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Achtung, Spoiler: Nach diesem Text werden Sie „John Wick 4“ womöglich mit anderen Augen sehen. Irgendwie fehlt eine Szene … Am Tag nach dem Dreh stand Dorothea Neukirchen noch ganz unter dem Eindruck ihrer Rolle. | Foto © Heike Steinweg

Dorothea Neukirchen hat in einem 90-Millionen-US-Dollar-Hollywood-Blockbuster mitgespielt! Zu sehen ist sie leider nicht – Schauspielschicksal. Aber eine tolle Erfahrung war es doch.

Juni 2021. Yeah, Jackpot! Ich bekomme eine Zweitagesrolle in einem amerikanischen Action Film, und das im zarten Alter von Fünfundsiebzig. E-Casting und Zoom-Call machen es möglich. Allerdings bekomme ich nur meine Szenen zu lesen. Geheimhaltung geht in diesem Fall über Drehbuchkenntnis. Selbst im Vertrag steht nur ein Fake-Titel, zudem muss ich eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Die Fans von Keanu Reeves sollen nicht erfahren, was, wann, wo gedreht wird.

Ich aber soll mir die früheren Folgen des Blockbusters ansehen, damit ich weiß, auf was ich mich einlasse. Der Bildwert ist fantastisch. Gut, es wird ein bisschen viel geballert für meinen Geschmack, aber die Gewalt ist kein Selbstzweck. Keanu Reeves ist ein tragischer Held, dem nichts anderes übrigbleibt, als sich gegen die Bösen zu verteidigen. Und zwischen den Actionszenen gibt es Zeit für Blicke, für ruhige Dialoge, für Comic Relief.

In diese Kategorie gehört wohl, was ich spielen soll: eine weißhaarige Tierpräparatorin, die unter der Hand mit Waffen dealt. Die Szene ist tricky: Während ich mit John Wick verhandele, soll ich eine „Glock“-Pistole auseinandernehmen und wieder zusammenbauen, so als hätte ich mein Lebtag nichts anderes getan. Dafür bekomme ich vor Drehbeginn fünf Tage Waffentraining. Das macht Spaß. Die amerikanische Lob-Kultur spornt mich an. Selbst unvollkommene erste Versuche werden mit awesome – you are doing so well belohnt. Hinter mir proben die Martial Arts Spezialisten für die Kämpfe. Ich bin fasziniert. Was im fertigen Film blitzschnell abläuft, wird hier sorgfältig und in Zeitlupe angelegt.

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