Internationales für die Filmstadt

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Zum Start eine internationale Premiere: „Where We Live” von Sotiris Goritsas eröffnet das Greek Filmfestival. Wir wollten ein bisschen leicht sein und uns ein bisschen von der „Weird Wave“ entfernen, erklärt die Festivalleiterin Sofia Stavrianidou. | Foto © Feelgood Entertainment

Am Mittwoch eröffnet das Greek Film Festival in Berlin. Bei der achten Auflage stellt sich auch Crew United Greece vor. „Eine einzigartige Gelegenheit“, findet die Festivaldirektorin Sofia Stavrianidou. Denn ein Festival lebe auch vom Bezug zur Branche.

Wie organisiert man ein nationales Filmfestival in einer der größten Filmstädte Europas? Sofia Stavrianidou hat eine Antwort: „Die Künstler sind nur ein Teil des gesamten Mechanismus. Ich glaube fest daran, dass ein Festival von Profis organisiert wird.“ Stavrianidou selbst machte Öffentlichkeitsarbeit sowohl in Griechenland als auch in Deutschland, von Thessaloniki bis Cottbus,  und ist jetzt Leiterin des Greek Film Festival in Berlin.
Bei der achten Ausgabe ist Crew United als Partner und Preisstifter dabei: In der Veranstaltung „Show Me the Crew!“ präsentiert sich die Plattform vor Fachpublikum. „Eine einzigartige Gelegenheit“, sagt Stavrianidou. „Die Kraft eines Festivals ist auch der Branchenbezug. Deshalb kommen unsere Regisseur*innen hierher: Sie wollen das Publikum treffen, aber auch ihre Kolleg*innen. Für uns, muss ich sagen, ist diese Initiative ein Geschenk, denn Crew United ist ein Werkzeug, das jeder benutzt, es ist in Deutschland weit verbreitet, also ist dies eine Chance für die Griech*innen, es aktiver zu nutzen.“

Frau Stavrianidou, das Festival wurde 2015 als „Hellas Filmbox“ gegründet. Was ist Ihr Hauptziel und wie hat es sich entwickelt?
Im Laufe der Jahre ist es reifer geworden. Unser Fokus liegt darauf, unser Publikum sowohl aus Deutschen als auch natürlich Griech*innen, die in diesem Land leben, zu versammeln. Wir müssen ihnen diese Filme nahebringen, weil sie als Ausländer das Bedürfnis haben, sich mit ihrem eigenen Land zu verbinden. Und dann gibt es natürlich eine andere Art von internationalem Publikum, weil Berlin in seinen Gemeinden viele Sprachen spricht. Wir wollen das neue Griechische Kino zu diesem Publikum bringen.

Was ist dieses „neue“ Griechische Kino?
Dies ist ein Schlüsselmoment für das griechische Kino, unsere Filme müssen das Niveau beibehalten, das sie vor zwölf Jahren mit der sogenannten „Weird Wave“ und Filmemachern wie Yorgos Lanthimos erreicht haben. Wir haben eine neue Generation von Filmemacher*innen, aber es geht nicht immer um Talente und Regisseure, sondern auch um die Produzent*innen. Auch sie sind eine neue Generation und sie kennen die Werkzeuge und verstehen, dass Networking und die Teilnahme an Veranstaltungen eine grundlegende Aufgabe sind. Ich sehe, dass sie auf eine andere Weise in der Branche navigieren – die richtige, um diese Arbeit auch auf einem internationalen Niveau zu erledigen.

Was ist Ihre Hauptherausforderung als künstlerische Leiter*in dieses Festivals?
Bitte schreiben Sie, dass es nie mein Traum war, Regisseur eines Festivals zu sein! (lacht) Ich komme aus der Öffentlichkeitsarbeit und arbeite seit 25 Jahren als Publizistin. Meine Rolle bringt viel Arbeit mit sich, weil man das Gefühl hat, sein Land auf dem Rücken haben. Meine Aufgabe ist, das Ganze zu überwachen, einschließlich der Finanzierung, die aus Griechenland kommt. Und die Kommunikation. Deshalb ist mein Hintergrund ein Geschenk, und ich bin von hervorragenden Kolleg*innen umgeben, die in diesem Festival zu Filmprofis geworden sind. 

Gibt es eine gemeinsame Strategie zwischen solchen lokalen Festivals, um das europäische Kino auf der ganzen Welt zu fördern?
Ich kann nur für uns sprechen. Das Griechische Filmzentrum unterstützt uns. Sie organisieren etwa 20 bis 22 griechische Filmfestivals auf der ganzen Welt, eben weil sie finden, dass dies etwas Wichtiges für die griechische Filmszene ist. Es gibt ein griechisches Filmfestival in München und London, und in Paris gibt es die griechische Filmwoche. Aber in Berlin glaube ich, dass es etwas ganz Besonderes wird, weil dies eine Filmstadt ist, mit vielen Ausländer*innen, die sich fürs Filmemachen interessieren. Sie sind der Kern eines neugierigen Publikums.

Was ist der Unterschied zwischen diesem Festival und anderen lokalen Festivals?
Dies ist kein Festival, das alles fördert, was aus Griechenland kommt. Wir zeigen nicht alles; wir bieten ein kuratiertes Programm an. Wir möchten das Publikum darin ausbilden, Dinge zu sehen, an die es nicht gewöhnt sind, nicht nur das, was sie im Festivalablauf sehen. Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Festival mit Struktur und einer „Filmwoche“. Wir sind ein echtes Festival, mit einem Wettbewerbsprogramm, Preisen, Eröffnungs- und Abschlussfilmen, wir machen Werbung, und wir berichten.

Zur Eröffnung läuft „Where We Live” von Sotiris Goritsas. Wie kam’s zu der Auswahl?
Das wird eine internationale Premiere. Vor 20 Jahren drehte Sotiris Goritsas einen beliebten Film namens „Valkanizater“, der international Anklang fand. Wir wollten mit einer Komödie, einer Satire beginnen. Dies ist ein echter Film über 24 Stunden im Leben eines jungen Anwalts, der versucht, durch seine Familie, seine Beziehungen und seine Arbeit zu überleben. Sotiris wird auf dem Festival für eine Frage-und-Antwort-Runde mit dem Publikum sein. Wir wollten ein bisschen leicht sein und uns ein bisschen von der „Weird Wave“ entfernen. Und es gibt nichts Seltsames in diesem Film!

Das Greek Film Festival eröffnet am Mittwoch, 29. März im Kino „Babylon“. Die Veranstaltung „Show Me the Crew!“ findet am Samstag, 1. April, um 16 Uhr statt.  

 

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