Netflix zahlt Tarif

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Jella Haase in der neuen Netflix-Serie „Kleo“. Eigentlich eine gute Nachricht: Der Streamer produziert seine Serien jetzt nach Tarif. Drum fragen wir auch nicht, wie es wohl vorher war. | Foto © Netflix/Svenja Terjung

Der Streamingriese Netflix und die Gewerkschaft Verdi haben Mindestgagen für die Beteiligten von Serienproduktionen vereinbart. Man habe damit die „Sozialpartnerschaft für faire Produktionsbedingungen“ ausgebaut.

Netflix will Beteiligte an Serienproduktionen in Deutschland künftig besser bezahlen, meldet „Der Spiegel“ via DPA und mutmaßt sogleich: „Dazu dürfte wohl auch ein Fachkräftemangel beigetragen haben.“ 

Bereits Anfang Juni hatten sich Netflix und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) darauf geeinigt: Seit dem 1. Juli macht der Streamer den Tarif- und den Gagentarifvertrag zwischen Verdi und der Produzentenallianz zur formellen Grundlage bei seinen Serienproduktionen. Das teilte Verdi heute mit. 

Demnach will Netflix sogar noch weiter gehen: „Filmschaffende mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung über den bestehenden Gagentarifvertrag hinaus: Bei Folgenbudgets über 1,2 Millionen Euro werden die Mindestgagen um 5 Prozent angehoben und bei Folgenbudgets über 2,5 Millionen Euro um 7,5 Prozent. Außerdem werden auch Mindestgagen für Regisseur*innen geregelt, diese fügen sich in die bestehende GVR ein.“ Gemeinsame Vergütungsregeln (GVR) zu erfolgsbasierten Zusatzvergütungen hatten Netflix und Verdi bereits vor zwei Jahren beschlossen. Es sei „das erste Abkommen dieser Art mit einem Streamingdienst in Deutschland und daher ein Meilenstein für die Film- und Fernsehbranche“, meinte Verdi damals. 

Diese GVR allerdings (beziehungsweise ihr Zustandekommen) stießen auch auf Widerspruch: Verdi sei im Bereich der Filmurheber nicht repräsentativ, sondern deren Berufsverbände. Die aber würden vorsätzlich ausgegrenzt, hatten vor zwei Jahren die Berufsverbände für Schnitt (BFS), Bildgestaltung (BVK), Szenen- und Kostümbild (VSK) protestiert, die in der „Urheber Allianz Film & Fernsehen“ verbunden sind.  Netflix habe „jedwede Verhandlung“ mit den Verbänden der Urheber Allianz ausgeschlagen, und „Verdi hatte keinen Filmurheberverband konsultiert.“

Ähnliche Erfahrungen hatte der Bundesverband Regie (BVR) gemacht, nachdem er vor zwei Jahren Netflix zur Verhandlung aufforderte. Vor zwei Wochen erklärte der Regieverband die Verhandlungen für gescheitert.  

Auf die Kritik der vier Berufsverbände geht Matthias von Fintel, Tarifsekretär bei Verdi, nicht ein, antwortet in der Pressemitteilung aber doch: „Natürlich spielt Geld eine Rolle, stellen die erhöhten Mindestvergütungen und urheberrechtlichen Erfolgsvergütungen einen Anreiz dar. Stärker wiegt aber ein faires Gesamtpaket aus Vergütungen und Arbeitsbedingungen, das wir mit Netflix auch zukünftig weiterentwickeln wollen. Die Filmschaffenden in Verdi profitieren von diesen kollektivrechtlichen Verbesserungen und der globalen Verbreitung der hierzulande produzierten Serien.“

Mit dem Tarifschwur bauen Verdi und Netflix „ihre Sozialpartnerschaft für faire Produktionsbedingungen bei deutschen fiktionalen Serienproduktionen aus“, so die Gewerkschaft. Für Netflix wird Rachel C. Schumacher zitiert: „Netflix steht für außergewöhnliche Produktionen, die nur dank der vielen Mitwirkenden realisiert werden können. Deren Leistungen wollen wir auch fair und angemessen vergüten.“

Als nächster Schritt in der Sozialpartnerschaft sei ein „Qualifikations-Dialog“ verabredet worden, um Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten mit den Produktionspartnern zu schaffen. Denn natürlich spielt der Mangel an Fachkräften in der Branche eine Rolle. Die Vereinbarungen zeigten „das ernsthafte Interesse von Netflix, die besten Filmschaffenden zuverlässig für die geplanten Serienprojekte zu gewinnen“, meint von Fintel. 

Der BVR antwortete übrigens umgehend mit einer eigenen Pressemitteilung: Verdi repräsentiere „nur ein extrem minoritäres Grüppchen der Regie, das Ergebnis (ohne weiter darauf einzugehen) sei „ziemlich mau“, und zu Methodik, Kosten und Transparenz der Abrechnung gebe es weitere Fragen. Der Regieverband verweist auf die anstehende Schlichtung nach dem Scheitern der eigenen Verhandlungen mit Netflix. „Und uns recht sicher sind, dass wir dort Vergütungen verhandeln können, die denen unserer europäischen Kollegen ähneln.“ 

 

 

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