Corona: Brancheninfo 94

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In einem Video-Appell erzählen Kulturschaffende von ihrer Lage im zweiten Lockdown. | Screenshot

Der Lockdown geht in die Verlängerung, am Mittwoch hatten sich Bund und Länder auch ohne Parlament geeinigt. Die Kurzfassung: Besser wird’s erstmal nicht, aber die Hilfen rollen endlich los.

Was Bund und Länder am Mittwoch beschlossen haben, fasst unter anderem der Deutschlandfunk im Überblick zusammen.
Immerhin: Die sogenannte „Novemberhilfe“ wird bis zum 20. Dezember verlängert, und Anträge für den November können schon seit Mittwoch endlich gestellt werden. Noch vor Ende des Monats (!) soll es erste (!) Abschlagszahlungen geben. Die Bundesregierung hat die Informationen zusammengefasst.
Mit den Novemberhilfen und wie sie berechnet werden, hatte sich noch am Dienstag „Der Tagesspiegel“ auseinandergesetzt.
Der BR erklärt mit einem FAQ, wie man an die Hilfe kommt.

In München bietet das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft ab  kommenden Montag eine telefonische Sprechstunde zu den aktuellen Hilfen: Sie bietet eine Orientierung zu den aktuellen und angekündigten Förderprogrammen von Bund und Land, „zum Beispiel zu aktuellen Fristen, Förderlogiken oder Verantwortlichkeiten.“ Individuelle Anträge können aber nicht betreut werden. Links und Erklärungen finden sich auch auf der Website.

 

Nach der Verlängerung des Teil-Lockdowns bis 20. Dezember hat SPIO-Präsident Thomas Negele neben den kulturellen auch wirtschaftspolitische Hilfestellungen für die Filmwirtschaft gefordert, meldet „Blickpunkt Film“. Viel mehr verrät der kurze Artikel nicht – abgesehen von einem verblüffenden Selbstbewusstsein an der Spitze der deutschen Filmwirtschaft. Die nämlich könne „in Zukunft entweder Hollywood-Importeur oder Exportchampion werden.“ Wohl aber nicht aus eigener Kraft, denn dafür sei die „Wirtschaftspolitik mit effektiven Hilfs- und Investitionsprogrammen“ gefordert, wird Negele zitiert.

Die Zahlen zu dieser steilen These liefert German Films, die Auslandsmarketingorganisation der deutschen Filmwirtschaft: 260 „majoritär deutsche Filme“ liefen im vorigen Jahr im Ausland – und das waren schon vor Corona weniger als im Jahr zuvor. „Majoritär deutsch“ heißt übrigens nicht, dass mehr als die Hälfte der Finanzierung von deutscher Seite kommt. Ausschlaggebend ist lediglich der größte Finanzierungsanteil. „Majoritär deutsch“ waren 2019 zum Beispiel die deutsch-französisch-dänisch-schwedische Koproduktion „The House that Jack Built“ von Lars von Trier oder die deutsch-britisch-us-amerikanische-Produktion „Niemandsland“ von James Kent. „Nahezu“ 11 Millionen Zuschauer*innen sahen solche „majoritär deutschen“ Filme außerhalb von Deutschland. Davon 1,6 Millionen allein in Österreich. In den USA und Kanada waren es 726.000.
Einen Vergleich zieht German Films ebenfalls: Entsprechende französische Filme hatten im Ausland 34 Millionen Zuschauer*innen – mehr als dreimal so viele als die deutschen.

 

Nur Corona-Pause oder letzter Vorhang? Der MDR sprach mit Kulturschaffenden in Sachsen über ihre Zukunft: „Die Vermutung liegt nahe, dass einige die lange Durststrecke nicht unbeschadet überstehen. Und wer von seinen ,Reserven’ leben kann, der wird sicherlich ein Anderer sein. Den werden andere Themen beschäftigen. Der wird vielleicht einen anderen Stil finden oder sich in einen krisensicheren Job gerettet haben.  Was heißt das aber für eine ohnehin fragende Gesellschaft, wenn die Impulse der Kreativwirtschaft auf der Strecke bleiben, wenn deren Engagement fehlt und kritische Fragen nicht gestellt werden?“ Die dreistündige Sendung ist auch auf Facebook zu sehen. 

Im Mai hatte die WTP International Filmproduktion ihre Erfahrungen im ersten Lockdown geschildert. Mit dem zweiten Lockdown folgt die Fortsetzung – „in der Hoffnung, dass es nicht noch mehr werden“, schreiben die Filmemacherinnen. In „Coronoia 2.0“ berichten Kulturschaffende acht Minuten lang über ihre aktuelle Situation.

Mit kreativen Programmtafeln machen Kinobetreiber ihrer Verzweiflung Luft. Die „BZ“ sammelte bereits Anfang des Monats Beispiele in Berlin.

 

Mit Hilfspakten und Sonderförderungen wird versucht, der Filmbranche und ihren Beschäftigten durch die Corona-Krise zu helfen. Doch die kurzfristige Intervention reicht nicht aus, meint die AG Filmfestival. Es brauche auch eine langfristige kulturpolitische Agenda. Und da wollen die 90 Festivals aller Größen und Sparten im Land mitreden. Schließlich gebe es mehr als 400 Filmfestivals in Deutschland, „die erheblich zur Verbreitung der Filmkultur und zum Erhalt der Kinokultur beitragen“, schrieb die AG gestern in einer Pressemitteilung. Überdies fordert sie „einen Strukturwandel im Bereich Kinokultur, die wesentlich von den Filmfestivals profitiert.“ Beinahe alle Filmfestivals hätten in den vergangenen Jahren einen „enormen Zuwachs an Publikum“ zu verzeichnen und „maßgeblich dazu beigetragen, das deutschlandweite Kinosterben in Stadt und Land abzubremsen und Kinokultur erlebbar zu halten.“ Die Corona-Krise werde weitere Lücken im Kinoangebot hinterlassen, was die Festivals noch umso wichtiger mache. Darum fordern sie:
# neben anderen Kultursparten gleichberechtigt in Gespräche über Strategien zur Wiederaufnahme kultureller Angebote einbezogen zu werden;
# eine „leistungsgerechte und transparente“ Förderstruktur, die auch die Festivals einzieht, die bisher nur gering gefördert würden:
# eine Berücksichtigung der Besuchszahlen von Filmfestivals in der Filmauswertung im Rahmen der Filmförderungsanstalt (FFA);
# Erhalt und Unterstützung von Festivalkinos und
# eine qualitativen Studie Struktur, Verbreitung und Wirkung der deutschen Filmfestivals: „Trotz einer ausdifferenzierten Filmfestivallandschaft von über 400 Filmfestivals in Deutschland wissen wir wenig über deren Struktur, Verbreitung und Wirkung. Es mangelt an fundierten Erkenntnissen, die Grundlage auch von kulturpolitischen Entscheidungen sein sollten.“ 

 

Mehr Diversität vor und hinter der Kamera will die Ufa. „Als erstes deutsches Unterhaltungsunternehmen“ verpflichtet sich die Fernsehproduktionsfirma, eine der größten im Lande, dazu: „Bis Ende 2024 soll Diversität unserer Gesellschaft im Gesamtportfolio der Ufa-Programme abgebildet werden“, teilte das Unternehmen gestern mit.
„Einigermaßen gendergerecht“ seien bereits die Dailies, erklärt der Geschäftsführer Joachim Kosack der „Süddeutschen Zeitung“ hinter der Bezahlschranke: „Da ist man gezwungen, divers zu erzählen, sonst gehen die Stoffe aus. […] Aber von den 25 Prozent, die Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind wir auch hier noch weit entfernt.“
Der Regisseur Andres Veiel nennt das im Deutschlandfunk „eine gute Anregung“, mahnt aber auch, dass Kunst provozieren und auch einseitig müsse. „Es geht darum, Gewohntes zu hinterfragen und es geht eben auch durch verstörende Charaktere, die eben nicht ‚korrekt‘ die Vorgaben einer Diversity-Checklist erfüllen.“
Diese Sorge hat Ufa-Chef Nico Hofmann nicht: „Wenn ich generell auf Produktionen der letzten zehn, fünfzehn Jahre sehe, finde ich es erstaunlich, mit welchen Klischees da gearbeitet wurde. Mit welcher Selbstverständlichkeit Sexualität und Gewalt vermischt werden, ohne zu reflektieren, was man damit bewirkt. Das hat sehr viel mit Frauen- und Männerbildern zu tun. Es geht um eine Sensibilisierung. Wenn wir mit Stoffen arbeiten, wollen wir im Hinterkopf behalten, womit wir uns da eigentlich beschäftigen, welche Bilder und welche Rollenbilder wir prägen“, erklärt er der „FAZ“ und schildert, wie das auch Unternehmenskultur und Arbeitsklima verbessere.
Das bekräftigen Kosack und Hofmann nochmal im Interview mit DWDL und schildern auch ihre eigenen Lernprozesse. Kosack: „Unser Geschäft besteht darin, Millionen von Menschen zu unterhalten, an vielen Tagen erreichen unsere Produktionen mehr als 20 Millionen Menschen. Wir schaffen Bilder, deren Wirkung uns bewusst sein muss. In all diesen Produktionen erzählen wir Geschichten von Charakteren. Mit der Auswahl von Geschichten und Charakteren geht bereits die Verantwortung einher, sich damit zu beschäftigen, was ich zeige und was vielleicht fehlt, selbst wenn es unbewusst passiert.“
„Es ist Zeit für eine Quote, weil es ohne die Quote einfach nicht funktioniert“, erklärt Hofmann auf Instagram.
Die „Bild“ hält es in diesem Zusammenhang für wissenswert, dass Hofmann „selbst gerade zur wichtigsten homosexuellen Führungskraft in Deutschland gewählt wurde.

Der österreichische Kinofilm „Einer wie Erika“ erzählt die wahre Geschichte eines vermeintlichen Kärntner Bauernmädels, das zu einem von Österreichs größten Skifahrern wird. Sehenswert findet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ die Koproduktion mit ORF und SWR (die in Deutschland nun Fersnehpremiere hatte): Man hätte daraus „leicht ein süßliches Sportlerkarrieren-Melodram mit Geschlechteridentitätsfragentragik machen können.“
„Leider etwas plakativ“ nennt es dagegen „Der Tagesspiegel“: „An stereotypen Geschlechter-Konstruktionen rüttelt der Film jedenfalls nicht gerade.“ Die Kritik gibt aber nebenbei auch eine Begründung dafür: „Drehbuch (Dirk Kämper) und Inszenierung (Reinhold Bilgeri) stellen typisch männliches Rollenverhalten derart in den Vordergrund, als wäre allein dies schon der eindeutige Beweis für den Irrtum der Hebamme – was ziemlich altbacken wirkt, auch wenn es gewiss in die Vorstellungswelt der 1960er Jahre passt.“
„Vorzüglich gespielt und ausgezeichnet fotografiert“ beschreibt die „Frankfurter Rundschau“ das Drama und beschreibt mit den Worten des Regisseurs, worum es geht. Nämlich eine „Geschichte der Ohnmacht und Hilflosigkeit einer Gesellschaft, die von ihren Tabus entlarvt wird, eine Geschichte von Intoleranz, Vorurteilen und Scheinheiligkeit, ausgetragen auf den Schultern eines Teenagers.“

Mehr als die Hälfte der Absolvent*innen an deutschen Filmhochschulen sind Frauen. Doch viele scheinen irgendwo zwischen Ausbildung und Berufseinstieg „verschütt zu gehen“. Der Deutschlandfunk sprach kurz am Telefon mit der Produzentin Regina Ziegler über ihre Erfahrungen in einer Männerdomäne, die Pläne der Ufa bei der Diversität und den umstrittenen Wettbewerb von Arte für Regisseurinnen.

 

Der Fernsehsender Arte wollte Frauen fördern und schrieb einen Kurzfilmwettbewerb aus. Doch der empört vor allem die, die angesprochen werden sollten: Filmemacherinnen. Schiefgelaufen ist dabei mehr als nur das Motto. Die „Taz“ greift das Thema noch einmal auf und bringt neben vielen Stellungnahmen auch die erste Reaktion des Senders, der sich gesprächsbereit erklärte: Man bedauere, dass die „Intention des Wettbewerbs missverstanden worden“ sei. Das Motto „Unbeschreiblich weiblich“ sei keine thematische Vorgabe, zudem lehne es sich an einen Song von Nina Hagen an, in dem sie die Selbstbestimmtheit von Frauen beschwört. Der Song ist allerdings auch schon mehr als 40 Jahre alt. 

Arte gehört zu den TV-Gewinnern dieses Jahres, schreibt „Medienpolitik“ und sprach mit dem ZDF-IntendantenThomas Bellut, Intendant des ZDF. Der sieht in dem deutsch-französischen Kultursender „mit deutlich über einer Milliarde Videostreams pro Jahr […] schon jetzt eine starke europäische Online-Plattform.“ Die Bedeutung einer europäischen Öffentlichkeit nehme zu, erklärt Bellut, „Arte ist eine länderübergreifend erfolgreiche Medienmarke mit einem einzigartigen Kulturangebot, das vom Publikum sehr geschätzt wird.“
In Zahlen relativiert sich diese Publikumsgunst: 1,1 Prozent des Gesamtpublikums in Deutschland hatte in den vergangenen Jahren den Sender eingeschaltet, im ersten Halbjahr 2020 waren es 1,2 bis 1,3 Prozent – „was einer Steigerung von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht“, so „Medienpolitik“: „In Frankreich stieg der Marktanteil sogar von 2,5 Prozent auf 2,8 Prozent.“ 

„Wie sieht Ihr öffentlich-rechtliches Fernsehen der Zukunft aus?“ Was das Publikum sehen will und wie, wollen das Grimme-Institut, die Bundeszentrale für politische Bildung und das Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie (DIID) der Düsseldorfer Universität wissen. Zuschauer*innen sind aufgerufen, ihre Wünsche und Vorstellungen auf einer Beteiligungsplattform im Internet einbringen und mitdiskutieren. Die Ergebnisse der Diskussion sollen bei einer Tagung Ende Mai 2021 in Düsseldorf besprochen werden.

 

Pandemien, die das Leben der Menschen durcheinanderbringen, gibt es im Film schon seit Jahren. Und tatsächlich können wir aus ihnen etwas für das echte Leben lernen, sagt der Medienwissenschaftler Denis Newiak dem „Weser-Kurier“ und hat auch einige Tipps zum Anschauen.

Über fünf Senioren, die aus dem Altersheim ausbrechen, schrieb der Drehbuchautor Andreas Benz. Prominente Darsteller hatten zugesagt, die Drehorte waren bereits gefunden. Doch dann verunmöglichte die Pandemie die Finanzierung des Films, berichtet das St. Gallener „Tagblatt“ aus der Schweiz. Der Autor liess sich nicht entmutigen, aus dem Filmprojekt wurde ein Roman: „Mission: Weiße Weihnachten“. Keine leichte Aufgabe: „Was ich im Drehbuch visuell umgesetzt hatte, musste ich zurück in die Köpfe der Figuren bringen“, sagt Benz. Dafür erlebte er auch eine neue Freiheit: Er konnte schreiben, was er wollte, ohne Rücksicht darauf, ob sich eine Szene filmisch gut umsetzen lässt.

Pünktlich zum 1. Advent stattet der MDR seine Märchenfilme mit Gebärdensprache aus. Die barrierefreien Märchenfassungen können per Livestream, HbbTV und über die ARD Mediathek abgerufen werden, teilt der Sender mit. 50 Filme seien nun so zu sehen, darunter auch Klassiker wie das „Herz aus Stein“ (der erste Farbfilm der Defa von 1950) und natürlich der tschechische Publikumsliebling „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, die an diesem Wochenende auch gesendet werden.

In Bremen nimmt demnächst ein neues „Tatort“-Team die Ermittlungen auf. Als Appetitanreger hat Radio Bremen ein „trügerisches Making-of“ gedreht, berichtet die „Taz“ und vergleicht das Mockumentary mit dem „ungekrönten König der Gattung“. Da schneidet es gut ab: „Das Publikum soll die neuen Gesichter des Bremer Tatorts kennenlernen, und das selbstironische Format ist dafür gut geeignet: Die sechs jeweils etwa zehn Minuten langen Episoden sind witzig und intelligent geschrieben, und ganz nebenbei geben die Neuen dabei auch ihre Visitenkarten ab. […] Wer einen auch nur halbwegs realistischen Blick hinter die Kulissen einer Fernsehkrimiproduktion erwartet, den dürfte ,How to Tatort‘ enttäuschen. Ganz spielerisch verhandelt die Serie dafür Themen wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Genderpolitik oder auch den Realitätsgehalt von Fernsehkrimis. Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden Tatorte aus Bremen auch so modern, frech und originell erzählt ausfallen.“

 

„An die Erfordernisse des digitalen Binnenmarktes“ will das Bundesjustizministerium das Urheberrecht  anpassen. Unter anderem ist dabei eine „Bagatellschranke“ vorgesehen. Sie soll erlauben, Schnipsel aus Video-, Audio- und Textmaterial auf Online-Plattformen für nichtkommerzielle Zwecke lizenz- und vergütungsfrei zu nutzen – etwa in Memes in den sogenannten Sozialen Medien. Dies stößt nicht nur in anderen Ministerien auf Widerstand, berichtet „heise.de“. Eine Gruppe von 576 Künstlern appelliert nun in einem Brief an die Politik, das Urheberrecht „nicht gegen uns auszuspielen“, berichtet ebenfalls „heise.de“: „Musik bis zu 20 Sekunden, Remixe, Samples – ,alles soll frei nutzbar sein, ohne Lizenz’, wettert die Allianz gegen den Entwurf“, der die Urheberrechtslinie des EU-Parlaments verwässere.
Ähnlich hatten sich auch die Urheber in der Filmbranche geäußert. In ihrer gemeinsamen Stellungnahme zum Referentenentwurf hatten die Berufsverbände Regie, Drehbuch, Szenen- und Kostümbild, Kamera, Schnitt und die AG Dok dies im November als „ein Urheberrecht zweiter Klasse“ bezeichnet: „Der rasante technische Wandel – zu- dem in Zeiten einer verheerenden Pandemie – hat auch in der Medienbranche Gewinner und Verlierer hervorgebracht. Zu den eindeutigen Gewinnern gehören alle verwertenden Teilnehmer der Branche, soweit sie digitale Dienste anbieten. Zu den Verlierer*innen gehören vor allem Diejenigen, die an der Entwicklung- und Herstellung der Film- und Fernsehproduktionen beteiligt sind, allen voran die Urheber*innen, die keine feste Anstellung und somit keine fortlaufenden Einkünfte haben.“

 

Warum zensiert Youtube harmlose Videos? Der WDR-Blog „Digitalistan“ macht eine bedenkliche Schwachstelle im Algorithmus der Videoplattform aus: Dort erreicht der Influencer Rezo nicht selten über eine Million Menschen, „Die Zerstörung der CDU” machte ihn auch einem größeren Publikum, das sonst nicht soviel mit dem Format zu tun hat. In seinem jüngsten Video vom Sonntag lässt sich Rezo nun über Maskenverweigerer aus, die sich nicht an Abstandsregeln halten und offen mit Rechtsradikalen demonstrieren, aber auch über die Zurückhaltung von Behörden und Polizei, die  auf gewalttätige Übergriffe zu verhalten reagieren. In seinen Worten: „Wenn Idioten deine Freiheit und Gesundheit gefährden …“ Das sei zunächst nicht so gut gelaufen, berichtet der Blog: „Wenig überraschend gefiel das Video den Maskenverweigern und Rechten wenig. In Chatgruppen riefen sie dazu auf, das Video bei Youtube zu melden, weil es angeblich gegen die Community-Regeln verstoße – mit Erfolg. Youtube gab das Video kurz nach Erscheinen erst für Personen über 18 Jahren frei. Wer es sehen wollte, musste einen Account haben. Auf mehrere Nachfragen von Usern bei Twitter verwies Youtube auf die Gewaltszenen in dem Video. Erst nach einigen Stunden und nachdem einige Bilder verpixelt wurden, war das Video wieder frei zugänglich.“ Die „Gewaltszenen“, die Youtube beanstandet, stammen aus Nachrichtensendungen, die ebenfalls auf Youtube zu sehen sind – ohne Altersbeschränkung.

Der Begriff „Rechtspopulismus“ greift zu kurz und verharmlost, meint der Soziologe Wilhelm Heitmeyer im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“: „Populismus ist eine definitionslose Hülle. Man kann alles hineinpacken.“ Treffender sei „Autoritärer Nationalradikalismus“: Das „hat drei Bestandteile, und das sind Definitionskerne. Das Autoritäre richtet sich gegen die offene Gesellschaft. Das Nationale betrifft nationalistische Überlegenheitsattitüden einschließlich der Umdeutung deutscher Geschichte. Und das Radikale meint den Umgang mit Minderheiten und mit der politischen Kultur. Dazu gehören die ständigen Tabubrüche als Geschäftsmodell. Das konnte man im Bundestag anlässlich der Debatte um das Infektionsschutzgesetz und bei den damit verbundenen Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen besichtigen. Zudem geht es um das Eindringen in gesellschaftliche Institutionen, um sie zu destabilisieren.“

 

Chancen in der Pandemie. Auch „cinearte“ macht zurzeit Pause für diese Brancheninfos. Darum schreibt Christoph Brandl seine Doku-Kolumne „Das wahre Leben“ solange wieder hier:

Man kennt das Gefühl: im Museum Ludwig hat eine neue Ausstellung eröffnet, über diesen berühmten Maler, dessen Bilder man immer schon mal live sehen wollte. Im historischen Museum läuft endlich mal wieder dieser Stummfilm mit Live-Orchestermusik, den man früher sehr gerne gemocht hat. Auch die Foto-Vernissage in den Deichtorhallen klingt nach einer spannenden Schau, die man auf keinen Fall verpassen möchte.
Man ist dann doch nicht gegangen. Die Zeit fehlte, die Lust und die Energie. Außerdem: Die Bilder des Malers kennt man aus dem Internet, der Film, nun ja, man hat ihn wirklich schon zwei-, dreimal gesehen, und die Fotografien sind gut in der Pressemitteilung beschrieben. Viele beklagen sich zurecht über die Einschränkungen, die sie zur Zeit erfahren. Nicht nur die sozialen Kontakte fehlen, auch der lebendige Genuss von Kunst und Kultur kommt zu kurz. Da fällt auf, dass mehr und mehr kulturelle Einrichtungen die Krise zur Chance machen, überhaupt gesehen zu werden.
Es begann mit Filmfestivals, die komplett online gestellt wurden, es folgten große Kunstmessen, wie die Art Basel und aktuell die Art Cologne, die potenzielle Käufer, Sammler und Neuinteressierte in virtuelle Showrooms mitnahmen.
Das Architekturmuseum der TU München geht nun den Weg in die Virtualität konsequent weiter. Seit 14. Oktober läuft dort die Ausstellung „Die Architekturmaschine – die Rolle des Computers in der Architektur.“ Zunächst war die Schau regulär geöffnet, doch mit dem zweiten Lockdown musste auch dieses Museum seine Türen wieder schließen. Die Ausstellung jedoch ist nicht geschlossen. In weiser Voraussicht hatte man die Eröffnungsrede aufgezeichnet, eine Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin mit „Steadicam“ gefilmt, Interviews mit Protagonisten online gestellt und ins Programm für November und Dezember Zoom-Links zu Talks mit internationalen Architekten und anderen Teilnehmern der Ausstellung eingefügt. Diese Talks sind offen für alle und bieten einen idealen Über- und tiefergehenden Einblick in das Thema der Ausstellung.
Vielleicht sind Computer in der Architektur nicht jedermanns Sache. Doch so umfassend aufbereitet und so interessant und spannend, wie hier davon erzählt wird, von den Anfängen in den 1950er- und 1960er-Jahren bis heute, präsentiert in vier Kapiteln – der Computer als Zeichenmaschine, als Entwurfswerkzeug, als Medium des Geschichtenerzählens und als interaktive Kommunikationsplattform, warum nicht? Allen anderen sei dann, wenn es wieder geht, die physische Ausstellung empfohlen, die gerade bis Juni 2021 verlängert wurde.

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