Studentenfilme: Ist ein Schauspieler, der nichts kostet, weniger wert?

Über unprofessionelle Anfragen, Kommunikationsfehler und den unsicheren Umgang mit Schauspielern am Set. Bestandsaufnahmen aus meiner Sicht als Schauspielerin.

Vorweg zu diesem Thema muss betont werden, dass es unzählige, wunderbare und hochprofessionelle Produktionen der deutschsprachigen Filmhochschulen gibt, die sich auch international durchsetzen und von Schauspielern sowie weiteren Branchenangehörigen sehr geschätzt, gefördert und gelobt werden. Man kann wirklich sehr stolz auf den deutschen Filmnachwuchs blicken.

In diesem Beitrag soll aber auch die andere Seite der Medaille beleuchtet werden. Schwachstellen, die mittlerweile keine Einzelfälle mehr sind und immer wieder zu Diskussionen in Fachkreisen führen.

Denn ohne die Rückstellung, den Verzicht auf Gagen und die Mitwirkung teilweise prominenter Schauspieler würden viele wunderbare Produktionen der letzten Jahre in der Form nicht existieren. Warum werden Schauspieler in der Wertschöpfungskette einer Produktion dennoch erst als allerletzte Instanz berücksichtigt? Alles heutzutage hat seine Kosten und einen verhandelbaren Wert: Ausstattung, Fahrzeuge, Reisen, Technik, Catering… Doch die Schauspieler bleiben in der Kalkulation wie eine Selbstverständlichkeit außen vor. Denn sie sind ja austauschbar, sie gibt es im Überfluß.
Ein wesentlicher Grund dafür ist also sicherlich das große Angebot und damit gepaart das leidenschaftliche und triebgesteuerte Bedürfnis aller Schauspieler vor der Kamera zu stehen oder auf der Bühne zu sein. Anfänger sind auf das Material angewiesen, erfahrene Schauspieler freuen sich über gute Drehbücher, die ihnen andere Spielfacetten abseits der stereotypischen Fernsehrollen ermöglichen. Manche Profis sehen es auch als „good-will“ und Nachwuchsförderung, dem jungen Film durch ihre Mitwirkung zu einem Mehrwert zu verhelfen.

Doch in welchem Beruf gibt es das überhaupt, dass man freiwillig und immer wieder „umsonst“ arbeitet? Oder kriegt man einen Handwerker, einen Steuerberater, einen Physiotherapeuten dazu, unentgeltlich tätig zu sein??? Absurd! Wenn es nicht gerade enge Freunde sind. Aber in unserer geliebten Film- und Fernsehbranche lebt und blüht vieles nur auf, weil es durch „low-Budget“, „No-Budget“ oder unschöner ausgedrückt „Dumping“ überhaupt möglich ist. Wer steht hier in der Verantwortung? Produzenten? Sendeanstalten? Die Filmförderung?
In jedem Fall ist klar, dass auch die Filmstudenten gezwungen sind, ins low-Budget zu gehen, um ihre Debüt- oder Abschlußfilme erst einmal realisieren zu können. Auch hier ist der Markt wohl stark überlaufen.

Alle Mitwirkenden einer Nachwuchsproduktion leisten also gemeinsam viel vor, um gute Qualität, gute Arbeit, ein wertvolles Werk zu schaffen. Wo gibt es das schon? Qualität fast zum Nullpreis! Diese Ansprüche, die Filmemacher und Schauspieler gleichermaßen leidenschaftlich vertreten, sollten von der Branche weder ausgenutzt, noch von jungen Filmemachern als selbstverständlich gehalten werden. Am Ende des Tages leistet auch der Schauspieler mühevolle Arbeit, investiert Zeit, sperrt Termine, verzichtet auf andere Erwerbsquellen, setzt sich inhaltlich mit einem Buch und der Rolle intensiv auseinander. Er geht in eine Arbeitshaltung über, unabhängig davon, ob das Engagement vergütet ist oder nicht. Unzuverlässige Schäfchen lassen wir mal außen vor. Die gibt es immer und überall, egal in welcher Sparte.

Es sollte auch ein Bewußtsein dafür da sein, dass Schauspieler keine funktionierenden Maschinen sind. Natürlich sind sie darin ausgebildet, Gefühle und seelische Zustände der Figuren in kürzester Zeit vor der Kamera zu transportieren, sie glaubhaft auf den Punkt zu bringen. Aber es unterliegt auch der Verantwortung des Teams, des ganzen Settings, diese höchste Kunst der Konzentration, der Intimität, Ruhe und Spannungskraft, die ein Schauspieler braucht, durch eine positive Atmosphäre zu schaffen. Fachlich talentierte Regiestudenten sind ganz neuen Herausforderungen ausgesetzt, wenn sie plötzlich am Set einem etablierten Schauspieler gegenüber stehen. Manche sind dabei überfordert, möchten natürlich eine gute Diplomarbeit abliefern, tolle Bilder kreieren und müßen die technische Umsetzung aller Departements im Auge behalten, dafür Sorge tragen, dass alles bis ins letzte Detail rund läuft. Dabei verlieren sie manchmal das Wesentliche aus dem Auge: Die Schauspieler, die das Projekt letztendlich mit ihren Gesichtern repräsentieren. Die Qualität und Bildkraft fällt und steht nicht zuletzt auch mit der Darstellung der Schauspieler. Damit ein Schauspieler seine Energie und Konzentration also bewahrt und das Beste daraus schöpfen kann, müssen alle Glieder am Set dieses gewisse Feingefühl füreinander aufbringen. Schlechte Stimmung unter den Stabmitgliedern, Übermüdung, Zeitdruck, Hetzen, Gereiztheit, nervige Unterbrechungen… all das kennen wir im Setalltag und es läßt sich nie ganz vermeiden. Doch diese Spannungen übertragen sich auch stark auf die Psyche der Schauspieler, beeinflussen ihre Konzentration und folglich die Spielqualität. Manche Abteilungen wissen gar nicht, warum Schauspieler am Set so „gepampert“ werden. Es wird mit divenhaften Klischees in Verbindung gebracht oder mit der Vorstellung, dass man den Schauspieler als etwas „besonderes“ behandeln müsste. Aber darum geht es keinesfalls! Zunächst einmal sollte jeder in einem Team mit dem gleichen Respekt behandelt werden und einen positiven Umgang zu allen pflegen. Egal ob Kabelträger, Regieassi oder der Star.

Was nun Schauspieler und ihre „Sonderwünsche“ angehen: Einen ruhigen Raum zum Rückzug zur Verfügung stellen, ausreichend Schlaf, kein Stress, ein möglichst harmonisches Umfeld bieten u.s.w. dient ausschließlich dazu, die optimalste Leistung von Darstellern zu erzielen und sollte im eigenen Interesse der Produktion stehen.
Je ausgeglichener und entspannter ein Schauspieler am Set ist, desto höher das spielerische Einfühlungsvermögen. Die erarbeitete Rolle ist zwar verinnerlicht und technisch abrufbar, aber die Psyche ist ja unser Werkzeug und in gewisser Weise auch tagesformabhängig. Wir nehmen äußere Einflüße ja dennoch wahr. Negative Ablenkungen können mental schaden. Texthänger, Overacting, unnatürliche Wiedergabe einer Szene können die Folge sein. Und am Ende des Tages fragt keiner im Kino danach, ob der Schauspieler 16 Std. täglich am Set war oder die Heizung im Wohnwagen bei minus 10 Grad nicht funktioniert hat. Der Schauspieler ist im Endeffekt als Aushängeschild  der Produktion dem Urteil des Publikums ausgesetzt.

Aber wie läßt sich die Zusammenarbeit zwischen Filmstudenten und Schauspielern und Agenturen nun optimieren? Neben den wirklich reibungslosen und tollen Studentenfilmen scheint es gelegentlich die unkorrekten Beispiele zu geben, wo no-goes zur Regel werden. Ich bin überzeugt, die Defizite kommen überwiegend durch Unkenntnis, mangelnde Erfahrung oder Naivität auf. Weniger aus Absicht oder Kalkül. Die Sensibilisierung für die gegenseitige Arbeit sollte stets geschult und professionalisiert werden. Im Rahmen der BFFS-Stammtische begrüßten wir bereits einige Male Vertreter von Filmhochschulen, mit denen wir sehr offen, kollegial und interessiert einen Dialog führten. Grundsätzlich appelieren wir zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit diesen Themen innerhalb des Studienverlaufs. Oft hat man den Eindruck, dass die Studenten allein auf die technischen, produktionswirtschaftlichen und visuellen Notwendigkeiten konzentriert sind. Doch wie werden die anderen Bereiche abgedeckt? Werden Studienangebote zu „Schauspielführung“, „Verhalten am Set“, „Verträge mit Schauspielern“, „Formalitäten“, „Akquise“, „Agenturen“, „Casting“ „branchenübliche Bedingungen“ u.s.w. in der Praxis ausreichend trainiert? Welche Angebote und Schwerpunkte setzen die Unis und privaten Filmakademien in diesem Bereich? Oder unterliegt es der eigenen Verantwortung der Nachwuchsregisseure, sich mit diesen Aufgabengebieten eigenständig vertraut zu machen?

Es ist auch eine Persönlichkeitsfrage wie offen, selbstsicher, kommunikationsfähig, sensibel, diplomatisch und gar pädagogisch Regisseure ihre Akteure an die Hand nehmen können. Wie sie ihre Regieanweisungen vermitteln, wie aufnahmefähig auf Vorschläge oder Kritik von Schauspielern eingegangen wird. Wie sie neben all dem Produktionsdruck und Zeitmangel noch in der Lage sind, für ihre Schauspieler die bestmögliche Arbeitsumgebung am Set zu schaffen.

Eine gute Arbeitsbeziehung sowie Vertrauen fängt schon in der Vorstufe an!
Aus häufigen Fallberichten stelle ich hier einige Klassiker vor:

Agenturanfrage, die erste Hemmschwelle
Wieso werden Schauspieler, die von Agenturen vertreten werden immer wieder persönlich via mail oder Anruf kontaktiert? Den Agenten zu umgehen zeigt Unsicherheit. Der Agent ist der engste Berater und Karrierebegleiter der Schauspieler. Die Filmstudenten haben teilweise vielleicht Angst, sich der professionellen Institution „Agentur“ zu stellen oder möchten eine Ablehnung vermeiden. Sie suchen natürlich auch den direkten persönlichen Kontakt zum Schauspieler. Was sie dabei übersehen ist, das wir Schauspieler trotzdem – und allen voran – unsere Agenten einbeziehen (müssen), mit ihnen das Projekt und die Rolle besprechen, beraten, Termine abklären u.s.w.
Wenn die Filmemacher also seriös und überzeugend auftreten möchten, sollte der Weg über die Agentur nicht ausgeklammert werden. Ganz klar, wenn der man den Schauspieler bereits persönlich kennt oder über Empfehlungen auf ihn aufmerksam wurde, ist es völlig in Ordnung auch direkt auf den Schauspieler zu zugehen.

Anforderungen bei ersten Anfragen
Diverse Institutionen berichten, dass die Ansprüche an die Schauspieler von seiten der Produktionen immer höher werden. Vorab werden Materialen, Daten, Termine, Sperren und viele weitere Anforderungen gestellt, ohne dass zunächst auch ein umgekehrter Einblick erfolgt. Was hat dagegen die Produktion zu bieten? Angaben zu Referenzen des Regisseurs, Drehbucheinblick, grobes Budget, Lauflänge, verwendete Technik, konkrete Produktionszeit, geplante Auswertungen,… Sich mit dieser Transparenz zurück zu halten, aber vom Gegenüber möglichst alles im voraus einzuholen, legt keinen guten Start vor.
Ich kenne Beispiele aus Studentenproduktionen, die in ihren ersten Anfragen Fotos in aufwendigen Kostümen einfordern – in alternativen Varianten versteht sich – ohne dass im Vorfeld überhaupt mal eine Angabe zur Rolle oder zum Buch gemacht wird. Manche fordern sogar verbindliche Zusagen, bevor wesentliche Angaben offenkundig sind und besprochen wurden. Basicdaten werden – auch wenn sie erst nur grob oder ansatzweise feststehen – wohl nicht immer automatisch kommuniziert. Wenn Schauspieler hier schon hinterher rennen müssen, um zu erfahren wer die Regie macht, ob nun auf der RED oder doch nur DV gedreht wird, ob 60 Minuten oder dann plötzlich nur 30 Minuten Lauflänge übrig bleiben, sind das natürlich ausschlaggebende Werte, die für eine Zu- oder Absage entscheidend sein können.

Anreise zum Casting
Hierbei fällt auf, dass es immer selbstverständlicher wird, dass Schauspieler für einen unbezahlten Dreh quer durch die Republik zum Casting oder einem ersten Kennenlernen anreisen sollen. Man muss evtl. unterscheiden zwischen Anfängern und etablierten Schauspielern, die jahrelang im Berufsleben stehen. Für Anfänger ist ein Studentenfilm immernoch eine win-win Situation. Bei „älteren“ oder erfahreneren Schauspielern kann allerdings nicht unbedingt vorausgesetzt werden, dass sie auf eigene Kosten zum Casting fahren/fliegen würden.

Sperrtermine
Es wird drum gebeten, dass man sich für den Produktionszeitraum nun alles frei hällt, frei schaufelt, andere (bezahlte!) Engagements sogar sperrt, absagt, um am Ende zu erfahren, dass plötzlich jemand anderes die Rolle bekommt. Bitter, aber wahr! Hat es alles schon gegeben.
Falls sich ein vergütetes Angebot im Produktionszeitraum für den Schauspieler ergeben sollte, wäre es nur fair, wenn man versucht, dies zu ermöglichen. Manche sind da sehr flexibel, kulant und verständnisvoll und schmeißen ihren kompletten Drehplan um, sodass der Schauspieler parallel den Erwerb mitnehmen kann. Sowas ist top und wird sich mit nachhaltiger Verbundenheit bezahlt machen.

Verträge:
Einigen rollen sich die Fußnägel hoch, wenn man sie von Beginn an auf einen Vertrag anspricht. Erstens will man scheinbar immernoch auf die Formalitäten verzichten, zweitens sind sie damit teilweise überfordert. Wenn es dann heißt, „wir können aber eh keine Versicherung übernehmen“, bspw. im Falle eines Unfalls – von Sozialversicherung brauchen wir gar nicht erst zu reden – oder „wir haben ja im Grunde gar kein Budget“, wird damit versucht, die Relevanz eines Vertrages zu minimieren.
Doch ein Vertrag sichert ja nicht nur die Interessen des Schauspielers ab, wie Rückstellung einer Gage oder Erfolgsbeteiligung bei gewinnbringender Auswertung. Die Studenten können anhand eines Vertrages die zeitliche Verfügbarkeit des Schauspielers sicherstellen und sollten auch unbedingt die u.a. die Bildrechte mit Hilfe eines Vertrages klären. Verwunderlich finde ich, dass manche Unis offenbar Vorlagen dazu parat haben, andere wiederum gar nicht. Meistens werden diese Dokumente dann als universelle Variante ohne individuelle Anpassung dann von einer Produktion zur nächsten weiter gereicht. Was inhaltlich da verabredet wird, ist einigen scheinbar gar nicht geläufig.

Material nach dem Dreh
Last but not least ist einer der häufigsten und mit Abstand ärgerlichsten no-goes in der Zusammenarbeit: Nicht aushändigen des Materials!
Liebe Studenten, das einzige was den Schauspielern am Ende des Tages für ihren Einsatz bleibt und bereit gestellt werden sollte ist das Material!!! Undzwar nicht nach 2 Jahren, oder nachdem der Schasupieler schon 10 mal danach gefragt hat und hinterher rennen mußte, sondern unaufgefordert und möglichst vor oder gleich im Anschluß der Premiere. Ich kenne keinen einzigen Schauspieler, der diese Erfahrung nicht schon mindestens einmal gemacht hat. Und das ist unterm Strich wirklich undankbar. Und als i-Tüpfelchen nicht mal im Abspann erwähnt zu werden, ist achtlos und erweckt den Eindruck der geringen Wertschätzung nur noch mehr.

Auf ein gewisses natürliches Chaos ist jeder noch so erfahrene Schauspieler eingestellt. Man weiß diesen Lernprozess einzuordnen und die Erfahrungswerte steigen ja von Produktion zu Produktion. Dafür ist in der Regel Verständnis gegeben. Im übrigen ist Chaos ja selbst bei den hochkarätigsten TV- oder Kinoproduktionen immer mal wieder Gang und Gäbe.

Aber Fazit ist: Respekt, Anerkennung und ein rücksichtvoller Umgang miteinander ist das Wenigste und Mindeste, womit wir Kreativen unsere gegenseitige Dankbarkeit ausdrücken können und sollten. Denn wir ziehen im Grunde alle am selben Strang!

Weitere Meinungen dazu?
– Wie sind die Erfahrungen der ZAV und privaten Agenturen mit Studentenproduktionen?
– Wie beurteilen das die Leiter und Lehrkräfte der Filmhochschulen?
– Wie erleben das die Filmstudenten selbst?

41 Kommentare
  1. Martin Blankemeyer sagte:

    Solange Schauspieler Geld ausgeben, um sich Szenen für ihr Demoband drehen zu lassen, ist die Mitwirkung bei einem Hochschulfilm, bei dem es ein echtes, ambitioniertes Drehbuch, angemessene Technik, eine liebevolle Ausstattung, eine gescheite Postproduktion und ein echtes Bemühen um Vermarktung und Sichtbarkeit (z.B. auf Festivals und damit bei der Branche, Castern, Redakteuren, Produzenten etc.) gibt doch die bessere Alternative. Und klar sollte das fair, auf Augenhöhe und gegenseitig respektvoll geschehen!

  2. 51minnie sagte:

    Als Schauspielerin habe ich auch so einiges erlebt. Ich kann vielen hier im blog nur zustimmen.

    Man wartet sehr oft und sehr lange auf seine Demobandszenen. Bis jetzt habe ich sie allerdings immer bekommen. Aber meistens mit mehrmaligem Anmahnen! – Was ich auch sehr unanständig finde: Dass man immer wieder versucht, dem Schauspieler zwar die Unterkunft und die Fahrtkosten (die man meistens erstmal vorfinanziert) zu bezahlen, aber an den Drehorten, wenn man nicht gerade dreht (Catering) oder abends, kein Abendessen ermöglicht und/oder später die Kosten eines Restaurantbesuchs nicht erstattet. Bei einem Dreh ohne Gage gehört es sich, dass auch alle Essen bereitgestellt werden. Auch abends hat der Künstler Hunger!

  3. Münch sagte:

    Als Agentin könnte ich da auch viele Geschichten erzählen und die sind teilweise gar nicht schön. Es gibt eklatante Unterschiede in Sachen Professionalität der einzelnen Filmhochschulen und anderer freier Produktionen. Ein Lob geht da an die Ludwisgburger, die bereits bei der Anfrage oft hochwertige Präsentationen liefern. Auch Verträge und Material, und v.a. Infos nach der Premiere über Festivalbeteiligungen etc. werden oft geliefert.
    Es geht aber leider meistens ganz anders. Ist erstmal abgedreht, ist der Schauspieler ein „pain in the ass“, der sein Material einfordert, gerne zur Premiere kommen möchte, Einsicht in die Bilanzen haben will (bei Rüchstellung) und eigentlich nix mehr bedeutet. Postproduktion ist alles. Es ist erniedrigend für den Schauspieler und äußerst unprofessionell seitens der Produktion.
    Gern gesehen sind auch Unterkünfte mit nicht abgesprochenen Doppelzimmern, in denen die Darsteller mit anderen schlafen müssen. Oder kaum Catering, keine Toiletten am Drehort usw.. Keiner verlangt nach einem Trailer oder sonstigem Luxus, aber ein Mindestmaß an Bedürfnissen muss gestillt werden.
    Ich vertrete einen über 80-jährigen wunderbaren Schauspieler, der den Vogel mit Anfragen für no-budget-Projekte abschießt. Da man nun aus Erfahrung weiss, wie die meisten Studentenfilme im endlos langen Drehalltag aussehen, ist schon die Anfrage für einen unbezahlten Film an einen sehr betagten Darsteller dreist. Jungen Schauspielern ohne Showreel kann man kräftemäßig noch zumuten, an unwirtlichen Plätzen stundenlang zu warten, aber bei älteren Darstellern darf das nicht mehr ohne Bezahlung passieren.
    P.S.: Die härteste Geschichte ist die mit den Praktikanten, für die bei allen am Dreh (unbezahlt) Beteiligten eine Sammelbüchse rumgeht, in der Geld gesammelt wird!!! Also müssen die Schauspieler und alle anderen Ausgebeuteten noch draufzahlen….

  4. Florian sagte:

    Sehr guter Artikel, allerdings geht oft vergessen, das auch der Kameramann und der Regisseur in der Kälte stehen und auch die könnten sich besser fokusieren und arbeiten mit einem warmen Raum und genügend Schlaf, trotzdem sind Sie meistens die ersten und letzten auf Set und beklagen sich nie.

  5. Michael Huck sagte:

    Das Problem bei low budget, ist dass tatsächlich kaum Geld da ist – ausser für Technik, das ist derzeit aber überall so. In der „normalen“ Wirtschaft werden „Praktikanten“ und 1 Euro Jobber gnadenlos ausgebeutet, da ist es nur logisch dass es auch die Film/TV Branche erwischt.
    Auch bei low budget Produktionen sollten SchauspielerInnen zumindest eine Gage erhalten die einem „normalen“ Job entspricht. Die Aufgabe des Produzenten besteht darin, dieses Geld aufzutreiben und ein Produzent der es schafft Kamera, Schnitt usw zu bezahltne, sollte es ja auch schaffen das Geld für die Schauspieler aufzutreiben, dass bei low budget keine TV Star Gagen bezahlt werden können, versteht sich von selbst. Anreise usw ist ja wohl auch selbstverständlich, ebenso wie Kopie des Films an ALLE Mitwirkenden des Projektes bei Kosten von 1 Euro pro DVD Rohling, wird das wohl machbar sein.
    Ausserdem kann man ja einen Deal machen, wenn gar kein Geld da ist: Falls ein Schauspieler ohne Gage arbeitet, kann ja umgekehrt auch der Schauspieler verlangen, dass der Regisseur ihm umgekehrt ohne Gage für ein eigenes Projekt die gleiche Anzahl an Drehtagen zur Verfügung steht.
    Daß viele Produzenten/Regisseure lieber direkt mit Schauspielern sprechen kann ich allerdings verstehen. Ich selbst habe es wiederholt erlebt, dass Agenten sehr unterschiedlich auf low budget Anfragen reagieren, manche durchaus aufgeschlossen, ich habe aber auch mehrmals erlebt, dass low budget Anfragen gar nicht an die SchauspielerInnen weitergeleitet wurden und wenn ich bei einem Festival dann eine zufällig eine Schauspielerin getroffen und gefragt habe, was ihr am script nicht gefallen hat, kam schon mal die Antwort, dass das script sie nie erreicht hat.

  6. Angelika sagte:

    … und was ist mit den Stabmitgliedern einer Produktion, die bei weitem nicht besser behandelt werden? Mancher „Produzent“ oder „Regisseur“ läßt sich hinreißen, dem jeweiligen Mitarbeiter sogar an den Kopf zu werfen: „Du kannst froh sein, überhaupt bei solch einem großartigen Projekt (entgeltfrei) mitarbeiten zu dürfen!“ (so tatsächlich bei einer Low-Budget-Spielfilm-Produktion geäußert).
    Diese sich verbreitende Abwertung von eingefordeter, hochqualifizierter und dabei entgeltfreier Leistung macht sich derart breit, dass es mir die Freude am Beruf gründlich verhagelt hat! Ich habe ihn daraufhin an den Nagel gehängt.

  7. Ashkal sagte:

    Sehr guter Artikel,
    Ich würde am liebsten immer bei jedweder Produktion die Leute richtig bezahlen, allerdings ist man durch das Dumping der gesamten Branchen, und ich meine nicht nur RTL & Co dazu gezwungen die leute mies zu bezahlen, nicht nur die Schauspieler.
    Seit es auch die Videofunktion bei Dslr’s gibt hat sich auch nochmal verschlechtert. Natürlich gabs dadurch vielleicht entdeckungen und vereinfachungen, allerdings gibt es nun auf einmal viel mehr „Kameraleute“ die keine sind und die Qualitätsstandards deutlich herabsetzten. Man wird durch Budgets gezwungen auf so etwas zu drehen obwohl das in den meisten Fällen mist ist.
    Vorallem stören mich Inserate bei Crew United von RTL2 für Mallorca-Mist, bei den der Praktikant zwar ein dach über dem Kopf bekommt, aber er regelrecht dafür ausgebeutet wird, und es natürlich dadurch an der Qualität mangelt & professionelle werden einfach nicht mehr gebucht.

    Wie schon viele erwähnten hat jedes Gewerk Probleme. Es sollten entweder Verhaltensregeln & Branchenstandards gehalten werden dann würde es vielen besser gehen. Ich könnte auch sehr gut mit weniger Privaten Film & Schauspielschulen in Deutschland Leben.

  8. ada sagte:

    Leider geht der Autor nicht auf die lukrativ vorhandene Wertschöpfungskette ein, welchen einem kostenlosen Engagement gegenübersteht. Schauspieler wie alle anderen Filmschaffende müssen verbindlich dafür sorge tragen, dass die gesponserten Produktionen nicht regulär bezahlte Produktionen nicht verdrängen. Formate wie “ das kleine Fernsehspiel“ und das “ Debüt im Ersten “ sind in Ihrer Qualität oft überragend hochwertig, gemacht, erstellt mit dem Blut der Filmschaffenden.Die Filmhochschulen verhalten sich da sehr unrühmlich Und diese werden zurecht auch gern im Hauptprogramm ausgestrahlt. Billig im Einkauf, super in der Qualität. Eine “ Gagenrückstellung“ ist viel zu schwach, es muss vereinbart werden, dass im Falle einer Ausstrahlung die gesamte Gage + einem Risikoaufschlag vor der Ausstrahlung fällig wird. Sonst schiesst sich die Branche, und ins besondere die Schauspieler, weiterhin doppelläufig ins Knie.Faire Produzenten bekommen keine Aufträge, weil quasi umsonst produzierte Filme den Sendern billig , bessere Qualität biten können. Hier ist dringend ein Verhaltenskodex auszuarbeiten, und als Grundlage für diese Art von Engagement den Schauspielern nahegelegt werden sollte.

  9. Augustine sagte:

    Ich möchte noch mal auf S. Hartel eingehen: ‚Ist es nicht ein Beruf wo Amateure und Laien verdammt nochmal nichts zu suchen haben?‘ Wann ist man Laie, und wann ist man Profi? Es gibt eine ganze Menge, was man nicht in einer Schauspielschule lernen kann, womit ich nicht sagen will, dass es schlecht ist eine zu besuchen! Aber wenn es nur ‚gelernte ‚ Schauspieler gäbe, würde die Filmlandschaft um sehr vieles ärmer sein. Ich führe hier mal einige unserer ganz Großen an, die keine Ausbildung haben, und Armin Mueller-Stahl ist wegen Talentlosigkeit ( Ja, wirklich!) von der Schauspielschule entlassen worden!! Also da sind : Chalie Chaplin, Romy Schneider, Sean Connery, Brigitte Bardot, Dietmar Schönherr, Sophia Loren,
    Cary Grant, Gina Lollobridgida, Humphrey Bogart, Lana Turner,Otfried Fischer, Adele Sandrock, Sidney Poitier, Maureen O’Hara, Harald Juhnke, Susanne von Borsody,Eddie Constantine, Heike Makatsch, Catherine Deneuve, Richard Burton, Liz Taylor, Marilyn Monroe, Doris Day, Eddy Murphy,Karin Dor, Judy Garland, Bud Spencer, Rita Hayworth, Ava Gardener, Frank Sinatra,Elke Sommer, Leonardo Dicaprio, Ursula Andress,
    Marianne Koch,Marianne Hold, Eddie Arent, Jane Birkin, Stewart Granger, Anna Loos, Ingrid Caven, Rainer Werner Fassbinder,Charles Bronson, Gary Cooper,Joan Crawford, James Stewart, Alfred Hitchcock,Luis Trenker,Roger Vadim, Franka Potente,Moritz Bleibtreu,Marika Röck, ja und dann noch die Ochsenknechtjungs, Jeanette Biedermann, Wolke Hegenbarth, die Harry-Potter-Darsteller….. Also ich fühle mich da in extrem guter Gesellschaft!!!!!

  10. Augustine sagte:

    Ich habe gar nicht den Eindruck, dass sich so um Rollen in Studentenfilmen gerissen wird. Die greifen anscheinend am liebsten auf die ‚Ungelernten‘ zurück. Die oft unmöglichen Bedingungen kenne ich zur Genüge. Aber ich spiele eben gerne und kriege so was für mein Showreel. Ausserdem helfe ich den jungen Leuten ja auch damit. Deshalb würde ich es auch gerecht finden, mal eine bezahlte Rolle und damit Anerkennung für meine Arbeit zu kriegen.
    Für die ‚Drecksarbeit‘ ist man gut genug und sonst will einen keiner. wenn man jungen Leuten zu ihrem Abschluß verhelfen kann, ist man dann nicht auch gut genug für andere Produktionen? Es ist schon echt frustierend, immer nur der Lückenbüßer zu sein!

  11. Claudi sagte:

    Der Beitrag ist einfach top und ich stimme total zu.
    Warte auf einen meiner Filme schon seit 4 Jahren. Und werde ihn auch nie bekommen, weil der Regisseur sich mittlerweile weiterentwickelt hat und es sich nicht mehr lohnt ihn zuende zu schneiden etc. -.-
    Davon abgesehen, könnte ich ihn als Demomaterial nach 4 Jahren sowieso nicht mehr benutzen. Hätte ich mich damals auch nicht wochenlang in der Schule beurlauben lassen müssen.
    Auf einen anderen Film warte ich jetzt auch schon 1 Jahr. Mal schauen, vielleicht geht es doch schneller als der andere -.-
    Das lustige ist das die Caster Demomaterial verlangen und man dann keines liefern kann, weil alle möglichen Filme einfach nicht fertig werden
    Sowas sollten wir uns eigentlich echt nicht gefallen lassen

  12. Hans Joerg Berchtold sagte:

    Gut gebrüllt Löwin. 🙂

    Was ich immer lustig finde ist, dass man von Schulen zweiter und dritter Ordnung tatsächlich zum Casting gebeten wird. Ich meine, hey, bei einem Hochschul-Abschlussfilm lass ich mir das eingehen, aber doch nicht für eine Semesterarbeit bei Macromedia, lach.

    Wenn ein Buch interessiert, kann man sich gerne zu einem Kaffee treffen, aber ich gehe doch als erfahrener Schauspieler nicht zum Casting für einen Übungsfilm… Wer bringt den Studenten so etwas bei? Inzwischen habe ich die Agentur gebeten, solche Anfragen zu blockieren.

  13. S. Hartel sagte:

    Hallo Ihr Harz Frösche!

    Letztendlich sind wir doch alle Frösche, ob nun in der Dienstleistung, in der freien Marktwirtschaft, oder in der Kunst.
    Das schöne ist ja das diese Harzgeschichte Verfassungswidrig ist.

    „Wirft man einen Frosch ins heiße Wasser versucht er der Situation zu entkommen. Setzt man ihn in ein für ihn wohltemperiertes Wasser und erhöht allmählich die Temperatur, so verharrt er dort bis er Gar ist.“

    Es freut mich zu beobachten das es doch einige Schauspieler gibt die die Gewinnoptimierungsphilosophie und Niveaulosigkeit der Fernseh und Filmemacher ablehnen und in den Stachus baden gehen.
    Ist es nicht der Schauspieler vor der Kamera der die wichtigste Komponente eines Werkes gewährleistet?
    Ist es nicht verdammt noch mal ein Beruf wo Amateure und Laien nichts zu suchen haben?
    Sind es nicht die Budgets die die Qualität eines Werkes ermöglichen?
    Ist es nicht die Gage die einen Schauspieler motiviert und zu besonderen Leistungen antreibt?
    Wir wurden mit den Euro belogen, halbiert, hinters Licht geführt, während die F.u..F. Macher ihre Gelder nicht angepasst haben. (Siehe GEZ Gebühren in DM u. in Euro) Nach der € Lüge sollen wir die Gagendrückerei weiterhin brav hin nehmen.
    Wir gleiten zunehmend in eine Würdelosigkeit was diesen Beruf anbelangt: Onlinecasting, SMS Shorties, Low Budget Produktionen, Daily Soaps, die zunehmende auferlegte Konkurrenz mit Laiendarsteller, die immer Niveauloseren Formate die den Konsumenten auferlegt werden, usw.
    Als Idealist habe ich diesen Beruf erlernt und als ein Mensch mit Würde beobachte ich diese zunehmende Niveaulosigkeit die da Systematisch etabliert wird.
    Wo noch der Versuch war Kunst und Unterhaltung zu Produzieren ist heute nur noch die Absicht einer Gewinnoptimierung zu beobachten, von und mit Niveaulosen, Unprofessionellen Elementen.
    Deutschland ist ein Hauptkonsument für Amerikanische Produktionen.
    Die Sprache der Dichter und Denker geht dem Ende entgegen.
    Die manipulativen Meinungsmacher sind heute am Drücker, i. A. einer neuen Weltordnung.
    „Gender Mainstream“ ist das Program, mit der Behauptung: „We love to entertain you“

    „Denke ich an das deutsche Fernsehen bei Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“

    Dabei machen es doch unsere Zwangslieferanten vor: „Think big , you get big, think small you get small“
    Europa hat doch die ganzen Themen und Möglichkeiten, doch unsere Politpuppen haben einfach nicht Unser Wohl und das Wohl unserer Kinder im Sinne.

    Florebo quo ferrar.

  14. LilaPause sagte:

    Zitat Melanie: „Meint Ihr, ich komme mit Sachen wie Fahrtgeld und Unterkunft wenn ich alle paar Monate mal eine Zusage für die heiß begehrte Rolle in einem NOBUDGET Kurzfilm bekomme? Sicher nicht … “

    Also das finde ich echt heftig. Ich bin auch Schauspielerin, stehe zwar noch ganz am Anfang (bin aber in einer Agentur, mit der ich zufrieden bin) und bin also weder berühmt, noch strotze ich vor Erfahrung – aber bei einer Produktion, die mir weder Unterkunft noch Fahrtgeld zahlt, würde ich nie im Leben mitmachen, es sei denn ich sehe das als die Rolle/den Film meines Lebens. Das finde ich auch reichlich asozial, wenn Studentenfilmemacher ihren Schauspielern nicht einmal das Mindeste, also Unterkunft und Fahrt zahlen und mir ist das glücklicherweise auch noch nicht untergekommen.

  15. Leon Feig sagte:

    @Melanie:

    Du bist bei einer Agentur, die dir im letzten Jahr keine Castings, geschweige denn eine Besetzung vermittelt hat? Ich würde sagen, das spricht nicht gerade für die Qualität deiner Agentur, vielleicht solltest du über einen Wechsel nachdenken.

  16. Sarina sagte:

    Liebe Schauspielkollegen und -kolleginnen, ihr seid an diesem Dilemma doch selbst schuld! Warum machen sich viele von Euch so klein und nehmen jede unterbezahlte und unbezahlte Rolle an??? Wieso fahrt ihr quer durchs Land für ein Casting zu einem unbezahlten Studentenfilm??? Wieso nehmt ihr komplett unterbezahlte Drehtage an??? Wenn man sich selbst nicht würdigt, erfährt man von aussen eben auch nicht gerade die grösste Wertschätzung….

  17. Thirza Wunderlich sagte:

    Hallo,

    der Artikel spricht mir aus der Seele. Aber ich denke, das hat leider Gottes vor allem mit dem Produktionsland Deutschland zu tun. An amerikanischen und englischen Sets geht`s nicht so zu. Schauspiel an sich wird dort respektiert und ist in das Berufsleben allgemein mehr integriert. Hier hat halt keiner Ahnung. Man muß nur mal in englische und amerikanische Buchläden gehen. Da gibt`s Regale voll mit entsprechender Literatur. Hier wird ja auch nichts entwickelt. Kommt alles aus den USA: Strasberg, Meisner, Adler, Moss, Batson. Wenn man da hinkommt, schämt man sich fast, und kommt sich vor, wie ein Neanderthaler. Auch scheint hier niemand Spaß zu haben am Set: die Grundvoraussetzung für good acting. In den USA gibt`s auch Zeitschriften am Wochenende, wo alle Castings drinstehen, und man hingehen kann: ein Traum. Alle Drehbücher sind offen lesbar bei: http://www.imsdb.com.

    Bei den von deutschen Sendern „geklauten“ Filmen, abgekupfert bei amerikanischen Vorbilden, weiß ich auch nicht mehr, wo: create, don`t imitate, ist . Ich find`es auch respektlos den SchauspielerInnen gegenüber, die machen einen anstrengenden Job.
    Vielleicht sollten alle mal einen Charakter erarbeiten, um zu sehen, das das das man da eine bestimmte Aufgabe hat. Hat wohl noch keine/r verstanden.

    Gruß

  18. Editor_B sagte:

    Ein wirklich guter Artikel. und wie schon mehrfache erwähnt, betrifft es nicht nur die Schauspieler, sondern alle Gewerke innerhalb einer Filmproduktion.

    Als Editor ist man meist viele Wochen bis Monate in einem Projekt involviert und das dann möglichst immer umsonst.

    Bei Lowbudget-Produktionen hat die Filmproduktion für den Dreh noch Geld, aber für die Postproduktion bleibt oft keinen Cent mehr übrig. Und diesen Punkt betrifft nicht nur studentische Produktionen sondern auch Independentfilme, teilweise auch namhafte Filmproduktionen und erst Recht Dokumentarfilme.
    Daher schaut der Schnitt häufig in die Röhre und das für oft viele Wochen Arbeit.

  19. Melanie sagte:

    Ich schildere euch mal meine Situation: Schauspielerin, 26 Jahre.

    Ich bin zwar in einer Agentur, von dieser habe ich aber im letzten Jahr leider keine Castings vermittelt bekommen, bis auf 3 Ausnahmen, die anderen Kollegen auch nicht.

    Also, was bleibt um in Übung zu bleiben, die Vita aufzufüllen und vorallem an gutes, aktuelles Material zu kommen? No-Budget Kurzfilme.

    Ja, wenn das mal so einfach wäre … Ich schicke täglich ca. 2-5 Bewerbungen raus, davon meldet sich in der Regel keiner zurück, und wenn dann nur soetwas wie: Aufgrund der hohen Bewerberzahl dauert die Auswertung leider noch.

    Bei meinem letzten Kurzfilm vor 8 Wochen, sagte man mir, dass sich 160 Schauspielerinnen aus ganz Deutschland auf meine Rolle beworben hatten!!!

    Meint Ihr, ich komme mit Sachen wie Fahrtgeld und Unterkunft wenn ich alle paar Monate mal eine Zusage für die heiß begehrte Rolle in einem NOBUDGET Kurzfilm bekomme? Sicher nicht …

    Übrigens finde ich den Blog ganz großartig, freue mich auf kommende Themen!

  20. Elmira Rafizadeh sagte:

    Liebe Leser, liebe Branche,

    die Diskussionen zu meinem Artikel über „Studentendrehs“ habe ich die Woche sehr aufmerksam verfolgt. Die allgemeinen Resonanzen sind immens! Vor allem, weil sich dadurch auch in der Tat etwas bewegt. Eure Meinungen hier sind für eine weiterführende Auseinandersetzung innerhalb der Branche sehr wichtig! Auch außerhalb von outtakes hat der Artikel inklusive der Kommentare eine Lawine ausgelöst, die momentan für sehr viel Gesprächststoff sorgt.
    Bei meinem gestrigen Besuch zum Empfang der Filmstiftung NRW in Köln war ich sehr positiv überrascht, dass sowohl Regisseure, Caster, Produzenten, Hochschulabsolventen, Agenten u.s.w. sich spartenübergreifend über diesen Blogbeitrag austauschten. Die weiteren Schritte die von den Verbänden, Hochschulen und/oder anderen Institutionen nun angekurbelt werden (sollten!), tragen hoffentlich zu einer optimierenden Zusammenarbeit bei. Hierzu gibt es demnächst weitere Informationen bei outtakes!

    Nachfolgend einige weitere Feedback-Auszüge, die über andere Quellen an mich herangetragen worden sind. Das Zitieren der Kommentare habe ich von den Verfassern – hier anonym erwähnt – natürlich „absegnen“ laßen.

    Schauspieler 1
    Leider ist es oft so, dass man mit Studenten oder auch sonst im Low Budget Bereich oft wunderbare, qualitativ hochwertige Arbeiten hinlegt, aber kommt es später mal dazu, dass der betreffende Regisseur eine vernünftige Finanzierung bekommt, vielleicht auch weil sein „OhneGeldFilm“ so beachtet wurde, dann werden leider zu oft nicht diese „OhneGeld“ sondern jene besetzt. Natürlich auch weil viele Produzenten das bei ’nem Newcomer bestimmen. Ich würde mir da bei den Jungen mehr Arsch in der Hose wünschen, dass sie auch nach der Schule für jene, mit denen sie bereits gut zusammengearbeitet haben, die sie unterstützt haben, kämpfen.

    Filmemacherin / Dozentin
    Als Filmemacherin und Dozentin bitte ich euch zu bedenken, dass da noch mehr im Gang ist als nur „der Arsch in der Hose“. Letztlich bekommen die Filmstudenten diesbezüglich auch zu wenig beigebracht, sprich Kommunikation auf dem Set und Zusammenarbeit etc.. Und wie man weiß, ist der zweite und dritte Film sehr viel schwieriger zu finanzieren als ein Erstling. Auf allen Nachwuchs- und Nicht-Mehr-Nachwuchs-Filmemacherin liegt ein großer Druck, nach dem ersten Film überhaupt in der Branche zu landen und dieser kommt nicht nur von den Redaktionen, sondern eben auch oft genug von den Produktionen, die wiederum ihre eigenen Sorgen haben…Es geht um ein Miteinander, nicht um Schuldzuweisungen…. Dies als andere Sicht auf die Dinge.

    Schauspieler 1
    Das ist sicher richtig. Trotzdem, Ich kenne zumindest ein Beispiel, bei dem ein junger Regisseur seine Wunschbesetzung (nicht die üblichen Verdächtigen) hartnäckig durchgesetzt hat. Er konnte den Film trotzdem drehen.

    Videojournalist
    (…) weiterhin muss ich aber sagen, dass es nicht nur schauspielern so geht. schaut man sich zb. licht, bühne oder kamera an. die sind immer am set, müssen technik aufbauen umbauen etc. und erhoffen sich durch so eine mitwirkung irgendwie aufzufallen oder mitgezogen zu werden. ich verstehe die problematik der schauspieler, sehe aber generell viele probleme in allen departments bei no-budget-produktionen

    Schauspieler 2
    Das steht vollkommen außer Frage und ist ein übergreifendes Problem. Klar gehts der Crew meist auch ähnlich. Ich habs nur in den letzten Tagen wieder verstärkt wahrgenommen, wie SELBSTVERSTÄNDLICH die (unentgeltliche) Arbeit des Schauspielers angesehen wird, wie lange man auf sein Material warten muß bzw z.T. jahrelang hinterherrennt und wie schnell man ersetzt wird obwohl man sich Termine geblockt, bezahlte Jobs abgesagt hat etc. (ich bin Idealist und wenn ich jemandem zuerst zusage, ist das für mich ne Ehrensache). Diese Unverbindlichkeit gepaart mit mangelnder Empathie ist manchmal dermaßen daneben.

    Videojournalist
    Das kann ich absolut nachvollziehen. leider kenne ich auch die andere seite und nicht alle schauspieler sind idealisten. auch ich (und ich kenne es auch von anderen filmemachern) wurde schon sitzen gelassen. ein weiterer nachteil von no-budget-projekten und fehlenden verträgen. wobei ich sagen muss, ich würde wohl kaum auf meinen vertrag bestehen, wenn der schauspieler ein top angebot bekommen würde. da bin ich wiederum idealist. letztendlich soll die arbeit am set eine win-win situation sein. leider musste ich feststellen, dass sich in deutschland fast jeder 2te schauspieler schimpft und es somit für die richtigen, ambitionierten echt schwer geworden ist. bspw. bekomme ich von frauen bewerbungen auf eine ausgeschriebene männer-rolle!

    Schauspieler 2
    Die Hochschule „x“ lässt einen grundsätzlich nicht die Kurzfilme veröffentlichen wegen Festivaleinsätzen, macht dann aber nichts mit den Filmen, was ich sehr bitter finde und bei der Hochschule „y“ musste ich immer mindestens 1 bis 2 Jahre auf mein Material warten.
    ich kann nur sagen, daß ich trotzdem nach wie vor sehr gerne mit Filmstudenten etc drehe (auch für umme) und mich auch mit ein paar Schnittchen als Catering und ner Matratze mit Schlafsack zufrieden gebe. Und ne Postproduction von nem halben Jahr +/- 3 Monate find ich völlig im Rahmen. Nur wenn man halt über zwei Jahre seinem Material hinterherrennen muß (und das dann aufgrund mangelnder Aktualität dann eh nicht mehr fürs Demo verwenden kann) find ichs irgendwie müßig und doof.

    Schauspielerin
    Die Schauspieler sollen nach dem Dreh bedenken, dass für den Rest die Arbeit erst richtig anfängt und die Filmemacher sollten daran denken, dass unsere Bezahlung in solchen Fällen ein schönes Material ist und wir uns freuen wenn man uns mal hinterherläuft, um es uns zu geben:) Lasst uns die low-Budget Welt ein Stück angenehmer für alle gestalten:)

    Schauspieler 3
    Ein Problem in der Kommunikation zwischen Darsteller und Produzenten entsteht schon dadurch, wenn in der Rollenausschreibung nur etwas von Abschlussfilm für ein bestimmtes Datum steht, aber nichts von Festival zum unbestimmtem Zeitpunkt in ferner unbekannter Zukunft erwähnt wird, welches dann aber als Grund für die unerwartete unbekannte lange Einschlafzeit des Projekts bis zur Aushändigung des Materials herangezogen wird. Hier sollte man zB. mal in den Unterricht einführen, wie eine Rollenausschreibung richtig geschrieben wird. Als Darsteller möchte ich gerne, bevor ich eine Zusage für etwas mache, im Voraus wissen, für welchen Zweck der Film verwendet wird. Abschlussprüfung, oder welches Festival, wann und wo ?

    Hochschulabsolvent / Produktion
    Das Ding ist… Das ich normalerweise auch ein Verfächter des langen wartens bin…. Aber… Bei meinem letzten Projekt bin ich tatsächlich in die Schiene gerutscht und musste Schauspieler und alle anderen warten lassen. Es spielen so viele Faktoren, wie Geld, Nachproduktion, eventuelle weitere Pläne für den Film und auch private Probleme mit hinein, dass es mich sehr sehr sehr stark gewundert hat wie manchmal die Reaktion ausgefallen ist. Es heißt immer „JA…! VOLL GEIL….! WIR MACHEN EINEN FILM“ Aber meine Meinung ist, dass das nur so lange zählt bis der letzte Drehtag fertig ist – danach ist dann der Regisseur oder der Produzent der Buuuh-Mann. Was wärend der Drehtage passiert vergessen dann auch alle ganz schnell. Das Probleme auftauchen wie z.B. wichtige Positionen plötzlich nicht mehr können und was auch ganz wunderbar ist… AUCH Schauspieler einen Tag, manchmal Stunden vorher absagen. Und dann steht man da mit seinem Talent und darf sich kümmern. Ich weiß auch nicht was sich manche denken, wo sie eine Unterkunft bekommen…Im Hilton…?
    Na ja… Ich bin mittlerweile soweit, dass ich die nächsten Produktionen über die Filmförderung laufen lasse und fertig – ausser Wettbewerbe. Dann bekommt jeder sein Honorar und tschüss…. Ich kenne eine Handvoll Schauspieler mit denen ich mich richtig gut verstehe und mit denen ich auch Hauptsächlich drehe. Es ist meiner Meinung nach in unserem Bereich sehr wichtig, dass man das persönliche nie aus den Augen verliert… Bei den meisten ist das aber leider der Fall… So denn…

    Elmira / outtakes Bloggerin
    (In Bezug auf eine Leserfrage zum Titel)
    Der Titel ist eine klare Provokation! Es geht schlicht und ergreifend darum, dass in unsrere Gesellschaft die Personen, die in der Hierarchie ganz unten stehen, sprich, am wenigsten kosten – sei es der Praktikant, der Fliesenlger oder eben der kostenlose Schauspieler – immer am „schlechtesten“ behandelt werden.
    Wenn ein Schauspieler seine reguläre Tagesgage kriegen würde, sähe das teilweise ganz anders aus! Da strengen sich plötzlich alle an, möchten alles richtig machen und dem Schauspieler eine gute Atmosphäre bieten… Klar! Weil sie darin viel Geld investieren und sich das auszahlen soll! Wenn aber der Schauspieler ohnehin nichts kostet, ist Produkt Schauspieler in der „Wertigkeit“ eben leichter austauschbar.

    Schauspieler 4:
    Das erlebe ich auch immer, sobald ich bezahlt werde behandelt man mich um Längen besser, wenn ich umsonst spiele werde ich auch oft wie ein Ramschprodukt behandelt: respektlos, austauschbar…

    Elmira / outtakes Bloggerin
    die „Misstsände“ sind selbstverständlich übergreifend! Also betreffen ganz klar auch die anderen Abteilungen am Set! Da steht niemand „am Rand“ mit dem Problem… Am Rand stehen wir nur, wenn wir nicht darüber reden und es nicht öffentlich machen! Das Thema hat eine unglaubliche Relevanz! Ich habe im Intro bewußt geschrieben, dass es eine „Bestandsaufnahme aus meiner Sicht als Schauspielerin ist“. Ich nehme die Probleme drumrum natürlich genauso wahr, kann aber aus der Schauspielerperspektive deutlich fachkundiger etwas äussern.

  21. Timo sagte:

    Ein schöner und wichtiger Kommentar! Egal wie aufwändig, teuer und zeitintensiv die technische Umsetzung eines Filmes sein mag, liegt es letzten Endes an der Darstellung der Schauspieler, ob der Film funktioniert oder auch nicht. Daher muss die Priorität immer auf dem wertvollsten Gut nach einem guten Drehbuch liegen.
    Als Filmemacher würde ich wirklich gerne dem „Gut Mensch“ mehr und vor allem auch mehr finanzielle Beachtung schenken können, aber leider ist es eine Tatsache, dass die Realität es so will, dass trotz Beistellung, Sponsorings und Förderung um jeden Cent gekämpft werden muss. Leider sind dabei Menschen eher bereit ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, als Verleiher, Postproduktionshäuser oder wegen mir auch Supermärkte ihre Waren als Unterstützung anzubieten. Bei geförderten Projekten kommt dann dazu, dass auch Rückgestellte Gagen in das offizielle Budget mit einfliessen, bzw. das eingereichte Budget bindend wird, sobald eine Förderung zugesagt wurde. Selbst bei Kurzfilmen wird dadurch eine Kalkulation, die mit branchenüblichen Gagen auf Rückstellung arbeitet (was nun wirklich das mindeste sein sollte) auf ein „fiktives“ Niveau aufgeblasen, dass in keiner Relation zu möglicherweise gewährten Fördersummen steht und im Zweifelsfall sogar eine Förderentscheidung verhindern kann, da in diesem Falle die geforderte prozentuale Selbstbeteiligung in astronomische Höhen schnellt. Selbst Rückstellungen werden dadurch fast unbezahlbar, obwohl sie im Grunde nur eine faire Beteiligung im Gewinn-Fall sein sollte.
    Um nun ein Spagat zwischen professionellen, „menschenwürdigen“ Produktionsbedingungen und Budgets bei „kleineren“ Produktionen zu schaffen, müssten entweder mehr Departments in Solidarität treten um einen größeren Teil des Real-Budgets dem „Department Mensch“ zuteilen zu können, oder gewisse Umstrukturierungen in der Bewertung eines Budgets mit klarerer Abgrenzung zwischen Realkosten, Kosten im Erfolgsfall und prozentualem Eigenanteil entwickelt werden.
    Produktionen jenseits großer Namen und Sendeanstalten müssen möglich und vor allem den Gegebenheiten entsprechend dennoch fair möglich sein!

  22. AER sagte:

    Was nicht teuer ist, ist nichts wert…Menschen fassen einen Brillanten anders an und gehen anders mit ihm um, als mit einem Kaugummi. Wie kommt das?

    Wer als Goldschmied-Azubi ein Werkstück fertigt und dazu im Moment sehr teures Gold braucht, dessen Werkstück wird dann halt vielleicht kleiner oder er muß vorsichiger arbeiten und wird sehr viel besser vorbereitet sein, als wenn er das Material sehr billig bekommt.

    Das Bewußtsein sollte also an den Hochschulen anfangen, die zuweilen nicht einmal im Bewußtsein, geschweige denn im Budget haben, dass ein tätiger Schauspieler ordnungsgemäß angemeldet und sozialversichert sein muß.
    Schlielich kaufen die Hochschulen ja auch teure Lehrmittel, Laboreinrichtungen usw., das ist auch richtig. Also sollten sie bei einem Studentenfilm auch darauf bedacht sein, jede Fachkraft, die von außen kommt zu würdigen. Erst wenn gelehrt wird, dass die Verfügung über die Zeit eines anderen Menschen ein hohes Gut ist und insbesondere, wenn diese Zeit eines andern Menschen noch mit Fachwissen, fachlichem Können und ebensolcher weitgefächerten erworbenen Erfahrung einen hohen Wert darstellt…und dass man selbstverständlich dafür auch bezahlen muß, könnte dies auch Effekte nach sich ziehen: in wirklich durchdachten Drehbüchern (Rollen/Dramaturgie), in tatsächlich fundierten Produktions- und Drehvorbereitungen, in zuverlässigen Dispositionen, einem wirklich organisiserten Umfeld (Heizungen z.B. siehe Beitrag oben) udergl. so dass man den Mitwirkenden – wenn schon man ihn vielleicht unter branchenüblichen Konditionen engagieren muß, für den Entgegenkommenden auch möglichst unhinderlich und so wenig belastend wie möglich ist…

    Die Wertschätzung eines Geschenkes oder einer Rückstellung, über die Mitwirkende das unternehmerische Risiko mittragen ohne tatsächlichen Einfluß auf die weitere Fertigstellung und Vermarktung, könnte sehr einfach Gegenstand eines Lehrplanes sein…

  23. Rüdiger Schaar sagte:

    Liebe Tante Sigrid,

    eine kurze Anmerkung zu Deinen steuerrechtlichen Ausführungen im Kommentar.

    In der Regel ist bei den Schauspielern und anderen Filmschaffenden (sowohl bei den nichtselbständig Tätigen als auch bei den selbständigen Filmschaffenden, die ihren Gewinn nach der Einnahmen-Überschussrechnung ermitteln) das Zufluss- Abflussprinzip im Sinne des § 11 EStG zu beachten. Die Vorschrift besagt, dass Einnahmen erst in dem Zeitpunkt zu versteuern sind, indem der Steuerpflichtige die „Verfügungsmacht“ über das Geld hat. Und das ist erst mit entsprechendem Zufluss gegeben. Eine Versteuerung erfolgt also erst bei tatsächlicher Ausschüttung.

    Dass die Einnahmen bereits zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses der Besteuerung zu unterwerfen sind, ist nur bei bilanzierenden Kaufleuten der Fall. Das sollte in der Branche die Ausnahme sein.

    Viele Grüße, Rüdiger Schaar

  24. Daniel Philippen, ZAV sagte:

    Das Thema steht ganz oben auf unserer ZAV Agenda – wir wollen mit den Hochschulen und Akademien darüber konkret ins Gespräch kommen – dem möchte ich hier nicht vorgreifen. Nur so viel aus persönlicher Sicht: es ist die Aufgabe der ZAV, zwischen professionellen Produktionen und Schauspielern zu vermitteln. Professionalität fängt dort an, wo Wissen, Erfahrung und gewisse Branchenkenntnisse bereits vorausgesetzt werden sollten, also mit Hochschulabschlussfilmen. Natürlich: Film ist für die jungen Filmemacher erst mal Kunst, aber es ist eben auch ein Produkt, das im Ausgleich von Rechten und Interessen entsteht. Jack Nicholson hat mal auf die Frage nach seinem schauspielerischen Handwerkszeugs sinngemäß geantwortet: ‚Vertrags- und Gagenverhandlungen, denn ohne dieses Know how sei der Schauspieler wie ein Maler ohne Pinsel.‘ Woher aber sollen junge Filmemacher dieses Know how erhalten, wenn nicht von uns, die wir tagtäglich damit umgehen. Aber auch: ich würde mir mehr persönlichen Kontakt der Regieschüler zur Schauspielszene wünschen. Ich werd‘ mal anekdotisch: früher, als es noch nicht so ausgereifte Datenbanken gab, dafür aber speckige Ordner mit vielen Fotos, haben junge Regisseure oft tagelang das Material unseres Archivs „gewälzt“ – begleitet und beraten von uns. Und den Schauspieler lernte man kennen (und respektieren), in dem man ihn sich auf der Bühne anschaute, um dann gezielt das Gespräch zu suchen. Ich kenne kaum Schauspieler, die sich dem verweigert hätten. Heute scheinen Menschen – nicht nur Schauspieler – über Datenbanken schnell verfügbar, gelistet, allzeit bereit: Material. Film aber ist Kommunikation. Und die Art wie man mit einander spricht, darüber müssen wir dringend wieder: miteinander sprechen.

  25. Tante Sigrid sagte:

    Liebe Leute,

    jammern hilft nicht weiter, deshalb hier ein paar ungebetene „was-will-ich-überhaupt-Tipps“:

    Bevor du dich über Direktanfragen beschwerst: Veröffentliche doch einfach nur, und zwar nur die Kontaktdaten deiner Agentur.
    Falls es zu einer Kontaktaufnahme durch den Filmemacher kommt, frag dein Gegenüber: Warum machst du diesen Film? Was bezweckst du mit deinem Film?
    Als Schauspieler haben wir doch bestimmt alle genügend Menschenkenntnis, um zu erkennen ob jemand der Menschheit etwas mitteilen, sie erheitern will etc. oder ob hier ein Egomaniac am Werk ist.
    Ich habe schon Leute erlebt, die dann grinsend entgegneten: Berühmt werden! Das Gespräch war dann schnell beendet, denn inhaltlich kam da nichts mehr. Oder: Äh, hihi, ich muss meinen Abschlussfilm machen. Hier hatte ich es offensichtlich mit einem Opfer einer Medienschule zu tun. Die Frage: Was beabsichtigst du mit deinem Film, hat auch schon mal jemanden total überfordert. Solche blöden Fragen schützen jedoch davor Opfer eines Opfers zu werden oder viel Zeit und Nerven zu investieren, um das Ego eines Verrückten noch größer zu machen.

    Kommt es zu einer Zusage, ist man natürlich „schon schwanger bevor man beim Arzt war“. Sprich: Gesünder ist es, erst in die Vorbereitungen zu gehen, wenn ein Vertrag vorliegt. Dieses kannst du der Produktion (aufgrund deiner Erfahrungen mit Versprechungen oder anderweitigen Verpflichtungen) auch so mitteilen. Je konkreter du dich ihnen gegenüber zum Ausdruck bringst, desto weniger wirst du hin und her geschoben. Schauspieler arbeiten nun einmal mit Illusionen, umso wichtiger ist es, diese im richtigen Leben, hier im Vertragswesen, zu minimieren. Wenn man alles zur Sprache gebracht hat, was zu klären ist, dann kommt es auch zu keinen unangenehmen Überraschungen. Hoffnungen pflegen und Nettsein bringt’s wirklich nicht.

    Auch Rückstellungsverträge sind mit Vorsicht zu genießen. Das Finanzamt kann eine dort angegebene Gage als Einnahme anrechnen, und zwar zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses! Da immer mehr Studentenfilme von Sendern vermarktet werden, fällt das auch mal dem letzten Finanzbeamten auf, dass hier Gelder fließen. Die werden sich dann mit Freuden an dich wenden und nicht lange warten, bis mal irgendwann der Gewinn ausgeschüttet werden könnte. Wenn man allerdings im Vertrag prozentuale Gewinnbeteiligung angibt, muss das Finanzamt nachforschen und kann nicht einfach einen fiktiven Betrag von dir verlangen.

    Und wenn der Trubel am Set überschäumt während du in den Startlöchern für deine Szene stehst: Einfach mal zum Regisseur hingehen und ihn/sie darauf aufmerksam machen, dass er die Führung in diesem Projekt hat. Oh weh … Führung, vielleicht passt auch „leading part“ oder so, das wäre dann politisch korrekt. Habe keine Angst mit solchen Aktionen in Ungnade zu fallen, wenn der Regisseur mal berühmt wird, nimmt er sowieso die bekannteren Schauspieler und nicht dich. Jetzt willst du ja nur deine Arbeit machen, nicht wahr?

    Du unterstützt das Projekt eines Studenten, mehr nicht!

    Auch das Demomaterial kannst du evtl. getrost vergessen. Der künstlerische Part liegt beim Regisseur, es ist sein Film und er schneidet diesen wie er es für richtig hält … und nicht so, wie du das Material gut für dich verwenden könntest. Aber vielleicht schaffst du es, den Regisseur zu überzeugen, eine Version in deinem Sinne zu schneiden! Und vielleicht schaffst du es, dieses auch noch vertraglich abzusichern. Denn nach Abschluss des Filmes bist du ganz schnell vergessen und nervst nur noch. Wünsche immer anbringen, solange man dich noch braucht.

    Wenn sich wirklich etwas ändern soll, müssen wir unsere Anliegen direkt zur Sprache bringen. Und zwar jeder bei demjenigen den er/sie gerade vor sich hat. Das ist manchmal mit Zähneklappern und Knieschlottern verbunden, aber es lässt einen als ganzen Menschen wachsen und nicht nur kurzzeitig durch Zufall, viel Glück und Gnade aus der Masse der Schauspieler hervor treten.

    Ich hoffe, zur Desillusionierung etwas beigetragen zu haben und werde weiterhin auch Studentenfilme bereichern.

  26. Navid sagte:

    Liebe Elmira,
    dein Artikel trifft es zu 100% auf den Punkt. Ich danke dir. Du sprichst vielen (wenn nicht allen) Schauspielern aus der Seele.
    Ab jetzt sollten alle Studentenanfragen als Standardantwort erstmal den Link zu diesem Artikel zugemailt bekommen…und dann kann man weiter reden 😉

  27. Jens-Peter Fiedler sagte:

    Vielen Dank für diesen Artikel. Mir wurde in vielen Dingen aus dem Herzen gesprochen! Ist leider immer noch so, daß Schauspieler – nicht nur von Vermietern – ,sondern auch von Regisseuren geringgeschätzt werden – und das leider nicht nur von Regieanfängern – und leider nicht nur beim Film!
    Das einzige, was man in meinen Augen da machen kann, ist von Anfang an an den Filmschulen Achtsamkeit im Umgang mit dem „Menschenmaterial“ lehren.

  28. Ronny Roger sagte:

    Meiner Meinung nach liegt das „Chaos“ bei solchen Dilettantenproduktionen keineswegs an Low- oder No-Budget oder gar mangelnder Erfahrung. Denn wenn ich selbst einem Filmhochschul-Absolventen bei seinem Job als Produktionsleiter unter dem Dach einer Normal-Budget-Firma erklären muss, was u.a. die Aufgabe eines Regieassistents ist, dann liegen zweifelsohne die Probleme von ach so künstlerisch wertvollen Studentenproduktionen eben vornehmlich an den Leuten selbst, sprich, (Möchtegern-) Künstler, kurzsichtig, planlos, unaufmerksam, aber eben großer Filmemacher werden wollen.

    Nahhh, ich habe mir damals, nachdem ich bei „Schwarze Schafe“ bereits nach zwei Tagen das Handtuch warf, gesagt, nie wieder und ich fahre gut damit. Diese ganzen Filmnerds sollen ‚mal bitte einmal richtig arbeiten, so Zeitungen austragen, Fließband etc., bevor sie, vom Tuten und Blasen keine Ahnung, rausgelassen werden.

  29. moviemind sagte:

    Als Agent mit fast zehnjähriger Erfahrung begrüße ich außerordentlich diesen Artikel, der hervorragend die teils unhaltbaren Zustände beschreibt. Auch die bisherigen Kommentare sind aus meiner Sicht wertvoll und runden das Gesamtbild ab.

    Jedoch fehlen meines Erachtens in der bisherigen Diskussion hier, konstruktive Lösungsansätze. So will ich versuchen diese beizusteuern:

    a)
    ich biete hiermit jeder staatlichen und privaten Fimhochschule im deutschsprachigen Raum, die einen anerkannten Abschluss in den Studiengängen Regie, Produktion und/oder Schauspiel bietet, pro Erstsemester-Jahrgang der genannten Studienfächer jeweils 1 honorarfreien Dozententag an zum Thema Schaupieler-Anfragen /-Buchungen.

    b)
    ich fixiere schon seit längerer Zeit im jeweiligen Darsteller-Vertrag, die Verpflichtung des Filmherstellers zur schnellstmöglichen Übergabe des erarbeiten Materials eigenen Spielszenen des Schauspielers. In England gibt es bereits ein Online-Portal über welches die Produktion von sich aus eine Garantie bietet spätestens nach 6 Monaten das Material auszuhändigen.

    c)
    nicht selten gelingt es (mir), für den Schauspieler anstelle der zurückgestellten Gage ersatzweise eine andere (Sach-)Leistung im mittelbaren Umfeld des Filmherstelllers auszuhandeln – wie bspw. ein kostenfreies Foto-Shooting oder eine Workshop-Teilnahme oder ähnliche karrierefördernde Dinge.

    Abschließend möchte ich sagen, dass bei aller Wertschätzung für alle an der Filmproduktion beteiligten Gewerke der jeweilige Schauspieler / die Schauspielerin eben nicht wirklich austauschbar, sondern ganz im Gegenteil absolut einzigartig ist – und (vielleicht im Unterschied zum Set-Runner oder Beleuchter) ja eben gerade aufgrund dieser Einzigartigkeit für das Projekt ausgewählt wurde.
    Im englisch-sprachigen Raum gibt es für diese (kreativ) Mitwirkenden bekanntlich den Begriff „above the line“, weil sie schon optisch in der schriftlichen Kalkulation als eben nicht austauschbar im oberen Abschnitt gelistet werden.

  30. blutrainee sagte:

    habe den artikel und alle bisherigen kommentare aufmerksam gelesen (kompliment!) und fand auch einige beispiele krass.. diese no-goes sollten echt nicht sein und ich finde es unfassbar, was sich da manche erlauben.. ich habe bis jetzt zum glück überwiegend positive erfahrungen bei studentendrehs gemacht, bei denen ich als crew-mitglied umsonst gearbeitet habe, und mir mühe gegeben, bei meinen ersten eigenen produktionen die großzügige unterstützung von den schauspielern und der crew dankend und wertschätzend entgegenzunehmen. zugegeben, bei meinem abschlussfilm von februar diesen jahres habe ich bis jetzt die premiere noch hinausgezögert, obwohl ich es für viel früher geplant und angekündigt hatte, das waren zwar auch keine 2 jahre, sondern werden bald 5 monate, aber das auch nur, weil ich lieber die bestmögliche endfassung mit liebe zum detail liefern will, als die fristgebundene abgabefassung, die noch voller fehler und verbesserungswürdiger einzelheiten war. ich habe auch die erfahrung gemacht, noch länger zu warten und empfinde es als normal. bitte auch berücksichtigen, dass ich fast die komplette post-produktion allein mache, um nicht noch mehr kostenlose hilfe in anspruch zu nehmen. es liegt auch in meinem interesse, den film so bald wie möglich fertig zu machen, um ihn zu zeigen, auf festivals zu schicken, etc. es ist im moment mein wertvollstes demo-material. aber auch die privaten umstände machen es nicht immer möglich, das so schnell zu schaffen. auch wenn man mich zehn oder zwanzig mal nach dem material fragt, braucht es nun mal die zeit, die es braucht, und wenn es fertig ist, bekommen alle eine dvd. im moment fühle ich mich beinah in der umgekehrten rolle wie elmira. ein hauptdarsteller erwartet von mir, dass ich den film endlich „liefern“ soll und denkt, dass es schneller geht, wenn er mich unter druck setzt, alle anderen aus dem team zeigen sich verständnisvoller.

    ich weß, dass schaupieler es wahnsinnig schwer haben, und sich sogar um unbezahlte rollen reißen müssen. ich habe sehr großen respekt vor schauspielern. wie schon weiter oben erwähnt, haben wir macher es allerdings auf einer anderen art auch sehr schwer, wenn man bedenkt, wieviel energie es kostet, eine vision zu entwickeln, ein projekt zum rollen zu bringen und die volle verantwortung dafür zu übernehmen, wenn man selbst autor, produzent, regisseur, cutter und komponist in einer person ist. meine erfahrungen als crewmitglied waren gewissermaßen entspannter, es war harte arbeit, aber auch jede menge spaß, man opfert tag für tag seine zeit, bekommt kein geld, aber ordentlich zu essen und freut sich auf das ergebnis.

  31. Stefan sagte:

    Danke, das musste mal gesagt werden – das Thema sollte Seminarstoff sein!
    Als gelegentliches Crewmitglied (Filmtonmeister) bei diversen Studentenprojekten könnte ich das aus anderer Perspektive fortführen und sicher hätte auch jede andere Abteilung etwas zum Thema bezuitragen. Jedoch habe ich bislang überwiegend Positives erlebt, weil ich bei entsprechendem Bauchgefühl auch mal Anfragen von vorneherein ablehne.

    Vielleicht ist die Fragestellung auch anders zu sehen: Wenn ich gratis arbeite, dann ist es nicht so, dass ich der Produktion nichts koste, sondern ich trete als Sponsor auf; mit meiner Zeit, meinem Können, der Erfahrung und z.T. auch mit meinem Equipment.
    Das bedeutet, Studenten sollten ihre Projekte realistisch budgetieren, nur so lernen sie auch, Filme auch ausserhalb des geschützten Rahmens ‚Hochschule‘ zu machen. Meinen Tagessatz plus Technikmiete stelle ich dem Projekt zur Verfügung, das alles geht auf meine Kappe, aber es sollte in die Bücher und warum nicht auch in einen Vertrag?
    Wir reissen uns alle für eine gute Sache die Beine aus – und das soll nicht umsonst sein.

  32. tsf sagte:

    Das stimmt alles. Ich bezahle meinen Schauspielern grundsätzlich die Fahrt und Unterkunft. Bei low- bis no-budget Produktionen ist aber auch oft nicht mehr drin. Denn bei außerstudentischen Produktionen müssen Equipment meist teuer gemietet werden, so dass das gesamte(!) Team „keine“ Entlohnung bekommt. Der Regisseur/Produzent (oft die selbe Person) verschuldet sich u.U. für seine Vision. Das Ziel bei solchen Produkionen ist meiner Meinung nach der Film. Ich halte es aber immer für selbstverständlich, dass das Team am Ende auf Null rauskommt. Wenn das im Vorfeld richtig kommuniziert wird, sehe ich darin kein Problem. Dass man die unentgeltliche Mitarbeit nicht für selbstverständlich halten darf, versteht sich von selbst. Aber auch klar ist, dass manche Anekdoten in dem Artikel…..krass sind 😉

  33. Niko sagte:

    Vielen Dank für diesen Artikel und vor allem auch dass endlich mal ein solcher Artikel geschrieben wurde!!! Bitte verbreitet den Artikel auf möglichst vielen Profilen, damit Ihn auch die entsprechenden Adressaten zu lesen bekommen!

  34. felix sagte:

    moin!

    sehr guter artikel. gebe dir absolut recht und es sind viele ansätze drin, die sich so mancher jeden tag, wie seine kalendersprüche, an die wand hängen sollte. nicht vergessen: auch lesen!!!!

    rühlemann hat auch einige dinge in seinem beitrag, die stimmen, nur mit den filmhochschulen als größte arbeitgeber… das werden wohl die öffentlich rechtlichen sendeanstalten bleiben mit all ihren möglickeiten der versicherung (auch wenn die inzwischen die gagen für schauspieler auch drücken)

    in jedem fall ist unsere branche schwer überlaufen, vor allem seit es den ausbildungsberuf „mediengestalter“ gibt. manche wissen nicht so recht wo sie hin sollen und fangen das dann an. und filme machen ist toll! das merkt man ganz schnell, vor allem wenn man in einem guten betrieb untergekommen ist. und dann wollen die halt auch regisseur, produzent oder was immer werden. und das macht den markt derer, die filme-machen schon „von klein auf“ als berufswunsch hatten irrsinnig klein.
    handwerk vs. künstler.

    es ist doch wohl so, daß man sich heute gar nicht mehr als künstler etablieren kann, allen voran die regisseure und schauspieler. man muß sich gegenseitig „verbraten“ um überhaupt filme zu machen. hunderte aspekte der technik berücksichtigen, weil alle 90 minuten film in 20 tagen produzieren wollen. am besten hat man seine eigen filmfirma am start…
    ich will mich jetzt nicht um kopf und kragen reden. ich denke einfach, das weniger manchmal mehr ist. ich mache seit über 10 jahren filme und ich habe schon so viele kommen und gehen sehen. ich kenne viele regisseure die gut sind und einen film im jahr machen. es gibt die, die 5 machen, und einfach abliefern.
    vielleicht muß es das alles auch geben, aber in der masse geht vieles leider absolut unter. so auch die leistung eines darsteller und dem ganzen rest des teams.

  35. Susanna sagte:

    Die Verfasserin spricht mir so aus dem Herzen! Danke für diesen Artikel!

    Wir SchauspielerInnen sollen immer „liefern“: am besten die besagten aktuellen, professionellen Fotos beibringen (und das am liebsten jedes halbe Jahr), den ganzen Kleiderschrank voll Klamotten und Schuhe haben, die selbstverständlich mindestens 20 Rollenprofile abdecken und natürlich für diese auch das entsprechende Make-Up beherrschen. Abgesehen von all den besagten Reise- und Übernachtungskosten.

    Wer „beliefert“ uns? Wenn wir für NO oder LOW arbeiten – von was sollen wir dann all dies bezahlen?!

  36. Rühlemann sagte:

    Was soll man sagen. Natürlich sind die erwähnten, die, leider viel zu häufigen, Negativbeispiele. Aber man muss die Sache anders herum angehen. Die Frage nach Studienangeboten, wie „Schauspielführung“, „Verhalten am Set“, „Verträge mit Schauspielern“, „Formalitäten“, „Akquise“, „Agenturen“, „Casting“ „branchenübliche Bedingungen“ ist durchaus berechtigt. Ich als Produktionsstudent, kann glücklicherweise sagen, dass all dies Bestandteil unseres Studiums ist. Die Theorie ist aber nur die halbe Miete, denn die persönliche Komponente beim Einatz in der „studentischen Praxis“ ist nicht zu unterschätzen. Im Gegenzug stellt sich aber die Frage, ob Deutschland mit deinen 7 !!!! mehr oder weniger staatlichen Filmhochschulen (andere europäische Länder haben maximal 4-5 vorzuweisen) noch unzählige private Pseudo-Filmschulen braucht. All diejenigen Abgänger, die hier noch zusätzlich jedes Jahr auf die hart umkämpfte Branche losgelassen werden, kann der Markt, wie die Erfahrung zeigt, keinesfalls alle tragen. Und ich bezweifle, dass dort das kleine 1×1 des Umgangs mit Schauspielern ausreichend gelehrt wird. Ein kleiner Schlagschatten der schlechten Erfahrungen, der sich auf den gesamten Studentenfilmmarkt niederschlägt.
    Zum Glück lassen sich die meisten Schauspieler und Agenturen davon bisher nicht die Lust auf die Mitarbeit bei Studentenfilmen nehmen.
    Kurz noch zum Finanziellen. „Alles heutzutage hat seine Kosten und einen verhandelbaren Wert: Ausstattung, Fahrzeuge, Reisen, Technik, Catering… “
    Liebe Elmira, dann schaut das Team dumm aus der Wäsche, wenn die Darsteller eine Gage bekommen würden und sie selber immernoch kostenfrei mitarbeiten. Ohne Rückstellung oder kostenlose Mitarbeit gäbe es nur noch Diplomfilme (und die dann im Idealfall auch nur auf 40-50% Tarif oder teilweise Rückstellung) Könnte jeder, wenn auch nur gering, für seine Mitarbeit bei Studentenfilmen, bezahlt werden, wären die deutschen Filmhochschulen die grössten Produktionsfirmen in der deutschen Medienlandschaft!

  37. Alle Filmkomponisten sagte:

    Liebe Schauspieler,
    ihr steht mit diesem Problem nicht allein da.

    Bei Filmkomponisten wird erstklassige Musik im Hollywoodstil erwartet, ohne jemals ein Budget dafür zu bekommen. Es wird erwartet, dass man ein Studio stellt, die neueste Musiksoftware mit den neuesten Instrumentenklängen besitzt.

    Eine 5000€ Orchester-Software klingt nun einmal nicht so gut, wie ein echtes Orchester. Musiker lernen ihr Instrument über Jahre hinweg. Ein Filmkomponist soll die Instrumente alle über sein E-Piano einspielen.
    So wird von einem Filmkomponisten verlangt, dass er:
    Komponist, Arrangeur, Tonmeister, Toningenieur, 1.Violine, 2. Violine, Klarinettist, Posaunist, ….., …., Produzent und auch noch Sekretär ist.

    So haben wir nicht nur einen hohen finanziellen Startaufwand für Computer, Software, E-Piano, Lautsprecher, Verstärker, sondern auch noch einen hohen zeitlichen Aufwand als Musiker-In-One-Box.

  38. Christine sagte:

    Leider geht es nicht nur den Schauspielern, sondern auch viele andere Mitwirkende werden verheizt.
    Selbst wenn ein bisschen Geld da ist, für den letzten im Glied reicht’s dann oft doch nicht (das war ich immer als Editorin und mir reicht’s!).

  39. Angi sagte:

    Hat sich ja nichts geändert seit ich den letzten No Budget gedreht habe. und das ist 10 Jahre her…Btw., mir als Maske ging es auch nicht besser, 10 Grad unter Null ohne Heizung-wie oft muss ich auch bei bezahlten Produktionen erklären, dass da das Make-up gefroren ist und man so nicht arbeiten kann. Erstaunliche Erkenntnisse der Physik…

  40. Stegemeyer sagte:

    Der Verfasserin des Artikels stimme ich voll bei, wenn ich bedenke, dass einige Produktionen das Engagement mit dem Ergebnis lohnen, sprich dem fertigen Filmchen, so bleibt vieleicht noch zu erwaehnen, dass man dann teilweise Jahre auf das Ergebnis wartet bzw. resigniert, weil man seine Arbeit und Muehe nie ausgewertet bekommt. Naja die Hoffnung stirbt zuletzt

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