Corona: Brancheninfo 49
„98 Prozent der Unternehmen und Beschäftigten in der Filmwirtschaft sind stark von der Corona-Krise betroffen“ stellt die SPIO fest und legt ein Gesamtkonzept vor, was die Branche jetzt braucht. An fast alles hat sie dabei gedacht, nur eines hat die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft … vergessen?
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Am Freitag beginnt „We Are One“: Das „globale Filmfestival“ wird von Youtube und 21 Festivals veranstaltet und mit einer Spendenaktion für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und lokale Organisationen begleitet. Bis zum 7. Juni werden Filme, Aufzeichnungen von Podiumsdiskussionen, Masterclasses oder Präsentationen gratis gezeigt. Die Berlinale ist auch dabei.
Der „Tagesspiegel“ weiß mehr dazu.
Was die Filmbranche jetzt braucht, haben die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und ihre Mitgliedsverbände aufgeschrieben und ein Gesamtkonzept vorgelegt, wie der deutschen Filmwirtschaft in der anstehenden Wiederanlaufphase unter die Arme gegriffen werden kann und soll. Ein Durchstarten dieser „10-Milliarden-Euro-Branche“ würde nämlich besonders hohe positive Effekte auch in anderen Wirtschaftszweigen auslösen, so die SPIO. Zur Bekräftigung zitiert sie den FFA-Präsidenten (und ehemaligen BKM) Bernd Neumann: „Es geht um den Erhalt unserer Produktions- und Kinostruktur!“
Wo überall Geld gebraucht wird, listet die SPIO auf und hat dabei auch die Zukunft im Blick: Produktionsfirmen, Dienstleister, Verleih, Kinos, Filmerbe und Investitionen – alles soll unterstützt und gefördert werden. Nur an die Filmschaffenden selbst (die gerade zwischen Kurzarbeit, Arbeitslosengeld, Grundsicherung oder gar nichts von alldem rätseln, wie es weitergeht) hat die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft nicht gedacht. Dabei schreibt sie doch selbst: 98 Prozent der Unternehmen und Beschäftigten in der Filmwirtschaft sind stark von der Corona-Krise betroffen. Womit eigentlich auch die letzte Forderung der SPIO überflüssig wird: „Die Professionalisierung und Weiterbildung“ sollte gefördert werden.“
„Wir müssen jetzt solidarisch sein“: Die Filmproduzentin Regina Ziegler spricht mit der „Berliner Zeitung“ über die Lage ihrer Branche und was die jetzt an Hilfe braucht.
Der Shutdown hat hierzulande vor allem Selbstständige kalt erwischt. Die Bundesregierung stellt 50 Milliarden Euro für die „Soforthilfe für Solo-Selbstständige und Kleinstbetriebe“ bereit. Leider zu kurz gegriffen, viele Betroffene bleiben außen vor. Und bei den Landeshilfen kocht jeder sein eigenes Süppchen. Unterm Strich: Vieles geht an der Arbeitsrealität der Selbstständigen vorbei. Verdi fordert ein „passgenaues Hilfspaket“.
Ein Beschluss wird frühestens morgen fallen, doch eventuell können Berliner Kinos ab dem 6. Juni wieder öffnen, spekuliert „Blickpunkt Film“ anhand von „Medienberichten“.
Österreichs Erste Regeln für Kino-Öffnungen fasst „Film plus Kritik“ zusammen: ein Meter Abstand, bei Bedarf Mund-Nasen-Schutz.
Der ORF will im nächsten Jahr 75 Millionen Euro einsparen, meldet der „Standard“: Maßnahmen werden insbesondere Sach- und Personalkosten betreffen.
Über die Neue Welt der Filmfestivals denkt auch Peter Broderick nach. Der Berater für freie Dokumentarfilmer sieht eine Zukunft im Netz [auf Englisch].
Online-Kinopremiere hat morgen der Dokumentarfilm „Another Reality“ auf Kinoflimmern. Noel Dernesch und Olli Waldhauer blicken „nah dran, witzig, stilsicher“ in die „Parallelgesellschaft illegaler Familienclans. Männer mit gut gepflegten Bärten, Muckis und dicken Autos lassen uns in ihre Wohnzimmer. Sie haben jede Menge Cousins, das schnelle Geld liegt einen Auftrag entfernt, das Gefängnis ebenso. Ihr Viertel ist ihre Bühne, auf der sie sich nur zu bereitwillig präsentieren und so den Blick freigeben in eine Welt, die nach eigenen Regeln funktioniert“, schrieb das Dokfest München, wo der Film im vorigen Jahr präsentiert wurde.
Renate Krößner gehörte zu den Filmstars der DDR, schreibt die „FAZ“. In Konrad Wolfs „Solo Sunny“ spielte sie 1980 die Rolle ihres Lebens, erklärt die „Berliner Zeitung“.
Die Schauspielerin ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Auch „Der Spiegel“ hat einen Nachruf: Angesprochen auf Gemeinsamkeiten zwischen ihr und der Figur Sunny sagte Krößner vor Kurzem der „Berliner Zeitung“ in einem Interview: „Für mich ist Leben nicht bloß Dasein, sondern immer wieder zu hinterfragen, auch mich selbst, egal, in welcher Gesellschaftsordnung. Bis heute. Diese Sunny hat viele Fragen. Ihre scheinbar naive Suche bedeutet nicht nur: Wie werde ich auf der Bühne sein? Sondern: Wie komme ich durchs Leben? Dabei passieren ihr auch Fehler. Aber die gehören dazu, um einen Weg zu finden.“
20 Prozent der Wahlberechtigten meinen, dass Politik und Medien bei Corona bewusst übertreiben! So werden Nachrichten gemacht. Man könnte die Pressemitteilung auch anders überschreiben: 80 Prozent finden das nicht. Genauer: „Von allen Befragten halten 68 Prozent die öffentlich-rechtlichen Medien in der Berichterstattung über Corona für glaubwürdig. Dahinter folgen Printmedien mit 42 Prozent, der Private Rundfunk mit 23 Prozent und Social-Media-Plattformen mit 7 Prozent.“ All das fand das NDR-Medienmagazin „Zapp“ (also selbst öffentlich-rechtlich) in einer Umfrage heraus – und dies: „Wir sehen eine ganz klare Kluft zwischen den Anhängern der AfD und dem Rest der Bevölkerung. Die Anhänger der AfD suchen Informationen eher in anderen Medien und vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutlich weniger.“
Das Projekt „Globale Gesellschaft“ behandelt Migration, Klimawandel und soziale Ungleichheiten. Dafür erhält „Der Spiegel“ seit 2019 Geld von der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung: 2,3 Millionen Euro, zweckgebunden und verteilt auf drei Jahre. „Die redaktionellen Inhalte entstehen ohne Einfluss der Stiftung“, erklärt das Nachrichtenmagazin und bemüht sich um Transparenz.
Die Kollegen bei „Cicero“ zweifeln trotzdem und lassen in einem Gastbeitrag eine eigene Verschwörungsfantasie spinnen.
Stefan Niggemeier nahm die „raunende Geschichte“ auseinander.
„Es entsteht auch eine neue Freiheit“: Trotz aller Abstandsregeln beobachtet der Sozialphilosoph Oskar Negt in Corona-Zeiten ein Zusammenrücken in der Gesellschaft. Und den Mut, aus dem Erprobten auszuscheren, schreibt die „Frankfurter Rundschau“.
Die wesentlichen Anliegen des spätkapitalistischen Urlaubers schildert „Neues Deutschland“ in der Reihe „Best of Menschheit“, Folge 21: Reisen.
Warum Drosten die „Bild“ so scharf angeht und wie die Zeitung versucht, den Virologen zu demontieren, entrüstete die Medien. Exemplarisch dazu „Tagesspiegel“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Der Deutschlandfunk fragte dazu jemanden, der sich bei der „Bild“ auskennt.
Die Welt ist verkehrt, Corona macht sie noch ungerechter. Doch die Krise könnte neuen Schwung bringen für einen solidarischen Feminismus. Elf Frauen skizzieren ihre Ideen in der „Frankfurter Rundschau“.