„Einer für alle, alle gegen einen!“ – über das Filmemachen in Deutschland – ein Erfahrungsbericht

 

Wenn ich mich recht erinnere, dann bin ich 2009 online auf einen Artikel gestoßen, in dem es hieß, dass es in Deutschland durchschnittlich sieben Jahre von der Idee bis zum fertigen Film dauert. In den Köpfen der meisten Zuschauern dauert es jedoch vom Drehbeginn bis zur Kinoauswertung gerade mal ein bis zwei Jahre. Die Ideenfindung, Recherche, Stoffentwicklung und Ausarbeitung kommt medial einfach kaum, auf jeden Fall aber zu wenig vor. Wenn wir Autoren etwas an der Art und Weise wie Filme bei uns entstehen und wahrgenommen werden ändern wollen, müssen wir hier ansetzen. Zuerst müssen wir das Publikum finden, nicht den Produzenten.

Zu dieser Einsicht bin ich mit meinem Wunsch-Debütfilm gekommen, für den ich 2007 mit der Recherche begonnen und dieses Jahr die dritte Drehbuchfassung geschrieben habe – ohne einen Produzenten zu haben. Für eine Herzensangelegenheit nichts ungewöhnliches. Der Film spielt im September 1989, als die Flüchtlingswelle der DDR-Bürger über Ungarn und Österreich nach Deutschland in die Aufnahmelager in Bayern schwappte – in Vilshofen war eins davon, und ich war damals dort am Gymnasium. Verdichtet auf wenige Tage erzähle ich dort die unglückliche Liebesgeschichte einer Flüchtlingstochter mit einem Einheimischen, und kehre die Verhältnisse um: die DDR-Bürger bringen die Freiheit nach Niederbayern, und dort lösen sie für kurze Zeit einen realexistierenden Sozialismus in der Bevölkerung aus. Ein Film über die Tücken der Wiedervereinigung, in dem die Mauer noch steht. Mehr zu dem Filminhalt erfährt man auf dem Produktionstagebuch, Links dorthin folgen weiter unten. Ein kleiner Film, ohne Stars, in der Provinz.

2009 habe ich das Exposé an Produktionsfirmen verschickt, wie “man es eben so macht”, mich brav an die Regeln haltend. Keine Antwort. Nein, einmal kam immerhin der Hinweis Jimi Hendrix schreibe sich nicht „Jimmy“. Dennoch passiert eben nur das Übliche: Die klopfen das Exposé in vorauseilendem Gehorsam auf seine Fernsehtauglichkeit ab. Ist es kein Krimi, keine seicht-romantische Komödie oder ein sich anbiedernder Problemfilm, kann man einpacken. Alles muss zielgruppenorientiert sein – aber wehe man schreibt dort mal spaßeshalber „Generation Ü60” hin, ist es vorbei, auch wenn es dem demographischen Durchschnittsalter der Fernsehzuschauer entspricht. Und für wen schreibe ich? Na, wie wir alle für ein buntes, filminteressiertes Publikum, wie man ihm manchmal auf Festivals begegnet, wo es spontanen Szenenapplaus gibt, und man gemeinsam mit Fremden an ähnlichen Stelle lacht oder weint. Nichts überbrückt die Generationen und Interessen besser, als Kino – das gilt umso mehr für die vermeintliche Ausnahme des Kinderfilms! In Schubladen denken wohl nur die Holzköpfe in der Fördertopfverwaltung. Daran muss zwangsläufig jede Idee zu Bruch gegen. Aber selbst mit einem Produzenten an der Seite muss man sich um die Finanzierung kümmern, und mit jedem Topf, den man anzapft kommt ein neuer Fernsehredakteur ins Boot und quatscht einem jahrelang(!) ins Drehbuch und die Besetzung, bis man vergessen hat, warum man den Film mal machen wollte. Ein Trauerspiel. Kennt man niemanden, ist man niemand, existiert man nicht. Schafft man es, wider erwarten das System bis zum Ende zu durchlaufen, hat man einen Film gemacht in dem mindestens zwei der üblichen Verdächtigen mitspielen, die wie üblich viel zu viel reden und dabei doch das Falsche sagen, wo alles zu hell ausgeleuchtet ist, weder in Cinemascope noch auf Film gedreht wurde, jede Sekunde Stille mit Musik übertönt ist und irgendwo eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Idee herum liegt, denn ohne irgendwas leichenartiges geht es nicht. Natürlich geschieht das immer im „Namen der Zuschauer”, des Publikums. Komisch nur, dass die davon nie etwas mitbekommen, oder gefragt werden. Es sprechen Redakteure, die nie vom Zuschauer in ihre Position gewählt wurden. Warum eigentlich?

Höchste Zeit also, sich mal nicht mehr an die Regeln zu halten und den Prozess der Filmproduktion in Deutschland transparenter zu machen, als Akt der aktiven Selbstverteidigung unserer Ideen. Wir Filmemacher, Autoren, Regisseure, Kameramänner, Cutter, Tonmeister, Schauspieler, Komponisten, Kostümbildner bis hin zum Kabelträger und Produktionsassistenten sitzen schließlich in ein und demselben Boot, so dass wir uns nicht von anderen versenken lassen sollten. Wir könnten eine funktionierende Filmindustrie haben, anstelle des zu Tode geförderten, am Fernsehen orientierten Schwachsinns in Serie. Unsere Verbände sind zusammengenommen nicht annähernd so mächtig, wie in Übersee, wo zuletzt der Autorenstreik 2008 massive Auswirkungen hatte, und in Produktion befindliche Staffeln abbrachen, etc. Man stelle sich das einmal bei uns vor – Sonntags mal kein TATORT… das käme einer Revolution gleich. Für den Anfang genügt uns aber Solidarität und der Schulterschluss mit dem Publikum. Daher müssen wir mit ihm reden, zuallererst die Autoren, Regisseure und Produzenten. Die Zukunft liegt hier klar im Crowdfunding, aber so lange sich auf Plattformen wie Kickstarter in erster Linie Nerds bewegen, beschränken sich die Produktionen auf Genre- und Nischenfilme wie meinetwegen IRON SKY. Was macht man aber, wenn man einen kleinen Arthousefilm machen möchte, dessen Publikum – freundlich formuliert – schon „zu reif” ist um ausreichend internetaffin zu sein? Oder tatsächlich mal eine ganze Serie produzieren? Oder wenigstens eine Pilotfolge?

Das brachte mich auf die Idee das Crowdfunding mal offline zu probieren, und habe mich damit an den Stadtrat der Kleinstadt gewendet, in dem mein auf wahren Begebenheiten beruhender Film spielt: Vilshofen an der Donau, Niederbayern. Dazu habe ich unter der Adresse generation89.de ein Blog eingerichtet, wo man detailliert alle meine Schritte nachlesen kann. Auf der zugehörigen facebook-Seite schreibe ich aus der Sicht meiner 18-jährigen Hauptfigur Daniel über das Jahr 1989 (vor Internet / Handy) für die heutige Generation, auf dem google+ Profil sammele und kommentiere ich Artikel und Links rund um die Filmpolitik.

Zu meiner eigenen Überraschung war es geradezu erfrischend, mit den CSU-Politikern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Im Vergleich zu Redakteuren und Lektoren bei Produktionsfirmen war das der reinste Spaziergang! Mit Erstaunen hörte man dort von der gängigen Praxis, dass man nur Filmzusammenfassungen (Exposé) von Drehbüchern einreichen soll, die man noch gar nicht geschrieben haben „darf”. Es leuchtete ein, dass es mir schwer fällt etwas zusammen zu fassen, ohne es vorher geschrieben zu haben. Es mag Autoren geben, denen das gelingt. Mir geht es so, dass mir oft die besten Sachen erst beim Schreiben einfallen, und dann wird umgeschrieben, umgebaut, verworfen. Erst danach bin ich in der Lage eine sinnvolle Zusammenfassung zu schreiben (ganz außer Acht lassend, dass das eine eigenständige Textform ist, die nicht jedem liegt – nicht in jedem Autor steckt auch ein Copywriter).

Mein Vorschlag ein von der Stadt öffentlich geführtes Treuhandkonto für den Film einzurichten stieß auf Zustimmung. In der Stadtverwaltung hätten Gutscheine für DVDs, Downloads, Plakate, Statistenrollen, etc. erstanden werden können, und die Stadt hätte sicherstellen sollen, dass die eingezahlten Beträge garantiert nur in der Region ausgegeben werden. Das brachte mir die Aufmerksam regionaler Medien. Ich gab Interviews für Zeitungen und im Regionalfernsehen. Ich sprach im Stadtrat über das Projekt, und nach einer rechtlichen Prüfung wurde der Antrag abgelehnt, gleichzeitig aber der Wille bekräftigt, das Projekt „im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten” zu unterstützen – im Augenblick erschöpft sich diese in der Schirmherrschaft des Films. Aus der Bevölkerung erreichte mich Zustimmung, Unterstützung und vor allem Jobgesuche und die Frage nach dem ersten Casting-Termin vor Ort. Kurz, ich habe die Region und Kernpublikum hinter mich gebracht und war bereit für Phase 2.

Doch ohne Senderbeteiligung kriegt man in Deutschland einfach keinen abendfüllenden Spielfilm auf die Leinwand. Traurig, aber wahr. In meinem Fall heißt das Bayrischer Rundfunk und Filmförderfonds Bayern. Normalerweise schreibt man aber nicht die Sender an – kann man auch gar nicht, denn die entsprechenden Redaktionsanschriften zu finden gleicht einer Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. An jede Furzsendung kann man sich problemlos via E-Mail wenden; nicht so bei der Redaktion Kurzfilm/Debüt oder Spiel/Film/Serie. Dennoch ist es mir gelungen ein paar Adressen aufzutreiben und anzuschreiben. Natürlich passierte rein gar nichts. Daher habe ich mich in einem Aufruf an die Leser meines Blogs, die Regionalpolitiker und Presse gewandt, meine Sache zu unterstützen. Keine 24 Stunden später meldete sich der Pressesprecher des BR höchstpersönlich bei mir, Christian Nitsche, mit einer Steilvorlage. Ein klassisches Absageschreiben, wie es jeder Filmemacher schon mehrfach in seiner Korrespondenz hat. Wir kennen das ja schon, aber mir schaut eine ganze Region über die Schulter, und bis dato hörte sich einiges aus meinem Munde für sie eher wie eine Verschwörungstheorie an. Also antwortete ich öffentlich, und keine Woche später durfte ich mein Drehbuch(!) einreichen, allerdings mit der Bitte, dies nicht öffentlich zu machen.

Vor nicht ganz einem Monat kam dann das nächste klassische Absageschreiben, ohne nur annähernd auf das Drehbuch einzugehen. All das habe ich online kommentiert, nahe liegende Fragen gestellt und Kompromissvorschläge unterbreitet. Aber der BR verhält sich seitdem stumm und versucht das „Problem” schlicht auszusitzen. Was sonst? Ich habe ihnen das Drehbuch inzwischen auch unter CreativeCommons Lizenz angeboten, Regisseure vorgeschlagen, und überlegt einen Dokumentarfilm über die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Redaktion zu drehen, in dem man sieht, wie man sich mit den angeblichen Bergen an Stoffvorschlägen abmüht. Immerhin hat man zeitnah ein paar von mir zitierte Aussagen von einer Seite entfernt, in denen betont wurde, wie sehr man beim BR an einer „engeren Zusammenarbeit” mit Filmemachern interessiert sei. Glücklicherweise habe ich sie wieder auferstehen lassen können.

Das ist immer noch der aktuelle Stand.

Daran wird sich auch nichts mehr ändern. Kein Hauch von „Zusammenarbeit”. Was haben wir stattdessen? Einen Millionensumpf, in dem „Heinzes” unter Pseudonym den eigenen Schrott an sich selbst verkaufen, und dann um die Urteilsverkündung herum auf der PR-Welle noch ein Buch zu veröffentlichen – einen Krimi natürlich. Ich möchte mal einen Redakteur kennen lernen, der seine Entscheidungen mit empirischen Belegen(!) – nicht Behauptungen – unterfüttert, und nicht nach eigenem Gutdünken an Drehbüchern herum schraubt oder schrauben lässt, bis doch nur wieder der x-te Aufguss der gleichen geschmacklosen Soße über den Sender geht.

Bei Serien verhält es sich auch nicht besser. Im deutschen Fernsehen des 21. Jahrhunderts gibt es immer noch keinen Showrunner oder einen writer’s room wie in Übersee, die dort maßgeblich für den Erfolg von Serien verantwortlich sind. „Mad Men”, „Breaking Bad”, „The Wire” oder „Game of Thrones” aus Deutschland? Heute undenkbar, aber in den 70er Jahren hatten wir dort „Welt am Draht“, und Anfang der 80er „Berlin Alexanderplatz“ und „Heimat“. Oder der „Dekalog“ 1989 von Krzysztof Kie?lowski im polnischen Fernsehen. „Geister“ von Lars von Trier in Dänemark Mitte der 90er, oder die jüngste Ausnahme „Im Angesicht des Verbrechens“. Wir müssen gar nicht so sehr in die USA schielen, es reicht uns mal an die eigene Nase zu fassen und in Europa zu bleiben. Auch hier ist es nicht die Frage der Budgets, sondern vor allem die des fehlenden Mutes, die ins Gewicht fällt. Wir können was, aber man lässt uns nicht, schafft keine Strukturen, die es regelmäßig ermöglichen würden. Keine Schreibzimmer in denen die Korkwände voll mit Ideen auf Karteikarten sind, keine Autoren, die sich monatelang zusammenraufen müssen / dürfen, um gemeinsam etwas großartiges zu schreiben. Dabei wäre nichts billiger, als das. Wie viel hat Gottschalk die ARD für die paar Folgen Vorabendprogramm gekostet? Was wäre das mal für ein Experiment einen Bruchteil dessen ein paar Autoren zur Verfügung zu stellen. Nach drei Monaten pitchen die dann ihre Ideen im Netz – was mehr als 50.000 Stimmen bekommt, kriegt eine Pilotfolge. Pilot-Season in Deutschland! Meinetwegen macht eine Fernsehshow draus! Eine Castingshow für Pilotsendungen! Fragt doch endlich mal euren Durchschnittszuschauer vorher, was er sehen will! Oder macht kurze Staffeln wie bei der BBC. Traumhaft… Stattdessen haben wir nur verstaubte Anträge in soundsovielfacher Ausführung, Formulare, und Verwaltung statt Kreativität. Zeit umzuschalten.

Versuche wie jetzt von der Ende des Monats online gehenden Plattform Screen-Pitch.com sind erste Ansätze in dieser Richtung, und ich bin dort mit dabei – aber das reicht eben noch lange nicht. Es ist ein Anfang.

Es liegt allein an uns, das Publikum von Anfang an mit ein zu beziehen und gemeinsam gegen die herrschende Senderpolitik zu protestieren. Ob als Generation89 oder crew-united ist nebensächlich, Hauptsache wir tun endlich was. Gegenwärtig werden wir nur gegeneinander ausgespielt, jeder kämpft für sich allein, und inzwischen gewöhnen sich immer mehr Zuschauer an das miese Niveau, immer mehr Kunden sind mit weniger zufrieden, alles wird billiger und zum konsumierbaren Wegwerfprodukt. Wir müssen weg vom Bild des Zuschauers. Wir wollen Unterstützer, die Sender nicht. Entweder wir raufen uns zusammen, damit es wieder richtig heißt: „Einer für alle, alle für einen!”, oder wir gehen unter, und sehen uns höchstens auf vimeo wieder. Also stellen wir uns zuerst dem Publikum, und nicht länger den Redaktionen. Die Gebührenzahler sollen selbst darüber entscheiden lernen was produziert wird, nicht die Gebühreneintreiber. Wir wollen uns auch nicht mit einem neuen Sendeplatz abspeisen lassen. Wir wollen alles. Oder schreibt euch den Schrott gerne unter Pseudonym selber, dreht, schneidet und vertont ihn auch selber, und dann guckt ihn euch auch alleine an.

Wir brauchen den Ideenwettbewerb, nicht bessere Beziehungen.

Neue Konzepte müssen gemeinsam entwickelt werden (können).

Wir brauchen Mindestlöhne, und das Verbot von Ausverkaufsklauseln.

Wir brauchen CreativeCommons.

Kapern wir die Urheberrechtsdebatte.

Soweit schön und gut, aber wie sieht dann für mich mein nächster Schritt aus? So: Am 3. Oktober stelle ich mein Drehbuch in voller Länge unter CreativeCommons-Lizenz online. Lieber gratis publizieren, als umsonst. Nur so kann ich den Beweis erbringen, dass der BR irrt, und wir nach Strich und Faden von den Sendern verarscht werden. Mögen es mir möglichst viele meiner Kollegen gleich tun, wir müssen an die Öffentlichkeit. Jetzt. Im Netz. In der MATRIX. In der WELT AM DRAHT. Wir stellen alles was wir haben online.

Dann ist nach uns das Publikum am Zug. Die Zuschauer kommen im System Fernsehen ebenso nur als Quote vor, sie werden genauso „verarscht“ und nicht ernst genommen, wie wir – wenn sie das Programm loben, bekommen sie Antwort, wenn nicht, existieren sie nicht. Wenn wir uns nicht dem Publikum anvertrauen können, wem denn bitte dann? Für wen machen wir denn in erster Linie Filme? Ja, auch für uns selbst, denn im Grunde sind wir zuallererst unser eigenes Publikum, das sich staunend selbst bei der Arbeit zusieht.

Worauf warten wir noch?

PS: Sollte der eine oder die andere AutorIn Interesse an einem writer’s room Experiment haben, dann hätte ich da was: Eine geerdete Mystery-Thriller-Serie mit dem Arbeitstitel Wojpatinga, die in einem abgelegenen Dorf im tiefsten bayrischen Wald spielt. Eine bisschen wie bayrisches „Twin Peaks“, mit einer für eine Serie erfrischend neuen, spannenden Erzählstruktur. Wer Interesse hat möge sich bitte bei mir melden, um es gemeinsam zur “Serienreife” zu entwickeln 😉

21 Kommentare
  1. Jens Prausnitz sagte:

    An alle die sich wundern sollten, warum das Drehbuch nicht länger online verfügbar ist – seit dem 9. November (ausgerechnet… es gibt eben keine Zufälle 😉 hat der Film eine Münchner Produktionsfirma hinter sich, die nicht nur mein Vertrauen gewonnen hat, sondern mir den Rücken frei hält, damit ich endlich wieder das tun kann, was ich die ganze Zeit wollte, schreiben: http://wp.me/p22rrk-dh

    Wir müssen uns vielleicht nur öfter laut Gehör verschaffen und den Frust raus lassen, damit er uns nicht von Innen auffrisst…

  2. Tomasoso sagte:

    Sehr schön – du wirst lachen, ich mach das mit meinen Projekten genauso 🙂 Hab da auch noch ein paar andere Ideen, freue mich immer über interessante Interessierte 😉
    Gruß aus Berlin, Tomasoso

  3. Jens Prausnitz sagte:

    @ Andreas: Idealismus hin oder her, was man aufschreibt ist just in jenem Moment „realisiert“ – vielleicht nicht verkauft, aber zu Papier gebracht, dem Chaos entrissen und in einem Medium „zur Welt gebracht“. Wenn dir das Geld verdienen so wichtig ist, du dafür deine Ansprüche „bescheidener“ nennst – darf ich dann fragen wofür du dann kämpfst? Deine Freundin? Oder im Ernst: Was hast du uns denn dann zu erzählen?

    Mehr Mut, Kollege. Und Zorn. Lass‘ ihn mal raus. Wenn da keiner von dir zurückgehalten wird, würdest du womöglich hier gar nicht kommentieren. Er will raus. Bevor er dich von Innen zerfrisst, schrei(b) ihn heraus. Wir hören dich…

  4. Andi sagte:

    Hallo Jens,
    Danke für die Einladung, aber meine Freundin hat mir verboten, gratis zu arbeiten, solange ich bezahlte Angebote habe.
    Im Ernst: Ich habe keine Zeit für Idealismus-Projekte, die bringen zwar erst mal Spaß, aber am Ende oft kein Geld und vor allem keinen Erfolg, und damit meine ich: Sie werden nicht realisiert.
    Ich kann mich zum Glück in meiner bezahlten Arbeit ganz gut verwirklichen.
    Aber das liegt vielleicht auch an meinen bescheideneren Ansprüchen.

    @Daniel
    Serienentwicklung funktioniert nach meiner Erfahrung mittlerweile hauptsächlich so: Sender hat vage Idee, erzählt sie Produzent, Produzent spricht Autor an, den er kennt. Autor gestaltet die Idee aus (für Geld).
    Ende vom Lied meist: Sender findet die ausgestaltete Idee toll, hat aber nicht den Mumm, sie zu machen.
    Produzent ist Geld los, Autor ist traurig, tröstet sich aber mit dem Honorar.
    Und täglich grüßt das Murmeltier…

  5. Marcus sagte:

    Ich greife nochmal eben den Writers Room auf.
    Im Zuge einer geplanten Webserie kam diese Idee auf, da wir uns einfach nicht auf ein durchgängiges Konzept für die einzelnen Episoden einigen konnten und die räumliche Trennung der Autoren die Sache nicht einfach machte. Skypekonferenzen sind zwar hilfreich, aber ein gemeinsames Wochenende brachte mehr als drei Monate online arbeiten.
    Das das Konzept auch im Kleinen funktioniert, haben ein paar YT-Stars vor kurzem bewiesen. Für die crowdfounding finanzierte Webserie „Videogame Highschool“ haben sie etwa 150k$ eingesammelt (eine der erfolgreichsten Kickstarterkampagnen aller Zeiten).
    Danach haben sie die Serie professionell aufgezogen. Eben mit einem oben erwähnten Showrunner und einem Writers Room. Die Werbeeinnahmen über YT sollen ganz ordentlich sein, die DVD/BluRay weist angeblich gute Vorbestellungszahlen auf, eine zweite Staffel (ebenfalls über Kickstarter finanziert) ist in der Planung.
    Was nicht funktionieren wird, ist ein vorhandenes Konzept oder bekannte Themen zu kopieren und auf Erfolg zu hoffen. Wenn man dieses Konzept zum Erfolg führen will, braucht man schräge Themen und die Hand am Puls des Konsumenten.
    Deutsche Versuche im Webserienbereich wie „Pax Aeterna“ sind ja grandios gescheitert, das imho der letzte Wille zur Originalität fehlte, ein Vorwurf, dem sich auch Tom Bohn mit „Reality XL“ gefallen lassen musste, da er das Ende dann doch wieder sehr fernsehgerecht gestaltete.
    „Viva Berlin“ der Filmakademie Ludwigsburg war eine gute Idee, soweit man den bisherigen Zuschauern glauben kann, allerdings wird da dem Vernehmen nach jetzt ein Spielfilm draus gemacht, wahrscheinlich unter der Regie eines Münchner Produktionsfirma. Was nun aus der dreckigen Grundidee wird, mag ich mir gar nicht ausmalen.
    Und nochmal zur „Abkehr vom System der Filmförderung“
    Vor einiger Zeit habe ich einen interessanten Artikel über das Produzieren in D gelesen. Dort beklagten die Produzenten, das sie durch das Förderungssystem nicht in der Lage sind, Rücklagen zu bilden, da die Gewinne durch die Rückzahlungen an die Förderanstalten aufgefressen werden und man bei jedem Film wieder bei Null anfängt, man aber ohne Förderung überhaupt nicht produzieren könnte. Schizophren……..
    Aber das System wird sich nicht ändern, solange viele darin gut leben.
    Allerdings besteht Hoffnung. Die Produktionsmittel sind allen zugänglich und mittlerweile erschwinglich, die Independentszene in Deutschland wächst, die Vertriebskanäle verbessern sich.
    Nun muss man noch an der Wahrnehmung arbeiten. Ich habe neulich bei einem Kurzfilmprojekt eines Bekannten ausgeholfen. Die Schauspieler waren seit Jahren im Geschäft, durch Werbung und Synchronjobs auch gut ausgelastet. Die hatten keine Ahnung, was für Potential und schräge Projekte in Deutschland in der Indieszene laufen und wollen unbedingt wieder mit uns arbeiten.
    Es besteht Hoffnung.

  6. Jens Prausnitz sagte:

    Hallo Daniel,

    8 Fassungen und dann unrealistisch – klasse. Und in der Tat: würde jemand uns die Grundsicherung übernehmen (es rechne sich bitte mal jemand aus, wie lange da ein halbes Dutzend Schreiber arbeiten würden, wenn sie das Budget einer Folge Gottschalk aus dem Vorabendprogramm zur Verfügung hätten – nur so als Gedankenspiel), hätten wir Zeit um mal mit Ideen am Fließband um die Ecke zu kommen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass das für viele der Alptraum schlechthin wäre… dazu müsste man eine Meinung haben. Womöglich gar eine eigene. Ich glaube genau davor drücken sich die Redakteure, aus Angst um ihren Sessel.

    Aber zurück zum „Risiko“ – ich habe zu der Serie schon mehr auf dem Papier, keine Sorge – Kontakt über meine Webseite http://www.jensprausnitz.com aufnehmen, und dann kann es eigentlich schon losgehen – E-Mail genügt.

  7. Daniel sagte:

    Jens, wohl jeder von uns hat so eine Geschichte auf seinem Karmakonto. Eines meiner eigenen Projekte hat 8 Drehbuchfassungen ertragen müssen, um dann letztendlich von einem Sender (also auch der Förderung) als ‚unrealistisch‘ abgewinkt zu werden.

    Die Strukturen, die Du vorschlägst, gab es ja schon mal in Ansätzen – Filmverlag der Autoren beispielsweise.

    Als ich vor nicht allzu langer Zeit der Geschäftsführung einer der größten Film- und Fernsehproduktionen Deutschlands vorschlug, einen writersroom zu ermöglichen – da hätte man einfach nur den Lebensunterhalt der Autoren in der Grundsicherung übernehmen müssen – winkte man freudlos ab, keine Chance. Wobei mich gewundert hat, dass die Firma das nicht schon lange an den Start gebracht hat. Die Idee dahinter war, einfach Autoren zu beauftragen, zusammen, in Gruppen – je nachdem – alle 14 Tage mit einer Idee um die Ecke zu kommen, kein Exposé, ’nur‘ Ideen, so wie Du Dir die Mysterie-Serie vorstellst. Ausformulierter – Charaktere, Bögen etc. – aber im Prinzip genauso.

    Also, falls Du das ernsthaft in Angriff nehmen willst, ich bin dabei, auch gerne mit vollem Risiko, denn zu verlieren gibt es nichts mehr.

    Wie kann ich mit Dir in Kontakt treten?

  8. Jens Prausnitz sagte:

    Hallo Andreas,

    wir sind gar nicht so weit auseinander, wenn überhaupt. Ich habe weder geerbt, noch eine Beamtin zur Frau, sondern lebe in erster Linie von Cutter-Jobs in der Werbung, und dass immer schlechter, weil kaum noch jemand tariflich zahlen möchte, und dann werden die Zahlungen noch verschleppt. Ich glaube längst nicht mehr an Besserung, ganz bestimmt nicht von Seiten der Sender. Im Gegenteil, es wird mehr Mittelmaß (und noch mehr darunter) geben – jeder darf sich heute Cutter oder Kameramann nennen, der ein Handy „mit HD“ in der Tasche, und Schnittsoftware auf seinem Rechner hat. Vertrieb: youtube, weniger ist zwar nicht mehr, reicht aber.

    Erst wenn die Mehrheit des Publikums von diesem Mist die Schnauze gestrichen voll hat, schwingt das Pendel zurück, dann zähl Qualität wieder – nur können wir so lange warten? Entweder wir lernen jetzt von Luft und Liebe zu leben, oder wir wehren uns gemeinsam: also Cutter, Kameramänner, Regisseure, Autoren, Darsteller und(!) Publikum – also jene, die nicht länger nur „Zuschauer“ sein wollen.

    Wenn wir überhaupt noch bezahlt werden wollen, dann von den Fans unserer Stoffe, darum glaube ich ja an den Zug meine Bücher unter CC-Lizenz in Kürze ins Netz zu stellen. Gratis, aber hoffentlich nicht umsonst. Das ist kein Business-Modell, ich weiß. Aber es zwingt mich dazu mir ein Publikum zu erarbeiten, Fans zu bekommen, also mehr wie Musiker zu werden. Charlie Kaufman und Aaron Sorkin haben schon Fans. Wir müssen sie uns noch erarbeiten, ob es uns Spaß macht, oder nicht.

    Schreiben sollte aber mehr Spaß machen, und ich habe Bock darauf mal mit anderen zu schreiben. Wenn Vince Gilligan im Breaking Bad Insider Podcast vom writer’s room erzählt, kann man gar nicht anders, als das mal ausprobieren zu wollen. Es macht einem ja nebenbei zu einem besseren Autoren! Es also mal auszuprobieren, damit zu experimentieren auch ohne gleich dafür bezahlt zu werden, ist wie eine Fortbildung. Klar würde ich dafür gerne bezahlt werden, aber wenn was dabei heraus kommt, dann verkauft man das eben entsprechend teurer. Das machen wir eben nebenher, wie ich das ganze Projekt „Generation 89“ bisher, einschließlich Webauftritt, PR und allem. Weil die Geschichte gut ist, und Relevanz besitzt.

    Ob das der beste Weg ist? Weiß ich nicht, wahrscheinlich nicht, aber er führt in die richtige Richtung, und bevor sich gar nichts bewegt, bewege ich mich selber. Also bis du dabei, wenn ich ein Experiment an den Start bringe? Ich hätte dich gefühlsmäßig gerne dabei, also melde dich bitte noch via PM.

    Danke für deinen Beitrag!

  9. Andi sagte:

    Hallo Jens, ich gehe dann auch mal zum „Du“ über…
    „Das System gehört reformiert“ – sicher richtig, aber das dauert, und bis es fertig reformiert ist (und ich gehe jetzt nicht auf die Frage ein: Durch wen?) will man ja nicht warten, sondern inzwischen trotzdem arbeiten, oder?

    Ich bestreite, dass es heute keine guten Serien gibt, beim Wort „höherwertig“ sind wir für mein Gefühl zu sehr im Geschmäcklerischen.
    Es gibt halt nur ZU WENIG gute Serien und zu viel Mittelmaß, Sachen wie „Heiter bis tödlich“.

    Natürlich muss man einen Writers‘ Room finanzieren – Professionelle Autoren gehören bezahlt und zwar anständig!
    Wie du zu der Aussage kommst, das müsste nicht finanziert werden, ist mir schleierhaft. Aber vielleicht hast du ja geerbt oder eine gutverdienende Beamtin zur Gatin… 😉
    Ich bin Drehbuchautor und selbstverständlich erwarte ich, dass ich bezahlt werde. Wer umsonst arbeitet, macht die Branche kaputt.
    Lebst du von Luft und Liebe? Bezahlst du Miete und Essen mit ausgedruckten Drehbuchseiten? Also.

    Crowdfunding ist eine nette Sache und im Einzelfall prima – aber es taugt nicht, um kontinuierlich Filme und Serien herzustellen. Dafür gibt es Sender, die Werbeeinnahmen haben oder Gebührenmillionen. Dafür gibt es Filmförderung.

    Die Firmen, für die ich arbeite, bezahlen die Autoren nach den geltenden Tarifen, und die sind nicht so hoch, wie sie sein müssten, aber sie sind nicht „unter Tarif“.

    Was tun, damit wir besseres Fernsehen bekommen?

    Erst mal müssen wir Autoren besser werden. Wir sollten nicht so tun, als seien wir alle geniale Könner, die brillant wären, wenn man uns nur ließe.

    Dann aber muss es bei den Sendern mehr Mut, weniger Feigheit und mehr Kompetenz geben.

    Wie das zu machen ist?
    Ich würde jetzt gerne die passende Antwort und den Königsweg verkünden. Tut mir leid: ich weiß es nicht.

  10. Jens Prausnitz sagte:

    Lieber Andreas, man kann in Deutschland heute einfach kaum mehr vernünftig arbeiten, und das „System“ hat hier schon mal besser funktioniert – es gab bessere Gesprächssendungen, unterhaltsamere Shows und höherwertige Serien als heute, bei gleichzeitig niedrigeren Gebühren und mit dem fantastischen Sendeschluss. Also was ist passiert, und warum soll man das so hinnehmen? Nur weil sich die Jüngeren nicht daran erinnern, oder zum ersten Mal die Titel hören? Das „System“ gehört reformiert oder ganz abgeschafft. Fangen wir doch mal bei Null an, ohne Förderung, ohne TV Einmischung bei Kinoproduktionen.

    Einen writer’s room muss doch niemand finanzieren – da sind wir schon weiter. Denn weißt du was (ich hoffe es ist ok dir das Du anzubieten) – wir Autoren schreiben gerne! Und noch lieber nicht länger allein. Ich habe allein heute drei ernstgemeinte Anfragen in der Richtung bekommen, und niemand stellte die Frage wer das bezahlt.

    Das Internet hat die Verhältnisse zu Recht umgedreht. Im Crowdfunding bestimmt das Publikum was produziert wird. Daher ist es höchste Zeit, dass wir unseren „Stoff“ selbst verkaufen lernen – dann aber bitteschön ohne die Mittelsmänner in Produktionsfirmen oder bei den Sendern – wer nichts beiträgt, verursacht auch niemandem mehr Kosten. Sparen wir uns – lieber haben wir wieder Spaß am Schreiben. Und so lange wir keine Aufträge kriegen, haben wir erstens nichts besseres zu tun, und kommen zweitens nicht aus der Übung.

    PS: Eine Frage noch – Welche Firma ist das, die Autoren nach Tarif bezahlt? Ach, Moment, ich lese es gerade: nach den „üblichen“ Tarifen, also unter Tarif 🙂

  11. Andi sagte:

    Verehrter Herr Prausnitz, soweit alles nachvollziehbar.

    Aber man muss mit dem arbeiten, was da ist und in Dtld. herrschen nun mal oft andere Regeln und Gegebenheiten, auch wenn es einem nicht gefällt.
    Es hilft meines Erachtens nicht, sich – zurecht – über das System zu mokieren.

    Beispiel:

    Das Prinzip „Writers‘ Room“ kann in D auf professioneller Ebene nicht funktionieren. Denn ein WR wird nicht von einem Sender finanziert, sondern von der Produktionsfirma. Und ein WR wird für eine Firma immer teurer sein, als Einzelautoren zu engagieren und nach den üblichen Tarifen zu bezahlen.

    Die US-Firmen können sich das erlauben, weil sie die Rechte zum Teil oder ganz behalten und dank internationalen Verkäufen und DVD-Einnahmen sehr viel mehr Gewinn mit ihren Serien machen können und meist auch machen.

  12. Marcus sagte:

    Gut. „Werbefinanziert“ war jetzt auch schlecht gewählt. Mea culpa.
    Ich meinte diese zahlreichen Youtube-Stars/Sternchen, die mittlerweile von den Klickzahlen ganz gut leben könnnen. Im Bereich der Webserien gibt es einige, die sogar den anschließenden Verkauf ihrer Serie auf DVD oder BluRay mit Gewinn abgeschlossen haben.
    Denn Hand aufs Herz, auch als Independent finanzierte Produktion freut man sich über finanziellen Gewinn.
    @Plattform: Vimeo hat meines Wissens jetzt ein Belohnungsystem für Beiträge eingeführt, wo man via Flattr oder einem anderen Bezahlsystem kleine Beiträge dem Ersteller überweisen kann.
    VODO macht das schon seit Jahren, allerdings sind die erreichten Beträge doch recht unterschiedlich.
    Wegen deines Serienprojekts werde ich mal befreundete Filmemacher/Autoren ansprechen, vielleicht ergibt sich was.

  13. Jens Prausnitz sagte:

    @Malte: Wer will denn einen Film über Bettina Wulff im Tätowierstudio sehen? Oder den Wandel der Frisuren von Frau Merkel… wobei, jetzt wo ich darüber nachdenke, könnte das den Horror von Javier Bardem’s Haarschnitt in NO COUNTRY FOR OLD MEN noch toppen (bzw. „topfen“) – wäre auch ein guter Titel, wenn er nicht schon vergeben wäre… ist aber kein Thema für mich. Das „Mystery“ würde ich auch nicht überbetonen, jedenfalls ist davon in der ersten Staffel noch wenig von zu spüren, viel mehr die Neurosen, die sich entwickeln, wenn man tief im Wald, fern der Zivilisation lebt, und auf diverse wiederkehrende „Erscheinungen“ reagieren muss – das interessiert mich!

    @Marcus: Mit DCP hast du natürlich recht, auch mit den Vertriebskanälen. Wobei ich glaube, dass in letzter Konsequenz alles frei verfügbar auf vimeo.com und/oder mubi.com online sein sollte. Werbefinanzierung klingt mir da schon wieder zu gestrig. Ich glaube Geld verdienen kann man, wenn man sich dem Publikum stellt, im Kino, bei Vorführungen – so in etwa wie es Kevin Smith mit RED STATE gemacht hat – also Verleiher mit ins Boot. Aber wo ist die eine Internetplattform, auf der man das alles mal organisiert bekommt?

    @Julia: Klar will ich schreiben (mache heute schon den ganzen Tag nichts anderes in Sachen Feedback) – aber wo? Vorschläge für kollaborierendes Schreiben im Netz, anyone?

    Mein Dank @alle die sich bei mit melden/gemeldet haben – ich bin platt! Nicht mal ein einziger Troll 😉

    We are union!

  14. Julia sagte:

    Lieber Jens,

    well said! Klasse-Beitrag. Komme selber aus dem angelsächsischen Bereich und fühle mich in Deutschland wie Alice Liddell: „Curiouser and curiouser“, wie Film und Fernsehen hierzulande (nicht) funktioniert.

    Wenn Du schreiben willst – ich bin dabei!!! Nur so geht’s. Let’s go. =D

  15. Marcus sagte:

    Toller Artikel, gute Ideen. Mir fehlt als letzte Konsequenz das Loslassen der alten Vertriebstrukturen und ein Hin zu OnDemand und digitalen Spartenkanälen bis zur Schaffung einer (werbefinanzierten) Webserie.

    Kleine Anmerkung zum „ins Kino bringen“: Im Zeitalter des Digitalen ist es ungleich einfacher, ein DCP zu erstellen und dieses den Kinoketten direkt anzubieten, als auf analoge Kopien zu setzen. Tom Bohn hats mit „Reality XL“ ja vorgemacht und in seinem Blog ausführlich beschrieben.

  16. Malte Otten sagte:

    Lieber Jens,
    gar keine Frage, vieles, was du beschreibst, entspricht leider der Realität in unserer Branche. Aktuelles Beispiel dafür ist z.B.: Anstelle die großartige dänische Serie „Gefährliche Seilschaften“ (eine sehr realitätsnahe, aber dennoch fiktive Verfilmung der ersten dänischen Ministerpräsidentin, leider auf Arte versendet) mit einer Angie-Story zu beantworten, deren erstaunlicher Weg von der grauen Meckpomm-Maus über Kohls Mädchen hin zur mächtigsten Frau Europas es sicher Wert wäre, steht nun Bettina Wulff demnächst auf der TV-Speisekarte. Und natürlich greift Nico Hofmann sofort zu, als Fortsetzung des m.E. ähnlich langweiligen Gutenberg.
    Von Mysterie verstehe ich zu wenig, aber vielleicht wäre das ja auch ein Projekt für dich…Ich arbeite jedenfalls dran.
    Beste Grüße
    Malte

  17. Jens Prausnitz sagte:

    Lieber Andreas,

    vielen Dank für jedes Wort – wir müssen uns endlich gegenseitig unterstützen. Unsere Verbände sind zu schwach und können nicht leisten was sie müßten. Manche von uns können sich nicht mal die Beiträge leisten, und selbst wenn, als Lobby gegenüber den Urheberrechte-Verwertern sind wir alle kleine Fische. Wir sind die Urheber, treten unsere Rechte ab, arbeiten mit Rückstellungsverträgen für Projekte an die wir glauben (ich trau mich gar nicht nachzurechnen wie viel „theoretisches“ Honorar da zusammen kommt…) – recherchieren auf eigene Kosten, arbeiten an unseren Stoffen und werden dann im Fünfminutentakt abgewiegelt.

    Schluß damit! Schließen wir doch die Redaktionen und lassen das Publikum abstimmen, was produziert wird. Sparen wir doch mal bei den Sendern Personal ein! Warum denn nicht? In der „freien Wirtschaft“ ist das immer der erste Schritt. Aber bitte mal nicht die Handwerker und alles auslagern, sondern die Redakteure selber auf die Straße setzen! Einmal möchte ich das erleben 😉

    Wir brauchen das Publikum. Sprechen wir mit ihm. Wir alle müssen aus unseren Löchern raus, begeistern wir die Zuschauer noch bevor die erste Klappe fällt. Also: Klappe auf, Andreas – weiter sprechen und schreiben.

    „Generation89 – we are evolution!“

    Grüße, jp

  18. Andreas sagte:

    Lieber Jens,

    danke für diesen großartigen Artikel, ich kann gar nicht beschreiben wie du mir aus der Seele sprichst.

    Ich bin Regie Student aus München und obwohl mir jeglicher Ärger mit Sendern bisher erspart blieb, da es sich bei uns noch um LowBudget bzw. selbstfinanzierte Projekte handelt, kann ich euren Ärger verstehen.

    Ich habe mir selbst schon unzählige Gedanken über die Fernsehzukunft in Deutschland gemacht und deine Ideen fand ich klasse. Ich war mit meinen Überlegungen sogar schon soweit, einen eigenen Sender ins Leben zu rufen.

    Sieht man sich die Qualität der in den USA produzierten Sendungen an und vergleicht sie mit deutschem Standart, es wirkt gerade zu lächerlich einfach, hier mit neuen mutigeren Konzepten Erfolg zu feiern, getreu dem Motto: Ganz unten sind wir schon, es kann nur noch besser werden.

    Solltest du jemals Leute suchen die dich darin unterstützen, zögere nicht, mich anzuschreiben.

    Mit freundlichen Grüßen

    Andreas

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