Corona: Brancheninfo 30
Auch Rheinland-Pfalz macht sich Sorgen um die Kunst und will mit „Arbeitsstipendien“ helfen – immerhin 2.000 Euro, die es aber auch nur einmal gibt. Und der SWR will Künstler*innen am kommenden langen Maiwochenende eine Plattform auf allen Kanälen bieten.
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„Schauspiel ist kein vornehmer Beruf. Früher wurden Schauspieler an einer Kreuzung mit einem Pfahl durch das Herz begraben“, schreibt der amerikanische Dramatiker, Regisseur und Produzent David Mamet in „Richtig und falsch“, seinem „kleinen Ketzerbrevier samt Common sense für Schauspieler“. Den Brauch fand Mamet nicht schlimm – im Gegenteil: „Die Aufführungen dieser Leute beunruhigten die Zuschauer so sehr, dass sie ihre Geister fürchteten. Ein tolles Kompliment.“ Allerdings: In gewisser Weise sei das noch heute so.
[Danke für den Hinweis einer Leserin, Ihre Redaktion.]
Kulturschaffende in Zeiten von Corona: „Vielen geht es richtig scheiße“, verrät Schorsch Kamerun, Sänger von Die Goldenen Zitronen und Regisseur, der „Taz“.
Rheinland-Pfalz schnürt ein Unterstützungspaket für die Kultur. Zentrale Maßnahme sind Arbeitsstipendien für Künstler, maximal und einmalig 2.000 Euro. Ein überschaubarer Teil der 15,5 Millionen Euro geht auch an Kinos – nämlich die Summe hinter dem Komma.
Nach der Stimmung in der Filmszene fragt heute der Indiefilmtalk ganz faktennah Josephine Hage von „Kreatives Sachsen“ und Media Consultant Jörg Langer: Josephine Hage hatte bereits vor knapp fünf Wochen in der Episode 68 des Podcast ihre Umfrage vorgestellt. Jörg Langer ging mit seiner Umfrage direkt auf die bundesweite Branche ein und befragte über 5.000 Filmschaffende aus ganz Deutschland. Dabei unterstützten ihn verschiedene Filmgruppen, darunter AG Dok, BFS, BVFK, Crew United und Fair TV.
Zahlreiche Künstler*innen haben vor allem finanziell unter der Corona-Krise zu leiden. Der SWR will ihnen am ersten Maiwochenende eine Plattform bieten. In einem ausführlichen Sonderprogramm widmet sich der Sender sowohl im Fernsehen als auch online und im Hörfunk der deutschen Kulturszene während der Corona-Krise. Auch nach dem Wochenende sei geplant, Kulturschaffende kontinuierlich in das Programm einzubinden.
Der Schauspieler Christian Redl über die Arbeit mit einem Wolf im „Spreewaldkrimi“, den Tod und Corona-Stubenarrest.
Bettina Kenter-Götte hat ihre Erfahrungen mit der Grundsicherung in einem Buch beschrieben. Eine Probe gibt es auch als Szenische Lesung zu sehen.
Über die Initiative „Quarantinos“ hatten wir berichtet. Freelancer aus der Film-Branche vernetzen sich, um auch im Lockdown sicher Filme produzieren zu können. Gedreht wird in Haushalten, in denen Schauspieler*innen und Filmemacher*innen unter einem Dach wohnen. Der Regisseur Tobias Stubbe, der die Initiative ins Leben gerufen hat, erzählt in der Reihe #BeCreativeAtHome! auf Casting-Network, wie das geht.
Produktion in der Corona-Krise: Hilfsmaßnahmen sind angelaufen, Soforthilfen wurden abgerufen, und in vielen Filmproduktionen wurde Kurzarbeit umgesetzt. Mit den nun von Bund und Ländern verfügten Lockerungen planen erste Produktionen die Wiederaufnahme der Dreharbeiten. Und die Branche streitet. Ein Beitrag von Rechtsanwalt Marcus Sonnenschein in „Blickpunkt Film“.
Das Familienunternehmen Ziegler Film kämpft mit der Corona-Krise: Im DWDL.de-Interview sprechen Regina und Tanja Ziegler über den Abbruch von Produktionen, künftige Auflagen für Dreharbeiten, Solidarität in der Branche und ihre Gesprächsversuche mit Politikern.
Für „Sturm der Liebe“ laufen seit voriger Woche bereits wieder die Dreharbeiten, nun ist auch bei „Rote Rosen“ nach mehreren Wochen Corona-Pause die erste Klappe wieder gefallen. Ab Mitte Mai gibt’s trotzdem erstmal alte Folgen zu sehen.
Die Mediengruppe RTL hat die Streaming-Nutzung der Deutschen untersuchen lassen. Die Studie zeigt, mit welchen Schwerpunkten die lokalen Anbieter gegen die internationale Konkurrenz punkten können.
Die Miniserie „Unorthodox“ ist ein internationaler Netflix-Hit aus Deutschland. Inspiriert durch Deborah Feldmanns gleichnamigen Bestseller, erzählen die Creators und Autorinnen Anna Winger und Alexa Karolinski und die Regisseurin Maria Schrader die Geschichte einer jungen Frau, die aus ihrer chassidischen Gemeinde in Brooklyn ausbricht, um in Berlin ein neues Leben zu beginnen. Wie das umgesetzt wurde, ist Thema der „Masterclass Serie“ der Deutschen Akademie für Fernsehen am kommenden Donnerstag, 30. April. Darüber spricht Timo Gößler, Dozent für Dramaturgie an der Filmuniversität Babelsberg, eine Stunde lang mit Maria Schrader (Regie), Silke Fischer (Szenenbild), Jens Bartram (Maske), Hansjörg Weißbrich und Gesa Jäger (Montage). Die Veranstaltung im Livestream beginnt um 17 Uhr .
Neubestimmung nach der Krise: Zwischen den Versprechen der Programmhefte und dem realen Theater klafft oft eine große Lücke. Jakob Hayner geht in seinem Buch „Warum Theater“ den Gründen dafür nach.
„Eine sympathisch ungelenke Gala“ sah „Der Spiegel“ am Freitag: Die ARD übertrug die Verleihung des „Deutschen Filmpreises“ live aus einer leeren Halle – bewegende Reden über den Zauber des Kinos inklusive.
Auch die „Taz“ fand’s gut.
Der Kulturfernsehsender 3sat will seine Partnerschaft mit den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen beenden und damit seinen letzten regulären Sendeplatz für den Kurzfilm eliminieren. Das erstaunt und stößt auf viel Kritik. Lars Henrik Gass, Leiter der Kurzfilmtage, macht sich in der „Medienkorrespondenz“ Gedanken, was das über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aussagt.
Heute haben die Deutsche Konzerthauskonferenz (KHK) und vier assoziierte Mitglieder in Wien, Zürich, Amsterdam und Luxemburg einen Brief an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, geschickt. Damit reagieren sie auf ein Positionspapier „Normalisierungskonzept Kultur“ des Deutschen Städtetags zur schrittweisen Wiederöffnung von Kulturinstitutionen. Der darin vorgeschlagene Weg für die Sparte Konzerthäuser würde „Musikerinnen und Musiker, ganze Ensembles und die vielen Angestellten und Dienstleister der Konzertbranche in ihrer wirtschaftlichen Existenz nachhaltig und unwiederbringlich gefährde[n].“
Nach „Überzeugung“ der KHK seien die Eindämmungsmaßnahmen „in differenzierter Weise für den Konzertbetrieb umsetzbar“. Konzerthäuser seien flexibel und könnten „Solisten, Kammermusikensembles oder groß besetzte Orchester“ auftreten lassen. Ebenfalls könne man die Zahl der Besucher*innen an die gesetzlichen Regelungen anpassen. Ziel müsse sein, dass die Häuser Konzepte entwickeln können, „die einen eingeschränkten Betrieb unter Maßgabe des Infektionsschutzes ermöglichen.“
Filmfestivals rund um die Welt gehen online oder lassen es in diesem Jahr lieber bleiben. Die Video-Plattform Youtube springt in die Bresche und veranstaltet vom 29. Mai bis 7. Juni ein globales Filmfestival, berichtet „Variety“. Unter den 20 Partnern sind 7 der 15 A-Festivals wie Karlsbad. Das Tribeca Festival in New York produziert und organisiert die gemeinsame Veranstaltung namens „We Are One“ [auf Englisch].
Zum ersten Mal in seiner 57-jährigen Geschichte muss das Berliner Theatertreffen ausfallen. Der Streaming-Platzhalter ist kein gleichwertiger Ersatz, meint die „Taz“.
„Vom Beginn einer Skepsis“ schreibt Thomas Fischer auf „Telepolis“: Unter den Jüngeren und besser Gebildeten schwinde allmählich die Akzeptanz gegenüber den Corona-Maßnahmen. Zu diesem Befund kommt Psychologin Cornelia Betsch von der Universität Erfurt. Seit Anfang der Krise versucht sie mit ihrer Forschungsgruppe, die Stimmung in der Bevölkerung zu ermitteln.
Covid-19 sei nicht gefährlicher als die Grippe, wenn man Ältere und Risikogruppen schützt, behaupten sechs prominente Gastautoren im „Spiegel“ und entwickeln einen Gegenentwurf zur aktuellen Strategie.
Jedoch: Was dafür gebraucht wird, gibt es noch nicht oder zu wenig.
Eine Reproduktionsrate von knapp unter eins ist nicht niedrig genug, sagt der Infektiologe Jeremy Farrar. Er hatte lange vor einer Pandemie gewarnt. Im Gespräch mit der „Zeit“ erklärt er, was Covid-19 gefährlich macht und was passiert, wenn kein Impfstoff gefunden wird.
„Fake News“: In Großbritannien verbreitet sich über die sozialen Medien ein falscher Artikel über den angeblichen Tod einer Probandin, die einen Impfstoff gegen Covid-19 testet. Sogar das Gesundheitsministerium schaltet sich ein.
Wie sich das Corona-Virus auf das Reisen auswirkt, erklärt der „Deutschlandfunk“ und liefert eine gute aktuelle Übersicht, was geht.
Ein tschechischer Radiosender öffnet die Ohren für die kleine große Welt eines Waldstücks: vielfältiges Vogelgezwitscher, mittägliche Trägheit und nächtliches Gewimmel in Echtzeit. Sehr erholsam!
„Die Tante kann es noch“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ über die britische BBC. Corona bringt dem Sender Zulauf wie nie. Doch die Regierung würde ihn am liebsten zerschlagen.
Was macht eigentlich die Umwelt? Fridays for Future demonstrieren jetzt digital und mit Abstand. „Die Zeit“ spricht mit der deutschen Klimaaktivistin Luisa Neubauer.
Kreativ in der Krise. Tanja Ruetsch ist Schauspielerin und hat einen Song geschrieben und gesungen: „Es ist ein ,Mut-mach-Song’. Er soll uns allen zeigen, dass es auch in dieser schwierigen Zeit schöne Dinge gibt und wir die Freude nicht verlieren sollen! ,Wenn wir’s geschafft haben’ ist vor den Osterferien entstanden und aus der Sicht einer Mutter und Schauspielerin geschrieben – ein absolutes Herzensprojekt! Ihr dürft den Song gerne teilen, wenn er Euch gefällt. Es wäre schön, wenn er ganz viele Menschen erreicht!
Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens stellt die Internationale Filmschule Köln (IFS) jeden Dienstag einen „Film der Woche“ online vor. Diese Woche ist der IFS-Abschlussfilm „Robin“ (2007) von Hanno Olderdissen (Regie), Clemente Fernandez Gil (Drehbuch) und Katrin Böhringer, vormals Hohendahl (Produktion) zu sehen. Das beklemmende Drama gewann unter anderem den „First Steps Award“ und den „Studio-Hamburg-Nachwuchspreis“ für die beste Regie.