe. Da war mir sofort klar, welche Tragweite das hat und dass ganz Deutschland das mitkriegt. Und so war es dann auch – gut für meine Karriere. Als junger Kameramann und Filmer ist es wichtig, erstmal einen Fuß in die Tür zu kriegen. Von dem Moment an wurde ich überall vorgestellt mit den Worten: das ist Justin, der hat den Deutschen Nachwuchsfilmpreis gewonnen. Ich bin sehr dankbar, weil ich auf jeden Fall profitiert habe.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00adminothttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgadminot2021-11-18 20:27:362021-11-18 20:27:36„Ich brauche keine Millionen für einen guten Film“
Manche vertrauen lieber auf Hausrezepte als auf Impfstoffe als Schutz gegen das Virus. In Österreich ist das Anti-Wurmmittel Ivermectin ausverkauft.
Die Inszenierung der Unfähigkeit: In der Matrix; die Wahrheit da draußen. Und ein Plädoyer für Gelassenheit – Gedanken in der Pandemie, Folge 137.
„Den Teufel spürt das Völkchen nie, Und wenn er sie bei’m Kragen hätte.“ Goethe, Faust I, Vers 2182
„Die Pandemie wird erst beendet sein, wenn sich jeder infiziert hat – entweder nachdem er auch geimpft worden ist oder davor.“ Christoph Specht, Medizinexperte
In Österreich ist neuerdings das Anti-Wurmmittel Ivermectin ausverkauft. Obwohl Experten und Wissenschaftler von der Einnahme abraten, ist das vor allem in der Tiermedizin eingesetzte und rezeptpflichtige Medikament in vielen Apotheken Österreichs ausverkauft. In impfskeptischen Kreisen wird das Medikament nämlich neuerdings als Wundermittel gegen Covid-19 gefeiert. In der Tiermedizin dient Ivermectin vor allem bei Pferden, Schafen, Schweinen oder Rindern zur Entwurmung. Beim Menschen sind die Ivermectin-Tabletten zur Behandlung von Krätzmilben, Zwergfadenwürmern, tropischen Fadenwürmern oder Kupferakne zugelassen.
https://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpg00Rüdiger Suchslandhttps://out-takes.de/wp-content/uploads/2019/11/out_takes_logo01.jpgRüdiger Suchsland2021-11-18 20:13:522021-11-18 22:41:27Gedanken in der Pandemie 137: Wenn der Wurm erstmal drin ist …
Der Unnachgiebige – Nachrufe auf Roland Dressel
out takes, Peter HartigRoland Dressel beim Dreh von „Wengler & Söhne – Eine Legende“. | Foto © Defa-Stiftung/Wolfgang Ebert
Roland Dressel war einer der bedeutendsten Filmkameramänner der Defa. Rund 30 Filme hatte er bis zum Ende der DDR gedreht, im wiedervereinigten Land gewann er den „Deutschen Filmpreis“. Am 5. Dezember ist er mit 90 Jahren gestorben.
Geduldig, engagiert und leise – so würdigt der Berufsverband Kinematografie (BVK) „einen der bedeutendsten Filmkameramänner der Defa“: Am 5. Dezember ist Roland Dressel mit 90 Jahren gestorben. „Ein hellwacher Beobachter seiner Umgebung und ein künstlerisch Wagemutiger, der nach der ,Wende‘ – wie so viele Filmschaffende aus der Defa – im westdeutsch geprägten Medienbetrieb des neu-vereinten Landes völlig zu Unrecht keine angemessene öffentliche Wahrnehmung mehr erfuhr. Wir alle müssen uns zurechnen lassen, daß ein bedeutender Teil des deutschen Filmschaffens weitgehend vergessen ist.“ Filmgeschichte machte er trotzdem. Und so ganz kam auch das vereinte Deutschland nicht an Dressel vorbei. Für „Abschied von Agnes“ (Regie: Michael Gwisdek) erhielt er 1994 den „Deutschen Filmpreis“.
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Gedanken in der Pandemie 141: Die Impffrage ist zu einem Kulturkampf geworden
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeFreiheit oder Pflicht? Die Impffrage ist zu einem Kulturkampf geworden. Szenenfoto aus „Idiocracy“. | Foto © 20th Century Fox
Wie dysfunktional Medien heute mit Intellektualität umgehen: Protokoll einer sehr deutschen Debatte, Akt I – Gedanken in der Pandemie, Folge 141.
„Was heißt das übersetzt? Sind das dumme Menschen, die sich nicht impfen lassen?“
Markus Lanz
„Manche kriegen wir gar nicht mehr. Bei manchen wirkt vielleicht die Bratwurst. Bei manchen wirkt das rationale Kalkül, manche kriegt man noch über Solidarität.“
Alena Buyx, Medizinethikerin
Dienstag, der 2. November 2021 war der Tag, an dem in Deutschland erstmals einigermaßen vernünftig über das Boostern geredet wurde. Davor hat fast niemand davon gesprochen, schon gar nicht der damals noch amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn. Da trat in der außergewöhnlichen und unbedingt nachholenswerten Sendung „Markus Lanz“ die Vorsitzende des deutschen Ethikrats, die Medizinethikerin Alena Buyx, vors Publikum, und sagte „das niedrigschwellige Impfen ist eine wichtige Sache, aber man muss auch nach-boostern.“
Von diesem Tag an war auf einmal klar: zwei Impfungen reichen nicht – das schlichte 2G ist nicht genug.
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Gedanken in der Pandemie 140: Der Pandemiegewinner …
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeDer eine kommt, die andere geht. Millionen schalteten zum Abschied der Kanzlerin den Fernseher ein, um zu hören wie ein Nina-Hagen-Hit mit Blasmusik klingt. Und Karl Lauterbach wird in Zukunft wohl weniger Zeit für Talkshows haben. | Foto © BR
Karl Lauterbach talkt sich auf einen Ministersessel. Und die Physikerin tritt ab – Gedanken in der Pandemie, Folge 140.
„Ich möchte Deutschland dienen.“
Angela Merkel, 2005 bei ihrem Amtsantritt
„Weg mit den Spaltern der Arbeiterfront/ den Verrätern am Proletariat!/
Uns hilft nur die Rote Einheitsfront/ von Arbeiter, Bauer und Soldat/
Heraus aus dem alten Wahne/ Die Einheitsfront marschiert/
Unter der roten Fahne/ von Marx und von Lenin geführt.“
Text: Erich Weinert; Komposition: Hanns Eisler; Gesang: Ernst Busch
Deutschland ist gerettet! Der Messias ist da!! Das Volk hat seinen Retter!!! Den Pandemieversteher, der spätestens heute auch ein Pandemiegewinner ist: Karl Lauterbach. Er ist der beste Beweis dafür, wie man allein durch Talk-Show-Auftritte Macht gewinnen, und sich die Gunst des Volkes und damit der Parteien erringen und sich unentbehrlich machen kann.
Das Beste an dieser Ernennung ist, dass das Bild des heiligen Lauterbach jetzt ziemlich schnell Risse bekommen wird. Denn alle Menschen machen Fehler. Und auch Karl Lauterbach ist, selbst wenn das manche nicht mehr wahrhaben möchten, ein Mensch. Er wird Fehler machen. Und das ist zumindest für ihn eine neue und gute Erfahrung.
Tina Hassel, Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios kommentierte heute treffend: „Lauterbach verdankt seine Berufung einer medialen Dauerpräsenz und seiner öffentlichen Position als Corona-Mahner. Jetzt aber muss Lauterbach beweisen, dass er nicht nur von der Pandemie warnen, sondern sie auch managen kann.“
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Neustart Kultur
out takes, Peter HartigAuf Instagram gratulierte der Pianist Igor Levit der kommenden Kulturstaatsministerin Claudia Roth. „Weil Du für Menschen, Kunst und Kultur brennst. Und für sie da bist. Immer.“ Er sei froh und glücklich, dass sie „diese so wichtige Rolle in dieser Zeit“ übernimmt. Die Kommentare zeigen: Nicht nur er setzt Hoffnungen in die Neue. | Screenshot
Für viele war es eine Überraschung: Beim Ministerien-Bingo der kommenden Regierung fiel die Kultur an die Grünen. Claudia Roth soll die nächste BKM werden.
Es ist eine Ampel! Vorigen Mittwoch haben sich SPD, Grüne und FDP auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Eine Überraschung gab’s bei der Nachfolge der BKM, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, kurz Kulturstaatsministerin: Claudia Roth von den Grünen wird das Amt übernehmen. Auf Instagram gratulierte der Pianist Igor Levit: „Weil Du für Menschen, Kunst und Kultur brennst. Und für sie da bist. Immer.“ Er sei froh und glücklich, dass sie „diese so wichtige Rolle in dieser Zeit“ übernimmt. Die Kommentare zeigen: Nicht nur er setzt Hoffnungen in die Neue.
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Gedanken in der Pandemie 139: Nanny Staat und Onkel Medien
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeEs kriselte schon mächtig: Anfang 1969 trafen sich die Beatles sich in einem Filmstudio für die Aufnahmen zu ihrem Album „Let it be“. Peter Jackson hat das Material eindrucksvoll restauriert. Der Doku-Dreiteiler „Get Back“ erzählt das Ende der Kult-Band neu. | Foto © Disney Plus
Die Medien als Pandemie-Treiber. Das Versagen der Politik. Und die Verantwortungslosigkeit der Bürger – Gedanken in der Pandemie, Folge 139.
„Doesn’t have a point of view/Knows not where he’s going to/Isn’t he a bit like you and me?“
The Beatles, „Nowhere Man“
„If you are the dealer, I’m out of the game
If you are the healer, it means im broken and lame
If thine is the glory, then mine must be the shame
You want it darker
We kill the flame“
Leonard Cohen, „You Want It Darker“
„Vertrauen ist der Anfang von allem.“
Deutsche-Bank-Werbespot, 1990er-Jahre
„Ich bin hingerissen!“ schrieb mir ein begeisterter Oliver Zenglein gleich ganz unmittelbar am gestrigen Sonntag seinen Eindruck von Peter Jacksons Doku-Miniserie über die Beatles: „Und ich war immer eher der John-Lennon- Typ. Aber jetzt bin ich ein Fan von Paul. „Peter Jackson kommentiert nichts. Er lässt es laufen. Wir sehen vier junge Männer (die sind ja erst zwischen 25 und 28, sehen aber älter aus) die eigentlich schon alles erreicht haben, aber die mit Epstein ihren Vater verloren haben. Sie sind so unglaubliche Musiker und trotz allem auch Kindsköpfe. Es ist magisch zu sehen, wie ,Get Back‘, ,Don‘t Let Me Down‘ und ,Let It Be‘ entstehen. Und Yoko? Und Paul? Hier muss Musikgeschichte umgeschrieben werden. Die beiden waren nicht der Grund der Trennung.“
Auch sonst erfährt man offenbar Neues: „Wusstest du, dass sie Billy Preston ins Studio geholt hatten und er eigentlich auf allen Songs der LP ,Let It Be‘ dabei ist? Er war quasi ein schwarzer fünfter Beatle.“
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Gedanken in der Pandemie 138: Tu felix Austria, impfe!
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeGleich vier Filme über Kühe waren vorige Woche auf dem Festival Mannheim-Heidelberg zu sehen. Zum Beispiel Andreas Arnolds „Cow“. Fürs Impfen (und die Angst davor) hat das Tier übrigens eine besondere Bedeutung. | Foto © IFF Mannheim-Heidelberg
Warum wir uns verkuhen müssen und man es nicht allen rechtmachen kann: Professorenpolitik, Fortschrittsfeindschaft und Schweden – Gedanken in der Pandemie, Folge 138.
„Schon jetzt sterben in unserem Land 700 Menschen pro Woche – Tendenz steigend. Jeder Tag des Abwartens kostet Menschenleben. […] Verantwortung [bedeutet] eine aufrichtige, besonnene und vor allem kohärente Kommunikation, die den Bürgerinnen und Bürgern vertraut, ihnen aber auch unangenehme Wahrheiten zumutet sowie klare und konsistente Verhaltensrichtlinien vorgibt. Dass eine solche Kommunikation sowie einheitliche verbindliche Regelungen weiterhin fehlen, untergräbt das Vertrauensverhältnis zwischen Regierung und Bevölkerung, beschädigt somit auch das Vertrauen in die Maßnahmen – unter anderem in das Impfen – und trägt dadurch erheblich zur Verlängerung der Pandemie bei.“
Appell von 35 Wissenschaftlern.
„Wenn nur soziale Gebilde beständen, denen die Gewaltsamkeit als Mittel unbekannt wäre, dann würde der Begriff ,Staat’ fortgefallen sein, dann wäre eingetreten, was man in diesem besonderen Sinne des Wortes als ,Anarchie’ bezeichnen würde. Gewaltsamkeit ist natürlich nicht etwa das normale oder einzige Mittel des Staates: – davon ist keine Rede –, wohl aber: das ihm spezifische. Gerade heute ist die Beziehung des Staates zur Gewaltsamkeit besonders intim. In der Vergangenheit haben die verschiedensten Verbände – von der Sippe angefangen – physische Gewaltsamkeit als ganz normales Mittel gekannt. Heute dagegen werden wir sagen müssen: Staat ist diejenige menschliche Gemeinschaft, welche innerhalb eines bestimmten Gebietes das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit für sich (mit Erfolg) beansprucht.“
Max Weber, „Politik als Beruf“; 1919.
„Vaccination“ – gleich vier Filme über Kühe waren in der letzten Woche auf dem „Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg“ bei seiner 70-Jahre-Jubiläumsausgabe zu sehen. In einem stand eine Kuh nicht nur im Mittelpunkt, sondern sie war Heldin und Hauptfigur des Films: Ausgerechnet von der britischen Sozialrealistin Andreas Arnold stammt er und heißt wie sein Gegenstand: „Cow“.
Ein wunderbarer, schöner Film, auch für Nicht-Vegetarier wie mich. Er brachte mich auf etwas anderes. Woher kommt eigentlich der Ausdruck „vaccination“ und „vaccinare“? Hat das am Ende etwas mit Kuh zu tun? Tatsächlich!
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„Ich brauche keine Millionen für einen guten Film“
Andreas Daebeler und Ilona Lütje, Unsere GästeMit einem Dokumentarfilm über Straßenkinder in Nepal hatte Justin Peach vor zwölf Jahren den „Deutschen Nachwuchsfilmpreis“ gewonnen. Sein neuer Film „Street Line“ setzt die Geschichte jetzt fort. | Foto © Seweryn Zelazny
Justin Peach (39) hatte 2009 mit „Kleine Wölfe“ eine bewegende Doku über Straßenkinder in Nepal gedreht. Und damit beim Up-and-coming Filmfestival in Hannover gewonnen. Jetzt schließt sich der Kreis. Ende November sitzt Peach selbst in der Jury, die Deutschlands talentierteste Nachwuchsfilmer sucht. Ein Gespräch über kleine Hüte, großes Kino, Knutschen im Kinosessel und ein digitales Festival in Corona-Zeiten.
Interview: Andreas Daebeler und Ilona Lütje
Justin, Du warst 2009 mit der Doku „Kleine Wölfe“, in der das Schicksal nepalesischer Straßenkinder nachgezeichnet wird, beim Up-and-coming am Start. Was hat Dich damals bewogen, Dich fürs Festival zu bewerben?
„Kleine Wölfe“ war mein Abschlussfilm an der Hochschule Mainz und wir hatten eigentlich keine großen Ambitionen, außer dass wir eine Note gebraucht haben. Ich habe den fertigen Film damals dann überall eingereicht und gehofft, dass er gezeigt wird. Erstmal ist man klein mit Hut, bewirbt sich und guckt, ob der Film ankommt und Festivals den überhaupt zeigen.
Gezeigt wurde er in Hannover. Und Du hast dann sogar den Deutschen Nachwuchsfilmpreis abgeräumt. Der erhoffte Booster für Dich als Filmemacher?
Klar. Das war Gänsehaut. Krass. Ich weiß noch, dass ich damals mit einem Kumpel zurück nach Mainz gefahren bin und auf einmal lief im Radio die Nachricht, dass ich gewonnen habe. Da war mir sofort klar, welche Tragweite das hat und dass ganz Deutschland das mitkriegt. Und so war es dann auch – gut für meine Karriere. Als junger Kameramann und Filmer ist es wichtig, erstmal einen Fuß in die Tür zu kriegen. Von dem Moment an wurde ich überall vorgestellt mit den Worten: das ist Justin, der hat den Deutschen Nachwuchsfilmpreis gewonnen. Ich bin sehr dankbar, weil ich auf jeden Fall profitiert habe.
Weiterlesen
Gedanken in der Pandemie 137: Wenn der Wurm erstmal drin ist …
Rüdiger Suchsland, Unsere GästeManche vertrauen lieber auf Hausrezepte als auf Impfstoffe als Schutz gegen das Virus. In Österreich ist das Anti-Wurmmittel Ivermectin ausverkauft.
Die Inszenierung der Unfähigkeit: In der Matrix; die Wahrheit da draußen. Und ein Plädoyer für Gelassenheit – Gedanken in der Pandemie, Folge 137.
„Den Teufel spürt das Völkchen nie,
Und wenn er sie bei’m Kragen hätte.“
Goethe, Faust I, Vers 2182
„Die Pandemie wird erst beendet sein, wenn sich jeder infiziert hat – entweder nachdem er auch geimpft worden ist oder davor.“
Christoph Specht, Medizinexperte
In Österreich ist neuerdings das Anti-Wurmmittel Ivermectin ausverkauft. Obwohl Experten und Wissenschaftler von der Einnahme abraten, ist das vor allem in der Tiermedizin eingesetzte und rezeptpflichtige Medikament in vielen Apotheken Österreichs ausverkauft. In impfskeptischen Kreisen wird das Medikament nämlich neuerdings als Wundermittel gegen Covid-19 gefeiert. In der Tiermedizin dient Ivermectin vor allem bei Pferden, Schafen, Schweinen oder Rindern zur Entwurmung. Beim Menschen sind die Ivermectin-Tabletten zur Behandlung von Krätzmilben, Zwergfadenwürmern, tropischen Fadenwürmern oder Kupferakne zugelassen.
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