Förderpreis Schnitt: Famil Aghayev und Fabio Thieme 

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An der Montage hatten Famil Aghayev und der Regisseur und Drehbuchautor Fabio Thieme gemeinsam gearbeitet. Den „Förderpreis Schnitt“ für beide nahm der Editor alleine entgegen – Thieme musste arbeiten. | Foto © Juliane Guder/Edimotion

Beim Edimotion, dem Festival für Filmschnitt und Montagekunst, wurden vorige Woche in Köln die besten Arbeiten des Jahres in drei Kategorien ausgezeichnet. Wir sprachen mit den Preisträger*innen und beginnen die Interview-Reihe mit dem Kurzfilmpreis: Famil Aghayev und Fabio Thieme gewann für „Suite“ den „Förderpreis Schnitt“, die Fragen beantwortete Aghayev. 

„Suite“ ist als Mockumentary eine hybride Form zwischen den Gattungen Dokumentar- und Spielfilm. Wie habt Ihr in der Montage austariert, wie weit ihr in Richtung vermeintlicher dokumentarische Glaubwürdigkeit schneiden wollt, oder wie transparent Ihr das Spiel mit den Genres macht?

Wenn man einen Dokumentarfilm macht, achtet man stark auf diese Dinge, denke ich. Bei einer Mockumentary weniger. Für uns hat das eher ästhetisch eine Rolle gespielt – dass einfach gedreht wurde, ohne Farbeffekte. Für uns war einfach wichtig, dass es sowohl als Dokumentarfilm als auch als Spielfilm in der Wahrnehmung funktionieren würde.

Aber Ihr habt ja im Schnitt den Moment bewusst drin gelassen, als der Schauspieler in die Kamera fragt „war das jetzt gut so“ – das ist ja ein deutlicher Hinweis …

Ja, das passiert manchmal im Schnitt – man macht etwas und alle sagen, ja, genau, so muss es bleiben. Das war also erstmal keine ganz bewusste Entscheidung.

Der Titel hat unter anderem die Musikform „Suite“ als Doppelbedeutung zum Raum. Wie wichtig war das Musikalische für Eure Montage?

Besonders für Fabio war diese Bedeutung des Titels wichtig. Aber dass es musikalisch, in einem besonderen Rhythmus ist, das war für uns beide immer Ziel der Arbeit. Vor allem im Wechsel der Interviewteile und der inszenierten Bewegungen im Raum, den Dingen, die er alltäglich macht, haben wir rhythmisch mit Kreisbewegungen gearbeitet.
In der Beziehung ist Werner Herzog ein Vorbild für uns, übrigens auch im Spiel mit den Genres, auch seine Dokumentarfilme sind ja nicht reine Documentaries.

Wie viel Improvisation war im Material, das Ihr montiert habt?

Die Improvisation war nicht im Interviewtext, eher in der Tonalität, wie er es gemacht hat. Vor allem aber in den Bewegungen mit den Dingen im Raum. Wir wussten am Anfang nicht, wie absurd die Tonalität des Filmes werden soll. Bei ihm konnten wir dann sehr viel reinnehmen von seinen Angeboten.

Ihr habt unterschiedliche Stärken oder auch Lieblingsmontagetechniken, oder? Wie arbeitet Ihr beide zusammen?

Wenn man im Schnitt eine neue Idee hat, muss man die immer verteidigen – einfach machen und zeigen, dass es so besser ist. Wir streiten also öfter mal und das ist auch gut so – manchmal findet sich der Konsens erst nach einer Woche, aber das ist fruchtbar für den Film.

Wiederholung und Variation ist ein Prinzip Eurer Montage, das Spiel mit Dauer. Wolltet Ihr so bewusst die Komik steigern?

Man muss immer unterscheiden, was man selbst im Schnitt gerade zum x-ten Mal sieht und was andere dann eben zum ersten Mal sehen. Die Monotonie ist beim Sichten noch größer. Aber das Thema hat sich sogar im Spiel gespiegelt – der Schauspieler, der ja bewusst die monotonen Verrichtungen in der Wohnung machen musste, war nach einigen Takes dann selbst so davon erschöpft, dass er das im Interview verwertet hat, wo es als Improvisation anbietet „Ich will unbedingt einen Urlaub machen“. Das steigert dann natürlich die Absurdität.

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