Daniel Philippen ist Vermittler für Film- und Fernsehschauspieler in der ZAV Künstlervermittlung. Von den ­täglichen Erfahrungen war es nur noch ein kleiner Gedankensprung zum ­ SMS-Festival. Und das kommt bei Schauspielern und ­Castern prima an. | Foto © SMS, Kathrin Krammer

Herr Philippen, die ZAV Künstlervermittlung lädt inzwischen schon zum dritten Mal die Schauspieler ein, „Self Made Shorties“ zu machen. Das SMS scheint ja ein Erfolg zu sein.
Kann man in aller Bescheidenheit so sagen. Dafür gibt es einige ermutigende Indikatoren: Jurymitglieder finden sich leicht – die meisten kennen es und freuen sich darauf. Es gibt sogar schon „Initiativbewerbungen“ von Casting-Direktoren, Schauspielern, sogar Agenten, um in der Jury mitzumachen. Wir wissen, dass Regisseure gerne mit Shorties arbeiten und im Netz danach suchen, sie wollen Persönlichkeiten entdecken und kennenlernen. Es gibt mittlerweile Varianten des Selbstgedrehten: die BFFS-Aktion „Ungeschminkt“…

…des Bundesverbands Schauspiel…
…oder die „About Me Videos“. Und natürlich immer mehr Schauspieler, die sich trauen, die Kamera selbst in die Hand zu nehmen und ihr Shorty ins Netz zu stellen. Also findet man in den Datenbanken immer mehr Spuren, Indizien, Indikatoren für den Erfolg.

Haben Sie irgendeinen Anhaltspunkt, dass die Selbstgedrehten einem weitergeholfen hätten?

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2015_00001_Hoffnungsschimmer

Die Freude ist nicht zu übersehen:?Der Produzent Peter Hartwig (rechts) nahm mit seinem Regisseur Urs Egger beim TV-Film „Der Fall Bruckner“ den Preis für faire Produktionsbedingungen entgegen. | Foto © Die Filmschaffenden, Jürgen Rocholl

Das war’s. Ab nächstem Jahr wird’s den „Hoffnungsschimmer” nicht mehr geben. Jenen Preis, mit dem die Berufsverbände der Branche seit 2011 die Arbeitsbedingungen aller Spielfilmproduktionen eines Jahres bewerten. Ab sofort soll er „FairFilm®Award” heißen.

Die Ankündigung von Regine Hergersberg, eine der beiden Geschäftsführende Vorstände der Bundesvereinigung Die Filmschaffenden, überraschte wohl die Gäste bei der diesjährigen Preisverleihung: Auflachen, kurzes Raunen, dann erst Klatschen im Publikum. Die ganz große Begeisterung löst der neue Name wohl nicht aus, der doch sehr an das „Fair-Trade”-Siegel erinnert, mit dem Kleinbauern in Entwicklungsländern gegen die Ausbeutung durch übermächtige Konzerne und knausrige Konsumenten geholfen werden soll. Obwohl das ja gar nicht so weit entfernt ist von der hiesigen Wirklichkeit. Weiterlesen

Vom 1. bis 31. Dezember waren alle crew united Member aufgerufen, die Fairness Ihrer Produktionen 2014 zu bewerten. Hier das Ergebnis, wobei nur Produktionen berücksichtigt wurden, bei denen mindestens 15 Beteiligte abgestimmt haben. Das Endergebnis kann sich bei den Nominierten vom Umfrageergebnis unterscheiden, da bei diesen ab sofort eine weitere Umfrage durch ‚Die Filmschaffenden‚ stattfindet, um auch alle Beteiligten zu erreichen, die nicht bei crew united registriert sind.

Bemerkenswert ist, dass zwei Firmen, die bereits den Hoffnungsschimmer erhalten haben, erneut nominiert sind: Lieblingsfilm GmbH (Preisträger 2014) und die Filmpool Fiction GmbH (Preisträger 2013)

Der Gewinnerproduktion und allen daran beteiligten Mitarbeitern wird die Auszeichnung während der Berlinale am 7. Februar 2015 in einem Festakt überreicht.

Note    Titel Sparte Ausführende Produktion
1.19 Traumfrauen   nominiert Kinospielfilm Hellinger / Doll Filmproduktion GmbH
1.19 Der Fall Bruckner   nominiert TV-Film kineo Filmproduktion Peter Hartwig
1.32 Rico, Oskar und das Herzgebreche   nominiert Kinospielfilm Lieblingsfilm GmbH
1.35 Polizeiruf 110 – Sturm im Kopf   nominiert TV-Film (Reihe) filmpool fiction GmbH
1.37 Rentnercops – Jeder Tag zählt!   nominiert TV-Serie Bavaria Fernsehproduktion
1.39 Schluss! Aus! Amen!   nominiert TV-Film die film gmbh

1.47 Polizeiruf – Im Schatten TV-Film (Reihe) filmpool fiction GmbH
1.48 Der Nanny Kinospielfilm Pantaleon Films GmbH
1.52 Heidi Kinospielfilm Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion GmbH
1.61 Race Kinospielfilm Forecast Pictures [fr]
1.65 Tatort – Mord ist die beste Medizin TV-Film (Reihe) filmpool fiction GmbH
1.65 Mord mit Aussicht (Folge 34-39) TV-Serie Pro TV Produktion GmbH
1.69 Die Chefin (Folge 17-24) TV-Serie Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG.
1.69 SOKO Stuttgart (Folge 121-145) TV-Serie Bavaria Fernsehproduktion
1.72 Die Rosenheim-Cops (Folge 306-333) TV-Serie Bavaria Fernsehproduktion
1.73 Bettys Diagnose (Folge 1-12) TV-Serie Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG.
1.75 Die abhandene Welt Kinospielfilm Clasart Film- und Fernsehproduktions GmbH
1.80 Die Pfefferkörner (Folge 131-143) TV-Serie Studio Hamburg FilmProduktion GmbH
1.80 Dr. Klein (Folge 1-12) TV-Serie Bavaria Fernsehproduktion
1.89 Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen (Folge 11-22) TV-Serie ITV Studios Germany GmbH (vormals Granada Produktion)
1.90 Notruf Hafenkante TV-Serie Studio Hamburg FilmProduktion GmbH
2.00 Danni Lowinski (Folge 53-65) TV-Serie UFA FICTION GmbH
2.00 Till Eulenspiegel TV-Mehrteiler Zieglerfilm Köln GmbH
2.00 Alles nach Plan (Folge 1-6) TV-Serie Sony Pictures Film und Fernseh Produktions GmbH
2.00 Das beste Stück vom Braten TV-Film Bavaria Fernsehproduktion
2.05 Das Kloster bleibt im Dorf TV-Film Zieglerfilm Köln GmbH
2.07 Heiter bis tödlich – München 7 (Folge 25-32) TV-Serie Akzente Film- und Fernsehproduktion GmbH
2.07 Täterätää! Die Kirche bleibt im Dorf 2 Kinospielfilm Fortune Cookie Filmproduction
2.11 Bibi & Tina 2 – Voll verhext Kinospielfilm DCM Productions GmbH
2.12 Toleranz TV-Film Tellux Film GmbH
2.12 Weissensee (Folge 13-18) TV-Serie Ziegler Film GmbH & Co. KG
2.17 Die Insassen TV-Film Studio Hamburg FilmProduktion GmbH
2.26 SOKO Köln (Folge 216-240) TV-Serie Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG.
2.27 Tod eines Mädchens TV-Mehrteiler Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG.
2.31 Fünf Freunde 4 Kinospielfilm SamFilm GmbH
2.38 Das Programm TV-Mehrteiler Bavaria Fernsehproduktion
2.38 Grzimek TV-Mehrteiler UFA FICTION GmbH
2.41 Schuld nach Ferdinand von Schirach (Folge 1-6) TV-Serie MOOVIE – the art of entertainment GmbH
2.41 Agent 47 Kinospielfilm 20th Century Fox Film Corporation [us]
2.43 Elser – Er hätte die Welt verändert Kinospielfilm Lucky Bird Pictures
2.47 Männer! Alles auf Anfang (Folge 1-13) TV-Serie Schwartzkopff TV-Productions GmbH & Co. KG
2.50 Bella – Meine allerschlimmste Freundin (aka Bella – Meine Puppe und ich) TV-Film Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG
2.50 Heldt (Folge 19-33) TV-Serie Sony Pictures Film und Fernseh Produktions GmbH
2.50 Ostwind 2 Kinospielfilm SamFilm GmbH
2.50 Der Lehrer (Folge 8-17) TV-Serie Sony Pictures Film und Fernseh Produktions GmbH
2.53 Kleine Ziege, sturer Bock Kinospielfilm die film gmbh
2.53 Aktenzeichen XY … ungelöst TV-Magazin Securitel GmbH
2.53 Silvia S. TV-Film UFA FICTION GmbH
2.57 Alles ist Liebe Kinospielfilm Alles ist Liebe Filmproduktions GmbH
2.59 Tannbach – Schicksal eines Dorfes TV-Mehrteiler Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG
2.60 Verfehlung Kinospielfilm av medien penrose GmbH
2.61 Heiter bis tödlich – Der Mama (Folge 1-8) TV-Serie ODEON TV
2.62 Großstadtrevier TV-Serie Studio Hamburg FilmProduktion GmbH
2.64 Witwenmacher TV-Film Zeitsprung Pictures GmbH
2.65 Dengler – Die letzte Flucht TV-Film Cuckoo Clock Entertainment GmbH & Co. KG
2.71 Herbert Kinospielfilm Departures Film GmbH
2.71 Ein Atem Kinospielfilm Senator Film Köln GmbH
2.74 Point Break Kinospielfilm Alcon Entertainment [us]
2.75 Axel der Held Kinospielfilm ostlicht filmproduktion GmbH
2.80 Ein Fall von Liebe (Folge 1-16) TV-Serie Cinecentrum Berlin Film- und Fernsehproduktion GmbH
2.81 Hochzeitskönig TV-Film Arbor TV-Filmproduktion GmbH & Co. KG
2.81 Neben der Spur – Amnesie TV-Film (Reihe) Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG.
2.86 Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei TV-Serie action concept Film- und Stuntproduktion GmbH
2.87 Honig im Kopf Kinospielfilm Barefoot Films GmbH
2.93 Der Alte TV-Serie Neue Münchner Fernsehproduktion GmbH & Co.KG
2.93 Inas neues Leben TV-Film Ninety-Minute Film GmbH
2.94 Sibel & Max (Folge 1-12) TV-Serie neue deutsche Filmgesellschaft mbH
3.05 Nackt unter Wölfen / Naked Among Wolves TV-Film UFA FICTION GmbH
3.13 In aller Freundschaft TV-Serie Saxonia Media Filmproduktionsgesellschaft mbH
3.25 Fritz Lang – Der andere in uns Dokumentarfilm Belle Epoque Films GmbH
3.28 Landliebe Kinospielfilm NFP media rights GmbH & Co. KG
3.28 SOKO 5113 (Folge 535-559) TV-Serie UFA FICTION GmbH
3.32 Halbe Brüder Kinospielfilm Conradfilm GmbH & Co KG
3.39 Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft Kinospielfilm blue eyes Fiction GmbH & Co. KG
3.59 SOKO Leipzig TV-Serie UFA FICTION GmbH
3.59 Autobahn Kinospielfilm Autobahn Film
4.29 Armans Geheimnis (Folge 1-13) TV-Serie Askania Media Filmproduktion GmbH
4.76 Käthe Kruse TV-Film Rich and Famous Overnight Film GmbH & Co. KG

  

Die Bewertungskriterien waren:

Arbeitszeiten und Arbeitsschutz
Die Arbeits-, Pausen, -Ruhe und Reisezeiten werden team- und familienfreundlich
gestaltet. Das Arbeitszeitgesetz, die Regelungen der Tarifverträge zur
Arbeitszeit und die Arbeitsschutzgesetze und -Vorschriften werden eingehalten.

Vertrag, Gagen und Entgelte
Der Vertrag wird rechtzeitig und persönlich verhandelt und die wichtigsten
Eckdaten werden umgehend schriftlich (Dealmemo) festgehalten und ausgehändigt.
Der endgültige Arbeitsvertrag liegt möglichst noch vor Arbeitsbeginn vor.
Es werden mindestens Tarifgagen gezahlt, die tarifvertraglichen Regelungen
werden als Mindeststandards eingehalten. Leistungen von Freischaffenden,
Dienstleistern und Filmschaffenden, für deren Beruf es noch keinen
Gagentarifvertrag gibt, werden nach branchenüblichen Standards entlohnt.
Kreativität wird angemessen honoriert. Urheber- und Leistungsschutzrechte
bleiben gewahrt. Gagen und Entgelte werden pünktlich ausgezahlt.

Kommunikation und Arbeitsklima
Das Arbeitsklima ist geprägt von der gemeinsamen Anstrengung, das bestmögliche
Ergebnis zu erreichen. Die Kommunikation zwischen Gewerken und Hierarchien
ist ergebnisorientiert, gewaltfrei, offen, motivierend, respektvoll,
funktional und strukturiert. Jeder Projektbeteiligte trägt seinen „wichtigen“
Teil zum Ganzen bei und wird dafür wertgeschätzt. Eine angemessene Versorgung
mit Essen, Trinken, evtl. Wärmekleidung, Schutzkleidung usw. wird unaufgefordert
gewährleistet.

Professionalität
Das Filmprojekt wird unter Berücksichtigung der finanziellen, organisatorischen
und gesetzlichen Möglichkeiten und Grenzen fachmännisch geplant, vorbereitet,
gestaltet und durchgeführt. Dazu kommt professionelles Personal zum Einsatz,
reguläre Positionen werden nicht durch Praktikanten besetzt.

Konflikte
Konflikte werden zeitnah, direkt und zielorientiert im Sinne des Projekts
gelöst. Entscheidungen, die das gesamte Team betreffen (z.B. unerwarteter
Überstundenfall) werden nicht nur mit Teilen des Teams besprochen.

Gleichbehandlung
Projektpersonal, Dienstleister und weitere Ressourcen werden nach Qualifikation
und ökonomischer Notwendigkeit ausgewählt und eingesetzt. Eine Diskriminierung
aufgrund Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Religion findet nicht statt.

 

 

Die Produktionsbedingungen kann man nach Schulnoten anonym bewerten.

Ab sofort sind wieder alle Filmschaffenden des Branchennetzwerks crew united aufgerufen, die Arbeits- und Produktionsbedingungen ihrer Produktionen 2014 bis zum 31.12.2014 zu bewerten. Die Gewinnerproduktion erhält den „Hoffnungsschimmer„, der bereits zum 5. Mal vergeben wird. Der Hoffnungsschimmer ist eine Veranstaltung der Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände in Kooperation mit crew united und German Film Commissions.

Nach Goethe! für das Jahr 2010 und Barbara für das Jahr 2011 und Polizeiruf 110 – Fischerkrieg für das Jahr 2012 hat Rico, Oskar und die Tieferschattenden Hoffnungsschimmer 2013 erhalten.

Jede Stimme zählt! Hier finden Sie alle bewerteten Produktionen der letzten 3 Jahre:
Hoffnungsschimmer 2011
Hoffnungsschimmer 2012
Hoffnungsschimmer 2013

Unsere Bewertungskriterien für faire Arbeits- und Produktionsbedingungen sind:

Arbeitszeiten und Arbeitsschutz
Die Arbeits-, Pausen, -Ruhe und Reisezeiten werden team- und familienfreundlich
gestaltet. Das Arbeitszeitgesetz, die Regelungen der Tarifverträge zur Weiterlesen

Eigentlich soll ein Praktikum ja dazu dienen, die eigenen Erfahrungen auszuprobieren und die Praxis kennenzulernen. Nach Meinung der Produzentenallianz sind Praktika auch Ersatz für fehlende Ausbildungsgänge. Die dürfen deshalb auch schon mal länger dauern und ruhig weniger kosten – schließlich würden die Praktikanten ja auch nicht richtig arbeiten. | Foto © cinearte, Thomas Thieme

Wie viel ist Arbeit wert? Kaum eine Diskussion ist in den vergangenen Jahren so leidenschaftlich geführt worden wie die um eine angemessene Bezahlung. Der Mindestlohn war Thema in mehreren Wahlkämpfen und spaltet noch heute die Meinung der Großen Koalition. Gleichwohl hat die Bundesregierung nun einen Gesetzentwurf vorgelegt: Ab dem  1. Januar 2015 soll ein Mindestlohn von brutto 8,50 Euro je Zeitstunde gelten.

Und sogleich regt sich Widerstand. Die Produzentenallianz, der mit rund 220 Mitgliedern der Großteil der deutschen Film- und Fernsehproduktionsfirmen angehört, verlangte eine Sonderregelung: »Filmwirtschaft braucht für Praktikanten Ausnahmen vom Mindestlohn«, hatte der Interessenverband eine Stellungnahme vom 20. Mai übertitelt. Weiterlesen

Alles eine Frage der Einstellung: Mit Produktionen aus dem eigenen Land sind Publikum wie Kritiker besonders streng. Oder schauen erst gar nicht mehr hin. Das Historiendrama „Pool“ etwa hatte nicht mal 130.000 Besucher im Kino. | Foto © Piffl Medien

Wer sein Kind liebt, der züchtigt es“, glaubt nicht nur die Bibel: „Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn, wer ihn liebt, nimmt ihn früh in Zucht.“ Heutige Pädagogen mögen da schwerste Bedenken äußen, doch wer  als deutscher Filmkritiker etwas auf sich hält, der ist mit dem deutschen Film besonders streng und sagt Sätze wie „Ich ertrage höchstens drei deutsche Filme am Stück”, wenn er auf der Berlinale mit Kollegen am Nebentisch fachsimpelt. Man kann aber ebenso gut die Kritiken, Blogs und Kommentare zu einem beliebigen deutschen Film nachschlagen – irgendwo findet sich garantiert der Vergleich „für einen deutschen Film …“

… wirklich gelungen,

… ungewöhnlich lustig und realistisch,

… erfrischend anders und unkonventionell,

… besonders.

Was man umkehrschließen kann, um zu wissen, was der Deutsche Film anscheinend sonst so sei.

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13 Filme starten im Durchschnitt jeden Donnerstag in den deutschen Kinos. Die kleinste Teil ist abseits der großen Städte zu sehen – da wo der größte Teil des potenziellen Publikums lebt. | Foto © cinearte

Die vergangenen Weihnachtsfeiertage verbrachte ich in meinem alten Heimatort im Rhein-Main-Gebiet. Größere Städte sind da in etwas mehr als einer halben Stunde mit dem Auto zu erreichen. Doch auch was dazwischen liegt, bietet einiges an Unterhaltungs-Infrastruktur, bei der Filmförderungsanstalt das Herz aufgehen sollte: Allein vier Kinos gibt es im Umkreis von zehn Autominuten, eigenständige Unternehmen mit ein bis drei Sälen. Aber alle zeigten sie dasselbe: „Der Medicus“ und die zweite Folge der „Tribute von Panem“. Weiterlesen

Vorher – nachher: Als „Schutzengel“ blieb Til Schweiger unter seinen Erwartungen, im „Tatort“ begeisterte er mit Action. Selbst das beliebteste Genre der Deutschen blüht nur im Biotop der Mattscheibe. Für die übrigen sieht es noch trostloser aus. | Fotos © Warner Brothers, NDR

In der vorigen Folge hatte ich das Star-Tum am Beispiel unseres publikumsmagnetischsten Schauspielers erklärt und besungen und werde dafür vermutlich ebenso viel Freude verbreiten und Häme ernten wie der. Dass Til Schweiger es nicht so leicht hat auf den Filmseiten, die höchste Ansprüche an die Filmkunst erheben, ist bekannt. Ebenso, dass das Publikum das völlig anders sieht.

Freilich nur, solange Til Schweiger sich selbst nicht so ernst nimmt. Weiterlesen

Was macht einen Star aus? An der Aussprache kann’s nicht liegen, wohl eher an der Ausstrahlung. Teil zwei unserer Schnitzeljagd durchs Deutsche Kino. | Fotos © WDR/NDR, Montage: cinearte

1997 kam „Knockin’ on Heaven’s Door” in die Kinos. Ein Taxifahrer hatte Til Schweiger ein Drehbuch in die Hand gedrückt, und der war so begeistert, dass die beiden einen Film machten. So ging die Produktionslegende, die gerne weiterverbreitet wurde, weil man sich so ungefähr ja auch gerne das Filmemachen vorstellt … In diesem Falle scheint es tatsächlich so gewesen sein, freilich verfilmten die beiden ein anderes Drehbuch als das In-die-Hand-gedrückte, denn der Taxifahrer hatte noch viele weitere fertige Bücher in seiner Schublade, unter anderem eben das lustige Gangster-Buddy-Roadmovie „Knockin’ on Heaven’s Door”.

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Geht’s dem Deutschen Film nun gut oder schlecht? Und warum? Die große Antwort haben wir auch nicht, aber viele kleine Ahnungen – und starten eine kleine Serie. | Foto © cinearte

In den vergangenen Wochen ist wieder eifrig um Sinn und Unsinn der deutschen Filmförderung diskutiert worden, auch an dieser Stelle, wo demnächst noch mehr dazu zu lesen sein wird, und oft schwingt in den wohlformulierten und fundierten Meinungen das Urteil mit: Das Fördersystem ist schuld, dass es dem Deutschen Film so schlecht geht!

Nun bin ich gerne dabei, auf Filmförderungen einzuhauen. Nicht, weil mir manche Entscheidungen nicht gefallen – „was auch immer man macht, irgendjemand findet det immer falsch“, hatte schon Rio Reiser erkannt. Sondern weil ich Subventionen generell für bedenklich halte, wo gewirtschaftet werden soll.

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Stefan Zweig trifft Tim und Struppi: „The Grand Budapest Hotel“ ist eine irre Hommage an das alte Mitteleuropa, wie sie das Kino noch nicht erlebt hat. Da musste erst ein Texaner kommen, um zu zeigen wie das geht… Foto © 20th Century Fox

Die Berlinale hat ihre Bären verteilt, und wie immer sind solche Entscheidungen erstens auch Geschmackssache, zweitens meist das Ergebnis langer Diskussionen und schwerer Gedanken und drittens neigen die Jurys in Berlin meist zu Werken exotischerer Art beziehungsweise aus exotischeren Filmländern, wie das Festival selbst gerne vom Weltkino träumt. Weshalb man darüber auch gar nicht diskutieren soll. Am Gewinner des „Goldenen Bären“ gibt’s wohl heuer auch nichts auszusetzen – und man merkt an dieser Formulierung: Yinan Diaos Serienmörder-Krimi aus China ist einer der wenigen Wettbewerbsbeiträge, die ich nicht gesehen habe, weshalb ich erst recht nichts dazu sage.Will ich auch nicht, weil ich schon auf den „Silbernen Bären“ blickte, den „Großen Preis der Jury“, den Eröffnungsfilm des Festivals, dem ich gute Chancen auf noch mehr eingeräumt hätte, zugleich aber doch nicht, weil er doch zu locker und fröhlich daherkommt für eine mittlerweile staatstragende Veranstaltung wie die Berliner Festspiele. Und schon mutmaße ich, ob es den Juroren nicht vielleicht ebenso ging, und ihr „Großer Preis“ sowas ist wie die Geheimauszeichnung für den Film, den sie sich dann später zu Hause doch ein bisschen lieber nochmal angucken als all die anderen …

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Als wär’s ein Gemälde von Goya oder Lucian Freud: In „Paradies: Liebe“ sind Bezüge zur bildenden Kunst nicht zu übersehen. Es sei denn, die Filmkritik hat anderes im Blick. | Foto © Neue Visionen

Filmkritik ist wichtig, meint die MFG Filmförderung Baden-Württemberg. Weil sie im Idealfall Orientierung bietet und zu verstehen hilft, was man da gerade gesehen (oder übersehen) hat, oder gar wie das alles im großen Ganzen des wirklichen Lebens einzuordnen sei. Da gehen die Meinungen bekanntlich manchmal auseinander. Filmkritiker folgen mitunter auch ihrem Geschmack, ihren Vorlieben und dem Urteil bekannterer Kollegen, so dass man sich schon mal 124 Minuten lang prächtig langweilen kann, weil man gerade dem falschen Hype aufgesessen ist. Andererseits: Wer mag sich schon allein auf die Werbetextchen verlassen, die immer mehr Illustrierte von den Mitteilungen der Verleihfirmen abtippen und das dann Kinotip nennen? Weiterlesen

Kein Geheimnis: „Paradies: Glaube“ erhält in drei Wochen den „Europäischen Filmpreis“ fürs beste Sounddesign. Auch fünf weitere Einzelleistungen wurden schon vorher verraten – angeblich ist das gut für die Filmkünste. | Foto © EFA

Der „Europäische Filmpreis“ wird zwar erst einen Tag nach Nikolaus verliehen, aber ein paar Gewinner kann man ja ruhig schon vorher verraten – würde ja sonst allzu spannend, die ganze Angelegenheit. Und außerdem geht’s hier um Gewerke, mit denen eh kaum einer was anfangen kann, mag sich die Europäische Filmakademie gedacht haben. Anders kann ich es mir einfach nicht erklären, warum sie schon Ende Oktober die Auszeichnungen für Kamera, Schnitt, Szenen- und Kostümbild, Filmmusik und Sounddesign bekannt gab – sechs Wochen vor der Preisgala am 7. Dezember in Berlin. Nur auf Regie, Drehbuch und Schauspiel dürfen wir weiterhin gespannt sein.

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Wenn die Kunst wichtiger wird als die Botschaft: Das Programm zur neuen „Biennale des bewegten Bildes“ ist so schön gestaltet, dass sich keiner mehr zurecht findet. | Screenshot

Genau zwei Jahre ist es her, dass in Frankfurt zum letzten Mal die „Edit“ tagte. Was viele nicht so schlimm fanden, weil sie die Bankenstadt eh nicht für einen Medienstandort hielten (was man bei drei Tageszeitungen, etlicher Magazine und Buchverlage, einem Fernseh- und mehreren Radiosendern an anderer Stelle auch mal diskutieren könnte), ich aber doch bisschen bedauerte. Weil, nach 13 Jahren, das „Filmmaker’s Festival“ endlich auf dem richtigen Weg schien, dieses Versprechen einzulösen: Ein Kongress der Filmkünste in ihrer gesamten Bandbreite – umfassender als die auf digitale Effekte und Postproduktion spezialisierte FMX, gründlicher und praxisnäher als die Medientage, die die „richtigen“ Medienstandorte alljährlich für viel Geld veranstalten, um vornehmlich doch nur Funktionäre und Theoretiker im luftleeren Raum über vermeintliche Trends diskutieren zu lassen. Kurz: Die Edit stellte am Ende etwas ziemlich Einzigartiges dar, nicht nur in Deutschland. Leider aber war sie glücklos: „Den Namen ,Edit‘ kannte kein Mensch“, klagte Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann im vorigen Jahr. Vielleicht hätte die Veranstaltung ja nur noch ein paar Jahre gebraucht, wer weiß das schon. Doch jeder Jahrgang der Edit kostete rund eine Million Euro, die das Land Hessen zu gut drei Vierteln finanzierte, da war es dem Rechnungshof und dem zuständigen Ministerium irgendwann zu viel – nach der Ausgabe von 2011 kam das Aus.

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Wenn die Wirklichkeit die Fantasie überholt, liegt das auch daran, dass ihr die Fantasie voraus war. Mitunter mehr als 20 Jahre: 1992 warnte die Gaunerkomödie „Sneakers“ schon vor all dem, was uns heute im Datenverkehr Sorgen macht. Man musste nur richtig hinsehen. | Foto © Universal

Über Edward Joseph Snowden, die NSA und was man mit Internet und Mobilfunk so alles anstellen kann, brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben, hat ja hier auch nichts zu suchen in einem Blog zum Filmschaffen … Es sei denn, der Fall zeigte, wie die Kunst mal wieder der Wirklichkeit voraus war, was damals nur keiner merkte oder merken wollte und das offenbar noch immer nicht tut. Zeit also für einen kleinen verschwörungstheoretischen Filmtipp am 11. September:
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