„Man ist am kreativsten, wenn man am persönlichsten ist. Das habe ich bereits auf der Filmschule gelernt.“ Also sprach der Koreaner Joon-ho Bong in einer seiner gleich vier Dankesreden gestern Abend. Diesen Satz sollte sich die ganze Filmindustrie hinter die Ohren schreiben – in einer Epoche, die von zunehmender Formatierung geprägt ist, in der die CEO und Controller die Macht über die Kreativen haben.
Danach hob Bong gleich zwei nominierte US-Regisseure heraus und bedankte sich bei ihnen: Martin Scorsese „In der Filmuni habe ich seine Filme studiert“ und Quentin Tarantino – „Als niemand in den USA meinen Namen kannte, hatte er meine Filme immer in seinen Bestenlisten.“
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Es war ein Durchmarsch für den Außenseiter: Joon-ho Bong, Jahrgang 1969, der international bekannteste Filmemacher Süd-Koreas, gewinnt für seinen Film „Parasite“ gleich vier „Oscars“, und das auch noch in den wichtigsten Kategorien: bester Film, bbeste Regie, bestes Drehbuch und bester internationaler Film.
Kaum einer hätte es vorher erwartet, aber so wurde es eine historische „Oscar“-Nacht, und eine Preisverleihung der Überraschungen. Denn diese Preisverleihung ist ein deutliches Misstrauensvotum gegen gewisse Tendenzen des Gegenwartskinos: Etwa gegen die allzu wohlfeile, allzu nostalgische Flucht weiter Teile des Kinos ins Historische, oft Geschmäcklerische.
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