Passion: Coaching!

Coaching | Credit: Seemann Henschel

Über das Buch Coaching und diesen Gastbeitrag!
Wolfgang Wimmer hat seit 1968 als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Kameramann, Casting-Berater und Coach in allen Gewerken der Filmproduktion erfolgreich gearbeitet und sagt von sich: »Film ist meine Passion«. In Zusammenarbeit mit der Ratgeber-Autorin und gelernten Schauspielerin Ulrike Boldt führt er in diesem Buch in das Handwerkszeug des Filmschauspielers ein: von der Drehbuchanalyse über die Rollenentwicklung bis zur Freisetzung der individuellen Stärken im Flirt mit der Kamera. Die spezifischen Anforderungen an den Schauspieler vor der Kamera werden vorgestellt und analysiert, etwa seine besondere Rolle als Teil eines Filmteams. Dabei gibt Wimmer, der u. a. mit Sibel Kekilli, Andres Veiel, Nora von Waldstetten und Roger Cicero zusammenarbeitete, seinen Lesern wertvolle praktische Tipps zu den Themen Casting, Verhältnis Schauspieler Regisseur oder Erarbeitung einer Szene ohne die am Theater üblichen Proben.

Am 15. August erscheint das Fachbuch Coaching nun im Handel. Die out takes-Redaktion hat den Entstehungs-, und Schreibprozess verfolgt und durfte das fertige Buch bereits auch schon lesen. Wir entschieden uns, an dieser Stelle das Vorwort von Simone Bär, einer der wohl größten deutschen Casting Directors, zu veröffentlichen, die in Coaching Fragen für die bestmögliche Besetzung immer wieder ihren guten Freund und Fachexperten Wolfgang Wimmer zu Rate zieht.

Wir schätzen an dem Fachbuch allen voran die respektvolle Herangehensweise, wie hier vom Beruf des Coaches als ein kleines Zahnrad im großen Filmgetrieb im Kontext aller anderen Gewerke gesprochen wird: Chapeau!

Vorwort von Simone Bär
Ich kenne Wolfgang Wimmer nun seit mehr als 15 Jahren. Nach unserer gemeinsamen Castingzeit hat er mir bei vielen Projekten als Coach zur Seite gestanden. Es hat mich sehr gefreut, als er mich bat, für dieses Buch das Vorwort zu schreiben.
Um die Bedeutung des Coachings zu erfassen, bedarf es zunächst des Eingeständnisses, das Film Teamarbeit ist. Es hat lange gedauert, bis die Arbeit des Casting Directors in diesem Team anerkannt wurde, und dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Ähnliches
beobachte ich bei der Etablierung der Arbeit des Coachs. Umso mehr freue ich mich, dass dieses Buch dabei hilft, den Schleier, der immer noch über dem Beruf des Schauspielcoachs liegt, zu lüften.
Als Casting Director bin ich eine der Ersten an Bord eines Filmteams. Häufig wird ohne fertiges Drehbuch über die Besetzung der Hauptrollen gesprochen. Durch diese Besetzungsgespräche entstehen Figuren und die Entwicklung des Buches sowie die Richtung des Filmes werden mitbestimmt, ja sogar geprägt. Dieser gemeinsame Prozess zwischen Casting Director, Regisseur und Produzent kann ein längerer Weg sein. Doch auch wenn man die perfekte Besetzung gefunden hat, ergibt sich immer wieder die Situation, dass Regie und Caster Erwartungen an die Schauspieler haben, die diese nicht immer direkt erfüllen können. Selten haben diese Erwartungen etwas mit dem eigentlichen Handwerk des Schauspielers zu tun. In einem solchen Fall ist es ideal, einen Ansprechpartner – einen Coach – zu haben, der auf der Grundlage seiner Erfahrung konkrete Lösungen vorschlagen kann.
Coaching kann auf sehr unterschiedlichen Ebenen bedeutend sein. Egal ob es um Körperarbeit geht, ein sprachlicher Zugang erforderlich ist oder das Vertrauen ausgebaut werden soll, damit sich der Schauspieler emotional für die Figur öffnen kann: Ein guter Coach unterstützt den Schauspieler in enger Zusammenarbeit dabei, selbstständig sein Ziel zu erreichen. Doch auch die Arbeit zwischen Regisseur und Coach kann maßgeblich zur Gestaltung eines Films
beisteuern. Voraussetzung dafür ist ein Coach, der die Arbeit der anderen kreativen Film-Gewerke kennt und sich der gewünschten Richtung selbstlos anpassen kann. In allen Fällen, in denen ich diese Form der Zusammenarbeit in einem frühen Stadium beobachten konnte, hatte davon nicht nur der Regisseur, sondern auch der Schauspieler einen großen Nutzen. Oft
wird die Schauspielerpersönlichkeit durch diese Arbeit nachhaltig geprägt.
Schauspieler werden heute von vielen Seiten gefordert. Regisseure haben weniger Budget und Drehtage zur Verfügung und müssen sich um viele organisatorische und technische Angelegenheiten kümmern. Oft fehlt die Zeit, sich intensiv mit dem Schauspieler auseinanderzusetzen. Auch hier ist es für den Schauspieler eine Bereicherung,
mit einem Coach alle offenen Fragen durchzusprechen. Bei der Vielfalt der Coaching-Angebote wünsche ich mir einen Leitfaden.

Welcher Coach ist für welche Anforderungen geeignet? Wie und wo finde ich den richtigen Coach? Woran kann ich Qualität erkennen? Die Beantwortung dieser Fragen macht es möglich, den Beruf des Coachs zu erfassen, den Coach zu bewerten und ihm zu vertrauen.
Mir persönlich hat die Arbeit mit einem Coach zahlreiche neue Möglichkeiten der Besetzung eröffnet und ich würde mich freuen, wenn viele Schauspieler sich durch die Arbeit mit guten Coachs ebenso inspirieren lassen.

Simone Bär:
Simone Bär arbeitet seit 1990 als Casting Director für nationale und internationale Kino- und TV-Projekte. 2002 wurde sie auf der Cologne Conference mit dem Deutschen Castingpreis ausgezeichnet.

Auszug aus der aktuellen Filmografie:
„War Horse“ (2011) | Regie: Steven Spielberg (Casting Deutschland)
„Tom Sawyer“ (2011) | Regie: Hermine Huntgeburth
„Rubbeldiekatz“ (2011) | Regie: Detlev Buck
„Anonymous“ ( 2011) | Regie: Roland Emmerich (Casting Deutschland)
„Restrisiko“ (2011) | Regie: Urs Egger
„Dreileben“ (2011) | Regie: Christian Petzold
„Barbara“ (2012) | Regie: Christian Petzold
„Inglourious Basterds“ (2009) | Regie: Quentin Tarantino (Casting Deutschland)
„Das weiße Band“ (2009) | Regie: Michael Haneke
„Der Vorleser“ (2008) | Regie: Stephen Daldry

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