Systemsprenger im Wilden Westen: Helena Zengel spielt in „Neues aus der Welt“ an der Seite von Tom Hanks – und ist prompt für einen „Golden Globe“ nominiert. | Foto © Bruce W. Talamon/Universal

Fehlende Opposition und die Pandemie der Politik: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 102.

 

„Eine Pandemie bekämpft man mit Ehrlichkeit.“
Albert Camus

„Für immer nur drin in der Bude/
Forever alone/ forever at home/
Die Flasche Wein steht unterm Tisch/
Vorm Ofen hockt das Huhn/
Gardine zu und Musik an/
Um neun Uhr Augen zu.“
Helge Schneider

„Stichhaltig? – Wir bewegen uns ja in einem Bereich, wo Stichhaltigkeit gleich wissenschaftliche Erkenntnis nicht auf dem Tisch liegt, sondern wir erleben immer wieder neue Spekulationen, die auch mit Angst zu tun haben, mit Chancen zu tun haben, mit Sicherheit zu tun haben. Das ist so eine bunte Mischung, wo es anscheinend dazu gehört, den Politiker gegenüber am Tisch zu überraschen, um eigene Ziele zu erreichen. Dass wir in der Politik wie in der Bevölkerung Personengruppen haben, die sich mehr auf die Sicherheit konzentrieren, und andere Personengruppen haben, die sich auch auf die Öffnung konzentrieren, das steht ja fest.“
Christof Rasche, FDP-Politiker

 

Gehorsam ist die Tugend der Diener. Ungehorsam ist die Tugend des freien Menschen. „Niemanden zum Gehorsam verpflichtet.“ – das machte den Unterschied aus? 

Und heute? Freiwillige Unterwerfung und Selbstversklavung allerorten. Angefangen mit den Algorithmen der Konzerne.

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Das Virus ist immer noch da. Die „Gedanken in der Pandemie“ kreisen weiter. | Foto © BR

„Individuals have rights, and there are things, no person or group may do to them without violating their rights.“
Robert Nozick : „Anarchy State and Utopia“. 

„Was passiert, nicht etwa wenn die Dystopie stattfindet, sondern wenn sie nicht stattfindet?“
Don de Lillo

 

Hurra! Hurra, der Pumuckel ist wieder da, hurra, hurra … – auch der Blog ist wieder da, nicht ganz so wie sonst, sondern vorläufig erstmal wieder nur einmal pro Woche. Besser als nichts. Aber diese Texte werden eine andere Form haben. Denn die Gedanken in der Pandemie sind natürlich immer da, so wie die Pandemie selbst. 

Dieser Blog wird also noch eine etwas andere Form bekommen müssen, mehr Medienbeobachtung … 

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„Ist das Leben nicht schön?“ (USA 1946). | FOTO © RKO

Futter für den Winterschlaf: Meine ungeschriebenen Pandemie-Gedanken und endlich mal das Positive: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 100.

„Wenn nicht ich für mich bin, wer ist dann für mich?
Wenn ich nur für mich bin, was bin ich dann?
Wenn nicht jetzt – wann sonst?“
Talmud

„Gibt es vielleicht außer dem angeborenen Wunsch nach Freiheit auch eine instinktive Sehnsucht nach Unterwerfung?“
Erich Fromm, Die Furcht vor der Freiheit 

„Im Zweifel für den Zweifel/ Das Zaudern und den Zorn/ Im Zweifel fürs Zerreißen/ Der eigenen Uniform
Im Zweifel für den Zweifel/ Und für die Pubertät/ Im Zweifel gegen Zweisamkeit/ Und Normativität/
Im Zweifel für den Zweifel/ Und gegen allen Zwang/ Im Zweifel für den Teufel/ Und den zügellosen Drang/
Im Zweifel für die Bitterkeit/ Und meine heißen Tränen/ Bleiern wird mir meine Zeit/ Und doch muss ich erwähnen/
Im Zweifel für Ziellosigkeit/ Ihr Menschen, hört mich rufen/ Im Zweifel für Zerwürfnisse/ Und für die Zwischenstufen.“
Tocotronic/Dirk von Lowtzow 

 

„Die Freiheit die ich meine/ kommt nicht von alleine“ – der alte Spontispruch soll am Anfang der hundertsten Ausgabe unserer „Gedanken in der Pandemie“ stehen, die auch ein Ende sind. Denn mit der heutigen Ausgabe gehen wir in den Winterschlaf. 

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Wenn Drosten recht hat, sollte man sich nicht zu viele Hoffnungen fürs Neue Jahr machen.

Ich bin nicht tot, ich rieche nur komisch: Leben im Lockdown: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 99.

„Berauben wir den Tod seiner Unheimlichkeit, pflegen wir Umgang mit ihm, gewöhnen wir uns an ihn, bedenken wir nichts so oft wie ihn!
Philosophieren heißt sterben lernen.“ 
Montaigne 

„Das Schöne an der Intensivstation ist das Spannungsfeld zwischen Leben, Sterben und Tod.“
Hubert Messner

Wir müssen sterben lernen. Gerade wenn der Tod der Feind ist, den wir bekämpfen und nie akzeptieren wollen, müssen wir den Umgang mit ihm üben. Wir müssen ihn kennen wie jeden Gegner. 

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Einen Fehler möchte ich gern aber gleich zu Beginn korrigieren: Regen liegt am Rand des Bayrischen Waldes, nicht nahe dem Allgäu. An den hohen Infektionszahlen ändert das freilich nichts, auch wenn Regen inzwischen im Corona-Ticker des BR nicht mehr deutschlandweiter Spitzenreiter ist. Zwar ist der Inzidenzwert auch dort weiter gestiegen: Aber 617,5 reicht nur für Platz 2. Auf dem ersten Rang liegt jetzt der Landkreis Bautzen in Sachsen mit 631,2. Auf dem dritten Platz der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit 600,2. 

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Gerührt, nicht geschüttelt: Mit seinen Romanen prägte John Le Carré den Spionagefilm wie kein anderer. Statt Martinis im Smoking beschrieb er moralische Grautöne wie in „Verräter wie wir“. Am Samstag ist er im Alter von 89 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben. | Foto © Studiocanal

Verräter wie wir: Die nur dröge Verwaltung der Katastrophe: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 98.

„Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: eine, die sie predigt, aber nicht anwendet – und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt.“
Bertrand Russel

 

John Le Carré ist gestorben. Desillusionierung und moralische Grautöne konnte man von ihm lernen. Neben vielen guten Büchern bleiben tolle Verfilmungen und wunderbare Interviews. 

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Sie ist die unbekannteste Schriftstellerin Brasiliens, aber eine der besten des 20. Jahrhunderts: Clarice Lispector. Allein dieser Name macht Lust, die Romane und Geschichten zu lesen, die gerade wieder in Neuübersetzungen erschienen sind. Bis zum Freitag kann man im Deutschlandfunk die „Lange Nacht“ über Lispector hören, die auch viel über Brasiliens Geschichte erzählt. 

Überhaupt Brasilien! „Gute Manieren“ heißt einer der interessantesten basilianischen Filme der letzten Jahre, der gerade in der Arte-Mediathek zu sehen ist. 

Tropische Gedanken können im Lockdown nur helfen. 

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Jetzt auf Netflix: „Mank“ von David Fincher erzählt seine Version der Vorgeschichte von „Citizen Kane“. Sie ist nicht schmeichelhaft für Orson Welles. | Foto © Netflix

Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten? Der Verdacht ist unter Verdacht und die chinesische Lösung rückt näher. Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 97.

„In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod.“
Alexander Kluge

„Man kann sich auch darauf verständigen, dass man gewisse Risiken bewusst eingeht. Dieser Aspekt kommt mir gerade zu kurz.“
Svenja Flaßpöhler, Philosophin

„Nehmen Sie denn nichts ernst?“ – „Nur Lustiges“
aus: „Mank“ von David Fincher

 

Corona, Corona, Corona, Lockdown, Lockdown, Lockdown, härter, härter, härter – das Mantra des öffentlichen Diskurses wird zunehmend stupider. Vielleicht ist ja das bereits eine Folge des Lockdown. 

Und gar nicht so wenige Leute zeigen jetzt gerade ihre unsympatischen Seiten – andere würden vielleicht auch sagen, ihr wahres Gesicht. Oder der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat unter seiner Mund-Nasen-Maske zuletzt einfach nicht genug Luft bekommen, dass er sich zu Äußerungen hinreißen lässt, wie der, dass nun „ganz andere, ganz klare, autoritäre Maßnahmen des Staates“ nötig seien.

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Wie das Virus sich in Innenräumen verbreitet, zeigt eine Animation der spanischen Tageszeitung „El País“. | Screenshot

Morgen Kinder wird’s was geben: Mindeststandards der Kommunikation, aber die Pandemie kennt kein Weihnachten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 96.

„Ich glaube an die Kraft der Aufklärung. Dass Europa heute da steht, wo es steht, hat es der Aufklärung zu verdanken und dem Glauben daran, dass es wissenschaftliche Ergebnisse gibt, die real sind und an die man sich besser halten soll.“
Angela Merkel im Bundestag, 9. Dezember 2020

„Es geht hier nicht um Weihnachten, es geht um langfristig niedrige Fallzahlen. Die Pandemie kennt kein Weihnachten.“
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe 

 

Tolle Animationen zu Varianten der Virusverbreitung bei den Kollegen der spanischen „El País“. In der englischen Ausgabe können alle auch den Text dazu lesen. Der, der die Animation macht, heißt übrigens Luís Almodóvar. Ob er mit dem Regisseur verwandt ist?

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caption=“Oh-oh! Der Lockdown wird verlängert. Hier ist unser Weihnachtsfilmtipp, passend zum Zitat des Tages. | Foto © 20th Century Fox“

Optimisten und Polizisten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 95.

„You better watch out/ You better not cry/ You better not pout/ I’m telling you why
Santa Claus is coming to town
He’s making a list,/ He’s checking it twice,/ He’s gonna find out who’s naughty or nice
Santa Claus is coming to town
He sees you when you’re sleeping/ And he knows when you’re awake/ He knows if you’ve been bad or good/ So be good for goodness sake…“

1932 von John Frederick Coots zu einem Text von Haven Gillespie 

Ja, wer kriegt denn nun den Impstoff? Als erstes? Das ist die zweite Frage, denn die erste ist, ob es denn überhaupt einen Impfstoff gibt? Vor Ostern, meine ich. 

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Risikogruppen – sagt man immer so. Vieles spricht dafür. Und dann erst das Klinik- und Pflegepersonal. Aber warum nicht umgekehrt: Erst die Leute, die noch gesund sind und sich dauernd mit Kranken auseinandersetzen müssen. Sind sie nicht noch gefährdeter, als die Risikogruppen? Und dann: Wenn es stimmt das junge gesunde Menschen „Superspreader“ sind, warum sollen sie nicht zuerst Impfstoff bekommen um das dann nicht mehr sein zu können? 

Aber diese Frage wirft uns natürlich auf das nächste Problem: Was heißt es eigentlich, geimpft zu sein? Bedeutet es dass man dann auch andere nicht mehr anstecken kann? Oder bedeutet es nur, dass man selber nicht krank werden kann? Fragen über Fragen. 

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Ein Videotipp zum Wochenende: Die neue Staffel von„Wolfsland“ lief gerade in der Mediathek an. | Foto © MDR/Molina Film/Steffen Junghans


Die Kunst der Abwägung: Warum nicht ein kalkuliertes Risiko aushalten? Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 94.

„Wir sind an einer Phase zwischen halb schlimm und schlimm.“
Jochen A. Werner, Mediziner 

„Ich glaube einfach nicht, dass man nur durch Lockdown-Maßnahmen das auf Ewigkeiten wird bekämpfen können. […] Ich kann mir das nicht vorstellen. Durch einen immer härteren Lockdown wird man vorübergehend selbstverständlich die Neuinfektionszahlen runter bekommen. […] Aber man wird irgendwann auch wieder öffnen, und sobald man öffnet, wird dann auch das epidemische Geschehen wieder zunehmen. Das ist so, keine Frage.“
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer

 

Corona macht keine Weihnachtsferien. Nur der Weihnachtsmann. Und offenbar die EU. 

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Anders gesagt: Warum kriegen die Briten es mit der Corona-Impfstoffzulassung in wenigen Tagen hin, während die europäischen Behörden einige Wochen dafür brauchen? Sind die Briten etwa weniger vorsichtig? Darauf im DLF angesprochen, windet sich die grüne Europa-Abgeordnete Jutta Paulus heraus: „Das weiß ich nicht.“ 

Wenn aber die Briten nicht weniger vorsichtig sind, dann sind die europäischen Behörden zu langsam. 

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Die Große Koalition plant gerade eine Steuerpauschale für das Arbeiten im Home Office. Im Gespräch sind fünf Euro pro Tag (Szenenfoto aus „Adaptation“). | Foto © Columbia Tri Star

Corona trifft alle, nur nicht die Bürokraten: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 93.

„Never waste a crisis!“
Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitales am 1. Dezember 2020

 

Warum gibt es eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff in Großbritannien, wo ab sofort mit dem Impfen begonnen wird, aber nicht in der Europäischen Union oder wenigstens in Deutschland? Dies ist nur das neueste für die Überregulierung unserer Verhältnisse, und für unser übermäßiges Sicherheitsdenken. Es muss ja niemand gezwungen werden, sich impfen zu lassen, aber wer es möchte, der darf es doch dürfen.

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Zu Fernsehzeiten wär’s ein Straßenfeger gewesen: „The Crown“, auf Netflix. | Foto © Netflix

Und kauft besser beim Händler um die Ecke: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 92.

Ein nicht mehr ganz junger Mann, der immer nur falsche Entscheidungen trifft, und nicht einmal von seinen Eltern geliebt wird. Weil er alle Chancen vergeigt, die er bekommt. Und ein naives junges Mädchen, das fast noch ein Kind ist, als es seinen Märchenprinzen trifft. Dem dann, als dieser sich schnell als Frosch entpuppt, der Mut fehlt, und vielleicht auch die Intelligenz, im richtigen Moment noch abzuspringen von dem Schlitten, der sie in ihr Unglück führt …

Wir alle kennen diese Geschichte vom Prinz und dem Mädchen, vom traurigen Charles und der unglücklichen Diana Spencer. Jetzt wird sie noch einmal erzählt, in der vierten Staffel der Serie „The Crown“, die seit gut zwei Wochen auf Netflix verfügbar ist. Ganz Großbritannien streitet nun, was dran ist, an den Facetten und Innenansichten, um die das Bekannte bereichert wurde. Gute Recherche der Autoren oder ihre blühende Phantasie? Der Reiz dieser Serie liegt genau hier: Dass Zeitgeschichte nacherzählt wird,  aber um Details und Szenen ausstaffiert, die ausgedacht sein müssen, weil bei ihnen nur die handelnden Personen selbst dabei waren. 

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„Wenn du das Spielfeld betrittst, wird das Leben unwichtig; die Probleme werden unwichtig; alles wird unwichtig“, meinte Diego Maradona. | Screenshot

Heimweg des Genies, Auswege im Lockdown-Wahnsinn und der deutsche Clasico: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 91.

„Wenn es einen Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch einen Möglichkeitssinn geben.“
Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften

„Wenn du das Spielfeld betrittst, wird das Leben unwichtig; die Probleme werden unwichtig; alles wird unwichtig.“
Diego Armando Maradona

 

So wichtig alles andere sein mag (ja: Corona; jaaa: die vielen Kranken; meinetwegen auch: Merkel), aber es ist schon klar: Heute muss ich erstmal über die „Hand Gottes“ schreiben: Diego Armando Maradona. Der beste Fußballer der Welt. Besser als Pele, als Kaiser Franz, und als Messi. Leider ist er am Mittwoch viel zu früh gestorben. Als ich die Nachricht gehört habe, kamen mir die Tränen. Maradona war enigmatisch, ein cooler Typ, witzig und genial als Fußballer, kindisch und überfordert im Leben. „Er hat ja alles im Leben falsch gemacht – außer Fußballspielen.“ resümiert Marcel Reif in seinem „Bild“-Vlog. 

So wenig Fußball etwas ist, was das Kino erfassen kann, so sehr gab sich das Kino doch im Fall von Maradona immer wieder Mühe. Vielleicht weil bei ihm Fußball Schicksal war, Transzendenz, Götternähe, jedenfalls Oper, Drama, ganz großes Kino. 

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Wenigstens Weihnachten scheint gerettet. Zwischen den Jahren soll es eine kurze Lockerung im Lockdown geben. | Screenshot

Künstliche Dreckseen, Schwermetalle, Legionen Krebskranker: Auch jenseits Corona ist die Welt nicht in Ordnung: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 90.

„People like to say, ’What do you mean exactly?’ I would answer, ’I mean, but not exactly.’“
Jean-Luc Godard, 1996

„Um etwas Sauberes herzustellen, muss man immer irgendetwas verschmutzen.“
Pierre Bihouix, Institut Momentum

 

Skepsis und kritische Prüfung sind wichtige Elemente von Machtkontrolle. Seit den 50er Jahren sind deutsche Bürger dazu erzogen worden; bereits in Schule. Und man darf hoffen, dass sich dies in der Corona-Krise nicht dadurch ändert, das auch diese Mittel – wie alle anderen – von Vollidioten missbraucht werden.

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Der fehlende Weitblick klingt natürlich gleich besser, wenn man ihn als „Fahren auf Sicht“ bezeichnet. 

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Zu einer „geheimen Massenhochzeit“ versammelten sich neulich 7.000 orthodoxe Juden in Brooklyn – angeblich ohne Maske. Das Ganze kam raus, weil ein Film der Feier im Internet kursiert. | Screenshot

Was sinkt, ist die Laune und die Unterstützung der Bürger: Ödipus im Lockdown, Tischlein-deck-dich und die Pappenheimer von der SPD: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 89.

Wär’ das nicht toll: Ein Raum in der Lockdown-Wohnung, der einfach alle Wünsche erfüllt: Das passiert den Hauptfiguren von Christian Volckmanns „The Room“, den jetzt Weltkino als VoD zeigt und auf DVD/BD herausbringt.

Es ist nicht klar, warum das so ist, es ist einfach so gesetzt: Das alte Märchenmotiv der unendlichen Wunscherfüllung, des Tischlein-deck-Dich ereignet sich, und das etwas schmuddelige Zimmer spuckt echte Van-Goghs genauso aus, wie Top-Champagner. Gerade zu Beginn der Geschichte ist diese Wunscherfüllung auch ein bisschen eine Bebilderung des gegenwärtigen Unbewussten in seiner vulgärsten Form: Sie trägt sündteure Unterwäsche direkt aus dem Lingerie-Fetisch-Clip, er trägt dazu dann das knallrote Livree eines Hotel-Pagen. Rollenspielchen, Pornofantasien. Dazu dann Dekadenz: Man schüttet sich Champagner übers Gesicht, wälzt sich auf Kaviar … 

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Corona und die Grundrechte war auch Thema für die „Kulturzeit“ auf 3sat. | Screenshot

Souverän ist nicht Angela Merkel, sondern das Parlament: Die Regeln von Demokratie und Rechtsstaat: Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 88.

„Es ist wirklich widerlich und ekelhaft, wenn der berechtigte Protest gegen Grundrechtseinschränkungen auf diese Art und Weise braun kontaminiert wird.“
Heribert Prantl, in: „Kulturzeit“, 3sat vom 19.11.2020

„Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit.“
Montaigne 

 

Unsere „Corona“-Situation ist eine Situation der totalen Verunsicherung. Vieles ist nicht mehr verbindlich. Aber dies bedeutet ja auch eine Situation der totalen Freiheit. Warum können wir es nicht so ansehen?

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Der Ton wird weiter schärfer: Wir gegen die. Die gegen uns. Zwischentöne sind nicht vernehmbar. „Wir müssen aufpassen dass diese Corona Krise die schon so viele Tote gefordert hat, nicht zu einer schleichenden Demokratiekrise wird.“ Dies sagte Jan Korte, der parlamentarische Geschäftsführer der Linken am Mittwoch im Bundestag. 

Aus Diskussion wird Dauer-Empörung. So wie das in den USA schon lange stattfindet. Es ist die grundsätzliche Emotionalisierung des politischen Diskurses, die hier anzugreifen ist.

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