Die Filmwelt hat strenge Hierarchien – was Machtmissbrauch begünstigt. Die beschränkt sich nicht allein auf Belästigungen und Übergriffe. In Österreich haben Filmschaffenden-Verbände und Produzenten eine gemeinsame Anlaufstelle installiert. | Foto © RKO

Die Filmwelt hat strenge Hierarchien – was Machtmissbrauch begünstigt. Die beschränkt sich nicht allein auf Belästigungen und Übergriffe. In Österreich haben Filmschaffenden-Verbände und Produzenten eine gemeinsame Anlaufstelle installiert. | Foto © RKO

Als die Me-Too-Bewegung durch den Harvey-Weinstein-Skandal die breite Öffentlichkeit erreichte, entstand auf einmal ein Bewusstsein für die sexuellen Übergriffe, denen viele Frauen aus allen Schichten und in allen Berufsgruppen der Gesellschaft häufig, um nicht zu sagen permanent ausgeliefert sind.

Während sich die Wirkung sehr rasch medial verbreitete, diskutierten wir den Fall natürlich auch auf unseren Sets, in unseren Verbänden und in unseren Gremien und verfolgten die Entwicklungen aufmerksam. Allen, die zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Jahre beim Film arbeiteten, war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich auch im deutschsprachigen Raum Frauen zu Wort melden würden, die über sexuelle Übergriffe, denen sie ausgeliefert waren, öffentlich berichten würden.

Und viele von uns wissen, dass es mit dem Fall Dieter Wedel keineswegs getan sein wird. Wir sollten uns nichts vormachen: Während die Öffentlichkeit gebannt die unglaublichen Enthüllungen aus den Hinterzimmern der Traumfabriken verschlingt, beobachten andere sehr genau, wer wann wozu schweigt. 

Weiterlesen

pablo (5)

Ich habe 2013/14 einen Film über die europäische Flüchtlingspolitik gemacht, nicht nur als Regisseur, sondern auch als Produzent, der ORF hat mit ca. 20% koproduziert und gemäß des dadurch bestehenden Vertrages wurde der Film auch in ORF2 ausgestrahlt. Um den von mir persönlich eingebrachten Produktionskostenanteil abzudecken, haben wir den Film auch anderweitig verkauft und zum Streaming über eine Plattform angeboten, die es uns ermöglichte, konform zu unseren Verträgen einen kleinen Geldbetrag dafür einzuheben.

UPLOADFILTER
Am Tag nach der Erstausstrahlung fand ich den Film inklusive ORF Senderkennung auf Youtube, hochgeladen von einer politisch aktiven Userin, die ohne jede böse Absicht den Film toll und sehenswert fand und ihren »Followern« zeigen wollte. Ich habe mich also schweren Herzens hingesetzt, und Youtube und einigen anderen illegalen Streaming – Plattformen geschrieben, auf denen der Film aufgetaucht war, mich als Rechteinhaber ausgewiesen und erreicht, dass der Film nach ca. einer Woche offline gestellt wurde. Eine Wochen Schaden! Bei der Ausstrahlung durch andere Sender ging das ganze Spiel von vorne los. Ein Aufwand, der schon bei einem einzigen Film die Kapazitäten einer kleinen Firma wie der unseren vollkommen übersteigt. War ich also ein Uploadfilter? Weiterlesen

8stundentag

Film ist ohne flexible Arbeitszeit nicht möglich. Wer zum Film geht, entscheidet sich für Flexibilität. Die meisten von uns wollen auf diese Flexibilität nicht verzichten, sie wollen aber auch nicht dafür bestraft werden. In unserer Branche wurden in den letzten Jahrzehnten gravierende Fehler gemacht, nicht absichtlich, sondern aus Mangel an Erfahrung, vielleicht auch aus Leichtsinn. Fehler, die nicht wiederholt werden müssen.

1. Die Ausnahme wird die Regel.
Anfang der 1980er Jahre haben die Sozialpartner Regeln für flexible Arbeitszeiten im Kollektivvertrag für Filmschaffende festgeschrieben. Neben der 40 Stunden Woche (5×8 Stunden) kann eine 60 Stunden Woche angesetzt werden (von Freiwilligkeit keine Rede), in der die Arbeitszeit vom Produzenten zwischen Montag und Samstag in 5×12 oder 6×10 Stunden aufgeteilt werden kann. Was als Ausnahme gedacht war, wurde zur Regel. Dass bei dieser 60 Stunden Woche die 41. bis zur 60. Arbeitsstunde um rund 25% geringer bezahlt wird, als die ersten 40 Stunden, ist absonderlich. In einem harten internationalen Wettbewerb kann es sich aber längst kein Produzent mehr leisten, verbilligte Arbeitszeit herzuschenken. Zu glauben, dass ein Arbeitnehmer in koordinierten Herstellungsprozessen frei über seine Arbeitszeit entscheiden könne, ist, mit Verlaub, kindisch. Weiterlesen