Cinema Moralia – Folge 62: Flachheit, Dein Name ist Leib!
Überbau in Oberhausen: Die Internationalen Kurzfilmtage und grundsätzliche Fragen über Flachbildschirme, flächige Bilder, flache Dramaturgien und die Flachheit der Kritik – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogehers, 62. Folge
Man hört Atemgeräusche, man sieht eine sonnendurchflutete Sommerlandschaft, Gras, Bäume, ein Fluss, ein Bergsee. Dann Früchte: Himbeeren in einer Hand, eine aufgebrochene Papaya an einem Mädchen-Mund, eine Rosenblüte, Vögel auf Ästen, Fische, Schmetterlinge, eine Biene, Blüten, fließender Honig, Füsse, Brüste, Arme, Münder, eine Off-Stimme, die von Natur erzählt, von Tagträumen und Sinneseindrücken und immer wieder ein offener Mund, der betont einatmet…
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»You are inside this body… its wet.« – Eine so assoziative wie genau komponierte Montage aus nur scheinbar unzusammenhängenden Bildern und Tönen, die sich zu einem bezwingenden Bewusstseinsstrom zusammenfügt, der uns in einen Garten Eden zurückführt und in das verlorene Paradies aus Adoleszenz und Entdeckung der Sexualität. Man erinnert sich an Filme von Jane Campion, Sofia Coppola und Lucille Halilhazovic – drei Frauen, die im Kino einen ganz eigenen Blick auf die sinnlichen Gewissheiten unseres Lebens geworfen haben, einen Blick, der so analytisch kühl ist, wie konkret, nie kalt distanziert.
Das Thema, das hier unaufdringlich, aber zwingend in 12 Minuten auf der Leinwand entfaltet wird, ist die Natur und die Körperlichkeit. Ein Film, der trotz der Begrenzung auf zwei Filmdimensionen, vieldimensional wirkt.
Er heißt Swallow und stammt von der in London lebenden französischen Künstlerin Laure Prouvost, und lief bei den Oberhausener Kurzfilmtagen im internationalen Wettbewerb. Bei der Preisverleihung gestern Abend ging er unverdientermaßen leer aus.
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Doch nur wenige Filme passten so gut zu dem übergreifenden Thema und der sie in zahlreichen Podiumsdiskussionen umspinnenden Debatte, der diesjährigen Kurzfilmtage.
Es ist in Oberhausen guter Brauch ein Thema zu setzen, und die Fülle der jährlichen, auch immer ein bisschen zufällig wirkenden Formen und Themen der Programme, die hunderte von Kurzfilmen zwischen 1 und 60 Minuten zeigen, zu bündeln, und mit einer Fragestellung zu strukturieren.
Diesmal war diese Frage besonders provokativ: Es war das schon oft prognostizierte »Ende des Kinos« und das Auswandern der Filme aus dem sozialen Raum Kino in den asozialen heimischer Computer-Screens, oder die elitären Elfenbeintürme des großbürgerlichen Museums – in denen jedem Werk im Schnitt weniger als eine Minute Aufmerksamkeitsspanne zur Verfügung steht.
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»Flatness«, also Flachheit war der Titel der diesjährigen Sonderschau, die sehr betont diesmal die früheren Retrospektiven ersetzen sollte, und eine Art unausgesprochener Retrospektive der Zukunft entwerfen. Der Titel spielte sowohl auf den Boom der Flachbildschirme an, wie auf die Flächigkeit der Bilder, auf flache Dramaturgien und auf oberflächliche Zuschauer, auf die digitale Inflation, die allgemeine Entwertung der Bilder in Zeiten des visual turn. Und schließlich ging es um die neue Künstlichkeit, den betonten Anti-Realismus dieser neuen Bilder.
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»Flatness« erwies sich denn auch als ein durchaus treffendes Konzept zur Filmanalyse, freilich vielleicht in einem anderen Sinn, als es von den fast ausschließlich britischen Kuratoren der Sonderreihe intendiert war. Oder ging es ihnen um die abschreckende Wirkung von Computerspielereien, die (auf unsere unrepräsentative Nachfrage) bereits die Mitarbeiter der Kurfilmtage im Vorfeld größenteils angeödet hatte.
Denn kaum einer der für den kleinen Bildschirm fabrizierten Filme vermochte auf der großen Leinwand standzuhalten. Zu seicht, zu belanglos wirkte das allermeiste. Der Leinwand neue Kleider. Einzige Ausnahmen waren ältere Werke wie die von Sunji Terayama oder der letzte Film von Chris Marker.
Richtig albern wurde es dagegen, als man – in Anthea Hamiltons Venice (The Kabuki Version) – auch noch vor einem digitalen Standbild zu singen und zu performen anfing. Mit Kino als spezifischem Raum hatte all das überhaupt nichts zu tun.
Und so degradierte sich ein Festival, das doch solcher Entwertung des Kinobildes Widerstand leisten könnte und sollte selbst zur reinen Abspielfläche beliebiger Bilder. Als dann noch zum Ende der Reihe der Parzifal-Film von Rohmer, Perceval le Gallois gezeigt wurde – nur um das fast dreistündige Werk, nach vier Minuten abzubrechen, rebellierten viele Oberhausener Zuschauer.
So kann man mit Kino nicht umgehen – zugleich bestätigte die ganze Schau unter der Hand den optimistischen Befund, dass die Kraft des Kinos auch in Zeiten der Digitalisierung ungebrochen ist. Die Krise des Kinos findet nicht statt. Angesichts der digitale Inflation wirkt die Körperlichkeit des zweidimensionalen Kino-Film-Bildes um so kraftvoller und leiblicher. Stattdessen erlebte man die Identitätskrise der Museumskunst und ihr Gestammel angesichts der Überforderung durch die Herausforderung durch neue Medien.
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Das Scheitern einer Retrospektive spricht allerdings nicht in jedem Fall gegen sie. Der Mut zur These und dafür, sich statt ins sichere Fahrwasser der historischen Schau auf eine Expedition in unbekanntes Terrain zu begeben, spricht vielmehr unbedingt für die Oberhausener Kurzfilmtage.
Allerdings wünschte man sich für die Zukunft unbedingt mehr kuratorische Genauigkeit. Wer zum Beispiel nach dem Programm 7 (»Antecedents«) die zuständige Kuratorin Anthea Hamilton und Shanna Khanna auf der Bühne beim angeblichen »Filmgespräch« erlebte, war erst einmal erstaunt über die soziale Inkompetenz der beiden jungen Frauen: Weder stellte man sich dem Publikum vor, noch trat man zumindest annäherend in die Mitte des Kinos, sondern drückte sich an die linke Seite, sodaß die Zuschauer der einen Hälfte des Saal von vornherein ausgeschlossen waren, noch gab es eine entsprechende Beleuchtung, die den Reihen ab der Mitte des Kinos überhaupt einen Blick auf die Menschen da vorn ermöglichte.
Statt mit dem Publikum sprachen die beiden Kuratorinnen dann mit sich selbst, und das in einem rasend schnellen britischen Oberklassen-Englisch, das nicht übersetzt wurde und so auch Menschen mit normalguten Englischkenntnissen ausschloß. Zumindest auf derarige elementare Präsentationsregeln müssen die Kurzfilmtage, bei denen die Filmgespräche nach die Kino seit jeher von unterschiedlicher Qualität – von »super« bis »sauschlecht« – sind, in Zukunft mehr achten.
Inhaltlich sprachen die beiden Frauen dann von Bresson und Rohmer wie Blinde von der Farbe, oder besser gesagt, wie zwei junge filmferne Kunststudentinnen, die gerade zum ersten Mal ein paar Autorenfilme entdeckt haben, und nun glauben, die ersten zu sein, die Bresson entdecken, und ansonsten immer noch darüber staunen, dass Kino etwas mit ihrem Kunststudium zu tun hat. Das alles kann man dem überdurchschnittlich informierten Oberhausener Publikum nicht zumuten.
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Dem unglücklichen Auftritt folgte eine Podiumsdiskussion zur gesamten Reihe am nächsten Morgen, die den generellen Eindruck, noch erheblich verstärkte, dass es sich bei der »Flatness«-Schau in erster Linie um die Insiderveranstaltung von ein paar Freunden von der Londoner Tate-Modern handelte, von denen sich die Kurzfilmtage hatten kapern lassen – und die offenkundig in Oberhausen ganz besonders gute Karten hat, denn auch in den Jahren davor war dieses Museum nach meinem Eindruck überproportional in Oberhausen vertreten.
Auf der Bühne saßen moderiert von Adam Pugh, Kurator und Autor (Norwich), die »Flatness«-Kuratorin Shama Khanna, mit ihren Co-Kuratoren Anthea Hamilton und Ed Atkins und der Berlinerin Vera Tollmann. Die Veranstaltung war – für Oberhausen völlig unüblich – ein ziemliches Gefasel, schlecht, parteiisch und unkritisch moderiert. Ein Insidergespräch der vier offenkundig befreundeten und miteinander vernetzten Briten, bei dem die einzige deutsche Teilnehmer nur dreimal zu Wort kam und weitgehend ausgeschlossen war – Freunde der Verschwörungstheorie konnten das bereits zu Beginn an der Sitzordnung ablesen.
Erstaunlich war aber vor allem die Ratlosigkeit und Verwirrung unter den Kuratoren, sodass man den Eindruck hatte, die wussten selber nicht, was sie in ihrer Schau überhaupt taten. Selten hörte man auf einer Bühne so oft Sätze wie »What am I telling about?« (Khanna), »What was my point?« (Hamilton), »Was ich mag an Artaud ist, dass ich es nicht richtig verstehe« (Khanna) und »I’ve lost my argument« (Khanna), das man nur mit viel Wohlwollen noch als Performance eines »The great ‚I don’t know’« (Atkins) produktiv machen konnte. Auch Phrasen wie »politics with a big P« (Khanna) führten nicht weiter.
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Das alles fiel auch deshalb so sehr ins Gewicht, weil die zentrale Hypothese ja so spannend war. In ihrem Grundsatzessay erläutert Shama Khanna: »Im Mittelpunkt des Filmprogramms zum Thema ‚Flatness: Kino nach dem Internet‘ steht der Gedanke, dass die Zeit, die wir mit Arbeit und mit der Pflege sozialer Kontakte vor dem Bildschirm verbringen, die ‚Rundheit‘ unserer wirklichen Lebenserfahrung abflacht und jede menschliche Regung so standardisiert, dass sie zu einer algorithmischen Übung wird. … Das Festival bietet uns Gelegenheit, das Kinoerlebnis mit dem Anschauen von Bewegtbildern auf dem Laptop oder anderen mobilen Displays zu vergleichen. Im Flatness-Programm geht es nicht zuletzt um die Rolle des physikalischen Raums des Kinos im Verhältnis zum Internet und dieser immateriellen Kultur ganz allgemein. Wie wirken sich ein gesteigertes Gefühl von Dauer und die soziale Erfahrung im Kinosaal darauf aus, wie wir uns mit der enträumlichten Welt hinter dem mobilen Display auseinandersetzen?«
»Flatness« als neue Tatsache zu sehen, vor der das Kino zu kapitulieren hat, ist allerdings genauso beschränkt, wie nur die Diagnose einer Reduktion zu konstatieren. Leider neigten die Kuratoren hinter ihrer allzu heiteren Fassade zu kulturpessimistischen Positionen, in denen dann beispielsweise die »Ungeduld des Zuschauers« beklagt wird – nachdem man wie gesagt Tags zuvor Rohmer nach vier Minuten abgeschaltet hatte. Statt Ungeduld könnte man die schnelleren Aufmerksamkeitsrythmen ja aber auch als Neugier begreifen.
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Sowieso ist es eine Frage, ob ausgerechnet bei diesem Thema der Rückzug in die »Kunstecke« ein kluger Schachzug war. Man ist ja in Oberhausen keineswegs gegen die Kunst die Oberflächen, seit Jahren zeigt man Musikvideos über deren künstlerischen Rang man im Einzelfall durchaus streiten kann. Was dagegen kaum gezeigt wird, ist Werbung. Dabei handelt es sich natürlich um Kurzfilme, und mitunter um sehr zeigenswerte. Spätestens da, wo man offensiv von der »Verflachung von Zeit und Emotion im rationalisierten Datenraum des Internets« handeln möchte, hätte man Filme integrieren können, in denen die Grenze zwischen Kunst und Werbung aufgelöst wird. Nehmen wir etwa jene kurzen Filme die unter dem Titel Women’s Tales vom Label »Miu Miu« veröffentlicht worden waren. Die Filmfestspiele von Venedig hatten die vier ersten 2012 gezeigt. Regisseurinnen wie Lucretia Martel, Zoe Cassavetes, Massey Tadjedin und andere sind verantwortlich für Filme, in denen Werbung auch Kunst ist. Und den unbedarften Londoner Kuratorinnen hätte man eine öffentliche Gesprächspartnerin wie Julia Rebentisch gegönnt, Professorin für Philosophie und Ästhetik an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung. Rebentisch hat in ihrem überaus lesenswerten Buch »Die Kunst der Freiheit« (Suhrkamp Verlag, 2011) eine Theorie zeitgenössischer Kunst entwickelt die in ihrer Verteidigung der Ästhetisierung allemal für manche Oberhausener Positionen provokativ ist.
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Man bekommt in Oberhausen, vorausgesetzt man wagt sich nicht in eines der Restaurants der Fußgängerzone in der Umgebung der Festivalorte – sehr gesundes Essen. Viel Grün, wenig Fleisch alles Bio, und weniger aufdringlich als bei Dieter Kosslick. Aber man bekommt es in Plastikwegwerfschalen, und so gibt es jeden Tag gegen Nachmittag auf der Oberhausener Fußgängerzone das gleiche potthässliche Bild einer von Plastikschalen überquellenden Mülltonne, von der sich die Vögel der Stadt nähren.
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Ganz anders dagegen die Podiumsdiskussion um das auch nicht gerade neue Thema »Ende des Kinos«. Bert Rebhandl sprach mit dem Filmhistoriker Thomas Elsässer (und das, nur am Rande, in der Elsässer Straße ;-)) und der hatte in seinen Ausführungen vor allem den Vorteil der Präzision: Heute seien Filme zum Eigentum geworden, man besitze sie und horte sie zuhause, früher habe man sie einmal gesehen, mitunter erst nach Jahren der Suche, und sich dann an sie erinnert, weil es weder DVD noch VHS gab, um Erinnerung zu überprüfen. Interessant, so Elsässer, sei es gerade dann geworden, wenn man sich falsch, und jene Fehler einem verrieten, »was der Film mit einem gemacht hat.«
Trotz solcher Kommentare wurde die Diskussion nie zum nostalgischen Lob der Knappheit, der Filmnot, aber sehr wohl war klar, wie Überfluss an Filmen und Wiederholbarkeit die singuläre Erfahrung und das einzelne Werk entwertet. Klar war auch: Das Ende des Kinos findet nicht statt, sondern sein Wandel.
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Eine Flachheit eigener Art ist die der Filmkritik, die jeder Hinsicht ihr eigenes Kreuz zu tragen hat, deren Probleme sich aber in den Oberhausener Themensetzungen aber präzise spiegelten: Statt »Flachheit der Bilder« könnte man auch »Flachheit der Bildbetrachtung und ihrer Texte« setzen, statt »Ende des Kinos« auch »Ende der Filmkritik«.
Und wenn Festivalleiter Lars Hendrik Gass in seiner Eröffnung davon sprach, man wolle die »Öffentlichkeit annehmen« und zugleich »nicht nur verstehen, was wir waren, sondern auch, was wir werden könnten und werden wollen«, dann hat er exakt die Aufgabe umrissen, die sich jeder Filmkritik stellt, die sich im Sinne Siegfried Kracauers auch als Gesellschaftskritik versteht, die Aufklärung mit Erfahrung zu einer Haltung verbinden möchte.
Oberhausen ist seit jeher ein Ort für die Besseren der Zunft, hier gibt es keine Star-»Junkets« am Schweinetrog des Massen-PR-Betriebs. Stattdessen gab es eine Selbstreflexion des Kritikerbetriebs in einem Symposium des »Verband der Deutschen Filmkritik«, die unter dem Titel »How would Kracauer do it?« stattfand. Wir wollen hier nicht so tun, als seien wir neutral, denn ich selbst habe geplant und moderiert, Redaktionskollegin Dunja Bialas war auf dem Podium, zusammen mit geschätzten Kollegen. Wir wollen die Debatte in nächster Zeit noch ausführlich darstellen.
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Die beste Widerlegung der Flatness-Theorems waren aber die Filme des übrigen Programms: Der Große Preis der Stadt Oberhausen ging an einen Film aus der Türkei: Off-White Tulips – zu deutsch etwa: »Gebrochen Weiße Tulpen« – von Aykan Safo?lu ist eine Hommage an den exilierten schwarz-amerikanischen Schriftsteller James Baldwin, dessen Leben in der Türkei der Regisseur mit einer eigenen Erkundung seines Heimatlandes verknüpft – eine Außenseiterexistenz in unserer Zeit.
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»Ein Gespenst geht um…«: »Und auf die Erbschaft zurückkommend legt er den Gedanken nahe, eine Erbschaft sei eine an sich ungerechte Sache, obwohl er sich über diese freue, und werde eines Tages bei der nächsten Revolution abgeschafft.«
Ein weiteres Highlight in Oberhausen widmet sich ebenfalls einem Schriftsteller: Julian Radlmaier, Student an der Berliner DFFB, folgt in seinem 45-Minüter Ein Gespenst Geht Um In Europa dem sowjetischen
Revolutionsdichter Wladimir Majakowski und versetzt ihn ins heutige Berlin, in die Welt der Zeitarbeiter und der hyperkapitalistischen Ausbeutung. »Ein suprematistische Komödie« nennt der Regisseur seinen sehr witzigen, auch gewitzten Film, in dem im Unterschied zu manch anderem Werk Form und Inhalt eine innige Verbindung eingehen. Wir kommen auf den Bild demnächst zurück, aber schon jetzt kann man feststellen: Dies ist eines der zu seltenen Beispiele, in denen ein junger Filmemacher Mut zeigt, statt vorauseilendem Gehorsam, sich nicht formatierten Sehgewohnheiten anpasst, sondern versucht, neue zu prägen.
(To be continued)
Unter dem Titel »Cinema Moralia« sind auf artechock in loser Folge Notizen zum Kino zu finden, aktuelle Beobachtungen, Kurzkritiken, Klatsch und Filmpolitik, sowie Hinweise. Eine Art Tagebuch eines Kinogehers.