Cinema Moralia – Folge 78: Figg Disch Vörderunck!

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Fack Ju Göhte

Warum Edgar Reitz die Film­för­de­rung abschaffen will, die Perver­tie­rung der Kultur­po­litik und unsere Liebe zur Kontroll­ge­sell­schaft – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kino­ge­hers, 78. Folge

Fack ju Göhte wurde bisher von knapp 5.5 Millionen Zuschauern gesehen. Gefördert wurde der Film von den verschie­denen Insti­tuten der deutschen Film­för­de­rung mit mindes­tens 2,6 Millionen Euro – also etwas mehr als 50 Cent pro zahlendem Zuschauer. Diese Förder­gelder setzen sich folgen­der­maßen zusammen: 900.000 Euro vom DFFF (Deutscher Film­för­der­fonds), 800.000 Euro vom FFF (Film Fernseh Fonds Bayern), 650.000 Euro vom Medien­board Berlin-Bran­den­burg, 300.000 Euro von der FFA (Film­för­der­an­stalt), sowie weiteren 200.000 Euro Verleih­för­de­rung von der FFA und weiteren 150.000 Euro FFF-Geldern, ebenfalls als Verleihf örderung.

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Man braucht nicht viel Einfüh­lungs­ver­mögen, um darauf zu tippen, dass sich die deutsche Film­för­de­rung die Tatsache, dass Bora Dagtekins Film bisher fast 5.5 Millionen Besucher bekam, als einen Erfolg ihres Wirkens zurechnen dürfte. Schließ­lich gilt Fack ju Göhte als »erfolg­reichster Film« des Jahres 2013, und bei dieser enormen Summe hat die Film­för­de­rung dieses Ergebnis in gewisser Weise überhaupt erst möglich gemacht.
Genau genommen aller­dings handelt es sich bei diesem Ergebnis eher um die endgül­tige Perver­tie­rung dieser Förderung – denn schließ­lich wurde das, was wir bislang noch »die deutsche Film­för­de­rung« nennen, obwohl sie diesen Namen von Tag zu Tag weniger verdient, vor rund 50 Jahren einmal gegründet, um dem Kommer­zkino ein kultu­relles Gegen­ge­wicht an die Seite zu stellen.

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Die Behaup­tung des »erfolg­reichsten Films« kann man schnell vom Tisch wischen. Fack ju Göhte ist keines­wegs der erfolg­reichste Film des Jahres. Wir müssen mal mit der Legende aufhören, dass ein Film, der nominell die meisten Zuschauer hat, auch auto­ma­tisch der erfolg­reichste Film sei. Das ist falsch, und wir meinen hier nur wirt­schaft­liche Kriterien – von Kunst und Kultur ist vorläufig nicht die Rede. Aber gerade streng ökono­misch betrachtet muss man danach fragen, wie hoch der Etat einer Produk­tion war, wie viel Zuschauer also pro einge­set­ztem Euro erwirt­schaftet wurden? Und wie hoch die Förder­summen waren? Wie hoch der Marke­tin­getat? Und natürlich von wem das Geld kam – ob also ein Produzent überhaupt ein bisschen eigenes Geld riskiert hat, oder er nur das anderer Geldgeber ausge­geben hat. Man könnte über statt­fin­dende oder fehlende Rück­zah­lungen von Förder­gel­dern reden – bei denen es sich ja theo­re­tisch nur um Darlehen handelt. Aber auch ganz offiziell werden keine zehn Prozent dieser Darlehen zurück­ge­zahlt, inof­fi­ziell liegen die Angaben bei unter vier Prozent. es handelt sich also in Wahrheit gar nicht um Darlehen, sondern um versteckte und kulturell ummän­telte Subven­tionen.

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Damit man das hier nicht falsch versteht: Nichts gegen Subven­tionen! Wenn mit offenen Karten gespielt wird, wenn die Bedin­gungen klar und die Verga­be­formen fair sind. Wenn Wirt­schafts- und Stand­ort­sub­ven­tionen auch so heißen und Kultur­för­de­rung auch der Kultur gilt. Womit wir fast bei der Kultur sind. Aber noch nicht ganz: Denn die wich­tigste Frage nach wirt­schaft­li­chem Erfolg lautet: Wie viele Zuschauer hat ein Film im Verhältnis zur Zahl seiner Film­ko­pien und zur Größe der Kinos, in denen er gezeigt wird. Wie ausge­lastet sind die Säle? Auch da würde Fack ju Göhte aber vermut­lich recht gut abschneiden.
Darum kommen wir jetzt endlich zur Kultur.

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Längst kapi­tu­liert die Film­för­de­rung vor dem Druck der Märkte. Ihrer Aufgabe, der Kunst und dem Kino, das es an der Kasse schwer hat, Möglich­keiten zu schaffen, wird sie kaum noch gerecht.
Ein Film, der nach eigener Defi­ni­tion niemals Kunst sein will, der nichts ist als Ware, darf auch keinen Zugriff auf Kunst­för­der­töpfe haben.
Ein Film, der nie auf einem Film­kunst­fes­tival wie der Berlinale laufen könnte, muss nicht 2,6 Millionen Förder­gelder bekommen – und damit natürlich das Geld anderen, besseren Filmen entziehen.
So perver­tiert Kultur­po­litik sich selber. Dringend müssten alle, die sich fürs Kino inter­es­sieren, alter­na­tive Förder­mo­delle entwi­ckeln. Das Beispiel anderer Länder lehrt viel. Zum Thema machen müssen wir aber endlich auch die Rolle des Publikums. Denn es ist ja nicht zu bestreiten, dass über 5 Millionen in Fack ju Göhte gehen. Aber nicht weil der Film gut ist, sondern weil die Leute keinen Geschmack haben. Weil dieser Geschmack syste­ma­tisch verbildet oder gar nicht erst gebildet wird.

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Das beste Beispiel für diese These ist das deutsche Feuilleton, vor allem in den soge­nannten »Qualitäts­z­ei­tungen«: Dort wurde Fack ju Göhte zum Filmstart weit­ge­hend ignoriert. Dann kommt der Erfolg und plötzlich müssen sich alle klugen Köpfe volksnahe geben, und »das Phänomen erklären«, sprich den Leuten nicht etwa die Frage stellen, ob sie irgendein Kriterium für Qualität im Hirn haben, sondern ihnen beflissen nach dem Mund reden und zum Berlin-Mitte-Party­ge­spräch die Begrün­dung nach­lie­fern, warum man den Schwach­sinn gut finden darf. Wo solche Texte erscheinen, schafft sich »Qualitäts­jour­na­lismus« selbst ab – und wir werden ihn nicht vermissen.

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Der Münchner Regisseur Edgar Reitz, Schöpfer des HEIMAT-Epos und einer der Grün­der­väter des exis­tie­renden Film­för­der­mo­dells, hat aus den schlechten Erfah­rungen längst eine klare Konse­quenz gezogen: Im WDR-Gespräch plädierte er kurz vor Weih­nachten dafür, die Förderung in der jetzigen Form einfach ersatzlos abzu­schaffen: »Ich glaube, dass sich der deutsche Film eman­zi­pieren muss von den Geld­quellen des Fern­se­hens.
Ich glaube, dass eine Gene­ra­tion von Filme­ma­chern heran­wachsen muss, die den Mut und die Kraft hat, ohne das Geld des Fern­se­hens Filme zu machen. Man muss auch in der Film­po­litik lernen, die Weichen richtig zu stellen. Das gesamte Förder­system in Deutsch­land könnte einen guten deutschen Film auf die Beine stellen, wenn künst­le­ri­sche Entwick­lung das Ziel wäre – das ist überhaupt nicht der Fall. Es wäre ein neues Ober­hausen fällig, dass die Eman­zi­pa­tion des Kinos von den Abhän­gig­keiten des Fern­se­hens ebenso fordert wie von den Förder­sys­temen, sofern sie nicht die Filmkunst wollen. … Jetzt sitze ich vor einem 25-jährigen Redakteur, und muss jede Einstel­lung begründen, als hätte ich in meinem Leben noch nie Filme gemacht.«

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Ein anderer Text hat eine ähnliche Tendenz: Produzent Martin Hagemann schrieb ihn bereits Anfang Dezember in der Frank­furter Rundschau: Unter dem Titel »Kommerz und Kunst – nur nichts dazwi­schen« macht auch Hagemann die Macht des Fern­se­hens und die Anfang der 60er begrün­dete Film­för­de­rung für die Misere verant­wort­lich. Hagemanns diffe­ren­zierter Text macht auf viele wichtige Aspekte aufmerksam und lohnt die Lektüre. Mehr dazu demnächst.

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Neues aus der Kontroll­ge­sell­schaft: Kurz nach Silvester plädierte Silke Giebel, eine Poli­ti­kerin der GRÜNEN für ein Recht auf böller­freies Silvester. Böllern solle nur noch auf klar umgren­zten Flächen statt­finden. Gewiss wäre das für Kinder und Haustiere eine sehr nützliche Sache, weil sie dann nicht zur Stunde Null ängstlich unter dem Sofa kauern müssen. Genauso nützlich wie Vege­ta­rismus und Alko­hol­ver­zicht, wie das Rauch­verbot und Radfahr­helme. Aller­dings hat der Helm dann Michael Schuh­ma­cher genauso wenig genutzt, wie Angela Merkel ihre Body­guards. Woraus die Gesund­heits­po­li­zisten der puri­ta­ni­schen Mehr­heits­ge­sell­schaft bestimmt nur den Schluß ziehen, Skifahren und Langlauf überhaupt zu verbieten – ist ja auch besser für die Land­schaft. Man könnte umgekehrt auch sagen: »No risk, no fun«. Eigent­lich weiß jeder, dass Lebens­freude auch immer Gefahren birgt. Nur, wer auch mal was riskiert, statt alles immer nur ängstlich zu vermeiden, nimmt am Leben richtig teil. Der Fall Schuh­ma­cher beweist nur, dass es kein gelun­genes Leben ohne Risiko gibt, dass das unaus­ge­spro­chene Projekt der zeit­genös­si­sche Gesell­schaft, sich und ungefragt auch allen anderen mit allen erdenk­li­chen Mitteln jede Gefahr vom Leib zu halten, zum scheitern verur­teilt ist. Dass wir sterben müssen. Und dass es für die Gesell­schaft wie für den Einzelnen besser ist, zumindest in gewissen Maßen und immer mal wieder gefähr­lich und risi­ko­reich zu leben. Übrigens nicht nur für die Gesell­schaft und den Einzelnen, sondern auch für die Kunst.

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»Das was leicht ist, ist sehr häufig falsch und führt nicht in die Zukunft. Dieje­nigen, die mir den Weg leicht bereiten, sind nicht unbedingt meine Freunde. Sondern sie locken mich viel­leicht dahin, wo sie mich gerne hätten.«
Edgar Reitz

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»Vinegar Syndrome« – das klingt niedlich-neckisch. Ab und an tauchte diese Rede vom »Essig-Syndrom« zuletzt in Diskus­si­ons­runden auf, zum Beispiel im Frank­furter Kunst­verein, in denen es um den Zustand des Filmerbes ging.
Gar nicht niedlich sind aber die nackten Fakten: Alles Essig! könnte man sagen – die deutschen Behörden, auch das sonst zu Recht so gelobte BKM gehen mit dem Film-Erbe nicht gerade sehr gut um. Während Frank­reich für die Digi­ta­li­sie­rung und Umko­pie­rung seines Film-Erbes in einem Zeitraum von 6 Jahren 400 Millionen Euro bereit­stellt, sind es in Deutsch­land gerade mal 2 Millionen jährlich für ein paar bekannte Filmtitel. Wenn die Politik diesen gras­sie­renden Zerfall unseres Film-Erbes weiter ignoriert, müssen wir in den kommenden Jahren mit dem Verlust der meisten Filme rechnen. Um den abzu­wenden, gibt es eine Petition, auf die wir an dieser Stelle bereits aufmerksam gemacht haben. Sie fordert eine Zusam­men­ar­beit von Bund und Ländern und aller Archive.
Zusammen mit vielen Kollegen und Verbänden, darunter dem Verband der Film­kritik [www.vdfk.de] möchte ich hiermit alle Leser auffor­dern, zu unterz­eichnen.
Hier noch einmal die Links:
https://epeti­tionen.bundestag.de/content/peti­tionen/_2013/_11/_26/Petition_47385.html
http://filmerbe-in-gefahr.de/page.php?0,512,

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»Bildung schadet nicht«
Aby Warburg

(To be continued)

Unter dem Titel »Cinema Moralia« sind auf artechock in loser Folge Notizen zum Kino zu finden, aktuelle Beob­ach­tungen, Kurzkri­tiken, Klatsch und Film­po­litik, sowie Hinweise. Eine Art Tagebuch eines Kino­ge­hers.

7 Kommentare
  1. aaw sagte:

    Vielen Dank fuer diesen Beitrag! Der Artikel spricht mir aus dem Herzen.
    Lieber suck_it,
    Wer Film nicht als Kunstform versteht, sollte an dieser Diskussion gar nicht erst teilnehmen.
    Natuerlich gibt es auch schlechte Kunst. Keine Frage. So wie es auch schlechte Massenunterhaltung gibt. Doch Massenunterhaltung hat einen riesigen Markt und benoetigt daher meiner Meinung nach keine Foerderung. Bei Kunst ist das anders. Der Markt scheint erst klein, doch wenn der Kuenstler, denn ich sehe den Filmemacher als Kuenstler und nicht als Oekonom, es aber schafft einen wahrhaften Film zu erschaffen, dann wird dieser automatisch sein Publikum finden.
    Ich plaediere and die jungen Filmemacher sich dem Filmfoerderungssystem zu entziehen und auf andere weise Filme zu produzieren. Man kann auch mit wenig Mitteln viel erreichen. Nehmen wir nur einmal die fruehen Fassbinder Filme als Beispiel. Mangel macht kreativ.

  2. Fuck it sagte:

    Ein Blick auf die großen Quotenerfolge im deutschen Fernsehen sowie die erfolgreichsten deutschen Kinofilme kann einen bei gesundem Menschenverstand gebliebenen homo sapiens nur zu dem Schluss kommen lassen, dass das deutsche Film- und Fernsehpublikum in seiner übergroßen Mehrheit geschmackstechnisch bis ins Mark degeneriert ist – und das irreperabel.

    Natürlich ist dies zu äußern in einer Demokratie nicht opportun, aber was soll man sonst von einem Publikum halten, dass Serien wie „In aller Freundschaft“ und „Um Himmels willen“ im TV und anspruchs- und harmlose, in ihrer Dramaturgie immer gleichen RomComs und grenzdebile Komödien von den üblichen verdächtigen Herrschaften im Kino zu absoluten „Publikumserfolgen“ macht?

    Da die massenhafte Nachfrage auf Konsumentenseite nach eben dieser seichten, schmerzlosen Unterhaltung (wozu ich auch „Fack mi Schilla“ zähle) nun mal ein unumstößlicher Fakt ist und man eine Menschenmasse in ihrem Filmgeschmack wohl kaum ändern wird können, werden sich Menschen wie Herr Suchsland auch weiterhin ärgern müssen.

    Aber ich glaube kaum, dass man als Reaktion darauf nur noch „Kunstfilme“ fördern sollte. Wenn ich schon dieses Wort höre, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Es gibt einen trifftigen Grund, weshalb Filme der sogenannten „Berliner Schule“ und ähnlich gepolter Publikumsfolterer in den Kinos unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen – und in der Regel tun sie das auch völlig zurecht.

    Statt eine wie immer end- wie sinnlose Debatte über Kunst und Kommerz, und was von beiden gefördert werden sollte, zu führen, sollte man sich in Deutschland überlegen, wie man Anpruch und Unterhaltung im Film und Fernsehen miteinander verbindet, diese Symbiose dauerhaft sicherstellt und wie man auch dauerhaft ein möglichst großes Publikum dafür begeisert.

    Derzeit existiert diese Symbiose nur beim „Tatortreiniger“, und der eigentliche Skandal liegt doch trotz des bemerkenswerten Erfolgs in der bescheidenen Finazierung des Projekts sowie seines Ausstrahlungsortes und der Ausstrahlungszeit. Vor dem „Tatortreiniger“ lief auf Arte bereits die wunderbare Miniserie „Zeit der Helden“ unterhalb der Wahrnehmungsgrenze.

    Solche Debatten müssten in erster Linie die involvierten Künstler anstoßen und führen, doch fehlt den meisten hierzu der Mut, da die Sanktionsmechanismen vor allem des öffentlich-rechtlosen Fernsehens sehr schmerzhaft sein können. Eine der Folgen dieses fehlenden Mutes sind dann diese Ersatzdebatten über Kunst und Kommerz, weil die wahren Gründe für die hiesige Miesere nicht wirklich benannte werden.

  3. Peter Hartig sagte:

    Lieber suck_it,
    bei einigen Ihrer Argumente mag ich Ihnen gerne zustimmen und freue mich auch, wenn die Diskussion mit einiger Leidenschaft geführt wird. In der Wortwahl wollen wir aber doch gegenüber Andersmeinenden (wie wir es uns auch anfangs gewünscht haben: https://out-takes.de/index.php/interview-mit-den-bloggern/) bitte menschlich bleiben. Diese Zitate aus Ihrem Kommentar kann man auch anders ausdrücken:
    »gnadenlos armseliger Beitrag«
    »völlig verblödete Verfasser dieses Artikels«
    »Schwachsinn«
    »ignoranten Dreck«
    »Geschmack des Hirnfurzes«
    »geistigen Dünnschiss in diesem Artikel«

  4. Andi sagte:

    Bisher hielt ich Sie, Herr Suchsland, für einen ernstzunehmenden Autor. Bisher.

    Wer schreibt „Denn es ist ja nicht zu bestreiten, dass über 5 Millionen in Fack ju Göhte gehen. Aber nicht weil der Film gut ist, sondern weil die Leute keinen Geschmack haben.“ ist , mit Verlaub, ein bornierter und arroganter Ignorant.

    Sie mögen sich für etwas Besseres als die Masse halten mag, stellen aber hier nur Ihre peinliche Unfähigkeit zur Schau, ohne Schaum vorm Mund einen Erfolg zu analysieren.

    Dieser Erfolg liegt in erster Linie nicht einem große Budget oder dem Marketing-Aufwand, sondern dem sehr intelligenten Drehbuch eines Autors, der tolle UND witzige Figuren schreiben kann, ein Gespür für die Problematik seines Themas hat und ein guter Regisseur ist.

    Sehr geehrter Herr Suchsland, Sie lamentieren über den „Qualitätsjournalismus“ – Ihr obiger Artikel ist Lichtjahre davon entfernt, Ihren eigenen Ansprüchen standzuhalten.

  5. Erik sagte:

    Lieber „suck_it“,

    Leider haben Sie ziemlich viel falsch verstanden und lassen einfach Ärger aus (zumindest schliesse ich das aus der Wortwahl). Es geht nicht darum, dass solche Filme gar nicht mehr gefördert werden sollen, sondern nicht mehr ausschließlich (worauf es ja hinausläuft). Es wundert mich auch oft, was alles gefördert wird und frage ich, warum es oft so schwierig ist herauszubekommen, was gefördert wird. immerhin sind es ja auch Steuergelder, die dort hinein fließen.

    Was außerdem angprangert wird ist, dass vermeintlich „kritisische“ Instanzen“ bzw. „seriöse“ Zeitungen sich nachträglich auf Seite des Films stellen, lediglich weil er erfolgreich war (wobei zuvor noch sehr viele schlechte Kritiken über den Film erschienen).

    Ich habe den Film auch gesehen und muss sagen, dass er mich sehr unterhalten hat und ich sehr viel gelacht habe. Für mich ist das bereits eine Existenzberechtigung. Es war auch schön zu erleben, dass eine deutsche Produktion in den großen Kinos war und nicht lediglich eine Woche im Programmkino um 23 Uhr zu finden war (ein weiteres Problem für mich: die total überteuerten Preise für Verleiher im Kino.)

    Aber ich bin auch der Ansicht, dass das nicht immer alleiniges Kriterium sein sollte. Manchmal möchte man Anspruch und manchmal einfach lachen und Spaß haben.

    Es wäre doch zu wünschen, dass die Filmförderung beides fördert. Da der Etat aber auch nicht wirklich groß ist wird nach klaren, wirtschaftlichen Kriterien entschieden („Wer spielt mit?“, „Ist der/die SchauspielerIn/RegisseurIn bekannt und zieht Publikum?“, etc.).

    Dennoch glaube ich, dass die Zukunft in der eigenen Finanzierung liegen wird. Gute Technik ist inzwischen auch für Normalmenschen erschwinglich und es gibt viele gute Filmemacher, die mit Low-Budget einen wirklich guten Film machen können.

    Ich hier auch eine Gefahr: Letztendlich alles auf die Filmförderung zu schieben. Ja, ohne Geld Filme zu machen ist „scheisse“. Trotzdem, auch in dem überzitierten Hollywood kriegten heute sehr erfolgreiche Regisseure keine Chance. Selbst ein Sean Penn kriegte kein Geld für seine ersten Projekte. Tarantino jobbte in der Videothek und schrieb nachts Drehbücher, die er irgendwann verkaufte- obwohl er Filme daraus machen wollte -, um EINEN Film zu machen.

    Kurz gesagt: Gefördert werden ist schön, aber man sollte sich davon nicht abhängig machen lassen.

    Nach meinem Exkurs möchte ich jetzt noch sagen, dass ich trotzdem finde, dass es ein guter Artikel ist, denn er regt doch zum Nachdenken über die gesamte Filmhierarchie in Deutschland an und der Medienzirkus, der drumherum läuft.

    Vielleicht finden sich ja endlich mal einige Filmemacher zusammen und versuchen WIRKLICH sich mal mit der Lage auseinander zu setzen, zu überlegen an welchen Faktoren es wirklich hapert und nicht daran zu frustrieren sondern pro-aktiv zu werden.

  6. Marcus Goldhahn sagte:

    Hallo Rüdiger Suchsland,

    es bedarf eigentlich nicht vieler Worte, deswegen versuche ich mich sehr kurz zu fassen. Sie haben mit ihrem Artikel absolut Recht und ich ziehe meinen Hut vor Ihnen. Ich selbst versuche seit einem Jahr meinen Kurzfilm zu realisieren. Anfangs habe ich mich auch noch mit Förderungen rumgeschlagen und versucht ein bisschen Geld zu bekommen. Doch die Gespräche endeten immer gleich: „Für diese Art haben wir kein Geld zur Verfügung; Ich erkenne hier kein besonders Autorentalent; Versuchen sie es doch noch einmal woanders.“

    Jetzt versuchen wir einen Teil unseres Budgets über Crowdfunding zu bekommen, den Rest steuern wir aus unseren Ersparten bei. Es ist wirklich schade, dass man junge Filmemacher nicht mehr unterstützt und ihnen eine Chance gibt.

    Vielen Dank für diesen ehrlichen Artikel.

    Beste Grüße

    Marcus Goldhahn

  7. Suck_It sagte:

    Was für ein peinlicher und gnadenlos armseliger Beitrag. Wer entscheidet denn, ob ein Film „förderungswürdig“ ist, oder nicht? Der völlig verblödete Verfasser dieses Artikels? Die Berlinale? Edgar Reitz? Was für ein Schwachsinn! Es gibt so viele Filme die sich Kunst schimpfen und hundertmal schlechter sind, als „Fack Ju Göhte“ und die nicht im entferntesten eine Existenz- geschweige denn eine Förder-Berechtigung besitzen! Nur weil jemand VERSUCHT Kunst zu machen, heißt das noch lange nicht, dass auch Kunst dabei rumkommt. Und nur weil jemand behauptet, er versuche das jetzt mal, ist das noch lange kein Grund ihm Geld zu geben oder zu verweigern. Wie kann man so einen ignoranten Dreck schreiben? Unfassbar. Und einen Film zu ignorieren – auch wenn er offenbar nicht den Geschmack des Hirnfurzes trifft, der diesen geistigen Dünnschiss in diesem Artikel verfasst hat – der wie „Fack Ju Göhte“ fast 6 Millionen Zuschauer hat, ist so bodenlos an der Realität vorbei gedacht, wie es nur sein kann. Egal was man über diesen Film denkt, er hat – im wahrsten Sinne des Wortes – millionenfach mehr Relevanz, als jeder sogenannte „Kunstfilm“. Warum? Na weil diesen Kunstfilm wahrscheinlich maximal 1000 Leute gesehen haben. Lieben Gruß an Angela Schanelec! Wenn ein paar eierlose Eierköpfe die sich als Künstler verstehen und glauben deshalb schon welche zu sein, darüber entscheiden welche Filme gemacht werden, dann aber gute Nacht. Der deutsche Kunstfilmmarkt ist doch schon jetzt eine völlig inzestuöse Angelegenheit, in der 98% der Leute völligen Dreck produzieren, zu dem sie sich dann trotzdem gegenseitig beglückwünschen und den sich dann, zu Recht, im Kino (falls es überhaupt dazu kommt) keine Sau ansieht und die dann wieder in der Versenkung verschwinden oder mal auf einem Festival laufen. Und das Geld das die Filmstiftung diesen Leuten gegeben hat, sehen sie natürlich auch nie wieder. Til Schweiger und Bora Dagtekin können das Geld wenigstens zurückzahlen. Warum? Weil sie Erfolg hatten, weil es tatsächlich einen Grund gab diese Leute zu fördern. Weil tatsächlich jemand diese Filme sehen wollte! Wenn die Filmstiftung abgeschafft würde, von heute auf morgen, dann wäre das Einzige was sich ändern würde, dass diese ganzen Parasiten, die jetzt an den Titten der Filmstiftung nuckeln und nicht einen einzigen Film gemacht haben, der sein Geld wieder eingespielt hat, sofort arbeitslos. Die ganzen Til Schweigers und Bora Dagtekins aber, hätten überhaupt kein Problem damit und würden nach wie vor ein Millionenpublikum finden. Ich bin also absolut dafür!

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