
Fürs Fernsehen war Dieter Wedel ein Erfolgsgarant – und besaß eine Macht, wie sie kein anderer Regisseur hatte. Filmschaffende, die mit ihm zusammengearbeitet hatten, berichteten von einem toxischen Arbeitsklima. Dieter Wedel (in Schwarz) bei den Dreharbeiten vom „König von St. Pauli“. | Foto © Sat. 1
In den 90ern herrschte Dieter Wedel über die Fernsehbildschirme. Vor vier Jahren wurden ihm sexuelle Übergriffe und Vergewaltigung vorgeworfen. Juristisch wird die Anklage nicht mehr geklärt. Der Regisseur ist vorige Woche im Alter von 82 Jahren gestorben.
Dieter Wedel ist tot. Der Regisseur zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern, berichten „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ und andere (via DPA): „Mit seinen Mehrteilern begeisterte er ein Millionenpublikum und schrieb Fernsehgeschichte. Wedel startete vor allem in den Neunzigerjahren durch. Ein Erfolg jagte den nächsten: ,Der große Bellheim’ (1993), ,Der Schattenmann’ (1996), ,Der König von St. Pauli’ (1998) und ,Die Affäre Semmeling’ (2002). Wenn der Geschichtenerzähler sein neuestes Werk herausbrachte, sprach man mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier vom ,neuen Wedel’. Das klang wie ein Gütesiegel – und bewahrheitete sich oft.“
Vom Werk ist allerdings weniger die Rede in den ersten Nachrufen. Wedel war bereits am 13. Juli in Hamburg gestorben, doch bekannt wurde das erst gestern: Das Landgericht München I wollte mitteilen, ob (und wann) es zum Strafverfahren gegen Wedel wegen mutmaßlicher Vergewaltigung kommt. Die Schauspielerin Jany Tempel wirft Wedel vor, sie vor 25 Jahren bei einem Vorsprechen vergewaltigt zu haben. Drei Jahre hatte die Staatsanwaltschaft ermittelt, bis sie Anklage erhob. Das war im März vorigen Jahres. Vor kurzem hatte Tempels Anwalt die Verzögerung im Verfahren gerügt: „Seit Anklageerhebung sind nunmehr über 14 Monate vergangen“, seine Mandantin leide „sehr unter der langen Verfahrensdauer“.