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22 Jahre lang war Cornelia Ackers beim Bayerischen Rundfunk für den „Polizeiruf 110“ ­verantwortlich. Als Redakteurin hatte sie ungewöhnliche und beliebte ­Ermittlerfiguren mitentwickelt. ­Diesen Monat ­wurde sie ­abgesetzt. Die Gründe liegen im Dunkeln. | Foto © BR, Markus Kovalin

… und die Lügen, die wir Gegenwart nennen – Cinema Moralia, Tagebuch eines Kinogängers, 209. Folge.

„Die Menschen zu zeigen ohne Maske, ohne Schminke, sie mit den Augen des Apparats zu packen im Moment des Nicht­spie­lens.“
Dziga Vertov

Eigent­lich ist Michael Klier kein Doku­men­tar­filmer, obwohl er von Anfang an auch doku­men­ta­risch gear­beitet hat. Kliers Filme lohnen immer den Besuch, und den zweiten, dritten Blick. Diese Kurzfilme aber, geist­reiche Refle­xionen über das Kino und die Cine­philie, seiner­zeit für die längst abge­wi­ckelte Film­re­dak­tion des WDR entstanden, kennt kaum einer. Und bei manchem, was man hier sieht, zum Beispiel Casting-Aufnahmen Unbe­kannter, die in den 1980ern zu Stars wurden, fragt man sich eh, wo der Mann dieses großar­tige Material her hat. „Lohnens­wert wäre eine DVD mit Kliers WDR-Filmen unter anderem über Jean-Marie Straub, Roberto Rossel­lini, und Godards Kame­ramänner“, schrieb vor ein paar Jahren Hans Helmut Prinzler.

Vorige Woche waren in der Brot­fa­brik in Berlin Kliers Kino­por­trät­filme zu sehen. Wenn man da Truffaut zuhört, wie er über die Frauen spricht, den kleinen Schwes­tern der Nouvelle Vague begegnet, die Kame­ramänner Renato Berta und William Lubt­chansky von ihrer Arbeit und den Konflikten mit Godard sprechen hört und Henri Alekan über die Arbeit mit Wim Wenders und Jean Cocteau, und Rossel­lini als Philo­so­phen entdeckt, wenn man Jean-Marie Straub und Danielle Huillet im römischen Exil entdeckt, dann ersteht eine Film-Land­schaft aus vergan­gener Zeit wieder auf.

Auch ein Diskurs übers Kino, den gerade Deutsch­land braucht: „Die Themen und Fragen, die von den ,Film­schaf­fenden‘ darin formu­liert werden, sind noch – oder wieder hoch­ak­tuell.“ schreibt Klier, der die Vorfüh­rung der Porträts wie einen einzelnen langen Episoden-Film angelegt hat.

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