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Sind Frauen tatsächlich die schlechteren Kameramänner? Mit einem Artikel entfesselte der Festivalleiter des Camerimage einen Proteststurm. Die meisten Kameraverbände der Welt sehen das nämlich anders. | Foto © cinearte

Seit mehr als 30 Jahren würdigt das Camerimage die Kunst der Bildgestaltung. Doch die ist zu 97 Prozent männlich. Viele wollen das ändern, nur das Festival tut sich schwer. Kurz vor der Eröffnung kam es deshalb zum Eklat. 

Am Samstag eröffnet das Camerimage. Das Festival im polnischen Torun hat sich ganz der Filmkunst der Kinematografie verschrieben, ist seit mehr als 30 Jahren der Treffpunkt für für DoP wie Studierende aus aller Welt, und der „Goldene Frosch“ im Wettbewerb gehört zu den höchsten Ehrungen der Zunft. In diesem Jahr allerdings ist die Stimmung schlecht. Anlass ist ein Gastbeitrag im Fachmagazin „Cinematography World“ [auf Englisch] von Marek Zydowicz, dem Gründer und Leiter des Festivals: 

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Auf dem Podium (von links): Ita Zbroniec-Zajt, Daniel Locicero, Agnieszka Kokowska (Übersetzerin), Maciej Maciejewski, Piotr Sliskowski, Erika Addis, Piotr Niemyjski und die Moderatorin Genevieve Trainor. | Foto © Witek Szydlowski/Camerimage

Um Arbeitsicherheit und Überstunden ging es bei einem Panel auf dem Camerimage. Die polnische Filmgewerkschaft ZZF und Crew United hatten eingeladen. Filmschaffende berichteten über die Situation in Ländern rund um die Welt.

Zur Einstimmung ein paar Zahlen: 176 Filmschaffende wurden zwischen 2000 und 2020 bei Arbeitsunfällen schwer verletzt oder getötet (wobei die Liste der englischsprachigen Wikipedia nicht mal vollständig ist).  Die Ursachen liegen anscheinend auch im System: In Großbritannien hatte die Gewerkschaft Bectu vor fünf Jahren nach Arbeitszeiten und Produktivität in der Branche gefragt. 9 von 10 befragten Crew-Mitgliedern gaben an, sich wegen Übermüdung bei der Arbeit oder auf dem Arbeitsweg unsicher gefühlt zu haben. Für 28 Prozent der Befragten meinten, dass schwere Unfälle durch extreme Übermüdung verursacht worden seien. In Polen fragte die junge Filmgewerkschaft Zwi?zek Zawodowy Filmowców (ZZF) [auf Polnisch] nach der Arbeitssicherheit. Überlange Drehzeiten gehörten auch hier zu den mistgenannten Gründen für Unfälle. 

„Who needs sleep?“ [hier auf Vimeo] hatte der verstorbene DoP und Filmemacher Haxell Wexler schon 2006 gefragt. Seither hat sich offenbar wenig verändert: Die „Long Hours Culture“ ist ein globales Problem. Mindestens 12 Stunden am Tag, bis zu 60 Stunden die Woche wird in fast allen Ländern gedreht.

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